Strategie erkannt – eine Zwischenbilanz

Jetzt erkennen wir sie immer deutlicher, die typische Strategie des gegenseitigen Ausspielens: Mitarbeiter gegen Mitarbeiter, Redaktionen gegen Redaktionen, Redaktionen gegen Betriebsräte, Betriebsräte gegen Betriebsräte. Möglichst viel Chaos, damit möglichst alle abtauchen und abgelenkt sind vom eigentlichen Thema. Bumms ist’s dann passiert, ganz ohne Gegenwehr.

Eben diese Strategie zu entlarven, alle – leider häppchenweise, denn mehr wird ja nicht rausgerückt – zumindest auf denselben Informationsstand zu bringen, die Infos auszutauschen und zu bewerten, kurz: die wichtigesten Menschen der Mediengruppe (also die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen und Bereichen) mit in die Diskussionen um die Zukunft ihrer Jobs einzubeziehen, das ist der Sinn dieses Blogs.

Dieses ist in den zehn Tagen seit der Freigabe, glauben wir, gut gelungen. Viele haben kommentiert, alle waren – bei aller Wut – fair. Wir haben keinen einzigen Kommentar mit ehrverletzendem oder beleidigendem Inhalt löschen müssen. Dafür ganz herzlichen Dank.

Im Durchschnitt haben bisher mehr als 1.000 Besucher täglich den Blog aufgerufen, gestern waren es fast 2.000! Die meisten User kamen übrigens von: DerWesten. Dieser ist nun mit einem Gegen-Blog, ebenfalls mit einem Fisch am Kopf, online. Das ist gut so. Denn so kommen wir
alle ein Stück näher auch an die Leserinnen und Leser heran, die ja ebenfalls mitreden sollen. Diese Unterstützung nehmen wir gerne an.

Je mehr öffentlich gemacht wird, umso klarer sehen die Kolleginnen und Kollegen, die Kunden und Abonnenten, die Gewerkschaften und Politiker.

Wir sind ständig darum bemüht, die Seiten noch einen Tick besser zu machen und nehmen Anregungen wie die Veröffentlichung der User-Zahlen gerne auf, zumal wir Neulinge in dieser Form der Kommunikation sind. Wenn also mal kleinere Pannen passieren, nehmt es bitte nicht allzu übel.

Wir werden uns bemühen, weiterhin am Ball zu bleiben. Dafür brauchen wir weiterhin Ihre/Eure Mithilfe.

97 Antworten zu “Strategie erkannt – eine Zwischenbilanz”

  1. surfer sagt:

    Es wird ja gerne der Eindruck erweckt, bei der WAZ Mediengruppe sei in NRW allein das online-Portal derwesten.de eine Erfolgsnummer. Das sieht in Wahrheit doch sehr anders aus. Die bei IVW einsehbaren Nutzungsdaten für Oktober 2008:

    derwesten.de
    Visits: 4.802.130
    PI’s: 37.091.006
    Veränderung zum Vormonat: – 9,48%

    Zum Vergleich das Portal der Rheinischen Post, das man lt. Frau Borchert bis Jahresende überholt haben will:
    rp-online.de:
    Visits: 6.155.404
    PI’s: 50.200.732
    Veränderung zum Vormonat: +8,02%

    Höchste Zeit, dass auch beim online-Auftritt die Frage nach Aufwand und Ertrag gestellt wird. Könnte es sein, dass sich im geplanten Sparvolumen von 30 Mio € auch die roten Zahlen von derwesten.de verbergen?

  2. […] die ganzen Diskussionen hie und da, habe ich glatt vergessen, mich rechtzeitig für die Verlosung der bislang besten […]

  3. Katharina Borchert sagt:

    @surfer Nein, die werden völlig separat für den Geschäftsbereich Online ausgewiesen und tauchen nicht in der Bilanz der NRW-Tageszeitungstitel auf.

  4. surfer sagt:

    @Katharina Borchert – Wette gewonnen: Ihre Antwort fiel wie erwartet aus. Und natürlich geben Sie wieder einmal nur ein Scheibchen der Wahrheit preis.
    Richtig ist doch wohl, dass die Zeitungsredakteure verpflichtet sind, für derwesten.de zum Nulltarif zu produzieren, künftig sogar unter dem Diktat „online first“. Heißt: Die Personalkosten für die Belieferung von derwesten.de liegen bei den Redaktionen. Korrekt wäre es, die Budgets der Zeitungstitel um den online-Personalaufwand der Redaktionen zu entlasten, denn diese Kosten sind ja von derwesten.de verursacht. Wieviel Einsatz erwarten Sie von den Zeitungsredaktionen? Zehn Prozent ihrer Arbeitszeit oder gar 20 Prozent? Entsprechen müssten die Zeitungsbudgets entlastet und Ihr Budget belastet werden.
    An anderer Stelle behaupten Sie, derwesten.de liege genau im „Businessplan“. In welchem? Erinnert man sich an den wiederholt verschobenen und dann gründlich verpatzten Start des Portals, dann kann es sich bei dem von Ihnen angesprochenen Businessplan nicht um das Original handeln.
    Wenn Sie noch einmal in den Unterlagen blättern, die seinerzeit für die online-Schulung der Zeitungsredakteure verteilt wurden, finden Sie nach heutigem Wissen geradezu abenteuerliche Prognosen für die Entwicklung von derwesten.de – war das alles nur ein Fake?
    Mit Autosuggestion können Sie sich vielleicht Ihre online-Welt schön reden, aber bestimmt nicht die Fakten verbiegen.

  5. Katharina Borchert sagt:

    @surfer Ja, es handelt sich dabei um den im Frühjahr 07 erstellten Businessplan. Autosuggestion kann ich darin nicht erkennen.
    Dazu sollte man übrigens auch wissen, dass bereits vor DerWesten, also noch zu alten Cityweb-Zeiten, die Redakteure auch für Online gearbeitet haben. Nur dass damals noch zusätzlich der komplette Auftritt aus dem jeweiligen Titelbudget bezahlt wurde (und das war nicht wenig), so dass Cityweb immer finanziert war und nie rote Zahlen schrieb. Das ist heute anders, gerade weil wir mehr Transparenz wollten.
    Die Schulungsunterlagen liegen übrigens grad neben mir, ich habe gründlich geblättert und kann darin beim besten Willen keine Prognosen finden, die heute abenteuerlich erscheinen. Darin steht, dass wir in Reichweite und Umsatz deutlich über Marktschnitt wachsen und genau das haben wir getan – IVW- wie auch Controlling-geprüft.

  6. Allesodernichts sagt:

    Diesem Verlag ist mit nur drei betriebsbedingten Kündigungen zu helfen: Bodo Hombach, Christian Nienhaus und Ulrich Reitz. Hier wurde jahrelang über Qualitätsjournalismus palavert – und den schafft man mit 300 Kündigungen. Nullnummern wie der westen-borchert – der schlechteste Auftritt seit es Internet gibt – werden klaglos hingenommen, weil es immer noch Verlagsdeppen gibt, die glauben, als Regionalzeitung gäbe es im Netz Geld zu verdienen. Draußen sitzen die Leser, die warten: auf niedrigere Abo-Gebühren, bessere Lokalteile, besseren Service statt Call-Center, Geschäftsstellenabbau oder z.B. Personalinkompetenz auf höchster Ebene. Es wurden Management-Fehler ohne Ende begangen, die nach bewährten Konzern-und Untnernehmungsberatungsstrategien von anderen ausgebadet werden sollen. Aber irgendwann – schon bald – könnte das pefide Spiel ausgereitzt sein.

  7. Allesodernichts sagt:

    Diesem Verlag ist mit nur drei betriebsbedingten Kündigungen zu helfen: Bodo Hombach, Christian Nienhaus und Ulrich Reitz. Hier wurde jahrelang über Qualitätsjournalismus palavert – und den schafft man mit 300 Kündigungen. Nullnummern wie der westen-borchert – der schlechteste Auftritt seit es Internet gibt – werden klaglos hingenommen, weil es immer noch Verlagsdeppen gibt, die glauben, als Regionalzeitung gäbe es im Netz Geld zu verdienen. Draußen sitzen die Leser, die warten: auf niedrigere Abo-Gebühren, bessere Lokalteile, besseren Service statt Call-Center, Geschäftsstellenabbau oder z.B. Personalinkompetenz auf höchster Ebene. Es wurden Management-Fehler ohne Ende begangen, die nach bewährten Konzern-und Untnernehmungsberatungsstrategien von anderen ausgebadet werden sollen. Aber irgendwann – schon bald – könnte das perfide Spiel ausgereitzt sein.

  8. Klaus Müller sagt:

    @ Katharina Borchert Sie sagen wieder – wie schon beim Thema Tarifverträge – die Unwahrheit. Laut IVW-Zahlen wir hat DerWesten im August 2008 41 Millionen Seitenabrufe (PI) erreicht. Im Vergleich dazu zählten die Webseiten der fünf Einzeltitel WAZ, NRZ, WR ,WP und IKZ im August 2007 36 Millionen PI, im August 2006 25 Millionen, im August 2005 17 Millionen.

    Mit einer einfachen Regressionsanalyse können Sie feststellen, dass Sie sich damit ca 2 Mio PI unter dem Mittelwert befinden, den die Einzeltitel bei kontinuierlichem Wachsum heute zusammen haben dürften. Damit liegen Sie auch weit unter der Marke von Branchenführer rp online (50 Millionen PI) und der Zielmarke von 80 Millionen PI, die damals von den Chefredakteuren kommuniziert wurde. Wie Sie über dem Marktschnitt gewachsen sein wollen, müssen Sie bei Gelegenheit erklären.

    Das bedeutet: Trotz erheblicher finanzieller und personeller Anstrengungen haben Sie es nicht geschafft, die Zufgriffszahlen der WAZ-Gruppe in NRW wesentlich zu steigern. Im Gegenteil. Sie haben schlechter abgeschnitten als zuvor.

    Was den Umsatz angeht: Ihre Angaben sind schlicht und einfach nicht nachprüfbar. Internen Informationen nach hat der Westen allein 2007 ein Minus von 8 Millionen Euro eingefahren. Spannend zu erfahren, ob die jetzt irgendwo unter dem Deckmäntelchen der allgemeinen IT-Kosten den Titeln zugerechnet werden.

  9. sonicht sagt:

    „…sollte man übrigens auch wissen, dass bereits vor DerWesten, also noch zu alten Cityweb-Zeiten, die Redakteure auch für Online gearbeitet haben.“ (Borchert)

    Dazu sollte man aber auch wissen, dass zu Cityweb-Zeiten das Setzen eines Makros für das Erscheinen eines Artikels im Online-Portal ausreichend war. Das geht zwar technisc heute auch noch, doch sind die Online-Texte dann mehr oder weniger ohne jedes Layout. Erwartet wird von den Print-Redaktionen aber, dass sie eigene Fassungen für online schreiben, und das je nach Titel auch schon in der Frühschicht. Das ist ein Problem, in Kombination mit der uralten Technik, einem Content Management-System, das sogar von Joomla in der Bedienerfreundlichkeit weit übertroffen wird – und das alles zu Lasten der Arbeitszeit, die in die Qualität des Print-Produktes fließen könnte.

    Den Effekt von „online first“ sieht man im Moment bei Lensing ganz gut: Auch bei denen gehen die Zahlen in den Keller – so schildern es jedenfalls einige Redakteure, mit denen ich geredet habe. Da kann man sich dann überlegen, ob es daran liegt, dass das Online-Portal so gut ist, dass die Print-Ausgabe überflüssig wird (glaube ich kaum) oder ob das Print-Produkt einfach schlechter geworden ist, seit die Print-Redakteure einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit Online-Arbeit verbringen.

  10. Aber echt sagt:

    Wo wir gerade bei Lensing sind. Dieses Haus taugt immer gut als Vergleichspunkt für einen Unterbietungs-Wettbewerb. Jetzt wird uns vorgerechnet, mit wie wenigen Redakteuren die RN auskommen. Demnächst könnten sie den RN-Kollegen mit unseren niedrigen Zahlen Druck machen – und so weiter.
    Übrigens: Was verdient eigentlich ein Geschäftsführer? Und was leistet er dafür?

  11. fiftyruhr sagt:

    Und… wenn denn mit weniger Leuten angeblich mehr Qualität zu erreichen ist… wann wird der frisch prallgefüllte WAZ-Gruppe-Wasserkopf wieder abgelassen, damit da auch wieder die Qualität steigt?

  12. Hans Lassmann sagt:

    Jetzt spielen beide GGF die beleidigte Leberwurst und kommen am Dienstag erst gar nicht zur Betriebsversammlung, drücken sich und ducken sich weg!

    …und jetzt schickt der Verlagshaus-Wasserkopf Rundschreiben per Email in die Welt, in denen er sich darüber beklagt, dass hier im Blog einige Autoren gar nicht nett zu ihnen seien, Interna verrieten und Beiträge sogar an der Grenze der Beleidigung sehen.
    .
    Ich denke Hombach und Nienhaus sind Mitglieder der Gesellschaft für offen Aussprache – oder gilt das nur für die Herren mit den Millionen-Jahresgehältern und Boni untereinander?
    .
    Wer sich angesicht der drohenden wirtschaftlichen Vernichtung von 300 Kollegen und ihrer Familien auf Etikette beruft, der hat den Schuss nicht gehört!

    @aber echt:
    Die Herren Schumann und Grotkamp sollen schon Anfang der 90er-Jahre – ich erinnere, es stand in „Capital“ – 1,5 Millionen Mark pro Jahr verdient haben. Wohlgemerkt verdient, denn die Herren waren jeden Cent wert und haben den Konzern nicht an den Rand einer Meuterei geführt. Hombach und Nienhaus bekommen ihr Geld dagegen nur.

  13. online-und-print sagt:

    Mal mein Eindruck als Wochenend-Leser, wenn ich daheim im Pott bin und die Samstagsausgabe lese. Dann habe ich eine Rundschau-Ausgabe des östlichen Ruhrgebiets vor mir, die unfassbar uninspiriert und lieblos daherkommt. 4 Lokalteile in einem Buch, zusammengeklatschte Fremdtexte plus Terminjournalismus, langweilige Überschriften, haarsträubende Flüchtigkeitsfehler. Das wird nicht überall so sein, doch das ist mein subjektiver Eindruck von Lokaljournalismus 2008. Und vielleicht reflektieren sich die Lokalredakteure mal selbst, bevor sie das Klagelied vom Internet, das die Zeitung kaputt macht, singen. Das Internet, das so viel Zeit kostet.

    Wie viel Prozent vom Arbeitsaufwand am Tag macht Internet aus? Zehn Minuten, 15 Minuten? Eher weniger. Auch der Redakteur, der seit 30 Jahren seine Lokalzeitung macht, muss in den Kopf kriegen, dass sich Mediennutzungsverhalten ändert.

    Diese Lustlosigkeit wird – meiner Meinung nach – auch den Westen scheitern lassen. Mich interessieren in einem Regioportal nicht die dpa-Texte. Die kann ich überall lesen. Ich will Nachrichten aus meinen Städten. Leider fahren die meisten Redaktionen – so mein Eindruck – eine Blockadehaltung.

    Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich brauche Lokalredaktionen, die mitmachen. Die in ihrem Kerngeschäft attraktive Lokalseiten bauen und „nebenbei“ Texte, Bilder, Videos für online liefern. Das bekomme ich nicht, wenn ich so eine Stimmung im Haus habe, wie aktuell. Scheinbar sind sich „Printler“ und „Onliner“ überhaupt nicht grün, wenn man die Kommentare hier deutet. Traurig.

  14. schaunmermal sagt:

    @ online-und-print

    Als Bewerbungsschreiben hat dieser überhebliche Beitrag gute Chancen. Mal ein Einwurf: In de USA ist der Internet-Trend rückläufig. Und wo wir gerade in Übersee sind: Wo waren die tollen aufreitzenden Online-Schaffer bei den Wahlergebnissen aus Übersee – ihre größte Chance?

    Das einzig Positive Deines/Ihres Beitrags: Auseinander dividieren ist eher Sache Anderer.

  15. Wazsolldas sagt:

    Liebe Onliner,
    .
    bitte denkt darüber nach, ob es klug ist, hier zu polarisieren. Es kann eigentlich bei der Entwicklung, die der Westen jetzt nimmt, nicht mehr so lange dauern, bis auch dem Dümmsten auffällt, dass dieses Portal kein Renditebringer, sondern ein Millionengrab ist.
    .
    Über die Gründe kann man zwar trefflich spekulieren – ein Blog ist eben noch kein Portal und eine Bloggerin mit abgebrochenem Jurastudium ist noch keine geborene Chefredakteurin – aber der Effekt wird sein, dass eure Arbeitsplätze auch af den Prüfstand kommen.

  16. ich sagt:

    Schade, dass Katharina Borchert sich hier zur Jeanne d’Arc des WAZ-Konzerns machen lässt, schade!

  17. flying kangaroo sagt:

    Das ganze WAZ-Elend ist doch zu 95% selbstverschuldet. Das Unheil begann mit der Installierung von Bodo Hombach als GF und setzte sich ab Mitte 2005 mit der Umstrukturierung im Bereich Geschäftsstellen/Vertrieb fort.
    Was jetzt mit den Redaktionsmitarbeitern geschieht, läuft doch schon in ähnlicher Form seit dieser Zeit mit den kaufmännischen Mitarbeitern ab.
    Im mittleren Management arbeiten seitdem Leute, die Arroganz und Ignoranz anstelle von Fachkompetenz zu bieten haben und sich in ihrer Selbstherrlichkeit für den lieben Gott halten, Neue Geschäftsfelder werden mit blindem Aktionismus aufrecht erhalten, obwohl sie hochgradig defizitär sind.
    Der Leser bekommt weniger Service, weil er es anstelle von kompetenten, örtlich verankerten Mitarbeitern in den Geschäftsstellen, mit seelen – und ahnungslosen Call-Center Mitarbeitern zu tun hat.
    Maximal noch 5 Jahre – dann kommen Murdoch & Co.
    Schade drum.

  18. memory sagt:

    Von Herrn Reitz kennt man das schöne Zitat: „Für mich gibt es keine Sachfragen, sondern nur Machtfragen!“
    Getreu diesem Motto agiert er. Am Ende wird er ohnmächtig vor den hartnäckig ignorierten Sachfragen stehen.
    Leider ist es dann zu spät…

  19. Abtrünniger sagt:

    Die menschenfeindliche Personalpolitik bei der WAZ-Gruppe ist für mich nicht neu, ich habe sie schon vor einigen Jahren am eigenen Leib erfahren. Nach Jahren freier Mitarbeit, in der ich mir für einen der vier Titel nahezu jedes Wochenende um die Ohren geschlagen hatte, ließ man mich nach meiner Bewerbung um ein Volontariat im Essener Assessment Center durchfallen, während andere Bewerber – jünger, mit einem schöneren Lebenslauf – angenommen wurden, ohne einen solchen Test durchlaufen zu müssen und, in einigen Fällen, vor allem auch ohne jegliche journalistische Erfahrung mitzubringen – oder sie in den folgenden beiden Jahren auch nur ansatzweise zu entwickeln. Schließlich mussten das ja nur die Redaktionen vor Ort ausbaden, nicht die Herren an der Spitze. Ich habe dann eben bei der Konkurrenz angeheuert. Die haben mich mit Kusshand genommen. Und die Kollegen mussten sich die Frage gefallen lassen, warum zum Teufel mich nicht abgehalten haben. Da sieht man wie die ticken: Für die Ehre, für die auf einem Pulverfass sitzen zu dürfen, hat man gefälligst echte Lebensperspektiven auszuschlagen.

    Dass heute ein Drittel der Redakteure mit einem feuchten Händedruck abgespeist und ihnen die Türe vor der Nase zugemacht werden soll, wundert mich nicht. Um Qualität geht es hier schon lange nicht mehr, ebenso wenig wie im Fernsehen: Hauptsache, das Äußere stimmt. Insofern würde ich gerne mal wissen, was Herr Reich-Ranicki sagen würde, wenn er nach der Umstellung eines der vier Blätter in die Finger bekäme…

  20. Beate Berger sagt:

    @flying kangaroo: Das die Callcenter-Mitarbeiter nicht „seelen- und ahnungslos“ sind, können Sie daran erkennen, dass ich hier nicht nur als Leserin sondern auch als Mitarbeiterin in eben diesem Call-Center schreibe.

    Wir bekommen sehr wohl mit, was passiert, auch wenn wir uns viele Infos selbst beschaffen müssen. Was meinen Sie eigentlich, mit wem die LeserInnen zuerst sprechen, wenn ihnen auf einmal etliche Seiten „abhanden“ gekommen sind oder ihnen die Preiserhöhung auf den Magen schlägt?!

    Call-Center-Mitarbeit (wir benutzen übrigens den Terminus Kundenservicecenter) impliziert nicht Dummheit oder gar ein unterjochtes, ausgebeutetes Völkchen. Sie gucken zu viel Fernsehen ^^ Ich arbeite gerne dort und habe lange mit der mangelnden Akzeptanz vieler Abteilungen im Haus zu kämpfen gehabt. Mittlerweile ist „der Ton netter“; vielleicht aber auch, weil man jetzt andere Sorgen hat.

    Das wollte ich hier nur einmal klarstellen.

    Und ich kann nur wiederholen: Es ist wichtig, dass alle zusammenhalten. Sonst wird das mit dem Widerstand nix.

  21. westi sagt:

    @Beate Berger: Ich kann Ihre Ausführungen aus Redakteurssicht nur bestätigen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Kundenservicecenter sind fast durchweg klasse, kein Vergleich zu den Schnarchnasen früher.

  22. Leser sagt:

    Ich bin Leser der WR. Mit Abo. Seit Jahren. Trotz der hohen Kosten.
    Was da geschieht, ist Gleichschaltung.
    Demnächst gibt also einer in Essen vor, welche politische Haltung die WR vertritt? Welche Haltung wird das wohl sein? Eine CDU-kritische?
    Wenn das tatsächlich passiert, bestell ich ab. Endgültig.
    Warum ist die Zeitung inzwischen eigentlich wieder auf dem Weg zum Bauernblatt? Eine zeitlang war as wirklich spannend, die WR zu lesen. Jede Menge Themen, die ich nicht schon aus dem TV am Vorabend kannte. War das ein Vorgriff auf den Zusammenschluss?

  23. Yosemite sagt:

    Wie wäre nur die Reichweitenentwicklung des Westens, wenn die Truppe keine Unsummen für Suchmaschinenmarketing und Affiliate-Programme ausgeben würde? Die Bilanz wäre finster! Schade: Statt auf Journalismus zu setzen, werden sich Unqiue User und Visits mit teurem und nicht refinanzierbarem Marketing-Geld erkauft.

  24. Aber echt sagt:

    an Leser

    Es wäre interessant zu erfahren, wann Sie die WR spannender gefunden haben (so ungefähr bis Ende 2007?) und was Sie damals besonders überzeugt hat.

  25. Hans Lassmann sagt:

    @yosemite
    Ich weiß zwar nicht, was das alles ist, aber eines kann ich dir sagen – ohne die lokalen Zulieferungen ist DerWesten nur nackich. Substanzielles Marketing für die Zeitung wäre besser. Das gilt insbesondere für Marketing im Kindergarten- Grundschul- und SekII-Schulbereich. Aber auch dafür soll – so höre ich – insgesamt zu wenig Geld da sein. Die Prios stimmen einfach nicht mehr.

  26. Onliner sagt:

    Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir Onliner wissen genau, wie wertvoll die Arbeit der Lokalredaktionen für DerWesten, für das gesamte Überleben der WAZ-NRW ist. Sowohl für Online First als auch für jegliche Mehrarbeit im Online-Bereich müssen die notwendigen Strukturen geschaffen werden – nicht auf Kosten von Print! Das Verkrüppeln von Lokalredaktionen, die Demoralisierung der gesamten Belegschaft und das katastrophale Kommunikationsverhalten der GGF sind der absolut dümmste Weg dazu. Wer mehr Online will, muss sich das Sparen verkneifen und stattdessen zur Abwechslung mal in die gut gefüllte Kriegskasse greifen.

  27. nerd sagt:

    „Wir Onliner wissen genau, wie wertvoll die Arbeit der Lokalredaktionen für DerWesten, für das gesamte Überleben der WAZ-NRW ist“
    Hallooo? Ohne Zeitung, die Leute täglich mit realem Geld bezahlen, gäbe es den virtuellen WAZ-Auftritt überhaupt nicht. Wenn ich aktuelle Infos im Internet will, gehe ich zum Spiegel.
    Auf den Westen zu verzichten, wäre nun die geringste aller denkbaren Qualen in meinem Leben.

  28. Sorry sagt:

    @nerd
    Sorry, aber bei Spiegel online findest Du eben nichts über das Kino in Castrop, den Busunfall in Bergerhausen, das Drachenbootrennen in Duisburg, die Windräder in Witten, Notdienste in Neviges…
    Spiegel online ist nur gut als Basis für Welt- und Deutschland-Nachrichten, aber nicht für NRW und Regionales, geschweige denn, für Lokales.
    Es ist eben immer ’ne Frage der Zielgruppe.
    Und die erreichst Du nur mit der redaktionellen Arbeitsleistung von Menschen – die aber sollen zum Teil gefeuert werden.

  29. susi sagt:

    Ich hab noch mal eine Nacht drüber geschlafen und festgestellt: Es ist doch wahr. Es ist kein böser Traum. Wir haben es mit abgezockten Turbo-Kapitalisten zu tun, die unter dem Deckmäntelchen von Zahlen nicht nur Kasse machen wollen, sondern eine ganze Region journalistisch und damit ein Stück Kulturgeschichte des Ruhrgebiets platt machen wollen. Kollegen, wir müssen uns wehren.

  30. guckst Du sagt:

    @onliner
    Wohl gesprochen, aber wie kriegen wir Dick und Doof davon überzeugt?

  31. porschekiller sagt:

    @onliner

    Bevor man über „Content“ quasselt, solltet ihr erstmal die technische Grundlage in den Griff kriegen. Ich habe als Ex-WR-Abonnement den Eindruck, derwesten wurde nur erfunden, um die Leute schnellstmöglich wieder an die Print-Ausgabe zu bringen.

    Katastrophale Ladezeiten, Applets, die den PC in die Knie zwingen, zig Werbe-PopUps, doppelte und dreifache Artikel der Lokalredaktionen, Abbrüche beim Seitenaufbau, wenn mal mehr als 6 Kommentare auf der Seite sind, undundund…

    Diese Probleme existieren seit dem Launch und wenigstens ein Bemühen um Abhilfe ist bis heute nicht zu erkennen. Ihr könnt eure Baustellen ja gern intern als Druckmittel benutzen, aber den Online-Leser habt ihr jetzt schon vergrault.

  32. Willy sagt:

    Also ich bin WAZ- und WR-Leser. Und ich finde. dass es heute schon zu erkennbaren Vermischungen beider Tageszeitungen kommt. Beim Wochenende angefangen, finde ich immer mehr Austausch-Elemente.
    Wenn die WAZ und die WR künftig – so habe ich es verstanden – nur Austausch-Teile aus dem Baustein-Kasten eines „Content-Desks“ (warum sagt man nicht einfach Nachrichtenzentrale?) für sich aufbereiten und optisch anders darstellen, dann werde ich wohl kaum weiter beide Zeitungen halten.
    Wenn es zu den Kündigungen kommt, werde ich übrigens auch kündigen: Beide Abos!
    Meiner Frau und mir würde es zwar schwer fallen, zumal es für die beiden Originale im Revier keine Alternativen gibt. Aber das wäre es uns Wert, euren Kampf gegen Verlagsleitung und Chefredaktionen zu unterstützen.
    Online ist für uns keine Alternative. Wir lesen im Wintergarten, beim Frühstück und – ja wirklich! – unsere beiden Zeitungen auch auf dem Klo. 😉

  33. porschekiller sagt:

    Ach so, @Jens Matheuszik

    „Das finde ich jetzt wirklich merkwürdig. Ich werde das noch an zwei anderen PCs testen“

    Brauchst Du nicht, denn dieses merkwürdige Verhalten mit den nicht mehr „statthaften“ Sonderzeichen wie z.B. Leerzeichen im User-Namen (ohne Anmeldung) ist auch mir als normalem User am letzten Wo.ende ebenso sauer mit einem IE7 auf den WR-Lokalseiten aufgestoßen. Das Ganze passierte um Mitternacht zu Montag herum, d.h. vorher war alles Tutti und nachher ging’s nicht mehr.

    Irgendwie verstärkt sich mein Eindruck, dass die „Segnungen des Internets“ weder von der IT beherrscht noch von den WAZ-Mitarbeitern akzeptiert werden. ‚Ne schicke explosive Masse, egal wie es weitergeht…

  34. August 107,2 Millionen …

    Most magazines you most likely will not have everything you’re searching for….

  35. köbes funke sagt:

    Nein, dass ich das noch erleben muss. Die WAZ war immer entschieden sozial, und jetzt das! Wer tut so was? Geld genug ist doch da, und wenn mal was fehlt, braucht doch nur einer zur Nationalbank oder Westfalenbank zu gehen, die Tresore sind doch voll.

  36. Soli sagt:

    Kollegen,
    was gerade passiert: U. R. vernichtet Auflage im Ruhrgebiet, weil er entweder selbst oder durch Adlaten den Lesern sagt „Ihr Globalisierungsverlierer, Eure Armut kotzt uns an.“ Hier lebt sich der Schulhofverlierer aus, endlich glaubt er, ganz nah am Puls der Zeit zu sein. Dass über diese Ego-Nummer gewachsene Strukturen zerstört werden und viele tatsächliche Journalisten um ihren Job bangen müssen, ist da nur noch ein Kollateralschaden. Widerlich. Denn der Chef-Red gibt sein Deckmäntelchen für die größte Sparaktion in der Geschiche der NRW-Zeitungen. Und kassiert und moderiert – bei der FDP.

  37. Blattspinat sagt:

    köbes funke: „…braucht doch nur einer zur Nationalbank oder Westfalenbank zu gehen, die Tresore sind doch voll.“
    – Vielleicht hat die WAZ in der Finanzkrise ein paar Federn gelassen. Zu riskant angelegt. Und das müssen wir jetzt wieder einsparen.

  38. porschekiller sagt:

    @Köbes funke:

    „Die WAZ war immer entschieden sozial“

    Und die Erde ist immer schon eine Scheibe gewesen und Currywurst wurde von Marsbewohnern den Berlinern aufoktroiert…

    „Geld genug ist doch da, und wenn mal was fehlt, braucht doch nur einer zur Nationalbank oder Westfalenbank zu gehen, die Tresore sind doch voll.“

    Kann es sein, dass verschiedentlich diverse Mitmenschen sich des Eindrucks nicht erwehren können, die ganze Chausse wäre eine Frage des eingelagerten „Goldes“, wie zu Karl-the-Greatest-Zeiten??? Naja, wir „Teutschen“eben…

  39. köbes funke sagt:

    Wir hätten doch im vorigen Jahrhundert am Besten eine eigene Bank eröffnen sollen. Heute geht es vielen Banken schlecht, und ein großer Teil unseres Geldes ist wohl weg. Und ich hatte so auf Lehman vertraut. War der nicht mal bei uns Chefredakteur?

  40. […] Portals der WAZ Mediengruppe DerWesten im Lokalen seit dessen Start immer wieder durchaus auch mal mit drastischen Worten kritisiert. Dabei stand naturgemäß die Bochumer Redaktion im Fokus der […]

  41. Bakunin sagt:

    Ihr sogenannten Herrn! Wieviel seid ihr bereit abzugeben, um euren Beitrag zur Sanierung zu leisten? Wieviel würdet ihr geben von eurem unverschämt hohen Einkommen, von euren Boni, von eurem Vermögen, das ihr anhäuft, während ihr andere Menschen ins soziale Abseits drängen wollt? Menschen, die für euer Miss-Management bluten sollen?
    .
    Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass ihr Schuld tragt an dem sozialen Sprengstoff, der sich in der Republik immer mehr aufhäuft? Wisst ihr, dass ihr eines Tages nicht mehr sicher leben könnt, wenn das so weiter geht? Wenn ihr die Wut der Menschen immer stärker anstachelt?

  42. zeilenschinder sagt:

    Im Großraum-Büro warnt der WAZ-Chefredakteur vor dem Lesen dieses Blogs und zieht kräftig drüber her.
    .
    Prima, scheint ja zu wirken…

  43. binnaddict sagt:

    dieses system hat ohnehin keine zukunft diese diskussionen erscheinen als goldene reiter eines inevitablen untergangs

  44. Stoppp sagt:

    Zeilenschinder: Er scheint den Blog ja fleißig zu lesen. Sonst könnte er ja nicht vor ihm warnen. Vielleicht braucht er ihn ja auch nicht zu lesen. Er urteilt oft über Dinge, die er nicht kennt!

  45. Hans Plagwitz sagt:

    @Stopp
    Der Herr lässt lesen und kommentieren (siehe Robers: Im Namen der Redaktion).

    https://www.medienmoral-nrw.de/2008/11/stellungnahme-der-waz-redaktion-zum-umgang-miteinander/

  46. @Hans Plagwitz:
    Dazu später (morgen?) was bei mir im Blog…

  47. […] ich heute mit meinem alten, grünen Opel Astra gen Olsberg gurkte und über die Strategiedebatte der WAZ-Mitarbeiter nachdachte, traf mich der Schlag der […]