Qualität gefordert – angemessene Honorare verweigert
15 bis 18 Cent Zeilenhonorar bei der WR, 120 Euro Tagespauschale für bis zu zwölf Stunden Arbeit im Auftrag der WAZ – das ist die Lage bei den Freien in der WAZ-Gruppe in NRW. Wie sieht denn ihre Zukunft nach der geplanten Umstrukturierung aus? Ihre Absatzmöglichkeiten werden sich kaum verbessern. Wobei es immer Ausnahmen von dieser Regel geben kann. Schon in der Vergangenheit hat der WAZ-Konzern von seinen Freien Qualität gefordert, eine angemessene Vergütung dieser Qualitätsarbeit aber verweigert. Dazu eine Kolumne von Frank Biermann (dju), freier Journalist in Münster, unter diesem Link oder als pdf hier Kolumne zu Freien.
120 Euro Tagespauschale? Am anderen Ende des WAZ-Landes kann man froh sein, wenn man 60 bekommt!
Gutes Geld erfordert auch gute Arbeit. Aber die gibt es leider viel zu oft nicht bei der WAZ / NRW. Rechtschreibfehler in der Überschrift erwecken nunmal den Eindruck, dass die Arbeit nur hingerotzt wurde. Und dafür zahlt heute niemand mehr.
Die Leute, die es können, machen es für das Geld nicht. Muss sich folglich niemand wundern, wenn die journalistische Qualität in Punkto Rechtschreibung nicht mehr stimmt. Was Rechtschreibfehler etc. angeht, sollte man aber auch mal beim SPIEGEL vorbeischauen. Da leistet man sich seit Monaten keine Lektoren mehr. Oder mit anderen Worten: Wenn Leute nur noch billig wollen, dann kriegen sie eben billig. Und zwar in allen Lebensbereichen. Bei IKEA wird man sich wahrscheinlich bald auch einen Sarg zum Selberbasteln für ganz kleines Geld kaufen können. Ich tippe mal, die nennen den dann KADAVER oder so ähnlich.
Leute, die es können, machen es doch, denn Jobs sind rar und Leute, die es für wenig Geld tun nicht. Von 120 Euro Tageshonorar kann ich nur träumen, her damit! Als Freier bekomme ich für zwei Artikel (zwei Tage Arbeit) 50 Euro, für einen Monat bloggen, inklusive Fotos und Beantwortung von Leserkommentaren (ca. 27-30 Stunden Arbeit) 300 Euro. Eine Zweitauswertung ist nicht drin, die Rechte gehen komplett an den Westen. Macht übern Daumen 10 Euro die Stunde. Mein Maul reiße ich trotzdem nicht auf, denn Praktikanten, Studenten und Volontäre machen es für deutlich weniger. Ich habe keine Alternative, aber monatliche Kosten wie Miete, Strom, Telefon, Essen…
http://www.zeit.de/2007/45/C-Freie-Journalistin
Ich will jetzt mal ganz vorsichtig sein, damit das niemand in den falschen Hals bekommt, und fange mit dem Positiven an: Wenn es eine Solidarität zwischen Freien und Festangestellten gibt, ist das eine wunderbare Sache. Gerade jetzt.
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Beim letzten großen Streik habe ich diese Solidarität auch erlebt – bei einem Freien. Der war während der Streikphase plötzlich „verreist“. Das rechnen die organisierten Kollegen und auch ich ihm bis heute noch hoch an.
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Und dann gibt es die Freien, die sich in der Streikphase gerne einen großen Sack Geld verdient (während der „verreiste“ Kollege 0,00 Euro verdiente) und die Finger wund geschrieben haben, damit die Zeitung doch noch voll und einigermaßen ansehnlich wird. Sie haben „Arbeitskampf“ mit „Betriebsausflug“ verwechselt und uns schlicht und einfach massiv geschadet. Auch das ist nicht vergessen.
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Sollte es tatsächlich zum Arbeitskampf kommen, wird das auch für die Freien eine Bewährungsprobe, auf welcher Seite sie stehen.
Wenn Ihr wollt, dass wir für Euch kämpfen, dann kämpft für uns.
@(Vogel)Freier
Hallo Kollege, Du hast ja Recht: Die Freien – und damit meine ich alle, bekommen zu wenig. Verdient hätten sie mehr. Ich will auch gar nicht anfangen von Etats und dergleichen. Ich finde nur: Wir sitzen alle in einem Boot.
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Wenn die WAZ Ausgaben schließt oder Ausgaben weiterhin gekürzt erscheinen lässt – schon gibt es Leser, die bei „WAZ-Dialog- was kann ich für Sie tun?“ süffisant nach den neuen Abopreisen nachfragen, weil die Ausgaben kleiner geworden sind – dann kriegt ihr ebensowenig noch eine Schnitte, wie die 300 von Entlasung bedrohten Redakteure.
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Deshalb: Kämpfen wir gemeinsam!
@(Vogel)Freier
Wir sitzen tatsächlich in einem (sinkenden) Boot. So identisch waren unsere Interessen noch nie. In einer geschlossenen Lokalredaktion, deren Redakteure entlassen wurden, gibt es auch kein Zeilenhonorar mehr. So wird gespart – und zwar gründlich.
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Ich kämpfe für Dich – Du kämpfst für mich!
“Sie sprechen mit …. – was kann ich für Sie tun?” Wenn, dann richtig bitte ^^
Es gab wirklich schon viele solcher „Anfragen“. Aus meiner Sicht beim täglichen Umgang mit den Kunden werden weitere Zusammenlegungen nicht akzeptiert. O-Ton: „Frollein, ich les‘ die Zeitung nur wegen dem Lokalteil. Den Rest kriege ich doch aus den Nachrichten oder aus dem Fernsehen“.
Weitere Kündigungsgründe: Geld, Zeitmangel und das elendige Abwerben durch andere Zeitungen und die daraus resultierende Gier mancher Menschen. Die „Zeitungstreuen“ sterben leider aus.
Ich kann Ihnen allen nur raten: Informieren (und mobilisieren) Sie die Öffentlichkeit. Viele Leser wissen gar nicht, was sich abspielt.
@Beate Berger
Danke, Kollegin!
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Kennen Sie übrigens die Durchwahl von Herrn Reitz? Stellen Sie verärgerte Leser doch einfach mal zu seiner Exellenz-Giga-XXL-Schreibtisch durch.
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Hihi…der würde sich freuen, auch mal andere Anrufe als die von Herrn Hombach zu bekommen. In dem großen Büro ist man doch ohne Freunde und ohne Rückhalt aus den Redaktionen sonst so einsam ;o)
Beim WAZ-Konzern hat man das Tagelöhnertum aus dem Mittelalter „hinübergerettet“. Ich kenne „Kulis“, deren Honorar seit zehn und mehr Jahren nicht mehr gestiegen ist. Auch das ist ein Skandal.
Was ist denn mit den freien Lokalfunkern, die für 75 Euro eine ganze Schicht vollverantwortlich fahren? Oder mit den freien Leuten, die in kleinen Agenturen die Anzeigenblätter zuschustern, Tagespauschale 50 Euro. Davon profitieren dann nicht nicht nur die inzwischen milliardenschweren Brost- und Funke-Clans, sondern auch noch die SPD mit ihren WR-Anteilen. Nur die kümmern die Freien und deren Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht. Die SPD macht ja auch nichts gegen die skandalöse Leiharbeit in Medienbetrieben. Denn die Leiharbeit ist neben der Ignoranz neuer real existierender Medienstrukturen in den Führungsetagen der Verlage die wahre Ursache für den verlotterten Zustand der deutschen Medienlandschaft. Wir alle wissen es, wir alle schauen weg, tun nichts. Oder gab es in letzter Zeit mal irgendeine Initiative aus der WAZ-Gruppe gegen die Quasi-Leiharbeit mit den Volos der eigenen Journalistenschule Ruhr? Jetzt wollen sie Kerzen am Grab von Brost aufstellen. Wäre schon längst nötig gewesen. Aus Tagelöhner-Sicht ist klar: Die Freien sind für die Festangestellten nur so lange als Bündnispartner interessant, so lange es um ihre Jobs geht. Vom Schicksal der Freien war in Essen nicht mal eine Minute die Rede…
So ist, Kollege, so ist es.
Wer nimmt sie denn wahr, die Abend- und Wochenendtermine im Wazland? Die Ehrungen, Schützenfeste, kleinen und großen Konzerte, Theater- und Schulaufführungen? Das wird bestimmt ein Fest, wenn erst Stellen, dann der Etat zusammengestrichen werden. Dann heißt es morgens früh aktuelle Polizeimeldungen in den Westen haben, tagsüber online first bedienen und dennoch einen exklusiven Aufmacher recherchieren, bevor es abends zur Jahreshauptversammlung des größten Sportvereins am Platze geht. Und weil es so schön ist, kann man ja gleich am selben Abend die wesentlichen Ergebnisse der Sitzung noch ins Internet stellen …
Ich hoffe mal, dass der neue Vogelfreie nur durch Zufall meinen Namen belegt hat. Alle Beiträge in diesem Fred sind nicht von mir, die anderen schon.
Ich bin wegen der Seitenreduzierung im Lokalteil freigestellt und habe in diesem Monat erst 60 Euro Brutto verdient. Ich bin seit 20 Jahren Gewerkschaftsmitlied und ausgebildeter Redakteur.
Ich habe an diesem einen Arbeitstag von 10 bis 19 Uhr gearbeitet, weil alle Festangestellten bei der Betriebsversammlung waren.
Für 120 Euro würden die angeblich Freien bei der WR täglich einen Freudentanz in Essen machen.
Und was ist mit den mittlerweile immer beseer geschulten“Schreiberlingen“ aus Vereinen und Institutionen, die samt Fotos, Reportagen kostenlos liefern, die 1:1 abgedruckt werden (können)?
@Vogelfreier
@tagelöhner
@ alle anderen freien Kolleginnen und Kollegen der WAZ-Mediengruppe,
vielleicht habt ihr ja mal Lust die einzelnen Honorare zu hinterlegen,
damit wir einen genaueren Überblick über die Honorarhöhen (oder sollte ich besser Tiefen sagen) bekommen.
Ein Anfang dazu wurde schon gemacht unter
http://www.mediafon.net
Da könnt ihr bei Geld&mehr Text-Honorare + Bild+Honorare
eingeben.
Mit freundlichen Grüßen, Frank Biermann
Bin die Tabelle durchgegangen: WAZ und Konsorten zahlen mit am miesesten. Wer hätte das gedacht.
Die Gewerkschaft möchte sich einen Überblick verschaffen?
Wir arbeiten doch alle im Bereich Kommunikation. Und da hat noch kein Betriebsrat mitbekommen, was sein Vertreter verdient, wenn er für die Gewerkschaft unterwegs ist?
Leute, tut doch nicht so überrascht. Ist ja peinlich. Ruft irgendwen in irgendeiner Redaktion an und fragt, was die Freien da verdienen.
Falls es wirklich interessiert…
@Un-Freier Der Beitrag ist zynisch. Du ignorierst in welchen Nöten sich auch festangestellte Redakteure befinden. Du hast anscheinend noch nie einen solchen Redakteur fragen müssen, was er Dir den für einen Bericht oder eine stundenlange Recherche zahlen kann. Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass jede Redaktion in diesem Land ihre Wege hat, einen Bericht zu bezahlen – nur damit sie ihn bekommt. Dass das manchmal jämmerlich wenig ist, ist bekannt. Und deshalb ist der Überblick so schwierig; für Verlage ist das Info-Leck oftmals durch einen Blick in die Überweisungsliste herauszufinden. Nein, solche Vorsicht von KollegInnen ist verständlich, wenn sie auch – wie der Blick auf die verängstigten WAZ-KollegInnen zeigt – nicht weiterhilft. Wie wär“s denn mal damit: Von Medienhäusern ordentliche nachvollziehbare Honorare für die Freien, die auch eingefordert werden können, einfordern. Dann könnten Un-Freie eine große Hilfe sein… ;-)).
Mittelstandsvereinbarung, 12a Tarifvertrag für Freie (gerade verbessert) … so richtig konnten diese vorhandenen Messlatten die Trinkgelder nicht verhindern, mit denen Freie Texter wie Fotografen abgespeist werden.
Helfen wird da womöglich erst die Vergütungstabelle aus dem Urhebergesetz, die die Gewerkschaften seit langer Zeit mit den Verlegerverbänden verhandeln. Die Arbeitgeber machen da nur mit, weil es gesetzlich verlangt wird. Die neuen Sätze könnten (bereits im Frühjahr?) nämlich dafür sorgen, dass die Verlage plötzlich aus ihrer Sicht „Unsummen“ zahlen müssten… einforderbar.
Welche Auswirkungen diese „Verteuerung“ von Texten und Fotos allerdings dann auf die Situation der Freien haben wird, bleibt für mich offen. Wir alle, die Freien und die Gewerkschaften werden da höllisch aufpassen müssen.
wer sich zu dem hochspannenden Thema Vergütungsregeln genauer informieren will, hier ein weiterführender Link dazu.
Am 24. November ist in Berlin übrigens erneut zu diesem Thema verhandelt worden.
Beste Grüße, Frank Biermann
http://mmm.verdi.de/archiv/2008/10/titelthema_selbststaendig/erste_ergebnisse_in_sicht
Die WR in Gewerkschaftshand:
Ich kann ja wohl davon ausgehen, dass hier ab sofort nur noch die tariflich vereinbarten Honorare gezahlt werden?
Hallo?