WAZ-Gruppe ist kein Armenhaus

  • Die WAZ-Gruppe ist kein Armenhaus, die Sparziele kann man auch auf anständige Weise erreichen. Kurz: Die Geschäftsführung der Mediengruppe und deren Eigentümer müssen schnellstens erklären, dass sie auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.
  • Statt gezielt Verunsicherung zu säen unter den Festangestellten, den Freien in den Redaktionen und in anderen Verlagsbereichen, sollen die Verantwortlichen der WAZ-Mediengruppe lieber mit ihren erfahrenen und engagierten Teams ergebnisoffen über Qualitätsverbesserung und Sparmöglichkeiten diskutieren. Der Rat ihrer vielen Experten vor Ort ist unverzichtbar. Ein wüstes Sanierungskonzept von oben birgt die Gefahr weiterer Auflagenverluste.

Das waren die beiden Kernaussagen der gemeinsamen Pressekonferenz vom Deutschen Journalisten- Verband NRW und der dju in ver.di NRW, an der gestern etwa ein Dutzend Medienvertreter teilnahmen.

Die Landesvorsitzenden Helmut Dahlmann (DJV) und Frank Biermann (dju) protestierten gegen den Verlust von Meinungs- und Medienvielfalt im Revier. Sie kündigten Widerstand gegen Sparpläne an, die ohne Not Arbeitsplätze vernichten. Die Kolleginnen und Kollegen wie auch die Gewerkschaften seien aber bereit, an einer konstruktiven und sozialverträglichen Lösung mitzuwirken.

Hier ein Überblick über das Medienecho (wird ständig aktualisiert):

WDR-Hörfunk: Regionalfenster Dortmund (16.31 und 17.31 Uhr) und Essen (16.31)

WDR 5 im Westblick

Kontakter – Der internationale Nachrichtendienst

Kölner Stadt-Anzeiger

Der Westen

WDR-Nachrichten (Als Suchbegriff WAZ eingeben)

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kress.de

Deutschlandfunk

Hier die gemeinsame Presseinformation von DJV und dju

Hier die gemeinsame Presseinformation von DJV und dju vom 12.11.2008

18 Antworten zu “WAZ-Gruppe ist kein Armenhaus”

  1. fiftyruhr sagt:

    Die taz hat ebenfalls berichtet…
    …und auch Horizont.
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    12.11.2008 | 14:30 Uhr
    HORIZONT: WAZ-Mediengruppe plant Zukäufe im Internet
    Frankfurt am Main (ots) – Die Essener WAZ-Mediengruppe will ihre Position im Netz stärken. Hierfür geht Online-Chefin Katharina Borchert ein Thema an, das der Zeitungsriese bisher komplett vernachlässigt hat: Akquisitionen im Online-Segment. „Wir müssen selbstverständlich über Zukäufe nachdenken. Hierbei orientieren wir uns stark an unseren Kernkompetenzen“, verrät Borchert gegenüber HORIZONT – Fachzeitung für Marketing, Werbung und Medien (Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main). Zudem will sie die bestehenden WAZ-Marken im Internet stärken. Potenzial für Wachstum im Web sieht sie unter anderem bei zahlreichen Zeitschriftentiteln des Verlags.“ …
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    Auch „DerWesten“ solle kräftig ausgebaut werden, heißt es weiter. Unter anderem stehe der Relaunch des Video-Bereichs an.: „Um das Bewegtbildangebot inhaltlich auszubauen, werden vor allem im Lokalen künftig mehr Printredakteure im Umgang mit der Kamera geschult.“ Zudem werde voraussichtlich in vier bis sechs Wochen eine Handy-Version von „Der Westen“ starten.

  2. fiftyruhr sagt:

    … ach ja, der Horizont-Artikel endet so:
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    Von den geplanten Umstrukturierungen der Print-Redaktionen in NRW ist „DerWesten“ indirekt betroffen, da das Portal sehr stark von der lokalen Kompetenz der Tageszeitungen lebt. Dennoch sieht Borchert die Veränderungen in erster Linie als Chance: „Man kann über Formen der Zusammenarbeit zwischen Print und Online neu nachdenken und die crossmedialen Workflows erheblich verbessern.“

  3. zeilenschinder sagt:

    Ein Zukauf von zukunftsträchtigen Online-Segmenten ist sicherlich sinnvoll, siehe Holtzbrinck (Artikel im, ich glaube, vorletzten „journalist“). Geld ist ja da – bloß nicht hier.

    Aber wie denkt sich denn die Frau Borchert das lokale Video-Angebot? Es wird demnächst voraussichtlich weniger Lokalredakteure geben, allein schon durch Pensionierungen und Einstellungsstopp (von dem Rest, der da noch kommt, gar nicht zu reden). Nahezu alle Lokalredakteure arbeiten bereits an ihrer obersten Belastungsgrenze. Demnächst arbeiten sie dann wohl auch noch in vielen Städten für zwei Titel und bedienen bei wichtigen Ereignissen zwei Mantelredaktionen, so es da noch Vielfalt gibt; zumindest aber eine. Online machen sie täglich noch gratis obendrauf.

    Und jetzt sollen sie auch noch mit der Videokamera – ja was sollen sie damit denn eigentlich machen? Einen Clip vom großen Unfall, einer PK oder einem Volksfest drehen, schneiden, aufbereiten, auf rund 2 Minuten komprimieren, so ganz nebenher? In welcher Zeit denn? Alles nebenher? Mit welcher Qualifikation? Auf welcher Tarifgrundlage? Will derwesten.de wirklich Videos einstellen, die dem Niveau eines Videos einer privaten 60.-Geburtstags-Party entsprechen (ich gehe da mal von mir aus, denn bessere Videos kann ich nicht, und selbst diese Wackelbild-Filmchen dauern verdammt lange, bis sie fertig sind).

    Lokalredaktionen haben überhaupt nichts gegen Videoclips. Schickt uns einen darin gut ausgebildeten Kollegen vom Westen, wir nehmen ihn gern zu wichtigen Ereignissen mit.

  4. Katharina Borchert sagt:

    @Zeilenschinder Ich habe genau aus oben genannten Gründen auch nie gesagt, dass plötzlich jeder Lokalredakteur noch „mal eben so“ Video nebenher machen soll. Und ich warne auch weiterhin vor solchen Unternehmungen. Ich glaube, das Pilotprojekt mit fünf Lokalredaktionen hat sehr deutlich gezeigt, dass wir an Video interessierte und dafür talentierte Lokalredakteure haben, aber dass sich das eben nicht so nebenbei machen lässt.
    Und ja, die Nutzer erwarten von uns zurecht mehr als Wackelbilder. Daher hoffe ich ja sehr, dass wir jetzt die Chance nutzen, das Thema in eine taugliche Struktur zu bringen und es nicht bloß irgendwie noch obendrauf zu satteln.

  5. westallz sagt:

    @Katharina Borchert
    Wenn Sie unsere lokale Kompetenz nutzen wollen, machen Sie doch bitte auf der Management-Ebene deutlich, dass ein erweitertes Arbeitsfeld und gleichzeitiger Arbeitsplatz-Abbau nicht zusammenpassen. Vielleicht finden wir ja wenigstens in Ihnen eine Fürsprecherin, die sich für den lokalen Bereich einsetzt oder zumindest dafür interessiert.

  6. susi sagt:

    Na, ob die WAZ wirklich kein Armenhaus ist?
    Den jüngsten Vorstoß der Onlien-Chefredakteurin kann ich zumindest nicht als reich an Sensibilität bezeichnen.
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    Ich kenne bereits mehrfach geschulte Video-Redakteure, die sind für ein normales 90 bis 120 Sekunden-Feature rund 90 bis 120 Minuten in der Post-Produktion beschäftigt. Zusätzlich zu ihrem auch sonst nicht gerade dünnen Lastenheft.
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    Ich kenne die Arbeitsgeräte und kann nur sagen: Seminprofessionalität, wohin man blickt. Manch ambitionierter Hobby-Filmer hätte diese Ausrüstung schon vor zwei Jahren abgegeben.
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    Es laufen zwar Schulungs-Gespräche, doch richtig geschult sind die engagierten Mitarbeiter auch nach dem zweiten Mal noch nicht. Und das liegt nicht an ihnen, sondern an der typischen Art des Hauses: autodidaktisch geht eben nicht.
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    Selbst wenn wie bei der „Hugo“-Schulung, das ist ein Tool zur Online-Produktion a la WAZ, ein ganzer Arbeitstag nebst Moderator angesetzt wurde, war die Schulung zu 40 Prozent ein Schlag ins Wasser: Teile von Hugo waren gar nicht zum Üben scharf geschaltet worden bzw. man bastelte an der Software herum. „Das andere lernt ihr dann in den Redaktionen in der täglichen Arbeit – ihr habt ja das Handbuch“, riet man uns.
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    Sparen, sparen, sparen – irgendwann spart man sich kaputt. Wie arm.

  7. Hans Lassmann sagt:

    Ergebnissoffen und konstruktiv diskutieren? Ja, gerne! Schließlich mache ich das auch täglich an meinem Arbeitsplatz.
    Aber das läuft zurzeit gar nicht, lief auch in der Vergangenheit nie richtig – erinnert sei nur an die wenig erfolgreichen Versuche des früheren WAZ-Chefredakteurs Uwe Knüpfer zum damaligen 2. Relaunch (2spaltiger Kasten auf der WAZ 1, der gar kein Kasten war, irre, nicht?).
    Aber so eine Kultur muss wachsen bzw. wiederbelebt werden.
    Schauen Sie sich doch mal andere Häuser an. Häuser, denen die Leser nicht weglaufen.

    Neues darf nicht nur in Quali-Runden hinter verschlossenen Türen verhackstückt werden. Jeder, der einen Beitrag leisten will, muss mittun dürfen.

    Ansonsten wird aus der WAZ ein Armenhaus – ein geistiges Armenhaus, in dem es nur wenige Vordenker-Eliten gibt und ansonsten Zeilen-, Video und Fotostreckenschinder.

    Eins noch: Ich kenne Kollegen, sehr gute Kollegen, exellente Kollegen, die sehen sich bereits nach Alternativen um. Sie sind den Kurs des Ulrich Reitz und seiner „Führungs“-Stewards leid und wollen den Tanker WAZ verlassen. Es wäre ein herber Verlust, wenn sie gingen.

  8. Berechnend sagt:

    Rechnen wir’s doch mal nüchtern durch:
    4 Milliarden Euro Vermögen auf Verlegerseite, konservativ angelegt mit 5 Prozent.
    Das macht ….. ratter….ratter…..200 Millionen Euro pro Jahr Verzinsung
    Verteilt auf zwei Verlegerstämme…..ratter….ratter…..100 Millionen pro Jahr
    Bei Funcke geteilt durch 4 macht…. ratter….ratter…25 Millionen
    Bei Brosts geteilt durch 1 macht ….ratter…. ratter…..100 Millionen. Vor Steuern, versteht sich.
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    Halten wir fest: Fünf Prozent der jährlichen Zinsen (200 Mio) auf das in 35 Jahren WAZ-Gruppe/60 Jahren WAZ von den Kolleginnen und Kollegen der Redaktionen mit erwirtschaftete Verlegervermögen reichte aus, um ein Jahr lang Massenentlassungen abzuwenden (wenn die 10 Mio Minus stimmen, die uns der Personalchef vorgerechnet hat). Und sie würden noch Steuern sparen!
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    Wäre ihnen das der soziale Friede im Ruhrgebiet nicht Wert, Frau Schubries, Frau Brost, Familie Grotkamp und Familie Holthoff-Pförtner? Wie wollen Sie noch bei der Caritas, vor Gericht oder andernorts gesellschaftlich akzeptiert werden, wenn sie die Strafen, die ihnen die Basis bereitet haben, bis 2002 richtige unternehmerische Entscheidungen zu treffen?
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    Es wäre doch schade, wenn die WAZ-Redaktionen in ihrem sang- und klanglos verstrichenen 60. Jubiläumsjahr – wissen Sie noch, zum 50. haben wir bei Schnitzel und Kartoffelsalat noch zusammen mit Paulchen Kuhn wie eine richtige Familie in der Gruga gefeiert? – zum Zentrum sozialer Unruhen werden würden.
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    PS: Den WAZ-Gruppen-Sticker zum 50. Jubiläum, den ich mir damals stolz ans Revers geheftet hatte, ich habe ihn immer noch. Und ich würde ihn gerne irgendwann wieder mit Stolz tragen wollen.

  9. Markus Hündgen sagt:

    @susi

    Eben diese Ergebnisse hat das Projekt mit den fünf freiwilligen Lokalredaktionen ergeben: Mal eben „Video“ draufsatteln funktioniert bei den jetzigen Strukturen nicht, die Integration der eigenen Video-Produktion in den eigenen Arbeitsalltag ist so nicht möglich. An dieser Stelle würde auch keine bessere Ausstattung helfen. Und an Schulungen (manche Redakteure haben 14 Tage in Anspruch genommen) und Support (rund um die Uhr) hat es keinesfalls gemangelt.

    Von daher macht es für die Zukunft deutlich mehr Sinn, multimediale Spezialisten in den Redaktionen zu haben. Damit die Print-Produktion nicht darunter leidet.

  10. köbes funke sagt:

    Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Redakteure so naiv sind zu glauben, unsere Familien könnten aus ihren Zinserträgen verlustreiche Zeitungen subventionieren. Verluste müssen beseitigt und nicht durch Erträge an anderer Stelle ausgeglichen werden. Vermögen muss wachsen, sonst sind am Ende auch wir Verleger so arm dran wie Journalisten.

  11. Berechnend sagt:

    @köbes funke
    Ah, da spricht also der nüchterne Kaufmann Funke, der – im Gegensatz zum Verleger Erich Brost – nur an Zahlen und Reibach dachte. Da sage ich nur: Soziale Gerechtigkeit und Teilhabe an dem von uns mit erwirtschaftenen Mehrwert fordern wir ein. Sonst fliegt der WAZ-Gruppe blad das Blech weg.
    Der Imageschaden durch Reitz und Hombach, Nienhaus und Lenzer ist doch schon jetzt gigantisch.
    Merkt man das im Essener Elfenbeinturm noch nicht? Na, dann wartet mal ab, was noch kommt und bestellt euch von den „Erträgen“ schon mal neue Dienstwagen.
    Wie wärs mit dem hier:
    http://www.audi.de/audi/de/de2/neuwagen/sonderfahrzeuge/sonderschutz.html
    Nee, iss nur Spass…

  12. Es sagte sagt:

    Die WAZ ist kein Armenhaus? Doch, dieser Chefredakteur-Schauspieler legt mit jedem Nachschub ein neues Armutszeugnis über seine Führungsqualtitäten ab. So auch im Kressreport. Dieses „Magazin“ hat noch nicht einmal den Anstand, die andere Seite zu hören.
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    Außerdem hat Reitz die dpa angelogen, da er kurz vor seinem Interview den Kolleginnen und Kollegen noch etwas ganz anderes um die Ohren gehauen hatte – Oder leidet er nur an selbstgefälliger, egomanischer Reitz-Überflutung?
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    Ein solches Verhalten, die Lügerei, würden wir gemäß unseres Auftrages als „4. Macht im Staat“ jedem Polit-Fürsten in Bund, Land, und im Lokalen ebenso um die Ohren hauen, wie jedem Sportfunktionär und Trainer.
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    Meine Güte, wie arm ist dieser Mann?

  13. Rettungsschirm sagt:

    Wie wär’s denn, wenn Hombach und Niehaus, die beiden Job-Killer in spe, ihre Kontakte zu Rüttgers und Merkel aktivieren und für die 300 voraussichtlich von Kündigung betroffenen Kollegen einen Rettungsschirm einfordern, bevor es zu einer „wirtschaftlichen Katastrophe“ der WAZ-Gruppe (wie es in einem Schreiben der GGF an Müntefering steht) kommt.

    Was Opel kann….
    …und Reitz für richtig hält….

  14. Blattspinat sagt:

    @ Rettungsschirm: Keine ganz neue Idee, die Merkel um Beistand zu bitten.
    Ich fürchte, das Gegenteil wird der Fall sein. Zigtausend bedrohte Arbeitsplätze bei Opel (demnnächst Ford und so weiter) kommen der WAZ-Führung gelegen. Was sind dagegen 300 lächerliche Redakteursstellen? Peanuts. Weg damit.

  15. susi sagt:

    @Blattspinat
    Über Peanuts sind schon ganz andere gestolpert. Frag mal Hilmar Kopper von der Detuschen Bank…
    „Was das Bagatellisieren von Katastrophen betrifft….“
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0610/none/0114/index.html

  16. köbes funke sagt:

    Wie man aus Bänker-Kreisen hört, ist die WAZ-Gruppe doch ärmer als vermutet. Die Banken, mit denen die Geschäftsleitung und die Eigentümerfamilien bisher zusammengearbeitet haben, sollen durch Spekulationsgeschäfte und die Entwicklung in USA hohe Verluste eingefahren haben. Davon sollen auch die WAZ-Gelder in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Genaues wird man aber wohl nie erfahren.

  17. paulchen sagt:

    Feuert Reitz und Co., dann spart Ihr genug Geld…