Ernst-verhaltene Stimmung in der Betriebsversammlung

Der Schwebezustand für die Redakteurinnen und Redakteure der vier WAZ-Zeitungen in NRW hält an: Für die rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zur gemeinsamen Betriebsversammlung in die „Lichtburg“ nach Essen gekommen waren, blieben am Ende viele Fragen unbeantwortet. Allerdings hatte wohl auch niemand klare Antworten erwartet. Die Geschäftsführer Bodo Hombach und Christian Nienhaus hatten sich nämlich schon vorher „abgekündigt“. Kajo Döhring, Geschäftsführer des DJV-NRW: „Sie haben gekniffen.“
Beobachter bezeichneten die allgemeine Stimmung als ernst-verhalten. Allerdings: Chefredakteur Ulrich Reitz rei(t)zte zu Buh-Rufen, als er von Entlassungen sprach und als er behauptete, es sei „ungerecht“, wenn im Ausland verdientes Geld die Verluste der NRW-Zeitungstitel ausgleichen müsste. Da hatten Teilnehmer noch die Aussagen der ehemaligen Geschäftsführer Erich Schuhmann und Günter Grotkamp im Gedächtnis: Die Investitionen in Südosteuropa waren von beiden seinerzeit ausdrücklich damit begründet worden, die Arbeitsplätze in den heimischen Zeitungsredaktionen zu sichern.
Sicher ist eins: Das war nicht die letzte Betriebsversammlung zum Thema Sparpaket. Der ganze Bereich Lokalredaktionen steht noch aus. Über deren künftige Strukturen will die Geschäftsführung die Betriebsräte am 2. Dezember informieren.

456 Antworten zu “Ernst-verhaltene Stimmung in der Betriebsversammlung”

  1. Harry P. sagt:

    Vielleicht ist es ja der „Du-weißt-schon-wer“ höchstselbst.Oder sein Adlatus. Das menschenverachtende Geschreibsel passt jedenfalls gut zur Mahlzeit-Rede.

  2. Nachfragen sagt:

    Die Info der Betriebsräte verlangt Aufklärung. Zwei Fassungen sind verschickt worden:

    Original: Für die Lokalredaktionen wurden Modelle vorgestellt, die sich an bereits bestehenden Synergien orientieren wie Dortmund, Moers, Hattingen oder Warstein.
    Dieser Satz wurde dann so korrigiert: Für die Lokalredaktionen wurden Modelle vorgestellt, die sich an bereits bestehenden Synergien orientieren.
    Original: In Rede stehen insbesondere Altersteilzeit, Teilzeit, Vorruhestand, Sabbatjahre etc.
    Dieser Satz wurde dann so korrigiert: In Rede stehen alle sozialverträglich möglichen Regelungen.

    Wer hat warum diese Korrekturen veranlasst? Mussten die Betriebsräte ihre Info mit der GGF abstimmen?

    Unterstellt, die Formulierung im Original ist inhaltlich richtig, dann bestätigt dies das im Zeit-Artikel von heute beschriebene Konzept, nach dem es in keiner Stadt mehr lokale Konkurrenz aus dem eigenen Haus geben soll.
    Unterstellt, auch das zweite Zitat aus dem Original ist zutreffend, dann lässt die Korrektur darauf schließen, dass entweder die Betriebsräte keine falschen Hoffnungen wecken wollten oder aber der GGF schon diese Formulierungen zu weitgehend waren.

    Aufklärung ist dringend erwünscht!!! Und bei der Gelgenheit auch eine Antwort auf die Frage, ob Herr Reitz an diesem Gespräch teilgenommen hat – wenn ja, warum wurde das in der Info verschwiegen?

  3. Ins offene Messer sagt:

    @waz soll das?
    Na prima, dann teste doch mal selbst die Tür zum Arbeitsamt und ein Jahr später die zur Hartz-Behörde….. So einen Unsinn kann nur schreiben, wer rundherum abgesichert ist, keine Familie hat oder ansonsten ohne Bodenhalftung durch die Gegend zieht.

    Um auf’s Thema zurückzukommen: Die Betriebsräte sollten nicht bis zum Freitag warten. Sie sollten ruhig mitteilen, was die Verlagsleitung (!) beschlossen hat. Keine Bange, die Übermittler trifft schon nicht der Zorn der Belegschaften. Der wird die richtigen Treffen.

    Aber wir müssen wissen, was die Basis der Überlegungen ist, die NACH der Verkündigung von Zahlen Grundlage für eine Debatte ist.
    Macht nicht den Fehler und verhandelt schon über Modelle, bevor ihr nicht die Rückmeldung von uns habt. Und die kriegt ihr am 5. Dezember erst zum Teil, wenn ihr eure Informationspoltitik so fahrt wie geplant.

    Teilt uns doch Montag oder Dienstag mit, was des Pudels Kern ist. Damit wir nicht am 5. Dezember ins offene Messer der GGF rennen.

  4. Hans Plagwitz sagt:

    Liebe Betriebsräte, fragt Euch doch einmal selbst, ob Ihr ehrlicherweise noch Verhandlungsspielraum seht. Wenn das so ist, teilt es uns klar mit.
    .
    Wenn, was ich befürchte, auch Ihr realisatisch keine großen Chancen seht, schenkt uns klaren Wein ein. Dann haben wir wenigstens die Möglichkeit, gemeinsam mit fliegenden Fahnen unterzugehen und schon vor dem Nikolaustag Aktionen zu planen.
    .
    Wenn wir schon vor die Tür gesetzt werden, dann sollen es unsere Leser auch erfahren, dann soll es der GGF-Mafia wenigstens ein bisschen wehtun.

    Im übrigen möchte ich von meinem gewählten Betriebsrat ernst genommen werden, auch als vertrauensvoller Gesprächspartner. Dazu ist eine „Wir hier oben – ihr da unten“-Informatrionspolitik nicht geeignet.
    Deutlich: Mit der GGF wird vertraulich verhandelt und zu den Kollegen hat man kein Vertrauen1?

  5. Siemens sagt:

    Vertrauen zu Kollegen? Wieso denn? Es wäre doch nicht der erste deutsche Konzern mit einer willfährigen Arbeitnehmervertretung.

  6. Tippse sagt:

    Wo steckt hier eigentlich die ganze Zeit mein ZVR-Betriebsrat?

  7. WAZler sagt:

    @tippse
    Ich hoffe, dass der ganze Arbeit macht. Aber die Infopolitik finde ich auch nicht gut. Hat das Schweigegelübnis eigentlich der BR beschlossen oder nur die Vorsitzende für das Gremium, das fände ich dann bedenklich. Ansonsten machen die bestimmt einen guten Job.

  8. Ruck sagt:

    Genau so mußte es kommen: Hombach un d Co. haben den schwarzen Peter nun den Betriebsräten zugeschoben, sozusagen einen Knochen hingeworfen und die haben ( mußten ) ihn aufgenommen. Die Verkaufe der Grausamkeiten müssen nun die Betriebräte übernehmen, die GGF kann sich zurücklehnen. Sie nimmt allem Anschein sogar noch Einfluß auf die Verlautbarungen des BR. Das allein ist schon ein Skandal!
    Skandalös ist auch die letzte vom Verlag wohl diktierte ( nichtssagende )Version „mögliche sozialverträgliche Regelungen“. Betrachtet man die vorherige Version ( Sabbatjahr, Vorruhestand . . . ) so steht man fassungslos vor der Frage: Und bei diesen „normalen“ gängigen Lösungen der ganze Trubble? Das hätte man auch ohne die Angstkampagne des Verlages durch stringente Verhandlungen erreichen können. Wenn dann zum Schluß doch einige Kündigungen übrig geblieben wären, hätte man jedenfalls kein Porzellan zerschlagen. Aber es ist davon auszugehen, dass hier noch nicht die ganze Wahrheit gesagt ist. Die GGF-Keule kommt noch. Oder? Oh Betriebsräte, warum habt ihr euch auf das Spiel eingelassen! Nun macht ihr zwangsfreiwillig die Drecksarbeit der Geschäftsleitung und nehmt noch den „Unmut“ der Belegschaft auf euch.
    Diese Drecksarbeit hättet ihr die GGF in der Betriebsversammlung am 5. Dezember machen lassen müssen. Wenn ihr bis zu diesem Termin ein paar „sozialverträgliche“ Lösungen erreicht, ist das doch ganz klar die von der GGF vorgegebene Linie. Das ist der berühmte Strohhalm. Diese Taktik der WAZ-Verlagsleitung ist doch ein alter Hut.
    Zum nächsten Skandal darf es nicht kommen: Am Samstag, 6. Dezember, darf keine Zeitung in allen Titeln erscheinen, als wäre nichts geschehen . . . ganz legal. Der Leser muß endlich merken, was die WAZ-Mediengruppe mit ihren Redakteuren macht. Die Betriebsversammlung am Freitag, 6. Dezember, kann sehr lange dauern, und es gibt noch anschließend einen großen Informationsbedarf, den die Gewerkschaften hoffentlich stillen. Dann bleibt keine Zeit mehr für´s Zeitungsmachen. Die eigene Situation ist doch wohl ausnahmsweise vorrangig, oder?
    Jeder muß jetzt genau überlegen, was er tut. Er tut es nicht nur für sich. Er tut es auch für seinen Kollegen am Nachbarschreibtisch, für den Leser. Wie wollt ihr euren Journalistenjob noch glaubwürdig ausüben, wenn ihr nur noch auf dem WAZ-Verschiebebahnhof tätig seid? Gebt euch endlich den entscheidenden Ruck!

  9. Ruck sagt:

    Fehler. Es muß im vorletzten Absatz natürlich 5. Dezember heißen. Sorry!

  10. WR Bochum sagt:

    Ich hab das Gefühl, wir konzentrieren uns auf den falschen Punkt.
    Wer Entlassungen verhindern und die Meinungsvielfalt bewahren will, muss offensiv gegen die Zusammenlegung der Lokalredaktionen und den gleichgeschalteten Mantel zu Felde ziehen.
    Nur so können (wenn überhaupt) Entlassungen verhindert werden. Oder glaubt jemand, dass die verbleibenden Redaktionen personell massiv aufgestockt werden?
    Wen es am härtesten treffen wird, kann sich doch sogar ein Sägewerksmitarbeiter an seinen Fingern abzählen: Die WR.
    Wenn tatsächlich das ganze Sauerland und Hagen der WP überlassen und die eigenständige Zentrale praktisch aufgelöst wird, muss mir nicht der Betriebsrat erklären, was das bedeutet.
    Unabhängig von dem, was am 5.12. erklärt wird, bedeutet dies den Anfang vom Ende der WR. Die Leser werden uns in Scharen davonlaufen (was sie seit der Seitenreduzierung ja schon tun) und irgendwann sieht Mann sich in Essen gezwungen, die weiterhin defizitären Einzeltitel zu „Der Westen“ zusammenzulegen…
    Ich hoffe, dass auch die Kollegen, die es erstmal nicht trifft, am Freitag nicht freudestrahlend in ihre Redaktionen eilen. Heute wir, morgen ihr.

  11. Katzenklo sagt:

    Das ist beschlossene Sache, seit langem. Aber nicht nur die WR wird eingedampft, auch die NRZ ist dran. Reitz will eine „WAZ-Restgröße“. Leser interessieren ihn schon lange nicht mehr. Wenn er seinen Job erledigt hat, zieht er vermutlich weiter und hat einen neuen „Titel“, Experte, Sanierer . . .

  12. klösschen sagt:

    Wahrscheinlich kommen als nächstes unsere thüringer Ausgaben dran. Wer braucht schon zwei Titel in einer Stadt, die auch noch durch zwei Anzeigenblätter aus eigenem Haus torpediert werden….

  13. Ex-WAZler sagt:

    Eine Möglichkeit des Protests, der auch den Leser einbindet, wäre doch, eines nicht allzu fernen Tages in Städten, wo es noch Konkurrenz-Ausgaben gibt, in beiden Blättern exakt den gleichen Inhalt (pardon: content) laufen zu lassen. Damit die Leser schon mal wissen, was sie erwartet. Aber so eine titelübergreifende Zusammenarbeit ist wohl illusorisch – zumal die Lokalchefs als AT-Angestellte dies nicht mitmachen (dürfen?).
    Ich selber bin heilfroh, dass ich nach meinem Volo keine Stelle bekommen habe und stattdessen woanders untergekommen bin. Es gibt ein Leben nach der WAZ! Natürlich tun mir die vielen fleißigen und netten Kollegen leid, die nun um ihre Jobs zittern – aber auch die Vielzahl derer, die der seit Jahren bedrohlichen Auflagenentwicklung zum Trotz, an Verbesserungen uninteressiert, weiter Dienst nach Vorschrift geschoben haben, hat diesen Eiertanz nicht verdient. Aber so ist die WAZ: Statt professioneller Personalentwicklung und echter Qualitätsverbesserung, die sich an den Stärken (Lokales! Regionales!) orientiert und die Belegschaft mitnimmt, kommt nun die Rasur – und zwar ganz trocken.

  14. Lichtburg sagt:

    Wie soll das eigentlich am 5.12. ablaufen? Geschäftsführer oder deren Knechte verlesen Liste der Schließungen?
    „Ferner trifft es die NRZ-Lokalredaktionen in…und die WR in…und folgende Mantel-Ressorts…“
    Und im Parkett staunt das betroffene Publikum.

  15. WR Bochum sagt:

    …vielleicht werden ja schon zu Beginn die Angestellten bestimmter Bereiche oder Altersgruppen gebeten, hinten Platz zu nehmen?
    Bekommt man vielleicht am Eingang eine farbige Karte, auf der die Sozialpunkte festgehalten sind?
    Wie Schafe zur Schlachtbank. Bloß nicht vorher aufregen. Verdirbt den Geschmack.

  16. Traumwandler sagt:

    Klar, erst einmal ist pure egoistische Reaktion angesagt. Ist die Zahl der „personellen Einsparungen“ niedriger als erwartet, ist die Erleichterung gross.

    Es ist wirklich ein schweres Spiel für die Betriebsräte. Es ist eine Situation, in der man nichts richtig machen kann. Schade finde ich, dass keiner weiss, wohin für die Lokalredakteure die Reise geht. Hier scheint ja noch alles offen zu sein. Da konstruktive Vorschläge zu machen, fällt schwer.

    Manchmal habe ich nur das Gefühl, solche, die nun besonders laut schreien, haben auch in den letzten Jahren ein bescheidenes Blatt gemacht. Ich weiss nicht wirklich, ob man alle Ausgaben in den Städten als Qualitätsblätter bezeichnen darf. Es gibt sicher Unterschiede, und wahrscheinlich wird keiner mit einem Bleiberecht für gute Arbeit belohnt.

    Aber einen Qualitätspreis hätte man in so mancher Redaktion nicht gewinnen können. Dass die Motivation oft fehlt, ist vielleicht auch ein hausgemachtes Problem. Eben, weil ich immer das Gefühl habe, Engagement wird nicht belohnt. Gelobt wird nach Länge der Schleinmsur, und ob man eigene Geschichten kloppt oder Vereinstexte grob redigiert ins Blatt schmeisst, ist letztlich nur für den Blick in den Spiegel interessant.

    Auch darüber muss man sich mal Gedanken machen. Wenn zwei Zeitungen in einer Stadt gleich schlecht ist, ist es leider kein Qualitätsverlust, wenn eine wegfällt.

  17. Traumwandler sagt:

    Die Rechtschreibung in meinem Beitrag ist auch nicht qualitätsverdächtig, sorry… schäm

  18. Eric sagt:

    Die Situation ist schrecklich. Aber es ist jetzt nicht die Zeit, den Betriebsräten irgendwelche Vorwürfe zu machen. Und was soll es bringen, alles jetzt schon zu erfahren. Wir werden ganz friedlich in diese Versammlung am Freitag gehen und dann reagieren. Kollegen, bleibt stark und verliert bitte, bitte nicht die Nerven!

  19. Tippse sagt:

    Liebe Leute, wir sollten tatsächlich nicht von den Betriebsräten etwas fordern, was sie doch gar nicht erbringen können. Wenn ich das Schreiben der vier Betriebsräte richtig lese, dann steht dort doch, dass entgegen vorheriger Zusagen von der GGF überhaupt nichts Konkretes bei dem Treffen gesagt worden ist. Keine Zahlen, keine Daten, keine Fakten wurden genannt. Man hat die Betriebsräte ganz einfach hingehalten, sie mit Belanglosigkeiten abgespeist und auf später vertröstet.

    Das steht für mich in dem Schreiben. Und ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob wir am 5. Dezember mehr erfahren.

  20. zeilenschinder sagt:

    Genau so ist es: Die BR können uns gar nichts verheimlichen, weil sie kaum etwas wissen und somit nichts zu verheimlichen haben. Und ob sie bis zum 5. Dezember noch an die Zahlen kommen, erscheint mir ebenso wie Tippse jetzt mehr als fraglich. Ich verweise auf meinen Eintrag von gestern, 20.14 Uhr. Das ist meines Erachtens ein genau durchkalkulierter Zeitplan, mit dem sich die GGF bis Weihnachten über die Runden hangelt, die Betriebsräte hinhält, am nächsten Freitag mit Hilfe unserer gutwilligen Chefredaktionen gekonnte Augenwischerei betreibt, von Verhandlungen und Verbesserungsvorschlägen faseln und behaupten wird, das sei noch alles mehr oder weniger verhandelbar, und dann zwei Tage vor oder zwei Tage nach Weihnachten die Fakten präsentiert, gegen die dann niemand mehr aufsteht.

  21. Atex sagt:

    Versucht doch bitte, etwas mehr Geduld aufzubringen. Auch wenn’s schwer fällt. Die Panik, die hier im Blog teilweise verbreitet wird, nützt doch niemandem.

  22. Blattspinat sagt:

    zeilenschinder: Das hört sich ja fast so an, als würde es sich nicht lohnen, am 5. Dez. in der Lichtburg zu erscheinen.

  23. porschekiller sagt:

    Erstaunlich, erstaunlich, wie wenig die WAZ-Mitarbeiter (zumindest die, die hier posten) von der Arbeit eines Betriebsrates wissen. Es kommt mir als ehemaliges BR-Mitglied eines globalen IKT-Unternehmens (ja, auch die haben hier Arbeitnehmer-Vertretungen, man soll’s nicht glauben) so vor, als wäre der WAZ-GesamtBR erst dann in den Fokus eines jeden einzelnen Mitarbeiters getreten, als Irgendjemand den roten Knopf „Ihr seid jetzt auch dran!“ gedrückt hat. Das kann mit persönlichem Desinteresse während der trügerischen Phase des Sicherheitsdenkens über die eigene Arbeitsplatz-Situation zu tun haben, das kann aber auch mit der mangelnden Informationspolitik in solchen „Friedens“-Zeiten seitens des BR einher gehen.

    Vielleicht mal ein kleiner Exkurs für die, die jetzt nach dem BR schreien und ihn vor ein paar Monaten noch nicht einmal für existent gehalten haben:

    Ein Betriebsrat sitzt *immer* qua Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) zwischen allen Stühlen. Dieses Gesetz ist keinesfalls eine Art Ermächtigung für die Arbeitnehmer-Seite, um nur deren Belange durchzusetzen. Es ist aber auch kein Freibrief für Arbeitgeber, um Entscheidungen über solch eine Institution für alle Arbeitnehmer legal durchzudrücken.

    Der BR muss eine Mediation zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern hinbekommen, die beiden Seiten den Sinn des o.g. Gesetzes vermittelt und dessen Ziele gesichtswahrend für beide Seiten durchsetzt. Wer diese Prämissen durchbricht, wird – eben auch durch dieses o.g. Gesetz – angreifbar, u.U. strafbar und im Unternehmen nicht mehr haltbar.

    Die Einflussnahme-Möglichkeiten des BR sind wg. des o.g. Gesetzes nicht gering, setzen aber eine gehörige Portion Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge voraus. Dafür ist im Allgemeinen Fortbildung nötig, die vom Gesetzgeber in der Form der vom AG bezahlten Kurse und eben auch von Freistellung garantiert werden soll.

    Betriebsräte werden in vom o.g. Gesetz festgelegten Abständen (neu) gewählt, können sich demnach nicht ihre Amtszeit frei aussuchen und müssen sich immer neu demokratischen Regeln unterwerfen. Dafür hat der Gesetzgeber sie mit Veto-Rechten bei bestimmten, die Arbeitnehmer direkt betreffenden Unternehmensentscheidungen ausgestattet, damit sie während ihrer Amtszeit das Gesetz auch umsetzen können.

    So, und jetzt gehen wir mal alle in medias res und verabschieden uns von den von euch selbst damals fabrizierten Berichten über die Stahl-Gewerkschaftler mit den Öltonnen, Trillerpfeifen und den „X Prozent – Nicht mit uns!“-Wimpeln.

    Euer BR versucht, Euch rauszupauken. Was anderes ist ihm auch gar nicht möglich, wenn er nicht morgen auf der Anklagebank eines Arbeitsgerichts sitzen will. Ist er skill-mäßig gut aufgestellt (d.h. hat er seine Fortbildungsmöglichkeiten auch entsprechend genutzt), dann hat er mehr Kenne von der Verhandlungsmasse als Jeder von Euch. Und dann ist Ruhe im Karton bis zur nächsten Betriebsversammlung auch nur konsequent.

    Hat er immer noch keine Kenne von den wirtschaftlichen Grundlagen des Unternehmens und ist er eigentlich ausser in dunklen Ecken nur noch an der Pommesbude vorm Bürogebäude „sichtbar“, dann habt *Ihr* ihn falsch gewählt und diese Falschwahl knöllt Euch jetzt aufs Tiefschlafbedürfniss wie weiland dem letzten aufrechten SPD-Wähler in Hessen.

    Ein BR ist kein Selbstbedienungsladen in Krisenzeiten, sondern ein demokratisches Instrument der Mitarbeiter-Mitbestimmung unter äusserst demokratischen Spielregeln. Und dabei ist das Heulen in der Krise genau so unproduktiv wie das Schnarchen in guten Zeiten.

  24. Der Hofnarr sagt:

    Lass an dieser Stelle einfach mal jemand anderes für mich sprechen.
    Wie wär’s mit Reinhard Mey?

    Das Narrenschiff

    Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
    Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
    Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
    Und rollen und Stampfen und schwere See,
    Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
    Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
    Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
    Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
    Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
    Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
    Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
    Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!

    Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
    Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
    Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
    Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
    Klabautermann führt das Narrenschiff
    Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

    Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
    Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
    Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
    Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
    Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
    Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
    Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
    Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
    Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
    In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
    Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
    Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.

    Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
    Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
    Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
    Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
    Klabautermann führt das Narrenschiff
    Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.
    Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
    All die hohen Ideale sind havariert,
    Und der große Rebell, der nicht müd‘ wurde zu streiten,
    Mutiert zu einem servilen, gift’gen Gnom
    Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
    Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
    Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
    Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
    Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
    Und eitle Greise präsentier’n sich keck
    Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
    Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.

    Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
    Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
    Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
    Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
    Klabautermann führt das Narrenschiff
    Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

    Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
    Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
    Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
    Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
    Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
    Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
    Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
    Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
    Sie zieh’n wie Lemminge in willenlosen Horden.
    Es ist, als hätten alle den Verstand verlor’n,
    Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor’n,
    Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.

    Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
    Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
    Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
    Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
    Klabautermann führt das Narrenschiff
    Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

    Zu finden auf YouTube unter „Narrenschiff“

    Willkommen an Bord!

  25. Lämpel sagt:

    @porschekiller Vielen Dank für Deinen Beitrag „Mein Aufsatz in Staatsbürgerkunde“. Er zeigt wenigstens, dass Du im Unterricht immer schön aufgepasst hast. Wenn Du jetzt aber noch einmal für einen kurzen Moment das BetrVG beiseite legst, kannst Du noch miterleben, wie in der WAZ-Mediengruppe schon jetzt die ersten Menschen ohne langes Fackeln „betriebsbedingt“ vor die Türe gesetzt werden, und zwar bei der MSG.
    .
    Nun kannst Du sicher auch verstehen, warum viele Menschen bei der WAZ-Mediengruppe zunehmend in Panik geraten und warum ihnen im Moment staatstragende Reden nicht mehr so recht helfen. Dieser Aspekt fehlt in Deinem Aufsatz leider ganz, obwohl ihn ein guter Mediator unbedingt berücksichtigen muss.
    .
    Du hast auch nicht beschrieben, was wir im Unterricht doch am Beispiel von VW und Siemens besprochen hatten, als wir den Unterschied zwischen Theorie und Praxis durchgenommen haben. Das hätte noch unbedingt hineingehört.
    .
    Hier ist übrigens Dein nächstes Aufsatzthema: „Beschreibe die Empfindungen von Vätern und Müttern sowie Menschen jenseits der 50, wenn ihnen jemand über Wochen ständig Angst vor dem sozialen Absturz macht“.

  26. porschekiller sagt:

    @Lämpel
    “Beschreibe die Empfindungen von Vätern und Müttern sowie Menschen jenseits der 50, wenn ihnen jemand über Wochen ständig Angst vor dem sozialen Absturz macht”

    Och, das wird ein ebenso sarkastischer Einzeiler: Wenn der Verlust *eines* Arbeitsplatzes schon den „sozialen Absturz“ bedeutet, dann hat aber Jemand sein Leben auf ziemlich dünnem Eis geplant.

    Auf deutsch (weil es anscheinend eine deutsche Eigenart ist): Diese selbstmitleidige Art, sich Problemen schon zu ergeben, bevor sie existent werden, ist absolut nicht mein Ding.

  27. Wilfried S. sagt:

    Das glaube ich gern, dass es nicht dein Ding ist. Da du ja hier zuvor den ach so erfahrenen ehemaligen Betriebsrat gegeben hast (als ob wir solche Dinge nicht auch wüssten), so wirst du aus dieser reichen Erfahrung heraus sicher noch wissen, dass für manche Menschen der Verlust ihres Arbeitsplatzes sehr wohl einen gewaltigen Absturz bedeuten kann. Ab einem bestimmten Lebensalter oder in einer bestimmten familiären Situation ist das Eis tatsächlich sehr dünn. Das ist aber keineswegs bloß eine Frage der Lebensplanung.
    Wenn das bei dir (bis jetzt noch) anders ist: meinen herzlichen Glückwunsch. Diese deine derzeitig günstigere Position sollte dich aber nicht verleiten, die Ängste anderer, die aufgrund ihres vorgerückten Lebensalters oder ihrer familiären Situation (es soll ja noch Familien mit mehreren Kindern geben) nicht so komfortabel gebettet sind, einfach als Selbstmitleid abzutun.

  28. "Trennezeichen" sagt:

    Ich finde es beschämend, wenn hier irgendwelche DINKS den Supercoolen heraushängen lassen. Kaufen wir eben einen Porsche weniger, was Porschekiller? Arbeitsstelle demnächst weg? No Problem, trotzdem alles im Griff. Frau ist Studienrätin und Blagen gehören nicht zu unserer Lebensplagen wg. dünnem Eis.
    .
    Außerdem ist es nicht so, dass die Probleme noch nicht existent sind. Wenn jemand in seiner Existenz bedroht wird, dann ist diese Drohung bereits Teil des Problems. Das macht nämlich krank. Außer natürlich, man ist ein DINK.

  29. zeilenschinder sagt:

    Pass mal auf, porschekiller: Nur allein in meinem ganz nahen Umkreis arbeiten: Redakteur, über 50, schwerbehindert, mit schwerbehinderter Ehefrau, nicht berufstätig, Reihenhaus noch längst nicht abbezahlt. Redakteur, über 50, Frau halbe Stelle, zwei Kinder studieren. Redakteur, fast 50, geschieden, drei Kinder. Und weisst du, was alle drei gemeinsam haben? Angst vor dem blauen Brief. Und jetzt erzähl uns nicht, dass dich das aber doch sehr wundert. Natürlich wäre das ein sozialer Absturz, was denn sonst? Da hat keiner eine Oberstudienrätin in Reserve. (…undsoeinerwarmalbetriebsrat…)
    .
    @Blattspinat: Nur kein Missverständnis – es lohnt sich auf jeden Fall, am 5. Dezember ein bekanntes Großstadtkino im Ruhrgebiet aufzusuchen. Wenn der Film schlecht sein sollte, ist das Publikum ja auch noch da. Die drei zuvor Genannten wissen jedenfalls, wofür sie kämpfen. Für ihre Existenz, und ihre Familien.

  30. Und das Schöne ist... sagt:

    … es werden diesmal mehr WAZ-Leser mitbekommen als beim letzten Mal.
    Und es werden noch mehr Multiplikatoren hingehen und sich sowohl von Hombach, Nienhaus und Reitz mit Grauen abwenden. Denn eines ist klar: Die geplante WAZ-Axt nützt weder den Lesern, noch dem Verlag und ihren Gesellschaftern.
    .
    Wohin Kahlschläge a la Reitz geführt haben, macht das Modell „Unser Vest“ in Recklinghausen doch deutlich. Die Hälfte der Auflage trotz imenser Manpower und ungezählter Überstunden gekillt in nur zwei Jahren. Das Reitz-Konzept – dem Vernehmen nach gab es in einem frühen Stadium auch eines der Redaktion (abgelehnt durch Reitz) -, das die rührige Rest-Redaktion dort umsetzen musste, zog nicht. Vor allem ist es nicht auf Rest-WAZ und schon gar nicht auf die Gruppe übertragbar.
    .
    Nach dem 5. Dezember und nach einem Hombach/Nienhaus/Reitz/Schickler-Kahlschag mit der Axt ist das Problem Leserschwund und Akzeptanz der WAZ-Inhalte noch lange nicht gelöst.
    .
    Die Leser wollen LOKALES und REVIER sowie tägliche LEBENSHILFE von ihrer WAZ – und keinen LIFESTYLE, keine ICH-RED‘-MIR-DIE-WELT SCHÖN-Bericht, sondern Fakten.
    .
    UND IMMER AN DEN LESER DENKEN, ist doch ein Grundsatz, den R. bei seinem Focus-Lehrmeister M. gelernt haben sollte. Aber an die Leser im Revier, denn andere haben wir nicht.
    Und wenn die einen VW wollen, aber einen Ferrari geliefert bekommen – wenn’s mal mit dem Vertrieb klappt – dann sollte man ihen auch einen VW liefern.
    .
    Was wir brauchen, sind keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern ein gutes redaktionelles Konzept für den Mantel wie fürs Lokale. Das Konzept Autorenzeitung im Mantel, sexy und weiblicher werden, alles das sind doch nur Hülsen. Wer sollte das
    unter diesen Bedingungen noch konstruktiv, ehrlich und offen mit der CR erarbeiten? Hat R. eigentlich je in einer Lokalredaktion gearbeitet?

  31. Klappezuaffetot sagt:

    Nur ein Wort in Sachen Betriebsräte und 5. Dez.:

    1.) Die mir persönlich bekannten Betriebsräte sind absolut integer und verlässlich. Kämpfernaturen, die sagen, was Sache ist. Sie sind weder naiv noch dumm. Und: Ich bin mir sicher, sie haben ihre Gründe, wenn sie jetzt noch nichts Konkretes sagen können. Wie groß/klein auch immer ihr Verhandlungsspielraum sein mag – ich kann es nicht ermessen.

    Übrigens: „Demokratie von unten“ hat bei der WAZ noch nie funktioniert. Meine Meinung: Vorschläge der Belegschaft sind für die GF irrelevant, es sei denn, sie decken sich mit den eigenen Plänen.

    2.) Selbst wenn wir jetzt schon alle Details kennten, könnten wir wohl trotzdem nur abwarten bis zum 5. Dezember. Einziger Unterschied: Unsere Stimmung und unser denkbares Verhalten am Tag selbst wären sicherlich anders – möglicherweise eher aktiv- als passiv-aggressiv.

    3.) Bin ich mir ziemlich sicher, dass noch vor dem 5. – vielleicht sogar nur ein paar Stunden vorher, etwas von der GGF – über die üblichen Kanäle (zuletzt war es die „Zeit“) – durchsickern wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die GGF ernsthaft riskieren will, 800 Leuten direkt und e r s t m a l i g ins Gesicht zu sagen, wie schlimm es w i r k l i c h wird. Unmittelbare, unkontrollierbare Reaktionen werden die GF zu verhindern suchen. Zumal andere Medien vor Ort sein werden.

    4.) Deshalb: Wäre es denkbar, dass am 5. noch immer Vieles im Nebulösen bleibt. Keine/r wird an diesem Tag verbindlich erfahren, dass sie/er den Job los ist. Es werden wahrscheinlich nicht mal einzelne Redaktionen benannt, die zugemacht/fusioniert werden, – sondern: Es wird lediglich das neue P r i n z i p, möglicherweise modellhaft, vorgestellt. So stell ich mir das jedenfalls vor.

    Und all das bedeutet, dass die Angst noch Wochen, wenn nicht Monate zum ständigen Begleiter werden wird.

    Doch eines sollte diese Angst nicht sein: Ein Grund, sich und andere (z.B. Betriebsräte) panik(un-)artig zu zerfleischen.

    Ein schlauer Mensch hat mal gesagt: „The only fear we have to fear is fear itself.“ – verdammt richtig.

  32. Ungeduld sagt:

    An Klappezuaffetot: „Und all das bedeutet, dass die Angst noch Wochen, wenn nicht Monate zum ständigen Begleiter werden wird.“
    Wer soll das kühlen Kopfes aushalten?

  33. katzenklo sagt:

    Klappezuaffetot: Teile die meisten „Vorhersagen“, da sie auf Erfahrungen der letzten vielen WAZ-Jahre beruhen. Große Linie der Geschäftsleitung am 5. Dezember ja, Details ein wenig, exakte Ausführungsbestimmungen Mangelware. Hombach und Co. wollen doch heil aus diesem „Film“ in der Lichtburg kommen.
    Apropos Lichtburg. Ich habe die Einladung der WAZ-Gruppengeschäftsleitung und der Betriebsräte ( in dieser Reihenfolge ) bekommen und war „platt“. Eine „gemeinsame“ Versammlung? Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht. Keine Betriebsversammlung nach dem Betriebsverfassungsgesetz? Hausherr nicht der BR, nicht Herr des Geschehens vor Ort? Die Geschäftsführung hat nun auch formal das Sagen in dieser „Versammlung“. Warum und wie kam es zu dieser Einladungsform?
    Man stelle sich vor, dass die sich Geschäftsleitung durch irgendeine Situation veranlaßt sieht, zu gehen und sich eine Aussprache nicht mehr antun will. Es ist ja schließlich „ihre“ Versammlung der Beschäftigten. Im übrigen: Was heißt eigentlich „. . . wird die Geschäftsleitung ihr Synergie-Konzept vorstellen, mit dem sie die vier Zeitungsunternehmen und – man höre und staune – den gesamten Medienbereich der WAZ-Gruppe . . . führen will.“ Wer ist dieser gesamte Medienbereich? Beispielsweise auch Thüringen? Die Zeitschriften, die Anzeigen- oder Balkanblätter?
    Und noch etwas fällt auf. Die Journalistengewerkschaften sind nicht eingeladen. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz vorgeschrieben. Ein Affront? Oder nur Schusseligkeit? Welcher Dilettant hat eigentlich diese wichtige Einladung verfaßt?
    Es ist anzuraten, dass sich die Journalistengewerkschaften mit dieser „Zwittereinladung“ schnellsten intensiv beschäftigen.

  34. NixNutz sagt:

    Die Strategie „beiß nicht die Hand, die dich füttert“ oder „wes Brot ich eß`, des Lied ich sing`“ sollte nun endgültig ausgedient haben, werte Kolleginnen und Kollegen!
    Bald gibt es für den ein oder anderen Noch-Beschäftigten keine „Fütterung“ mehr geschweige denn ein fröhlich Liedchen eines frisch Gekündigten!
    Was kann also endlich Nützliches getan werden, um diesem unsäglichen Management-Treiben Einhalt zu gebieten?
    Meiner Meinung nach kann es nur heißen: MOBILMACHUNG!
    Das Netzwerk der Redakteure aller Ressorts eines jeden Titels für die eigene Sache einspannen.
    Jede/r einzelne muss sich bei jeder Gelegenheit in den Dienst der Sache stellen.
    PROTEST – PROTEST – PROTEST.
    Am 5. Dezember gilt es ein Zeichen zu setzen!
    Wenn die GGF derartige Sparmaßnahmen auf dem Rücken derer austrägt, die das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es ist, dann ist es auch das gute Recht von uns allen seine Arbeitskraft „sparsamer“ einzusetzen.
    Bei diesem Spiel steht sonst der Verlierer fest, wenn nichts Aufsehenerregendes geschieht. Wir haben eigentlich keine Chance – und genau die gilt es zu nutzen, sonst wird das alles nix!

  35. Lokalarbeiter, andere Mediengruppe sagt:

    Wer soll das kühlen Kopfes aushalten?

    Du. Sachverhalte auch unter Druck mit kühlem Kopf zu bewerten, ist eine Schlüsselqualifikation für Redakteure. Schaffst du das nicht, ist eine berufliche Neuorientierung ohnehin überfällig.

    Kopflosigkeit hilft jetzt ebenso wenig, wie ein schicksalergebenes Beschwören des angeblich unvermeidlichen sozialen Abstiegs im Entlassungsfall.

    Mein Gott, manchmal komme ich mir hier vor, wie auf einer Sitzung der anonymen Alkoholiker, bei der längst die Flasche kreist. Bekommt endlich mal euren Arsch hoch und hört auf zu flennen!

    Ich bin da ganz bei nixnutz, zumindest was den letzten Satz betrifft: Ihr habt keine Chance, also nutzt sie gefälligst! Und sei, um mit erhobenem Kopf aus der Sache rauszukommen.

  36. Eric sagt:

    Gibt es eigentlich schon Planungen, mit unserem ureigenstem Mittel – einer Zeitung – unsere Leser zu informieren? Ein vierseitiges Produkt, mit dem wir unsere Leser und Abonnenten informieren und auf den Weihnachtsmärkten verteilen bzw. austeilen, sollte doch schnell zu stemmen sein. Nur wenn wir unsere Leser, unsere – und nicht die von Herrn Reitz und Co. – Anzeigenkunden und unsere Abonnenten mobil machen, können wir es schaffen, doch noch einmal diesen Schrecken zu verhindern. Und wenn wir es nicht bei WAZ Druck produzieren lassen (oder wenn sie es nicht drucken wollen) können wir ja im nahen Ausland, Holland, oder bei einer anderen Druckerei in der Region drucken. Zwar wird eine Krähe der anderen kein Auge aushacken, aber es gibt ja noch Druckereien, die nichts mit unserem Unternehmen zu tun haben.

  37. zoom sagt:

    @Eric: „Gibt es eigentlich schon Planungen, …“

    Als ein Leser bin ich der Meinung:

    „schon“ ist eine sehr genügsame Formulierung.

    „endlich“ ist das Mindeste.

    Die Information der möglichen Bündnispartner hätte doch schon längst passiert sein müssen!?

  38. emscherblick sagt:

    @eric: Extra-Blatt finde ich prima. Stifte 100 Piepen.

  39. porschekiller sagt:

    @zeilenschinder
    „Und jetzt erzähl uns nicht, dass dich das aber doch sehr wundert.“

    Ich erzähle Dir jetzt, dass mich das – aus Lesersicht – mehr als sehr wundert.

    So betroffen mich jedes Einzelschicksal machen würde (ohne in den von Dir geschilderten Fällen jetzt auch noch über das Thema Sozialauswahl referieren zu wollen), so erschrocken bin ich doch ob der Tatsache, dass hier Einige ihre Kernkompetenz, die journalistische Unabhängigkeit, längst über Bord geworfen haben, weil pure Existenzängste vorherrschen. Die 12 oder 13 Monatsgehälter sind ja wichtiger als dieser Idealismus-Sch..ss, oder?

    Wenn ihr nicht in der Lage seid (oder sein wollt), diese Unabhängigkeit vor allen anderen Belangen dieser Auseinandersetzung gegenüber euren auf dieses Grundprinzip vertrauenden Kunden/Lesern (die übrigens nicht deswegen automatisch solidarisch sind, weil sie evt. grade selbst „geflogen“ wurden!) zu betonen und gegenüber der GGF zu verteidigen, dann haben die WAZ und ihre Titel trotz eines vielleicht gütlichen Kompromisses zumindest hier im Ruhrgebiet keine Chance mehr, jemals wieder auf die Beine zu kommen.

    Bleibt also die Frage, ob hier nicht Vieles aus Panik zu kurz gedacht wird.

  40. Sach bloß sagt:

    @porschekiller

    „So betroffen mich jedes Einzelschicksal machen würde (ohne in den von Dir geschilderten Fällen jetzt auch noch über das Thema Sozialauswahl referieren zu wollen), so erschrocken bin ich doch ob der Tatsache, dass hier Einige ihre Kernkompetenz, die journalistische Unabhängigkeit, längst über Bord geworfen haben, weil pure Existenzängste vorherrschen.“

    Vielleicht hast du Klugschwätzer aber ja auch bloß Tomaten auf den Augen.

    Das hier ist ein Blog – keine Tageszeitung.

  41. Wilfried S. sagt:

    @porschekiller: Troll Dich!

  42. Klappezuaffetot sagt:

    Bevor das hier abdriftet, wir uns im Kreise, und um einige wenige Außenstehende drehen, die mit schlauen Einwürfen daherkommen:

    Mein Vorschlag: Lasst uns lieber mal über „mobilen Content“ für Freitag nachdenken.
    Was könnten wir mitbringen, um stärker wahrgenommen zu werden?

    Ich mache mal in beliebter Blog-Manier Vorschläge, wer mag, möge sie ergänzen:

    1. Klassisch: Trillerpfeiffen

    2. Stylisch: Bedruckte T-Shirts oder zumindest titelbezogene Kleidung (Kappen, Jacken etc), um zu zeigen, wie viele wir sind – und wo wir bisher durchaus (auch mal) stolz und erhobenen Hauptes gearbeitet haben.

    3. Dezent: Jeder bringt seine (noch existente) Lokalausgabe mit und hält sie bei einem möglichen Redebeitrag kurz hoch.

    4. Kindlich: Ich würde keine Kinder mitnehmen – das traumatisiert nur und kostet später nicht mehr vorhandenes Geld.

    5. Gemütlich-demonstrativ: Butterbrote und Sitzkissen.

    6. Mahlzeitlich: Wenn Herr Reitz sprechen sollte, könnten wir demonstrativ etwas essen.


  43. draufhauer sagt:

    Wir alle – von WAZ, NRZ, WR und vor allen Dingen die gegenüber der WAZ-Führung und ihrer Zapp-Chefredaktion immer „lieben“ Kollegen der WP – sollten am Freitag in die Lichtburg kommen und Tacheles reden. Jetzt ist Solidarität gefragt!

  44. Eric sagt:

    Habe gerade mal in das Impressum der WR geschaut. Ich bin völlig überrascht, dass Herr Seher nicht mehr Vize-Chefredakteur der WR ist! Was ist passiert? Als Politik-Chef wird er noch aufgeführt! Ist das der erste Schritt zur Reduzierung? Ich fand eigentlich, dass er das politische Gewicht der Rundschau mit nach außen dargestellt hat. Und an die Gewerkschaften: Wie sieht es denn aus mit dem Sonderdruck?

  45. Personalix sagt:

    @eric
    Soweit ich weiß ist Herr S. jetzt in der Düsseldorfer WR-Landesredaktion tätig.

  46. ist es nicht vielleicht so? sagt:

    Was da bei der WAZ passiert, scheint wirklich schlimm zu sein. Traurig für die Angehörigen der Betroffenen. Denn ich frage mich: Wo war die Betroffenheit derer, die’s hätten verhindern können, als im Revier reihenweise die Jobs gekillt wurden, übrigens auch in Kollegenkreisen (Drucker, Menteure, „kleine“ Zeitungen)? Es bewahrheitet sich der Spruch: Stellt Euch vor, es ist Kampf und keiner kämpft mit. Jetzt ist halt fast niemand mehr da, der mit Euch kämpfen könnte…Gerade die WAZ hatte so hehre Ansprüche – gesehen auf die Gründerväter -, das Erbe habt Ihr locker verspielt: maulfaul, karrieregeil, angepasst, arrogant und pseudo-elitär (nicht nur herr reitz spielt golf). Hochmut kommt vor dem Fall.

  47. fiftyruhr sagt:

    @ eric
    Ich bin sicher, bei den Gewerkschaften laufen längst Vorbereitungen; sowohl in der Abteilung Aktion als auch im Bereich Information.

  48. lrheyne sagt:

    @all
    Bin erstaunt, dass hier immer noch Leute glauben, es gäbe nichts Konkretes. So viel ist sicher: den Betriebsräten sind Zahlen genannt worden. Schön waren die nicht.

    Das ändert leider nichts daran, dass auch am 5. weiterhin kaum jemand weiß, wie es mit ihm persönlich weitergeht. Wie auch? Bevor es zu Kündigungen kommt, werden alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft, das braucht Zeit. Dann wird ein Sozialplan verhandelt, erst dann weiß man näheres. Bevor Ängste sich bewahrheiten oder eben nicht, wird es längst 2009 sein. Keine schöne Vorstellung, aber so ist es.

    @draufhauer
    Du machst ja Deinem Namen alle Ehre: Gar nicht nett, wie Du den WP-Kollegen einen mitgibst. War mir nur noch gar nicht aufgefallen, dass sich die Redakteure von WAZ, WR und NRZ der GGF oder ihren Chefredakteuren gegenüber offen aufgelehnt hätten. Im Ürigen kann man über WP-Zapp denken, was man will: Seinem WP-Mantel (und dem eigenen Chefredakteurs-Kopf!) hat er zumindest eine Gnadenfrist erkämpft. Diese Hoffnung gibt es bei WR und NRZ schon nicht mehr (dabei erscheint auch die WR im Sauerland, und ruhrgebietstypisch ist die NRZ-Leserschaft in Kleve und Emmerich auch nicht gerade).

    Dein Beitrag ist der Solidarität ALLER Redakteure jedenfalls nicht förderlich.

    @all
    @eric
    In der Tat ist es höchste Zeit für echte Kampfmaßnahmen, für echten Kampf!! Und nicht mehr für eine „ernst-verhaltene Stimmung“!

  49. Schusterjunge sagt:

    @irheye: Ja, Gnadenfrist kann man das natürlich auch nennen…
    Welchen Grund sollte es denn geben, die WP NICHT in das gemeinsame Kooperationsmodell mit einzubinden, obwohl dadurch doch angeblich alle Mantelteile besser werden sollen und der WAZ-Chefredakteur angeblich nach unbedingter Allmacht über alle Titel giert?
    Vielleicht liegt es ja bloß daran, dass die Tage der WP innerhalb der WAZ-Gruppe gezählt sind? Ein Jahr ist nun noch Zeit (wie lange hatte Herr Zapp seinen Vertrag gerade nochmal verlängert?), um die Braut ein wenig aufzuhübschen und (hier wie dort) die Redaktionen zu schließen, wo es Überschneidungen mit den anderen Titeln der Gruppe gibt. Anschließend geht Zapp in Rente und die WP an Lensing-Wolf, so wie das schon lange abgekaspert ist.
    Ich staune immer wieder darüber, wie ergeben die WP-Mannschaft gegenüber einem Chefredakteur ist, der ihr vor 800 Kollegen in der Betriebsversammlung attestiert, dass sie einen lausigen Mantel macht und sich nicht mit den Ansprüchen an eine moderne Zeitung messen kann, der aber für die Leute im Sauerland, die ja angeblich ganz besondere Interessen haben, so gerade eben noch reicht.

    Zapp mag sich in seiner langen Berufslaufbahn viele Verdienste erworben haben, aber spätestens auf der Betriebsversammlung hat er die widerliche Schmierenkomödie der GGF mitgespielt und die Mär von der zukunftsträchtigen Heimatzeitung verkündet.
    Im eigenen Haus mag man das herzzerreißend finden, für Außenstehende wirkte das eher mitleiderregend bis ekelig. Und nur weil es nicht ganz so schlimm ist wie bei Reitz, ist es doch noch lange nicht gut.

  50. Hans Lassmann sagt:

    @schusterjunge
    Da mag was dran sein, doch genau so wie bei den Gerüchten um Kurt Bauer, den Verleger der Recklinghäuser Zeitung – sein Laden gehört übrigens zu fast 50 Prozent Lensing-Wolf – sind es eben nur Gerüchte.
    Allerdings berichten Kollegen beider Häuser übereinstimmend: Hombach ist 2007 desöfteren bei Bauer in Marl vorgefahren worden, Bauer – er kam immer ohne Fahrer – ist desöfteren in der Essener Zentrale gesehen worden. Und beide kamen bestimmt nicht wegen eines Under-Cover Kantinen-Tests vorbei…..
    Verleger-Monopoly auf Kosten der Redakteure?!