Kampf ums Lokale geht weiter

Wie erwartet hat der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, Bodo Hombach, auf der Betriebsversammlung der vier Zeitungshäuser WAZ, NRZ, WR und WP sowie in einer anschließenden Pressekonferenz erklärt: Die Personalmaßnahme ist abgeschlossen, ganz ohne betriebsbedingte Kündigungen. 287 Arbeitsplätze wurden bereits bzw. werden nach Auslaufen von Altersteilzeit-Verträgen abgebaut. Damit sei das Sparziel im redaktionellen Bereich erreicht: „Dieses Ding ist gelaufen“. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz gab bekannt, dass die WAZ-Redaktion Vest (Recklinghausen) nicht dichtgemacht wird.

Gute Nachrichten also. Trotzdem kann von Entwarnung eigentlich keine Rede sein. Im Gegenteil: Der Kampf um das Lokale geht weiter.

Obwohl Bodo Hombach beteuerte, die „Kernkompetenz lokaler und regionaler Journalismus“ habe oberste Priorität, wurden die Folgen der strukturellen Änderungen bei den NRW-Zeitungen des Medienhauses deutlich: In den dezimierten Lokalredaktionen herrscht „extreme Arbeitsüberlastung“, wie die Betriebsräte in der Pressekonferenz berichteten.

Aus der Sicht der Gewerkschaften sind auf Dauer sowohl die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen vor Ort in Gefahr als auch die Qualität der Produkte. Verschärfen wird sich die Situation absehbar noch, wenn die Altersteilzeitler vertragsgemäß ausscheiden. Sprich: Es kann nicht so bleiben.

Die Gewerkschaften bitten alle Kolleginnen und Kollegen, ihre Arbeitsbelastung, Mehraufgaben usw. sowie organisatorische Probleme zu dokumentieren und an die Betriebsräte zu melden. In einem „Monitoring“-Verfahren sollen ja die Folgen der Einsparungen beobachtet werden. Bodo Hombach versprach durchaus „Nachjustierungen“, allerdings nur innerhalb des Kostenrahmens.

Gefordert wurden auch Perspektiven für guten Nachwuchs. Bodo Hombach blieb hier vage, ließ aber zumindest erkennen, dass er Nachwuchs-Förderung auch wichtig findet.

Die WAZ-Gruppe wird auch andere Konzernbereiche mit Sparmaßnahmen überziehen (z.B. Aufgabe der Geschäftsstellen). „Auch der Verlag leistet seinen Beitrag“, erklärte Bodo Hombach. Inzwischen gebe es auch Vertriebsvereinbarungen zwischen der WAZ-Gruppe und den Nachbarverlagen. Im Klartext: Auch bei den Zustellern drohen kräftige Einschnitte.

449 Antworten zu “Kampf ums Lokale geht weiter”

  1. regio969 sagt:

    Die WAZ von heute – ein Musterbeispiel für eine Zeitung, deren Chefredakteur glaubt, bestimmen zu können, was für die Leser wichtig ist, was sie zu interessieren hat.
    Dem Thema Obama widmet das Blatt einen Aufmacher in Überlänge plus 3 Seiten!!! Das ist – nicht nur für eine Regionalzeitung – völlig daneben.
    Reitz hat eben kein Feeling für die Befindlichkeit seiner Leser und er hat auch kein Interesse an den Themen, die in einer Regionalzeitung oben auf der Agenda stehen müssten.
    Deshalb vor allen Dingen rauscht die Auflage so gnadenlos in den Keller, deshalb sorgen die Gesellschafter hoffentlich dafür, dass der ersten Amtszeit von Reitz (2005 bis 2010) keine zweite folgt. Dr. Schumann kann sein Versprechen – „Wenn er versucht, hier eine Ruhrgebiets-FAZ zu machen, werfe ich ihn raus“ – leider nicht mehr wahr machen.

  2. Hans Lassmann sagt:

    @regio969
    Aber vielleicht haben ja Frau Brost bzw. ihre Enkel und die Funkes (Petra und Günter Grotkamp, Klaus und Renate Schubries sowie die Holthoff-Pförtners) ja irgendwann mal genug von den Potemkinschen Dörfern a la Content-Desk, die Hoffnung auf einen point of (Auflagen-)return und zusätzliche Einnahmen machen sollen, und dem puren Aktionismus, mit dem die WAZ-Gruppe überzogen wird. Letzteres mutet an wie wildes Gerudere im Kreis und soll wohl nur verdecken, dass die CR im luftleeren Raum agieren.
    Nebelkerzen zur Verschleiterung werden überall gezündet: Schon ein Jahr nach der feindlichen Übernahme durch Reitz wurden Erklärungen dafür gesucht, warum die Auflage schneller wegsackte als noch unter Knüpfer. Die Ausrede war schnell zusammengezimmert und stützte sich auf die wenig belastbare ad-hoc-Umfrage, die Klümper bei den Lokalchefs in Auftrag gegeben hatte: Ich sage nur demografischer Wandel.
    Damit wurde der GGF und den Gesellschaftern Sand in die Augen gestreut und der Grundstein für einen Rückbau der WAZ-Strukturen gelegt: Abbruch der Geschäftsstellen, betriebsbedingte Kündigungen in diesem Bereich (jawohl, Märchenonkel Hombach: Sie kündigen sehr wohl betriebsbedingt!) und bei der KG. Verlagerungen von kaufmännischen Abteilungen nach Erfurt ohne nachvollziehbare Gründe zeigen, dass Sie auf dem Vulkan tanzen.

  3. Oh, Bama sagt:

    @regio969
    Sehr gut erkannt: Eine Seite hätte vom professionellen journalistischen Standunkt ausgereicht. Aber was soll ein CR machen, wenn er – trotz 86 Content-Desk-Redakteuren – sonst keine eigenen Story-Pfeile im Köcher hat.
    Ein Wort zum Content-Desk: Ja, 86 – ist einer dazugekommen, der Lokal nicht mehr passte. Anstatt ihn dort hin zu setzen, wo es Sinn macht – in einer der vielen unterbesetzen Lokalredaktion – wird er in Essen on top als Koordinator geparkt.
    Die Aktion verläuft natürlich heimlich, still und leise. Personalien werden ja schon lange nicht mehr kommuniziert. Getreu dem Motto: Schnauze halten, arbeiten!

  4. Falscher Film sagt:

    @Hans Lassmann
    Die betriebsbedingten Kündigungen wurden den Mitarbeitern/innen der MSG zum 30.09.09 zugestellt. Wie sollen die Schließungen der Geschäftsstellen und LeserLäden sonst auch funktionieren. Ab 01.02.2010 wird es nur noch 10 geben und bei denen wird dann ab 04/10 neu entschieden welche noch geschlossen werden. Wenn es dann bei mir soweit sein wird, werde ich der WAZ keine Träne mehr nachweinen. Z.Zt. fühle ich mich wie auf einem sinkenden Schiff wo kopflos mal in die eine, mal in die andere Richtung gerannt wird. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die LeserLäden sehr schön und teuer umgebaut und mit viel TammTamm eröffnet. Schulungen für die Mitarbeiter/innen in noch mehr Service und Kundenfreundlichkeit. Es wurde von den Kunden auch sehr gut angenommen. Uns sollte WAZ-Dialog auch entlasten (die Tel.-Gespräche wurden aus den Geschäftsstellen direkt umgeleitet, merkte der Kunde auch erst nicht). Kürzlich wurde uns das auf der Betriebsversammlung noch vorgeworfen, dass wir ja nicht mehr so viele Tel.-Gespräche haben. Was ja mit ein Grund ist, dass wir überflüssig werden. Es ist ziemlich schwierig geworden guten Service zu bieten, wenn einem die direkten Ansprechpartner fehlen. Alles wird in den Computer eingegeben in der Hoffnung, dass es jemand bearbeitet. Dabei kann es passieren, dass der Kunde mehrfach kommt, weil nichts passiert ist. Und jetzt werden dem Kunden die letzten kompetenten Ansprechpartner genommen, die sich immer bemüht haben ihm zu helfen. Denn die „Agenturen und Service-Points“ sind jetzt schon überfordert und der Kunde wird im Regen gelassen. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Kunden vergrault werden sollen. Letztes gutes Beispiel ist die neue Aussetzervergütung. Jetzt werden dem Kunden die ersten 3 Tage nicht mehr vergütet, wenn er urlaubsbedingt seine Zeitung abbestellt. Die Kunden sind so erbost darüber, dass es schon viele Kündigungen gegeben hat. Vielleicht hat derjenige auch noch einen Bonus für diese grandiose Idee bekommen. Dann noch die hohe Preiserhöhung zum 01.04.09. So kommt eins zum anderen.

  5. Vertriebler sagt:

    @Hans Lassmann
    Nicht nur die Chefredakteure rudern im Kreis. Auch die Vertriebschefs und die Anzeigenchefs sind an diesem Punkt angekommen. Immer weniger Leute – auch bei den Anzeigenleuten – sorgen für Umsatzrückgänge, weil das Feld gar nicht mehr beackert werden kann. Dazu die Kanibalisierung durch Anzeigenblätter, die den vier Titeln mit dem Argument „haushaltsdecken“ die Anzeigen wegnehmen. Und dann noch die Video-Offensive, bei der Werbe-Clips den Filmchen vorgeschaltet werden. Auch das wird Print wieder in die Miesen ziehen, während Der Westen mit Leistungen von Print-Redakteuren Umsätze abzieht.
    @falscher film
    Als Vertriebler kann ich nur sagen, dass die Treppe mal von oben nach unten gekehrt werden müsste.
    @regio969
    Die Ruhrgebiets FAZ wird’s nie geben, doch was die einstmals starke und angesehene lokal verwurzelte Regionalzeitung WAZ samt ihrer Schwestern einmal sein will, die Frage haben Hombach, Nienhaus und Reitz vor lauter Spielplätzen und Baustellen und Sparkonzepte noch nicht beantwortet. Dieses Gewurstel kann so nicht weitergehen. Quo vadis?

  6. falsch! sagt:

    @Vertriebler
    Das hängt mit den Einflüsterern in unserem Konzern zusammen.
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    Da kommt einer und sagt: Lass und einen Truck kaufen und mit Geld um uns werfen, ich werde dafür sorgen, dass wir tausende neue Abos bekommen. Und er durfte.
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    Da kommt einer und sagt: Ich kenne da eine, die kennt sich im Internet aus. Mit der können wir das wichtigste Regionalportal machen, das es gibt und es wird richtig Geld in die Kasse bringen. Und sie durfte.
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    Da kommt einer und sagt: Lass und die Mäntel zusammenlegen, richtig Kohle sparen und den besten Regionalteil der ganzen Welt machen. Und auch er durfte.
    .
    Hat vielleicht noch einer eine zweifelhafte Vision, die er oben loswerden will? Und wo bleibt die Konsequenz dafür, dass die Kohle ohne Abos verpufft ist, dass dieses Regionalportal für den A ist, Miese verzeichnet und Abos kostet und dafür dass die Zeitung jetzt schlechter als vorher ist und die Leser weglaufen? Die Leute hatten ihre Vision, sie hat nicht geklappt. Wo bleibt die Konsequenz?

  7. Miete sagt:

    Ob es Schließungen von Redaktionen oder Geschäftsstellen sind, Kosten werden über Jahre nicht gespart, denn die Mieten der Räumlichkeiten gehen weiter. Es sei denn, man findet jemand, der den Mietvertrag fortsetzt. Bis jetzt ist es jedenfalls nicht gelungen zahlungskräftige Folgepächter zu finden. Das eigene Geschäftsgebaren der letzten Jahre verhindert es. Die WAZ-Mediengruppe hatte stets versucht langfristige Mietverträge ( teilweise bis zu 15 Jahren ) abzuschließen, um den Preis zu drücken, den Eindruck außerdem zu erwecken ein seriöser, verläßlicher Mieter zu sein.
    Das wird jetzt zum Verhängnis. Um so mehr, als man in den meisten Fällen die Immobilie ziemlich bwirtschaftete. Auf diesem Sektor gibt es minimale Kosteneinsparung. Als Bodo Hombach in der Betriebsversammlung der Zeitungstitel behauptete, dass die Geschäftsstellen teilweise mehr kosten, als Redaktionen bedeutete dies: Entweder er hat die Unwahrheit gesagt oder seine falsche Geschäftspolitik eingestanden. Wahrscheinlich trifft beides zu!

  8. flying kangaroo sagt:

    @ Falscher Film : 100% Zustimmung !!

  9. […] Webvideo-Inhalte zu nutzen. Was jedoch teilweise umstritten ist – wie man beispielsweise in der Diskussion bei Medienmoral NRW sehen […]

  10. hahahaha sagt:

    Der Videopunk verlässt den Westen? Och, so schade, aber auch. Was hat er tolle Blogs geschrieben. Und was hatte er eine wahnsinnige Resonanz darauf. Was hat er nicht alles gemacht oder auch nicht gemacht. Tja, fehlt jetzt vielleicht die schützende Hand…

  11. Michael Ballhouse sagt:

    Wenn Markus Hündgen nun geht, ist das ein Schlag, denn er hatte von der Arbeitsleistung her gesehen drei Stellen ausgefüllt. Es gibt aber auch Hoffnung: Hoffnung auf einen Neuanfang nach Borchert, Hündgen und Co. Denn es gibt noch mehr, die gehen.

    Was die flippigen Kameras angeht, so kann man das kaum Schulung nennen, was da ab dieser Woche angeboten werden soll: Ein Schnuppern ist das bestenfalls.

    Geschnitten werden soll ja in Essen, an einem Dutzend Arbeitsplätzen – wer besetzt die denn? Gibt es dafür neue Stellen, oder machen das auch Freiwillige von DerWesten.de?

    Und überhaupt: Wer guckt schon einen in einen DerWesten-Text eingebauten, zum Artikel gehörenden O-Ton, bei dem der erstmal 15 Sekunden unabklickbare Werbetrailer vorneweglaufen.

    Mal sehen, ob das Ding nicht genau so floppt wie anderes….

  12. Wazzens sagt:

    Übrigens läuft die 150 €-Werbeoffensive in den noch Kampfgebieten zum Monatsende Oktober aus. Noch gibt’s 150, dann nur noch 100 und am Monatsende gar nur noch 50 € Wechselprämie. Da war dann sicherlich eine nachhaltige Werbeaktion… Und für die Zukunft unterbietet man das Angebot der Ippen-Werber (da sind 65 € Prämien aufwärts üblich). Ist ja nicht schlimm. Dafür bietet man ja ein teureres Premiumprodukt mit weniger Seiten….

  13. hahahaha sagt:

    @Michael Ballhouse
    Drei Stellen, ich lach‘ mich schlapp.

  14. Medienmoral sagt:

    mehr zum Weggang von Markus Hündgen aka Videopunk hier
    http://meedia.de/nc/details-topstory/article/derwestende–videopunk-hndgen-geht_100023874.html
    http://videopunk.posterous.com/auf-zu-neuen-ufern
    mit freundlichen Grüßen, medienmoral-nrw.de

  15. […] Ideen einfach nicht verstehen und geschweige denn dafür bezahlen wollen — aber wenn ich mir diese Debatte zwischen Borchert, Hündgen und ziemlich vielen anscheinend gefrusteten WAZlern anschaue, dann […]

  16. wicht sagt:

    Es ist ja verständlich, dass hier bei vielen der Frust regiert. Aber das ist kein Grund, dem „Gegner“ das Wort im Mund zu verdrehen. In ihrem Statement oben hat Katharina Borchert nicht behauptet, die DerWesten-Redakteure würden nach Tarif bezahlt. Sie schreibt lediglich, dass sie nicht unter Tarif bezahlt werden. Das stimmt. Allerdings fehlen einige tarifliche Leistungen, wie etwa die sehr wichtige Presseversorgung.

    Auch sollte man, wenn man von Redakteuren spricht, auch mal erwägen, in den Verträgen „Redakteur“ zu schreiben, statt „Content Manager“. Die Belegschaft bei DerWesten ist sicherlich billiger als die bei den Printtiteln. Das liegt aber wohl auch an der Altersstruktur.

    Bei DerWesten sitzen viele motivierte Kollegen, die im übrigen auch gerne mehr tun würden als Printtexte zu verwalten. Dass sie das oft nicht können, liegt aber daran, dass die Texte in einem Zustand angeliefert werden, der nicht tragbar ist. Da muss bebildert, umgeschrieben und formatiert werden… Das kostet wertvolle Zeit und sorgt nicht unbedingt für Freude an der Arbeit. Man hat schließlich mal Journalist gelernt und muss sich jetzt damit plagen, dass Kollegen ihre Texte nicht in ansehnlicher Form online stellen.

    Ich will das gar nicht als Vorwurf gegen die Print-Kollegen verstanden wissen. Es liegt am System. Natürlich gibt es bei den Zeitungen Kollegen, die einfach zu borniert sind, um ihre Texte so online zu stellen, wie es ihnen schon oft gesagt wurde. Andere haben keine Zeit oder können es nicht, weil die Schulung zu lange her ist. Aber: Bitte denkt immer daran, dass am anderen Ende der Internet-Leitung auch Kollegen sitzen, deren Lebensinhalt es nicht ist, Bilder in eure Texte zu bauen und Vorspänne umzuschreiben. Wir kommen nicht weiter, wenn wir gegeneinader arbeiten.

    Die Angst vor den Flips finde ich lächerlich. Einfach mal ausprobieren und merken, dass die Dinger gar nicht so schlecht sind. Und: Ist es eigentlich so schlimm, bei seiner Arbeit etwas zu lernen? Etwas, das einem bei einem Jobwechsel vielleicht nützlich sein kann? Wer geht denn davon aus, dass er die nächsten 30 Jahre exakt die selbe Tätigkeit ausführen wird? Mein Gott!

    Was die Sache mit dem Betriebsrat bei DerWesten angeht: Da muss allein schon deshalb einer her, weil im BetrVG steht, dass Betriebe ab einer bestimmten Größe einen gründen. Und wer weiß, wo dieser Konzern noch hinschippert. Da helfen dann auch keine schnellen Gespräche im Chefzimmer. Arbeitsrechtlich kann nur der BR für die Arbeitnehmer sprechen.

    Angeblich soll ja sogar einer gegründet werden – komisch nur, dass man das immer nur gerüchteweise hört. Kann da ein BR bitte mal etwas Konkretes verraten?

  17. Unbeteiligter Online-Medienheini sagt:

    Die lokalen Tageszeitsredakteure sollten endlich mal auf hören zu jammern, anfangen zu arbeiten und sich mal freiwillig weiterentwickeln. In jedem Bundesland, in jeder Stadt immer der Scheiß. Mann, Mann, Mann!

    Sie verdienen dank Tarifvertrag im Verhältnis zur Leistung so weit über dem momentanen Niveau, dass allen klar sein muss, dass diese Zeit vorbeit ist. Und daher sollten Sie die eigenen Online-Plattformen ohne Zusatzgeld oder was auch immer unterstützen bis zur völligen Erschöpfung. Fertig, aus! Vielleicht geht dann da noch was.

    Dass online der Erfolg nicht über Nacht und ohne große Investitionen kommt, ist jedem Kenner klar. Und dass die Verlagsmanager zumeist auch keine Ahnung haben, auch. Non-Onliner wissen gar nicht, wie weit Verlage eigentlich denken müssten, um ihre Marke langfristig zu retten. Da sind die momentanen Strategien ja nur die Spitze des Eisbergs.

    Ich glaube daher, dass die gute Online-Chefin zu früh sehr gute Zahlen präsentieren musste, um auch weiterhin genug Budget zu bekommen. Und das geht nur mit den üblichen Tricks. Games, Bildershows und so. Das wird bei Spiegelonline wohl etwas anders sein. Web-Videos sind jedoch überbewertet. Eine Fotokamera sollte da eigentlich langen.

    Na ja, egal, vielleicht kommt ja der Staat/Steuerzahler für die Verfehlungen der Verlage auf und erhält damit das Niveau. Ansonsten kommt halt Hartz IV.

  18. Alter Kollege sagt:

    @Unbeteiligter Online-Medienheini „…unterstützen bis zur völligen Erschöpfung.“
    Junge, Du nimmst eindeutig die falschen Drogen.
    „Fertig, aus!“
    Eben. Spätestens mit 45.

  19. Unbeteiligter Online-Medienheini sagt:

    Nene, die richtigen 😉

    Im Ernst: Sollte nur zugegebenermaßen rhetorisch schwachbrünstig den Ernst der Lage kennzeichen, dass alle an einem Strang ziehen müssen.

  20. Zahlendreher sagt:

    Die Kommentare hier haben mich gerade an ein sehr treffendes Zitat erinnert:

    „Journalisten sind die Bergleute des 21. Jahrhunderts“

    Ich finde die Parallelen wirklich frappierend!

    (Quelle: http://twitter.com/off_the_record/status/4730406519)

  21. Katharina Borchert sagt:

    Die Online-Kollegen recherchieren selbstverständlich auch eigene Geschichten, die in letzter Zeit auch immer häufiger von Print übernommen werden. Dass das hier nicht bekannt ist, spricht allerdings Bände.

  22. […] WAZ Protestblog » Blog Archive » Kampf ums Lokale geht weiter […]

  23. petriheil sagt:

    Aber, aber. Frau Borchert. Wie immer muss es im Internet ja nicht so genau sein. Wie definieren Sie „immer häufiger“ von Print übernommen? Sie meinen die knapp 50 Texte insgesamt im Jahr, die auf Aktionen im Westen verweisen?
    .
    So sehr wünsche ich mir mal eine saubere betriebswirtschaftliche Rechnung: Nämlich, dass Arbeitszeit und -leistung all dieser unwilligen und faulen Printredakteure dem Westen in Rechnung gestellt werden. So wie es betriebswirtschaftlicher Usus wäre.
    .
    Ui, das Millionengraben Westen würden die Geschäftsführung aus den Latschen kippen lassen.

  24. frage sagt:

    Was muss man eigentlich genau tun, um so einen Gefälligkeitsartikel bei mediaa zu bekommen?

  25. Katharina Borchert sagt:

    @petriheil Nein, die meine ich nicht. Ich meine Artikel, die von Online-Redakteuren recherchiert wurden, nichts mit irgendwelchen Aktionen zu tun haben, auf DerWesten erschienen und von Print dann übernommen wurden.
    „Wie immer muss es im Internet ja nicht so genau sein.“ Das haben Sie ja hübsch anschaulich bewiesen. Danke.
    Übrigens habe ich niemanden als faul und unwillig bezeichnet. Höchstens Sie als uninformiert und rechercheunwillig.

  26. petriheil sagt:

    @Borchert
    Nein, nein. Sie haben die Frage nicht beantwortet.
    Wieviele Artikel sind es denn schätzungsweise, die „immer häufiger“ von Print übernommen worden sind? Bitte nur eine ungefähre Größenordnung für alle Titel.
    .
    Das „faul“ und „unwillig“ bezog sich auf Ihre Freunde aus der sogenannten Blogsphäre. Jener ewig gleicher Kreis von knapp 100 hyperaktiven Bloggern, der das Wissen mit Twitter gefressen hat und weiß, wie die Medienlandschaft heutzutage tickt.
    .
    Apropos: Bei SPON finden die Blogger eher sch*. Haben die zwar nur einmal in etwa so gesagt, meinen die aber. Jedenfalls werden da keine albernen Beiträge eingebunden.

  27. Katharina Borchert sagt:

    @petriheil Am Contentdesk werden derzeit meines Wissens ein bis zwei Artikel pro Woche übernommen. Das ist natürlich kein Vergleich zum umgekehrten Weg, aber wir haben auch eine ganz andere Anzahl von Mitarbeitern.
    Warum ich das aber überhaupt eingeworfen habe: Mir ist wichtig zu zeigen, dass auch die Kollegen in der Online-Redaktion eigene Artikel verfassen und nicht ausschließlich Print-Artikel „aufhübschen“ wie weiter oben behauptet. Alles andere wäre den Kollegen gegenüber extrem unfair.
    Sie dürfen sich die Sippenhaft mit „der Blogosphäre“ allerdings gerne sparen. Wir sind nicht notwendigerweise einer Meinung und meine Freunde sind die allermeisten davon schon mal gar nicht.
    Allerdings liegen sie nicht immer falsch mit dem, wie die Medienlandschaft tickt. Artikel online nur anzureissen und dann auf die Printausgabe zu verweisen wird nicht einen einzigen Abonennten dazugewinnen. Eine Zeitung wird nicht nur aufgrund der Inhalte gekauft, sondern hat auch viel mit Konsumgewohnheiten und Bequemlichkeit zu tun (ja, Bequemlichkeit, denn in bestimmten Situationen ist es halt bequemer eine gedruckte Zeitung zu lesen als im Internet zu surfen). Eine intelligente paid-content-Lösung ist das Anreissen aus meiner Sicht auf keinen Fall. Aber wir werden wohl nie über intelligente Lösungen nachdenken, solange alle bockig auf ihrem Standpunkt beharren und sich höchstens anonym angiften.
    Übrigens zitiert SpOn häufiger aus diesen „höchst albernen Beiträgen“. Z.B. auch aus den von mir sehr geschätzten Ruhrbaronen.

  28. Alter Kollege sagt:

    Liebe Frau Borchert,
    .
    vielleicht ist mir da etwas entgangen. Aber in den vergangenen Monaten zwischen Ihrem Beginn als Chefredakteurin und dem folgenden Start von „DerWesten“ einerseits und meinem Ausscheiden als Redakteur vor kurzer Zeit andererseits erschien in meiner Lokalredaktion – immerhin in einer Großstadt – nicht ein einziger durch Onliner recherchierter Artikel, auf den die in ihrem letzten Kommentar genannten Kriterien zuträfen!
    .
    Umgekehrt waren es täglich -zig Texte, Fotos und Fotostrecken, die wir als Redaktion gemäß Ihrer Maxime „online first“ in das von Ihnen verantwortete Online-Portal stellten. Es tut mir leid, das feststellen zu müssen: Doch zumindest für den lokalen Bereich, wie ich ihn kenne, trifft Ihre obige Behauptung nicht zu. Dies lässt sich mit Hilfe von „huGo“ leicht nachweisen.
    .
    Über den Kannibalisierungseffekt, der uns von (Ex-)Lesern bei Abbestellungen bestätigt wurde („steht alles im Internet“), wollen Sie wahrscheinlich hier nichts mehr lesen, so oft wie Ihnen das nun schon von den Lokalredaktionen erklärt wurde. Dass andererseits die erheblichen Transferleistungen der Lokalredaktionen nicht abgerechnet werden und somit die Schwachstellen Ihrer angeblich so positiven Bilanz verschleiern, wird Ihnen ebenfalls bekannt sein. Dazu muss man ja auch nicht Betriebswirtschaft studiert haben.
    .
    Ich habe in einem anderen Thread festgestellt, dass ich Sie als Person, vermutlich im Gegensatz zu manchem anderen Teilnehmer hier, achte. Ich fände es allerdings angemessen, wenn die Wahrheit hier nicht verzerrt wiedergegeben würde.

  29. Katharina Borchert sagt:

    Lieber alter Kollege: Genau deshalb habe ich im letzten Beitrag auch vom „Content Desk“ gesprochen. Wie Ihnen auch bekannt ist, haben wir erst seit kürzester Zeit eigene Onliner im Regionalen, die hoffentlich, wenn sich die neuen Abläufe erst mal eingespielt haben, auch Zeit zur Recherche haben.
    .
    Ich habe die Online First nie zur Maxime gemacht, sondern ganz im Gegenteil immer gesagt, dass das nichts als ein Modebegriff ist. Mir geht es um Online mediengerecht und zur richtigen Zeit. Das kann, und auch das habe ich immer betont (hausintern wie -extern in Interviews), gerade bei lokalen Exklusivgeschichten auch gerne nach der Veröffentlichung in Print sein. Exklusiv ist die allerdings nicht, wenn ich sie schon online beim WDR finden kann.
    .
    Die Kannibalisierung ist noch in keiner mir bekannten Studie nachgewiesen worden. Ich könnte da genauso gut mit Erzählungen aus Lokalredaktionen gegenhalten, die von eindeutig anderen Erfahrungen berichten. Solange wir also kein zuverlässiges empirisches Material haben (und ich hätte nichts gegen eine unabhängige Marktforschung einzuwenden), bleibt das ein endloses „er sagt, sie sagt“-Gezerre, bei dem alle munter behaupten dürfen.

  30. Alter Kollege sagt:

    Nun, da haben sich die Kommetare hier gekreuzt. Ein bis zwei Texte pro Woche für den Content-Desk. Oweia.
    Dabei haben sie doch selbst erkannt: Angesichts der immensen Flut der Berichte und Fotos, die von den Redaktionen via huGo praktisch im Minutentakt in Ihr Portal gestellt werden – bekanntlich größtenteils, ohne dass es überhaupt noch einer Nachbearbeitung durch Onliner bedarf – sind zwei Texte pro Woche nichts. Ein Vergleich wäre schlicht lächerlich. Fazit: Der Transfer Print-online ist eine Einbahnstraße. Si tacuisses, philosophus mansisses.

  31. Alter Kollege sagt:

    Frau Borchert, dazu brauchen Sie keine wissenschaftliche Studie. Fragen Sie einfach mal kurz im Vertrieb nach. Unterhalten Sie sich mal mit Werberinnen und Werbern. Man wird Ihnen sagen, dass dieses Argument häufig zu hören ist. Dagegen könnte man nur noch einwenden, dass solche Argumente vorgeschoben werden, vielleicht um den vermeintlich lästigen Werber loszuwerden oder um die Abbestellung flink zu begründen. An dem Punkt würde eine auf die WAZ-Gruppe bezogene Studie, die ja auch nur eine repäsentative Befragung sein kann, naturgemäß ebenfalls scheitern.
    .
    Allerdings gibt es sehr Untersuchungen zu dem Thema. Etwa
    http://faculty.chicagobooth.edu/matthew.gentzkow/research/print_online.pdf
    Unter http://blog.firstmedia.de/?p=904 finden Sie dieses Fazit
    – Die Verfügbarkeit der Online-Ausgabe kostet ca. 1,5% der Print-Leserschaft.
    – Die Online-Ausgabe bringt dem Print praktisch keine neuen Leser und schafft auch keine loyalen Leser – bei einem Absstellen der Website würden die Leser abwandern, statt am Kiosk eine Printausgabe zu kaufen.
    .
    So, jetzt jetzt ist Ihnen zumindestens für die USA eine Studie bekannt.
    .
    HTH

  32. Katharina Borchert sagt:

    Lieber alter Kollege,

    bitte meinen Text genauer lesen. Ich wollte ja auch keinen Vergleich anstellen, sondern habe nur darauf hingewiesen, dass es schlicht falsch ist zu behaupten, online gäbe es keine eigenen Artikel, sondern ausschließlich Printtexte.
    .
    Die bedürfen übrigens größtenteils sehr wohl der Nachbearbeitung. Kaum ein Printvorspann ist 1:1 als Teaser für online tauglich. Dasselbe gilt für sehr viele Schlagzeilen. Online ist mittlerweile eben doch ein eigenes Medium und reine „Textverschiebung“ funktioniert einfach nicht besonders gut.
    .
    Ihre Aussagen zur Studie erstaunen mich etwas. Ich habe nie behauptet, dass Online neue Printleser generieren würde.

  33. petriheil sagt:

    Sehr gut, Alter Kollege! Da war es nämlich wieder: Dieses Borchertsche Nebelkerzenwerfen.
    .
    „…ist noch in keiner mir bekannten Studie nachgewiesen“ heißt ja nicht: „Solche Studien gibt es nicht.“ Es heißt aber vielleicht: „Ich wäre ja schön blöd, wenn ich solche Studien suchen und präsentieren würde.“ Oder: „Hoffentlich macht keiner mal so eine Studie in Deutschland.“
    .
    Ein weiterer verräterischer Satz ist der:
    „Eine Zeitung wird nicht nur aufgrund der Inhalte gekauft, sondern hat auch viel mit Konsumgewohnheiten und Bequemlichkeit zu tun (ja, Bequemlichkeit, denn in bestimmten Situationen ist es halt bequemer eine gedruckte Zeitung zu lesen als im Internet zu surfen).“
    Heißt wohl: „Eine Zeitung kaufen sich künftig nur noch ein paar bequeme Leute in speziellen Situationen oder die, die zu blöd sind, einen Computer zu bedienen.“ Das würde natürlich nicht so sein, wenn eine Zeitung auch noch etwas zu bieten hätte. Durch eigene, exklusive Inhalte. Aber bisher geht es ja ohne Rücksicht auf Verluste allein darum, dass die Online-Bilanz aufgehübscht wird.
    .
    Sie hätten ein gutes Miteinander von Print und Online gewollt? Alle, die an einem Strang ziehen? Zum Abschied hier das Patentrezept: Das erreicht man, indem man Print und Online nicht gegeneinander ausspielt. Indem man nicht zwei oder mehrere getrennte Firmen hat. Indem nicht die einen, die sind, die umsonst und mehr arbeiten sollen und einen Rückschlag für die eigene Bilanz bekommen. Wenn Print liefern soll, dann gern, dann muss das aber auch betriebswirtschaftlich erfasst sein, damit nicht die nächste Schickler-Truppe miese Bilanzen malt und die Mannschaft zerfleddert. Wenn Online-Einnahmen fließen, z.B. auch durch Video-Clips, so muss das anteilig in der Bilanz der Printkollegen aufgelistet werden. Dann nehmen wir gern die Video-Kamera in die Hand. Online gewinnt, Print verliert, alle sind in einem Boot – kein Problem.
    .
    Im Moment ist es so: Die Kollegen arbeiten kostenlos und verlieren bestenfalls ihre Abos. Sie haben als Firma nichts davon, dass sie Online-Werbung für den Westen mitverdienen (es geht hier nicht um das eigene Gehalt!).
    .
    Und: Fragen Sie doch mal im Vertrieb oder besser mal in den verbliebenen LeserLäden: Ja, die Leute kündigen ihr Abo oder bestellen erst gar nicht, weil alles online steht. Wer würde das denn nicht tun?
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    Ein großer Wurf wäre es gewesen, solide Finanzierungsmodelle zu entwickeln. Bei Springer soll es ja bald so kommen, dass der zahlen muss, der einen Bericht z.B. über die Senatssitzung lesen will. Warum? Weil er nirgendwo anders zu finden ist, zumindest nicht vernünftig. Das ist beim Spiegel anders. Weltnachrichten sind heute Ramschware. Für das Regionale und Lokale gilt das aber nicht.

  34. petriheil sagt:

    Und wenn jetzt noch behauptet wird, dass die Onliner die von uns eingestellten Texte tatsächlich nachbearbeiten, dann hat das mit Realität nichts mehr zu tun.

  35. Katharina Borchert sagt:

    @petriheil: Ich weiß nicht genau, in welcher Realität Sie leben, aber vielleicht kommen Sie einfach mal hier vorbei und gucken sich tatsächlich live und in Farbe an, wie die Kollegen arbeiten. Und wie viele Printartikel täglich nachbearbeitet werden.

  36. petriheil sagt:

    @Borchert
    Besser nicht. Ich würde Ihr Büro nicht finden, weil wir reden ganz offensichtlich nicht von den selben Verlag. Vielleicht nehmen Sie dennoch aus meinem vorherigen Posting ein paar Anregungen mit.

  37. Alter Kollege sagt:

    Frau Borchert,
    .
    soll ich mich jetzt auf sophistische Haarspalterei einlassen? (Falls ja, bitteschön: Ich habe Ihnen gar nicht unterstellt, vergleichen zu wollen. Ich habe lediglich geschrieben: Ein Vergleich *wäre* lächerlich. Konjunktiv also. Demnach eine Bestätigung Ihres Satzes: „Das ist natürlich kein Vergleich zum umgekehrten Weg“. Bitte meinen Text genauer lesen.)
    .
    Dieses Kindergarten-Niveau sollte uns beiden zu niedrig sein. Journalisten geht es nun einmal von Berufs wegen um den Umgang mit der Wahrheit. Jedenfalls sollte das so sein. Und wenn man Behauptungen lesen muss wie „Online-Kollegen recherchieren selbstverständlich auch eigene Geschichten, die in letzter Zeit auch immer häufiger von Print übernommen werden“ und es stellt sich auf hartnäckige Nachfrage heraus, dass „selbstverständlich“ und „immer häufiger“ gerade einmal zwei Geschichten pro Woche für den Content-Desk sind, dann war das ein, vorsichtig gesagt, sehr kreativer Umgang mit der Wahrheit.
    .
    Übrigens gilt ja wohl auch der Umkehrschluss: Bis auf maximal zwei Geschichten pro Woche ist demnach der gesamte redaktionelle Inhalt Ihres Online-Portals vollständig von den Printredaktionen recherchiert und geschrieben. Für „DerWesten“ kostenlos und frei Haus. Klingt dann natürlich nicht mehr so toll für Ihre Leute.
    .
    Was uns als Printredakteure daran ärgert: Den Redaktionen hielt man diese Leistungen nicht zugute, sondern hielt ihnen die Print-Auflagenverluste vor. Sie dagegen verweisen stolz auf „Ihre“ Steigerungsraten.
    .
    Noch eines zum angeblichen Nachbearbeiten von Printartikeln: Sie wissen – hoffentlich – sehr wohl, dass im lokalen Journalismus der weitaus größte Zeitaufwand für die Recherche erforderlich ist. Wenn also später noch für Online an einem Text etwas gekürzt oder redigiert werden muss (warum auch immer), dann wären das Marginalien.
    .
    Aber auch in diesem Punkt wird hier für das Lokale ein falscher Eindruck erweckt. Für die Lokalredaktionen ist mir nur jenes Verfahren bekannt, in dem via „huGo“ alle Texte einschließlich Verortung, Bildern und Teasern fertig bearbeitet ins Portal gestellt werden und dort von den Redaktionen einschließlich der folgenden Leserkommentare komplett selbständig verwaltet werden. Oder habe ich das nur geträumt?
    .
    Zu guter Letzt: „Online first“ wurde uns per Dienstanweisung vorgegeben. Die Mail habe ich noch. Muss ich die im nächsten Schritt ins Netz stellen, damit auch in diesem Punkt der Wahrheit auf die Sprünge geholfen wird?

  38. Alter Kollege sagt:

    Ach, eines habe ich noch vergessen. Ihre Bemerkung: „Ich habe nie behauptet, dass Online neue Printleser generieren würde.“
    Nö, Frau Borchert, das waren Sie nicht. Das war Bodo Hombach. In „Focus schwärmte der nämlich noch dieses Jahr: „Online befördert das Print-Geschäft …“ Wer ihm das nur weisgemacht haben mag?

  39. Anonymous sagt:

    @Alter Kollege
    Genau das ist ja das Dilemma: Schickler, Reitz, Borchert – sie alle flüstern der GGF etwas ein.
    Denn vom Fach sind beide Herren nicht. Der eine, Hombach, ist Polit-Profi und laviert sich seit Jahren um Entscheidungen herum. Der andere Nienhaus, hat die Blöd-Zeitungs „Volksbibel“ miterfunden und – so die Springer-Kollegen – am Bild-Handy mit herumgeschraubt.
    Letzteres erleben wir nun als WAZ-Handy in Ganzseiten-Anzeigenkampagne als Zweitaufguss. Ich habe meine Zweifel, ob das bei dem Tarifwirrwarr und der Handy-Dichte überhaupt Leser lockt. Dazu: Machen Sie doch mal den Test und rufen die WAZ an, fragen nach – mein Service-Agent hat mich prompt aufs Internet verwiesen…..

  40. Quo vadis? sagt:

    @Frau Borchert
    Ihr Werkeln in allen Ehren – aber die Ausrede „Und wie viele Printartikel täglich nachbearbeitet werden“ verfängt nicht.
    Wer bearbeitet sie denn da noch nach? Sie haben doch dafür gar keine Leute! Drei oder vier unterbezahlte Redakteure pro Schicht an ihrem schönen roten Desk, wenn ich richtig gerechnet habe, Ausland, Inland, NRW, Regional und Sport inbegriffen.
    Die fürs Lokale hilfreichen WAZ-Onliner, die Schmeing-Truppe, gibt es längst nicht mehr, die neuen Regio-Deskler erklären sich dafür explizit nicht mehr zuständig (übrigens eine beinharte Aussage Ihres Regio-Desk-Beauftragten Frank Tischhart). Unsere Lokalredaktion wird somit nicht nur allein gelassen, sondern bekommt von der Chefredaktion über den Lokalchef noch die Anweisung: Online-Inhalt ist allein Sache der Lokalen. Keine Verlinkung zu anderen Artikeln, kein Fotostrecken-Support, nix, niente, nada, derien haben wir Lokalen von DerWesten zu erwarten.
    Hier wird klar: DerWesten schottet sich ab, lässt nur noch zuliefern. Kein Wunder, bei dem Personalschlüssel und dem laufenden Aderlass.
    Allenfalls die Standards für Vorspänne/Teaser werden uns Lokalen telefonisch erklärt und wir werden nett gefaltet, wenn mal wieder ein Text – oh, wie schrecklich, ohne Foto einher kommt.
    Das liegt dann aber nicht an den Lokalen, sondern daran, dass der FotoPool nicht rechtzeitig liefert. Aber das ist eine andere Großbaustelle im System Reitz-Hombach, in dem ersterer Lesern immer noch die Welt ordnet.
    Er wird noch viel erklären müssen, wenn die Zahlen fürs 3.Quartal 2009 auf dem Tisch liegen.
    Bleibt für mich das Fazit: Wenn es funktionieren soll mit der Verzahnung print-online, dann muss eine verzahnte Redaktion her. Und keine scheinbar göttliche Dreiteilung in Online, FotoPool und Content-Desk, die sich abschotten. Dann gehört alles unter ein Dach und an einen Desk. Und an den gehören gute Redakteure. Wenn dann noch das Lokal gestärkt werden würde (Achtung, jetzt kommt ein Klümp-chen: „Stärken stärken“), sähe es gar nicht mal so schlecht aus, um die exklusiven Nachrichten aus dem Lokalen und aus den Regionen im WAZ-Gruppen-Land.
    Eine Utopie, ja,ja…..
    Solange jeder aber vor sich hinwerkelt, Falschmeldungen in eigener Sache verbeitet und das Herz der WAZ-Gruppe, die Lokalredaktionen, personell empfindlich schwächt, solange geht’s nimmer bergauf.

  41. off969 sagt:

    @borchert
    Nun wird es aber spannend. Plötzlich schreiben Sie hier von einer „intelligenten paid-content-Lösung“. Wie auch immer diese aussehen mag, es war doch eine Ihrer ersten Maßahmen, die bei Cityweb (Dachmarke von WAZ, WR, NRZ, WP etc.) geübte Registrierung abzuschaffen. Ihre damals verkündete Maxime: Das Internet muss ALLEN ALLES ZUM NULLTARIF bieten.
    Mit diesem „Konzept“ haben Sie den Gesellschaftern für 2010 schwarze Zahlen versprochen.
    Inzwischen hat selbst Ihr Schutzengel Hombach eingesehen, dass sich mit derwesten.de kein Geld verdienen läßt und von Ihnen dürfen wir hier lesen, dass online natürlich nicht das richtige Instrument ist, um Print neue Leser zu bescheren.
    Und warum dann der ganze Aufwand? Weil es alle machen? Weil es angeblich so angesagt ist? Weil es so schön ist, Geld zu verbrennen?
    Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, aber Fakt ist: derwesten.de ist ein veritabler Flop, ein für die WAZ Mediengruppe verdammt teures Abenteuer, das hoffentlich nach Ihrem Abschied bald wirtschaftlichen Vorgaben unterworfen wird.

  42. *frotzel* sagt:

    @Katharina Bochert
    Zulieferungen für den Mantel….hmmmm…
    Ach ja, Ihre Kolumne im Wochenende…..Die übrigen Autoren scheinen sich ja nicht zu outen oder sind Dank der Reitzschen „Autorenzeitung“ nicht erkennbar. Zumindest ist das Personal nicht erkennbar. Es gibt ja nicht einmal eine aktuelle Telefonliste Ihres Ladens mit Namen der zuständigen Kollegen von DerWesten, die den Lokalredaktionen zur Verfügung gestellt wurde. Hoffentlich gibt’s bei spiegelonline schon ein Organigramm und ein Telefonbuch, auf das Sie zurückgreifen können…. Zumindest das Hamburger Führungspersonal ist online für jeden clickable – das von DerWesten nicht….

  43. brueller sagt:

    Ja und was wird jetzt aus Netzhaut? Was werde ich meine allerliebste Kolumne vermissen mit Wortwitz und Schenkelklopfern wie „Zensursula“…

  44. Ex-Leser sagt:

    Ach Göttchen, hat sich bei euch ein Frust aufgestaut. Jetzt bereue ich es keine Minute, die WAZ gekündigt zu haben. Was ihr hier in aller Öffentlichkeit zelebriert, ist Rufschädigung am eigenen Produkt hoch Zehn. So gewinnt ihr keine Leser. Weder offline noch online.

  45. […] Lesenswerter Artikel über diese eigenartige Diskussion zwischen WAZ-Journalisten, Ehemaligen und der baldigen Ex-Chefin Katharina Borchert: Da maulen wir […]

  46. brueller sagt:

    @Ex-Leser
    Erstens glaube ich Ihnen nicht, Sie sind ein Fake. Ein Nicht-Leser, der gekündigt hat, wird in der Regel nicht so interessiert sein, dass er hier nach Wochen noch in einem Gewerkschaftsblog liest… Außerdem kommt in der Formulierung „Rufschädigung“ der Sprachgebrauch des Herrn Hombach durch. Vielleicht liegt der Frust auch auf Seiten der Westen-Leute, die nach ihrem prominenten Abgang eine schützende Hand verloren haben und bei denen es als nächstes rund gehen dürfte.
    .
    Zweitens hat sich überall Frust aufgestaut, das sieht man hier ja ganz deutlich. Das hat etwas damit zu tun, dass im Konzern zu oft mit Halbwahrheiten operiert wird. Verschärft wird so etwas, wenn Führungskräfte vermeintlich basisdemokratisch mitposten und bei dieser Linie bleiben.
    .
    Eine Auseinandersetzung dieser Art führt im übrigen zur Verbesserung des Produkt. Es ist die einzige Chance, dass Hombach, Nienhaus, Reitz, Klümper und Borchert erfahren, was wirklich an der Basis los ist und welche Probleme tatsächlich bestehen. Von Angesicht zu Angesicht ist so etwas leider schon seit langem nicht mehr möglich. Es kann niemand wollen, dass erhebliche Probleme tot geschwiegen werden, bis die Kollegen innerlich daran erstickt sind. Im übrigen ist dieses Blog zwar öffentlich einsehbar, wird aber nur von interessierten Medienkreisen besucht. 98 Prozent der Leser kennen es nicht – woher auch – und interessiert es auch nicht. Und, diese kleine Anmerkung sei noch erlaubt, bei Opel und anderen Unternehmen geht es in solchen Fällen ganz anders zur Sachen: Mit sehr auffälligen öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Das ist hier alles weitgehend sachlich vernünftig.
    .
    Sollten Auszüge dieses Blogs also tatsächlich bei der GF auf dem Tisch landen, so könnte es zu erheblichen Verbesserungen am Produkt führen – online und offline.

  47. brueller sagt:

    @Christian Jakubetz (http://netzwertig.com/2009/10/14/linkwertig-journalismus-niiu-twitter-palm-pre/)
    Kannst Du uns kleinen doofen Printredakteuren denn mal ein finanziell tragfähiges Online-Konzept erklären, wenn Du so schön schreibst „dann bekomme ich eine Ahnung, wie unglaublich schwierig es ist, eine durchschnittliche Mannschaft durchschnittlicher deutscher Analog-Journalisten mit auf den Weg in die digitale Zukunft zu nehmen“?
    .
    Wie genau sieht denn die digitale Zukunft aus?
    Und nochmal: Wie wird sie finanziert?
    .
    Du weißt es auch noch nicht? Das kann man noch nicht sagen?
    So langsam bekomme ich eine Ahnung, wie unglaublich eingebildet durchschnittliche Blogger sind und wie sehr sie ihre durchschnittlichen Zeilen mit wenig Reichweite für die digitiale Zukunft halten. Und wie sehr eine Frau viele Menschen um den Finger gewickelt hat.

  48. MVU sagt:

    vollkommen richtig @brueller

    @ alter kollege

    sie haben meine volle unterstützung,
    ich arbeite als zeitungswerber.

    sehr viele kunden haben das abo gekündigt weil man ja auf der westen alles kostenlos lesen kann,
    zudem wird ja auch alles dafür getan. hinweise auf der westen usw…

    jetzt auch noch mit wir mobil gratis auf der westen zugreifen zu können macht die unabhängikeit zum print abo ja noch leichter.

    wie soll man so einen leser überzeigen?
    auf die bedrohten arbeitsplätze+qualitätsverlust verweisen?
    das macht den vertrieb+aquise noch schwieriger als es eh schon ist.

  49. contentmanagament sagt:

    Das Modell der kostenlosen Content-Veröffentlichung ist aus meiner Sicht schon lange gescheitert.

  50. bestatter sagt:

    Man kann einem Menschen eine Schaufel in die Hand drucken und sagen: Los, schaufel dir dein Grab.
    .
    Man kann einem Menschen eine Schaufel in die Hand drucken und sagen: Wir sind ein Team, wir teilen, was du erwirtschaftest, wir bauen uns etwas Zusätzliches und wir schauen, ob es vernünftig ist und uns nicht im Bestand schadet.