Europäische Journalisten unterstützen WAZ-Mitarbeiter: Krasser Gegensatz zur Selbstverpflichtung

Die Europäische Journalisten-Föderation (EJF), die europäische Regionalgruppe der Internationalen Journalisten Föderation, hat heute die WAZ-Mediengruppe, einen der führenden deutschen Zeitungsverlage, die im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms mit dem Abbau von Arbeitsplätzen droht, aufgefordert, ihr Engagement für Qualitätjournalismus zu stärken und die redaktionelle Arbeit nicht zu schwächen.

„Journalisten in ganz Europa unterstützen unsere deutschen Kollegen bei der WAZ in ihrem Kampf zur Sicherung der redaktionellen Arbeitsplätze“, erklärte Arne König, Präsident des EJF. „Das WAZ-Management in Deutschland hat sich öffentlich verpflichtet, Vertrauen in anspruchsvollen Journalismus zu fördern und nun schlägt es Kürzungen vor – es ist kaum vorstellbar und absurd zu glauben, dass man Qualität halten oder fördern kann, indem man Talent und Professionalität in den Redaktionen abbaut. “

König erklärte, dass die Pläne der Unternehmensleitung, die journalistische Arbeit in einem Newsdesk zu konzentrieren Gesellschaft und gleichzeitig – einhergehend mit einem Kostensenkungsprogramm – über den Abbau von 300 Arbeitsplätzen zu diskutieren, die Absicht, Qualitätsjournalismus zu fördern, untergrabe. Nach seiner Auffassung stehe dies auch in krassem Gegensatz zu der Selbstverpflichtung der WAZ-Mediengruppe, die in zehn europäischen Ländern aktiv ist und mit der International Fedeartion of Journalists ein Framework Agreement zur Steigerung der Qualität im Journalismus in der gesamten Gruppe unterzeichnet hatte.

„Dies sind harte Zeiten für die Industrie“, sagte König, „aber es ist einfach keine Lösung, Kürzungen im Journalismus vorzunehmen, da diese unmittelbar zum einen Qualitätsverlust führen. Das ist eine Abwärtsstrategie in einer Zeit, in der eher in den Ausbau von Qualitätsjournalismus, dem die Bürger vertrauen können, investiert werden sollte.“

6 Antworten zu “Europäische Journalisten unterstützen WAZ-Mitarbeiter: Krasser Gegensatz zur Selbstverpflichtung”

  1. Es sagte sagt:

    Nicht nur die EJF hat die WAZ-Bosse zum Nachdenken aufgefordert: Auch SPD-Boss Franz Müntefering hat am Montag bei Bodo Hombach und Christian Nienhaus interveniert, um einen publizistischen Kahlschlag und vor allem Massenkündigungen zu verhindern.
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    Die beiden WAZ Bosse sollen in einem Antwortfax an „Münte“ davon gesprochen haben, dass sie die Kündigungen damit rechtfertigen, weil es ohne sie zur „Wirtschaftlichen Katastrophe“ käme.
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    Was sie damit meinen, ließen Hombach und Nienhaus natürlich offen.
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    „Hinter wie vielen Yachten kannst Du gleichzeitig Wasserski fahren?“ (Bud Fox alias Charlie Sheen zu Gordon Gecko alias Michael Douglas in Wall Street)

  2. WAZwürstel sagt:

    Aha: Die Solidarität und die Aufmerksamkeit wachsen. Und das tut ihnen weh. Fein!
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    Soll die Branche, sollen die Leser ruhig mal erfahren, wie anständig die beiden Gruppen-Geschäftsführer sind und wie wenig verlegerisch die Eignerfamilien – aufgrund schlechter Beratung und fehlender Ahnung? – noch denken.

  3. Frauke Weber sagt:

    Dann soll die EJF auch einmal für die IKZ in Iserlohn sich einsetzen. Heute morgen beim Frühstück fehlte doch glatt die komplette Kulturseite, obwohl sie auf der neuen Magazinseite mit zwei Artikeln angekündigt wurde. Die Zeitung war lange nicht so dünn wie heute. Da soll mir noch jemand sagen, die trifft das nicht! Das findet wahrscheinlich nur statt unter einem anderen Namen!!!!!

  4. Ach nee sagt:

    @es sagte
    Müntefering sollte das dreiste Antwortschreiben von Hombach und Nienhaus umgehend zum Anlass nehmen, um über die SPD-Medienholding – Münte hält sozusagen 13,1 Prozent der Westfälischen Rundschau – die Zahlen einzusehen und weiter Ruck machen.
    Denn „Münte“: Die WAZ-Strategie ist mies, die Lage auch. Glückauf!

  5. hugo krächzt sagt:

    Selbstverpflichtung, dass ich nicht lache!
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    Die WAZ-Gruppe hält sich in Ostdeutschland nicht einmal an Tarifverträge, obwohl sich die Herausgeber und Chefredakteure feierlich mit großem Gehabe und noch größerer Berichterstattungen in eigenen Blättern dazu verpflichtet haben.
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    Und die Volontäre: Sie sind ausgelagert an die Journalisten-Schule Ruhr und bekommen einen Lohn deutlich unter Tarif, der sie angesichts großer Einsatzräume – Stichwort teure Mobilität – vor nahezu unlösbare Aufgaben stellt: Es gibt Volontäre, die könnten sich ohne weiteres als „Aufstocker“ beim Arbeitsamt melden und „Sozialhilfe“ dazubekommen. Sie tun es aber nicht, weil sie sich für ihren Arbeitgeber schämen.
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    Das sind die Realitäten hinter den vollmundigen Selbstverpflichtungen von Hombach.

  6. fiftyruhr sagt:

    Wir sollten die Journalistenschüler nicht Volontäre nennen (der Begriff ist sozusagen mit tarifgebunden); Hut ab vor den Redakteurinnen und Redakteuren, die dem Verlag Arbeitszeit und damit ihr Geld spenden, damit ausgebildeter Nachwuchs wenigstens befristet übernommen wird.