Medienminister: Sparen an lokaler Berichterstattung ist unklug

Der nordrhein-westfälische Medienminister Andreas Krautscheid hat jetzt in einer aktuellen Pressemitteilung an die Zeitungs-Verleger appelliert, die Vielfalt zu wahren und davor gewarnt, die Qualität der Lokalberichterstattung abzusenken. Einsparungen und Fusionen sollten nicht dazu führen, dass an der lokalen Berichterstattung gespart würde. Denn laut Umfragen seien vor allem die Regionalseiten beliebt. „Die lokale Berichterstattung ist das wichtigste Bindeglied zwischen Zeitung und Leser. Es wäre unklug, hier die Qualität abzusenken“, so Krautscheid

Laut einer aktuellen Analyse des Zeitungsmarktes durch die Landesregierung sei Nordrhein-Westfalen unter den deutschen Flächenländern das Land mit der größte Zeitungsvielfalt. Danach können hier mehr als drei Viertel der Bürgerinnen zwischen mehreren Tageszeitungen mit lokaler Information wählen.
Ob die Analyse des Zeitungsmarktes im Jahre 2009 noch zu ähnlich positiven Ergebnissen kommt, muss aufgrund der aktuellen Entwicklungen bezweifelt werden.
Der komplette Text der Pressemitteilung findet sich hier http://www.nrw.de/Presseservice/meldungen/02_2009/090204MBEM.php

6 Antworten zu “Medienminister: Sparen an lokaler Berichterstattung ist unklug”

  1. Dr. Faust sagt:

    Sehr geehrter Herr Minister Krautscheid, danke für Ihre Ausführungen. Leider führen sie nicht zum Erfolg, weil sich die WAZ-Geschäftsführung nicht belehren- bzw. sich eines besseren überzeugen lassen will. Schon in den Soligrüßen haben viele Politiker, obwohl schon von den lokalen Ausgaben in der Vergangenheit berechtigt oder umberechtigt attackiert, auf die Gefahr der fehlenden Medienvielfalt hingewiesen. Dabei erwiesen sich die Verfasser weitsichtiger und kompetenter, als das jetzt bei der Geschäftsführung der Fall zu sein scheint. Keiner der Betroffenen und die Betriebsräte lehnen Einsparmaßnahmen ab, doch das was jetzt auf dem Tisch liegt, ist der absolute Kahlschlag und zerstört fundierte journalistische Arbeit vor Ort und künftig die Medienvielfalt in lokaler Berichterstattung in allen Bereichen. In Zahlen ausgedrückt soll hierbei erwähnt werden, dass die Redaktionskosten bei der WAZ Mediengruppe lediglich 25% ausmachen, ego kommt das horrende Defizit wohl anderweitig zustande. Die Betriebsräte haben das in einem eigenen Konzept anschaulich dargestellt und auch Vorschläge unterbreitet, wie ohne den Kahlschlag die WAZ bei den Ruhrgebietszeitungen wieder in ruhiges Fahrwasser gesteuert werden könnte. Dabei wurden auch klar die kostenintensiven Bereiche Marketing und Vertrieb angesprochen.

    Die Gruppengeschäftsführung hat sich von dem nichts angenommen und so wird es aussehen, dass sich die WAZ aus dem Kreisgebiet Soest komplett zurückzieht und dem Soester Anzeiger das Feld überlässt, aus dem Ennepe-Süd-Kreis mit der Kreisstadt Schwelm nur noch 1 1/2 Zeitungen (Mantel Westfalenpost, Lokalteil 1:1-Übernahme von der Westfälischen Rundschau)berichtet wird und sich in Siegen die Westfälische Rundschau alleine gegen Siegener Zeitung und die dortigen mächtigen Anzeigenblätter des Kurier-Verlags behaupten muß, weil die Westfalenpost ersatzlos wegfällt.

    Daher liegt der Verdacht nahe, dass etwas ganz anderes in Essen beabsichtigt wird und zwar eine einheitliche Autorenzeitung vergleichbar mit FAZ und Süddeutsche, die nur noch den Großraum Ruhrgebiet betrachet, weg von der Berichterstasttung vor Ort. Dies dürfte dann oberflächlich von sogenannten Regio-Desk erledigt werden, die sich dann rühren, wenn etwas Berichtenswertes geschieht. Dies widerspricht klar der von Ihnen genannten Studie, was die Leser eigentlich von ihrer Zeitung erwarten, nämlich einen umfassen informativen Lokalteil. Alles überregionale fischen nämlich die anderen Medien, Radio, Fernsehen und Internet weg und ist am Morgen danach nicht so interessant wie das Lokale vor Ort.

    Um irreperable Schäden zu vermeiden, wäre daher eine weitere Einflußnahme seitens der Politik aufgrund der bekannt gewordenen Neuigkeiten mehr als wünschenswert.

    MfG
    Dr. Faust

  2. John Heartfield sagt:

    Die heutige Ausgabe hat 24 Seiten. Das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Aufruf an den Leser, seine Zeitung abzubestellen. Gute Nacht, Lokalberichterstattung, kann man da nur sagen.

  3. Leser sagt:

    „Das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Aufruf an den Leser, seine Zeitung abzubestellen.“
    .
    Done!

  4. waz969 sagt:

    Das Statement von Krautscheid ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde. Der Appell an die Verleger ist eine nichtssagende Pflichtübung, die Hombach und Kollegen mit einem müden Lächeln zu den Akten nehmen können.

    Es ist ja auch vom Medienminister nichts anderes zu erwarten. Angesichts der engen Verbindung zwischen Rüttgers und Hombach wird Krautscheid den Teufel tun, den Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe auch nur im Ansatz zu ärgern.

    Wie eng die Verbindung zwischen Rüttgers und Hombach ist, kann jeder in den online-Auftritten von WAZ, NRZ, WR und WP aktuell nachlesen – leicht zu recherchieren auf der derwesten.de mit dem Suchwort „Zukunftskommission“.

    Da findet man (nach April und Mai 2008) den jetzt dritten Teil der „Berichterstattung“ über die von Rüttgers eingesetzte „Zukunftskommission“, die von Darendorf und Hombach geleitet wird. Der Nachrichtenwert der aktuellen (vom 9.2.) Berichte ist Null, es wird als neu verkauft, was wortgleich schon im April 2008 als sensationelle Idee gefeiert worden ist – Hofberichterstattung (an die Adressen von Rüttgers und Hombach) in der übelsten Form.

    Rüttgers braucht Hombach – und umgekehrt. Und weil der Ministerpräsident entsprechend wohlwollend von den Titeln der WAZ Mediengruppe behandelt wird, gibt es im Landessender WDR auch keine kritische Begleitung der von Hombach zu verantwortenden Verlagspolitik, mit der publizistische Vielfalt in NRW abgebaut und journalistische Qualität massiv gefährdet werden.

    Ironisch könnte man auf die Idee kommen, bei dieser 4-fach Besetzung eines (überflüssigen) Termins nach der Synergie zu fragen. Die vorgetäuschte Vielfalt ist lächerlich, einfacher und jedenfalls etwas ehrlicher wäre es doch gewesen, den Text (ohne Termin) von den Pressesprechern Hombachs und Rüttgers verfassen zu lassen. So lesen sich die Beiträge ohnehin.

    Liest man Krautscheid etwas genauer, entdeckt man die Ankündigung, dass der mit Gebühren finanzierte WDR noch mehr als bisher missbraucht werden soll, die wirtschaftlichen Interessen der WAZ Mediengruppe zu bedienen.

    Medienminister Krautscheid – Diener seines Herrn so wie auf der anderen Seite die Chefredakteure von WAZ, NRZ, WR und WP Diener ihres Hombachs sind. Wären sie Journalisten, müssten sie sich schämen.

  5. Werner 0. sagt:

    …appelliert, die Vielfalt zu wahren… Was soll man davon halten? Warum ist der Herr der Meinung das alle Journalisten in NRW auf einer Schiene fahren?

    Und das im Land der Zeitungsvielfalt! 😉

  6. gemini sagt:

    Das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Aufruf an den Leser, seine Zeitung abzubestellen.”

    Treffer, genau so ist es.
    Um eine Zeitung einzustampfen muß man erst mal dafür sorgen das keine Nachfrage mehr besteht.