Passt der PC zum Frühstücksbrot?

Das Internet ist, was aktuelle Meldungen betrifft, unschlagbar schnell. Jede News in der Zeitung ist mindestens von gestern. Aktuelle News per Web sind zudem kostenlos und an den verschiedensten Stellen auf die verschiedensten Weisen verfügbar. Doch nicht immer und nicht für alle ist die Online-Info verfügbar. Obendrein fehlen oft tiefer gehende Analysen und lokale Hintergründe wie man sie in vor allem in Zeitungen und Magazinen finden kann. Es ist auch die Frage, ob der PC zum Frühstücksbrot passt.

Nachdem nun die Bildschirme immer flacher werden, droht uns nun auch die Quelle für globale und lokale Informationen verloren zu gehen?

Diese Fragen diskutieren Franz Kersjes (ehemaliger NRW-Landesvorsitzender der IG Medien) und Horst Röper (Medienwissenschaftler) Donnerstag, 11.12.2008 ? 19.00 Uhr, Kulturzentrum Pelmke, Pelmkestr. 14, 58089 Hagen. Der Eintritt ist frei. Hier die Einladung als pdf einladung-1112-printmedienpd

26 Antworten zu “Passt der PC zum Frühstücksbrot?”

  1. Nick sagt:

    …der PC passt nicht, aber das iPhone.

  2. Oh, bitte – die Veranstaltung ist hoffentlich nicht so altbacken, wie die Ankündigung klingt. Natürlich werden Online-Infos über die unterschiedlichsten Kanäle und Geräte künftig ein noch viel breiteres Publikum erreichen, als es das jetzt schon tut. Einfach mal einen Blick auf die Internet-Nutzung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (annähernd 100%) und die Zuwächse bei älteren werfen.

    Und wenn zu wenig Tiefergehendes und Lokales geboten wird, ist das die Schuld der Anbieter, nicht des Publikums.

  3. porschekiller sagt:

    Mal zur äusserst dämlichen Ausgangsfrage dieser „Veranstaltung“: Ich habe hier einen iPod Touch elegant und ohne „Hochfahren“ zwischen Kaffee-Tasse und Eierbecher zu liegen, der auf Fingerdruck sowohl meine Mails, Termine, anstehende Projektlisten und eben auch aktuelle Webseiten per WLAN präsentiert.
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    Kann es sein, dass die Protagonisten dieser „Veranstaltung“ selbst noch den guten alten „PC“ als ultimatives Kommunikations-Werkzeug vergöttern?

  4. Hans Lassmann sagt:

    @porschekiller
    Musst Du Geld haben! Oder ist der i-pod Touch der, der an Leitende Angestellte ausgegeben wird und bei dem die monatliche Rechnung von der GGF als Schmankerl zu deinem AT-Gehalt mit übernommen wird?
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    Der normale WAZ-Leser, wie ich ihn durch tägliche Kontakte kenne, hat so etwas nicht. Selbst Multiplikatoren in unserer Stadt verzichten auf dieses „Räppelchen“. .
    Aber wenn wir schon über online-WAZ und andere Info-Kanäle reden: Das sind doch im Regelfall andere Nutzer als bei Print. Allerdings müssen wir beide nicht nur erreichen, sondern bei beiden die Akzeptanz für unsere Produkte steigern.
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    Das kann man aber nicht leisten, indem man die Input-Macher kündigt oder ihre Zahl drastisch reduziert. Oder wollen Hombach, Nienhaus und Reitz demnächst – ähnlich wie in Sparkassen SB-Geschäftsstellen – Redaktions-Vollautomaten aufstellen, an denen dann Pressesprecher, Politiker und Leser ihre Texte eingeben und gestalten können? Wahlweise könnte man ihnen auch einen Zugang über Blackberry oder i-Pod Touch anbieten.
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    Der Übermittungsweg ist egal, die Nachrichten müssen nach wie vor gesammelt, bewertet und aufbereitet werden. Und das geht nur mit guten und motivierten Redakteuren, die gerade im Lokalen in ausreichender Zahl vorhanden sein müssen! Bei 8,5 Pro Mantelseite ist das gesichert, die Schickler-Pläne fürs Lokale sind jedoch desaströs und werden dafür sorgen, dass die Auflage weiter durchsackt.
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    Ach ja: Wenn Kaffee oder Tee auf die Zeitung kleckern, ist das verschmerzbar. Versuch das mal bei einem i-pod Touch oder einem vergleichbaren Produkt…..

  5. Sauerlaender sagt:

    Grundsätzlich kann natürlich der Laptop (oder andere elektronische Geräte) keine Zeitung am Frühstückstisch ersetzen. Gerade Montags, die kompletten (!) lokalen Fussball-Spielberichte, erscheinen m.W. nur in Zeitungsform. Die nackten Ergebnisse kennt man, dank Net, zwar schon Sonntagabends, aber ohne Lothar Linke kann ich mir ein Montagmorgen kaum vorstellen.

    Sieht aber garantiert nicht jeder so, die Abozahlen gehen ja steil bergab. Habe gerade gelesen, das einer der grössten Medienkonzerne der USA „Tribune Co.“ diese Woche Chapter 11 (Gläubigerschutz) beantragen wird (Quelle: Wall Street Journal). Mein Reden: Nach der Immobillienkrise, der Bankenkrise, der Autokrise kommt jetzt die Medienkrise.

    Die einzige Chance für WAZ und Co. liegt darin, wenn ihr exklusiv lokale Nachrichten bringt. Weltgeschehen und ähnliches können andere besser, das würde ich minimieren. Lokal, lokal, lokal, das ist der Schlüssel zum Erfolg. Sieht auch jeder in meinem Bekanntenkreis so.
    Oder das ihr mit lokalen Politikern, Sportlern, Unternehmern, Künstlern etc. gute, kritische Interviews führt. Keine Zeus Interviews, richtige Interviews! Ich habe oft das Gefühl, ihr kuscht vor den Entscheidungsträgern und nehmt sie nicht „hart“ genug ran. Woran liegt das? Angst vor Werbeausfälle?

    Zurück zur Ausgangsfrage: Die Zeitung ist nur dann am Frühstückstisch unersetzlich, wenn man das Gefühl hat, das man was verpasst, wenn man sie nicht liest.

  6. jo sagt:

    @Sauerlaender: Hm. Also da kann ich mich nur anschließen. Lokal muss sein und das ist das einzige was uns unvergleichbar macht. Aber der Lokal-Teil muss auch interessant sein. Und das ist meistens das Problem! Wenn ich mir die Lokalausgaben in meiner Region einmal anschaue, ist in der Regel kein Thema richtig aufgearbeitet. Es werden Faxe aus dem Rathaus teilweise eins zu eins abgetippt oder mit copy&paste übernommen!! Was soll das denn? Wo wird ein Thema kritisch hinterfragt und berichtet? Ich kenne nur wenige <30 die sich für den städtische Hasenzüchterverein interessieren…. Warum schaut sich keiner einmal kritisch die Stadtfinanzen an? etc.

  7. Sauerlaender sagt:

    @ jo

    Bingo! Genau das meine ich. Da wird im Lokalteil bekannt gegeben, das am Wochenende der Kleintierzuchtverein seine Generalversamlung hat und um pünktliches Erscheinen wird gleichzeitig auch noch ermahnt! Das meine ich nicht mit Lokal, lokal, lokal. Für solche „Nachrichten“ sind m.M. die (mittlerweile) zahlreichen Gratisblätter zuständig.

    Mit Lokal meine ich z.B. Recherchen über heimische Firmeninsolvenzen, warum ausgerechnet da und dort geblitzt wird, warum die Gemeinde 2 Mio € Verlust gemacht hat, warum der Schützenverein stark rückläufige Besucherzahlen auf dem Schützenfest hat, warum im Sauerland die Weihnachtsbäume 5€ teurer geworden sind, warum der Fussballclub auf einem Abstiegsplatz steht usw. Einfach alles, was die Leute wirklich interessiert! Wenn es dann zwei Seiten weniger sind, so what?

    Die WP hat gute Ansätze. In meinem Verteilgebiet (Olpe) wird im Lokalteil täglich ein Kommentar zu aktuellen Ereignissen geschrieben. Das war vor gar nicht so langer Zeit noch undenkbar. Die verschiedenen Kommentatoren machen ihre Arbeit gut. Auch entdecke ich viel weniger „copy und past“ als noch vor einigen Jahren. Diese Ansätze gilt es auszubauen, leider wohl mit weniger Personal, so wie ich das verstanden habe. Ich hoffe, ihr schafft das!

  8. Beobachter sagt:

    „Gerade Montags, die kompletten (!) lokalen Fussball-Spielberichte, erscheinen m.W. nur in Zeitungsform.“

    öhm –

    bei der WR ist es in den unteren Ligen neuerdings umgekehrt: Ergebnisse im Blatt, Berichte im Netz.

  9. Jutta Klebon sagt:

    Da bin ich aber langsam mehr als „irritiert“, was die Diskussion an dieser Stelle angeht. Anstatt sich an Formierungen in der Einladung abzuarbeiten, sollten die Diskutanten zu der Veranstaltung nach Hagen fahren. Dort können öffentlich alle Punkte angebracht werden.
    Da nimmt der DGB in Hagen die Problematik auf, organisiert eine Veranstaltung und hier wird nur gemosert.
    Zitat: „Kann es sein, dass die Protagonisten dieser “Veranstaltung” selbst noch den guten alten “PC” als ultimatives Kommunikations-Werkzeug vergöttern?“

  10. fiftyruhr sagt:

    @ Jutta Kleborn
    Das war doch nur dieser porschekiller. Bitte nicht allzu ernst nehmen… ;o)

  11. Advertiser sagt:

    Die Frage ist ja nicht wirklich ob der PC zur Stulle passt, sondern ob die Tageszeitung und die darin veröffentlichten Berichte noch beim Leser ankommen.
    In der Werbung gibt es ein einfaches Modell um zu überprüfen ob die Botschaft ankommt; das Starch-Modell. Die Parameter lauten: gesehen, gelesen, erkannt, geglaubt und befolgt.
    Gerade die Glaubwürdigkeit ist eine der Stärken der Tageszeitung.
    Aber nur mit ihr allein lockt man keinen, vielleicht neuen Leser, hinterm Ofen vor.
    Sollten nicht auch die anderen Gesichtspunkte bei der Auswahl der Artikel in Zukunft vermehrt berücksichtigt werden?
    „Wir brauchen mehr Boulevard“ war eine der Aussagen der Ex-Chefredakteurin der WR. Kein schlechter Ansatz um neue Leser dazu zu gewinnen.
    Die Tageszeitung ist auch ein Überbringer solcher Botschaften, Nachrichten und Informationen. Und gerade im lokalen Bereich gib es eine Menge dieser durchaus lesenswerten Geschichten, wenn denn darüber in der Tageszeitung berichtet würde. Es muss sich nicht immer nur um Politik, Wirtschaft und Sport handeln. Die Rubrik im „Stern“, „Was macht eigentlich…“, wäre durchaus auch auf den örtlichen Bereich übertragbar. Und wer sollte da nicht genauer drüber Bescheid wissen als ein Lokalredakteur.

  12. Aussenstehender sagt:

    @ Advertiser:

    Leider gehen die bisherigen Inhalte der WAZ-Zeitungen größtenteils an den Interessen der Leser vorbei. Die Abonnenten einer regionalen Abozeitung erwarten einen umfassenden und interessanten Lokalteil mit ganz alltäglichen Geschichten. Deshalb schaufeln die Verantwortlichen der WAZ-Mediengruppe mit dem Reitz-Konzept nur ihr eigenes Grab, besser gesagt das der Beschäftigten. Denn bevor es wirklich ernst wird, verlassen die Ratten bekanntlich das sinkende Schiff.

    Anstatt die Berichterstattung auf lokaler und sublokaler Ebene auszubauen, wird daran gedacht, Redaktionen zusammenzulegen oder gar zu schließen. Am Ende steht ein Modell (Regional- statt Lokalteil), das bereits im Vest unzählige Ex-Leser vergrault hat. Auch die Ausdünnung der Zeitungen auf 32 Seiten bei ständig steigenden Copypreisen dürfte die Leserschaft nicht gerade „amusen“.

    Es ist armseelig mitansehen zu müssen, wie drittklassige Manager dabei sind, ein bislang erfolgreiches Medienunternehmen vollends vor die Wand zu fahren. Herr Schumann – Gott habe ihn seelig! – würde sich vermutlich im Grabe umdrehen.

  13. Phaidros sagt:

    Der PC – oder auch das Mobiltelefon mit Interentanschluß lässt uns gar keine andere Wahl. Auf der Betriebsversammlung saß ein Kollege neben mir, der fast alle zehn Minuten sein IPhone oder was auch immer aus seiner Tasche holte und neueste Nachrichten Emails und oder sonstwas abrief.
    An dem Medium kommt keiner vorbei. Die Frage ist nur: wie ist es aufbereitet.
    DERWESTEN ist das schlechteste Portal das ich kenne. Es baut sich langsam auf, die Navigation ist unglaublich unübersichtlich und: DERWESTEN ist ein Eurograb ohne Ende und dazu noch grottenschlecht gemacht.
    Die Tageszeitung ist, wenn gut gemacht, morgens auf dem Frühstückstisch schon sehr wichtig und sollte unentbehrlich sein. Allerdings und das stimmt, die Qualität lässt oft zu wünschen übrig.
    Kritische Berichte gibt es kaum, zumindest nicht im Lokalen. Meist wird den Politikern nach dem Mund geredet und das was der Politiker oder der Unterenhemer der Presse gesagt hat wird nicht hinterfragt sondern geschluckt und gedruckt.
    Statt zu fragen: Und jetzt hören Sie mal auf uns zu verarschen, wird mit einem Geschenk die (Korkenzieher oder mit einem Bleistift/Kugelschreiber – damit kann man Kollegen sehr glücklich machen) positive Berichterstattung sichergestellt.
    Auf der Betriebsversammlung war es nicht anders. Man hat sich einlullen lassen von einem Herrn Hombach, hat der Schickler-Truppe zugehört (der würde bei Bohlen auftreten können – Deutschland sucht den Superstar) aber kritisch nachgefragt hat kaum keiner, zumindest nicht hartnäckig. Mutter WAZ, so nannten wir sie mal, hat sich zu einem Monster entwickelt.
    Aber noch einmal: Internet und Frühstück – meinetwegen, aber die – wohlgemerkt – kritische Tageszeitung, die wird hoffentlcih als Alternative bleiben und gehört auf den Frühstückstisch. Auf grinsende Grimassen einiger mediengeiler Chefredakteure kann ich allerdings gut verzichten.

  14. Apropos sagt:

    …wo ist eigentlich die Chefbloggerin? Schreibverbot bekommen vom Reitz?!

  15. Juxtrux sagt:

    @Phaidros: Als Außenstehender ein Tipp – wenn Sie sooo unzufrieden mit Ihrem Job sind (Print und Online), dann suchen Sie sich doch etwas anderes. Immer nur meckern wird die Auflage auch nicht nach oben bringen.

    @alle: Ich lese das Blog schon seit ein paar Wochen. Leider ist das Niveau der Kommentare stetig im Fall. Es wird nur noch geflucht, Schuldzuweisungen ausgesprochen und rumgeheult. Ich möchte lieber nicht wissen, welche der „Decknamen“ zu „meinen“ Lokalredakteuren gehören. Sonst wäre es das ratzfatz mit meinem Abo (WAZ Gelsenkirchen).

  16. zeilenschinder sagt:

    @juxtrux: Wenn die Beiträge hier nerven, gibt es ein ganz einfaches Mittel: Nicht mehr lesen. Aber irgendwo müssen die Kollegen doch hin mit ihren Sorgen, Ängsten und Befürchtungen (und jetzt sag‘ nicht, sie sollen damit zum Betriebsrat gehen).
    .
    Ich glaube nicht, dass Online dem Print ernsthafte Konkurrenz macht. Es ist ein Zielgruppen- und Ergänzungsmedium. Wir können es auch nicht wegdiskutieren. Allerdings wird es schlecht vermarktet. Beim Westen könnte man unendlich viel mehr Werbung platzieren – der Internet-Werbemarkt boomt schließlich, siehe Zeitschrift „journalist“. Der einzige Lichtblick in der desaströsen Stellenabbaudiskussion war ja die Zusage von 15 lokalen Onlinern (zu wenig für die ganze Gruppe). Dadurch werden die Print-Redakteure hoffentlich etwas entlastet.
    .
    Beim Print könnte man ebenfalls deutlich mehr Werbung platzieren. Auf entsprechende Vorschläge (mit Liste von anzeigenaufgabewilligen Ansprechpartnern) kommt die Standardantwort der Anzeigenabteilung: „Vermittlung der Redaktionen ist nicht gewünscht.“ Ja, dann eben nicht…

  17. tagelöhner sagt:

    @ Hans Lassmann
    Ich möchte hier keine Glaubenskrieg Print vs. Online losbrechen, aber ich glaube, dass von Dir hier mediale Ausgäbekanäle glorifiziert werden. Die Ausgabe auf Papier wird in den nächsten 20 Jahren noch eine Zukunft haben, schätze ich, halt so lange Leser sie noch zum Frühstück gebrauchen.
    Aber parallel dazu steht eine mediale Wirklichkeit – auch wenn sie von vielen ignoriert wird ( Motto: Was der Bauer nicht kennt, …), die elektronisch abläuft. Und diese Welt ist da, tickt halt einfach schneller und setzt ebenso wie Print voraus, dass sich der Leser daran beteiligt.
    Das beste Beispiel für dien Widerstreit ist doch die Veranstaltung in Hagen: Der DGB klagt verschnupft-indigniert, dass er „in Hagen die Problematik aufnimmt“, nur weil er eine Veranstaltung organisiert. Aber da darf er sich nicht wundern, dass hier wird nur gemosert wird. Denn auch die Zeiten der Infos haben sich verändert. Etliche der möglichen Teilnehmer an diesem Diskussionsabend sind – auch dank dieses Blogs – doch schon um Meilen in der inhaltlichen Debatte weiter.
    Welche besondere Info gibt es dort in Hagen, die mich richtig unökologisch 30, 40 Kilometer oneway fahren lässt und die ich online nicht schon bekommen habe? Wenn ich da sauerlaender, porschekiller, fiftyruhr, phaidros treffen würden, dann wäre das was anderes. Aber so?
    Schade, dass die spannende inhaltliche Erörterung hier unterbrochen wurde.

  18. Sauerlaender sagt:

    @all

    Nochmal von vorne: ich bin nur WP Abonnent, grundsätzlich zufrieden mit der Zeitung und zufällig über turi.de auf diesen Blog gestossen. Ich wusste nicht, was in der WAZ Verlagsgruppe los ist, das die WR dicke Verluste einstreicht, Lokalreaktionen geschlossen/zusammenfasst werden, Zeitungsboten das Weihnachtsgeld gekürzt wird usw. Als zahlender Kunde interessiert mich das aber und ich habe auch ein Recht drauf zu erfahren, warum die WP plötzlich so dünn ist, warum es keine DPA Meldungen mehr gibt, warum ich zukünftig meinen Lokalreporter auf dem Fussballplatz nicht mehr antreffe´usw.

    Ich selbst lese allerdings mittlerweile mehr elektronisch als Print. Vor allem die Interaktivität sagt mir zu. Das ersetzt aber nicht die Frühstückszeitung (lokaler Sport, lokale Politik, Todesanzeigen).

    Print wird es immer geben, genauso, wie es immer Briefe (trotz E-Mail) geben wird. Es gibt auch noch Videotext trotz Internet. Der Kuchen bleibt gleich gross, die Stücke werden nur kleiner.

    Die einzige Chance für die lokale Zeitungen (in diesem Haifischbecken) besteht, ich wiederhole mich, nur aus gnadenlos lokalen Themen. Warum nicht mal den örtlichen Automobilzulieferer zur Absatzkrise befragen? Warum nicht mal beim städtischen Sparkassendirektor nachfragen, wieviel Kapital zur West LB fliessen muss? Warum nicht beim Krankenhaus nachfragen, wenn es nicht wirtschaftlich arbeitet, oder Patienten unzufrieden sind? Warum beim Pastor/KV/PGR nicht nachhaken, warum so viele aus der Kirche austreten/die Kirchen leer bleiben? Mich interessiert auch, warum die Polizei immer an Ausfallstrassen blitzt, wo in den gefühlt letzten hundert Jahren kein einziger Unfall geschehen ist. Warum schliessen Kindergärten, Grundschulen? Was bedeutet das, das es in Dörfern keinen Friseur, kein Geschäft, keine Post mehr gibt? Oder warum wird sich in der Hauptschule im Nachbardorf so oft geprügelt? Und warum wollen Eltern, wenn möglich, ihre Kinder nicht auf diese Schule schicken? Usw., usw., es gibt genügend Themen für eine spannende Lokalzeitung. Man muss nur wollen….

    Stattdessen macht ihr leider viel zu oft Hofberichterstattung. Und dafür gibt es doch Gratisblätter (die sowieso ungelesen in den Müll kommen). Das könnte euch irgendwann mal das Genick brechen, was ich euch wirklich nicht wünsche.

  19. Aussenstehender sagt:

    @ Sauerlaender:

    Ich stimme Ihnen voll und ganz zu! Wenn sich regionale Tageszeitungen in der Welt des Internets behaupten wollen, dann geht das nur über Inhalte, die man so im Netz nicht findet. Die Palette der Themen, die Sie ansprechen, sind genau die, die die Leser in Ihrer Abozeitung wiederfinden wollen. Nicht irgendwelche langweiligen Kultur- und Wirtschaftsmeldungen, die so klingen, als wären sie 1:1 aus einem Telefax übernommen worden. Nein, die Leser wollen wissen, was vor ihrer Haustür geschieht. Zu welchem Einsatz die Feuerwehrautos gefahren sind, an welcher Ecke es gekracht hat, wo mal wieder eingebrochen wurde und warum es gestern einen endlosen Stau auf der B224 gab.

    Dass sich die Leser einer Großstadt wie Essen tagtäglich mit einem vier bis fünf Seiten dünnen Lokalteil zufriedengeben müssen, ist ein Witz! Ich kenne in meinem Bekanntenkreis viele Leute, die genau aus diesem Grunde ihr Abo gekündigt haben oder mit dem Gedanken spielen, dies zu tun. Insofern kann ich nur an die Vernunft der Herren Hombach und Nienhaus appellieren, das vorgelegte Reitz-Konzept so nicht umzusetzen!!!

    Dass gespart werden muss, steht außer Frage. Klar ist aber auch, dass eine Steigerung der journalisitschen Qualität nicht mit einer Rumpfmannschaft zu bewerkstelligen ist. Sozialverträglicher Personalabbau durch Altersteilzeit sowie freiwillige Auflösungsvereinbarungen und Teilzeit ja, betriebsbedingte Kündigungen, noch dazu in hoher dreistelliger Zahl, nein! Zur Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze wäre aber auch eine gewisse Solidarität unter den Redakteuren vonnöten. In anderen Bereichen der WAZ-Mediengruppe üben die Beschäftigten schon seit Jahren Verzicht, z. B. durch Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich, Akzeptanz von Haustarifen und (teilweisen) Verzicht auf Sozialleistungen. Wenn ich an die letzten Tarifauseinandersetzungen im Redakteursbereich zurückdenke, hat man dort immer nur auf Besitzstandswahrung gepocht. Jetzt rächt es sich bitter, dass man sich nicht schon in der Vergangenheit den veränderten Gegebenheiten angepasst hat.

    Jetzt werden womöglich bis zu 300 Stellen auf einen Schlag wegrasiert, die man möglicherweise schleichend hätte abbauen können.

  20. Istjadoll sagt:

    „Warum nicht mal den örtlichen Automobilzulieferer zur Absatzkrise befragen? Warum nicht mal beim städtischen Sparkassendirektor nachfragen, wieviel Kapital zur West LB fliessen muss? Warum nicht beim Krankenhaus nachfragen, wenn es nicht wirtschaftlich arbeitet, oder Patienten unzufrieden sind? Warum beim Pastor/KV/PGR nicht nachhaken, warum so viele aus der Kirche austreten/die Kirchen leer bleiben? “
    .
    Ich will Ihnen als geschätzten Leser einer Tageszeitung nicht zu nahe treten, aber all das ist längst passiert. Bei uns lokal und auch mit den regionalen Ansprechpartnern. Nachweisbar.
    .
    Was nicht gegen die Stoßrichtung Ihrer Forderung spricht. Bloß dürfte das alles künftig nur viel seltener stattfinden können. Die Antwort nämlich, wie genau diese wichtige Arbeit mit weniger Personal und geringerem Umfang geleistet werden soll, bleibt Ihnen die Konzernführung schuldig.

  21. Ali sagt:

    Die unterschiedlichen Medien müssen für eine erfolgreiche Co-Existenz unterschiedlich bedient werden: Dem Mehrwert des Internets (Aktualität, Interaktivität, Multimedialität und Virtualität (unbegrenzter Raum)) kann die gedruckte Zeitung lediglich die Mobilität des Trägermediums sowie eine angenehmere Rezeption entgegenhalten (das Lesen von gedruckten Texten ist ein Drittel weniger „anstrengend“ als das Lesen von Texten am Bildschirm). Deshalb: Schnelle Nachrichten, Votings, User-Kommentare, Filme, Audio-Slideshows, Dia-Schauen und verlinkte Artikel ins Netz – (lange) Hintergrundberichte in die gedruckte Zeitung (modular aufbereitet mit Bildern, Grafiken und verschiedenen Textsorten wie Kommentaren, Reportagen, Interviews, etc!).
    Solange die Artikel der vier WAZ-Titel 1:1 als Kopie im Westen verfügbar sind (und zumeist einen halben Tag früher), gibt es kaum einen Grund, die gedruckten Zeitungen zu abonnieren.

  22. Istjadoll sagt:

    Die Mobilität des Trägermediums ist dabei heute schon kaum und recht bald gar kein Argument mehr.
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    Die Analyse ist so weit o.k.
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    Und wie stehst du dazu, dass das immer weniger Menschen in den Redaktionen leisten sollen? Wer moderiert die Foren? Wer schneidet die Videos? Wer fährt raus zum Ort des Geschehens, um mobil zu berichten? Wer baut gute Fotogalerien statt Bilder nur abzukippen? Und recherchiert nebenbei den anspruchsvollen, möglichst exklusiven Hintergrundbericht?
    .
    Mit einem Drittel weniger Personal?
    .
    Verarschen kann ich mich selbst.

  23. […] MedienMoral: An die Zeitungsmacher und wenn das Handwerk die Kunst vergisst: Banlieueschen kroch die Ruhr entlang und fühlte sich geborgen. Da kam Reitz 2 von hinten an und sagte Guten Morgen. […]

  24. Martin sagt:

    Als Abo-Kunde war ich nicht auf der Veranstaltung. Aber seit es
    keinen Lokalteil der WAZ mehr gibt (dieser Vest-Klamauk), lese ich nur noch den Wochendteil. Das Abo habe ich nur noch, weil Freunde bei der WAZ arbeiten und die Aufgabe des Lokalteils ohne Kündigungen abging. Dem zolle ich meinen Respekt und das war eine andere Klasse als die Aktion von Lensing-Wolff in Münster.

    Die Frage ist eigentlich nicht, ob der PC zum Frühstücksbrot passt. Das ist nur eine Frage der Bauform. Der Mantelteil der Zeitungen bringt mir so viel Mehrwert nun nicht. Oftmals alles schon ein alter Hut (eben von gestern). Das ist aber nicht neu und war schon vor Jahren so. Manchmal war es nur interessant zu vergleichen, was denn der Redakteur aus der schon bekannten Meldung gemacht hat. Insbesondere beim Reiseteil, der gerne Dinge hatte, die ich bis dahin schon bei zwei Internetangeboten und einem weiteren Druckwerk gesehen hatte …

    Die Zeitung zum Frühstück sollte lokales liefern. Also genau das, was vor der Tür passiert. Denn genau für das habe ich den ganzen Tag keine Zeit und wenn man 10-12 Stunden pro Tag arbeitet, ist sowas wichtig und interessant. Genau das hat mir die Vest-Ausgabe genommen. Die drei mal, die ich seitdem noch reingeschaut habe, waren auch kaum lokale Anzeigen. Wofür auch? Liest ja eh keiner mehr. Effektive Reichweite wäre damit gegen 0.

    Und die WAZ Lokalredaktion hatte Biss. Man konnte in Kombination mit einem Konkurrenzprodukt oftmals von unterschiedlichen Seiten beleuchtete politische Sachverhalte sehen und war lokal immer gut informiert. Wie gesagt: Der Mantel ist eigentlich schon lange uninteressant. Seit es keinen Lokalteil der WAZ mehr gibt (nein, Vest war nie und ist kein Lokalteil sondern rausgeworfenes Geld), ist auch die Konkurrenz massiv in der Qualität abgesackt.

    Der Faden an dem mein WAZ-Abo hängt, ist also sehr dünn. Sollte dieser reissen ist die Ära Zeitung in unserem Haushalt vorbei. Auch für das Konkurrenzprodukt. Für die Abokosten von zwei Zeitungen kann ich pro Jahr neue Hardware für den Frühstückstisch kaufen. Da machen auch die Kaffeetropfen nix mehr aus.

    Und dann brauche ich mich nicht mehr von einem überheblichen Reitz für Dumm verkaufen lassen, der meint, durch Streichung der Allenstellungsmerkmale wird alles besser und die Zeitung würde Bedürfnisse machen anstelle sie zu befriedigen.

    Daher: Lokales war die Stärke, nicht das Knistern.

  25. Aussenstehender sagt:

    @ Martin:

    Mein Reden! Wobei das mit dem Lokalteil mittlerweile selbst auf Ausgaben wie Essen zutrifft. Was da tagtäglich auf vier, maximal fünf Seiten zu lesen ist, ist äußerst dürftig und einer Groß- bzw. Kulturhauptstadt nicht würdig. Einzig die NRZ schafft es – im Gegensatz zur WAZ-Redaktion -, einen (noch) einigermaßen lesenswerten Mantel- und Lokalteil auf die Beine zu stellen. Weil die NRZ nicht den elitären Reitz zum Häuptling hat und näher an ihren Lesern dran ist. Doch damit dürfte bald Schluss sein, sollte das Streichkonzert im WAZ-Konzern wie angekündigt umgesetzt werden.

    Statt Vielfalt gibts dann Einfalt, statt Pluralismus einen schwer verdaulichen Einheitsbrei. Wenn die Leser da mal keinen Kackreitz bekommen…

  26. Tenrix sagt:

    @ Martin

    Geschichte und Gegenwart kann man in Anteile von Leben und System unterteilen. In seinem Grundbestand ist das Leben recht konstant, nur das System ändert sich alle Nase lang.

    WAZ ist Information. Als Sequenz ließe sich das als Leben – WAZ – System darstellen. Fragt sich nur, wem die WAZ näher steht.

    Der Milliyet hat heute geschrieben, Merkel hat sich umfassend von einem Hochoffiziellen über die griechischen Verhältnisse unterrichten lassen. Ich warne ausdrücklich vor REITZ Zwo.