dju-Vorsitzender Malte Hinz legt sein Amt nieder
Malte Hinz, Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union (dju) in ver.di, hat heute in einem persönlichen Schreiben an die Mitglieder des dju-Bundesvorstandes seinen Rücktritt erklärt. Er gibt damit alle seine gewerkschaftlichen Ehrenämter zurück. Sein Rücktritt wird zur nächsten dju-Bundesvorstandssitzung Ende März wirksam.
„Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Entscheidung gelangt, mein Mandat im dju-Bundesvorstand niederzulegen. Dieser Schritt fällt mir nach über 30-jähriger ehrenamtlicher gewerkschaftlicher Arbeit schwer. Ich bin allerdings zu der Überzeugung gelangt, dass auch meine Kraft begrenzt ist und erkennbar nicht ausreichen wird, um der beruflichen Aufgabe als Chefredakteur der Westfälischen Rundschau und den herausgehobenen Funktionen in meiner Gewerkschaft in gleicher Weise gerecht zu werden. In der schwierigen Situation, in der sich die Westfälische Rundschau bekanntlich befindet, muss meine gesamte Kraft den Interessen der dort Beschäftigten und dem Blatt insgesamt gelten.“
In verschiedenen öffentlichen Äußerungen hatte Malte Hinz immer wieder darauf hingewiesen, dass bei allem Engagement für die gewerkschaftliche Arbeit die zeitliche Priorität der neuen Aufgabe als Chefredakteur der Westfälischen Rundschau gelten müsse. Allein die berufliche Belastung, die ihm erkennbar nicht mehr genügend Zeit für das gewerkschaftliche Ehrenamt lasse, habe zum Rückzug aus der dju-Arbeit geführt. Mehr denn je, so Hinz weiter, stehe jetzt im Zentrum seiner Arbeit, die Stellenreduzierung bei den nordrhein-westfälischen Tageszeitungen der WAZ-Mediengruppe insgesamt und speziell bei der Westfälischen Rundschau ohne Entlassungen zu überstehen.
In seinem Rücktrittsschreiben an seine Vorstandskollegen und die Organisation dankt Malte Hinz für die langjährige Zusammenarbeit. Er selbst sei zudem fest davon überzeugt und werde es belegen, „dass berufliche Weiterentwicklung eben nicht verbunden sein muss mit einer automatischen Degeneration gewerkschaftlichen wie politischen Bewusstseins“.
Den Dank für sein unermüdliches Engagement, für seinen bald 30 Jahre währenden Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, in der Tarifkommission, in zahllosen Tarifverhandlungen, und seit 2003 erst als Sprecher, seit 2007 als Bundesvorsitzender der dju in ver.di wird ihm der dju-Bundesvorstand in der kommenden Bundesvorstandssitzung am 24./25. März in Berlin aussprechen. An ihr wird Hinz teilnehmen und seinen Kolleginnen und Kollegen seine persönliche Entscheidung, die Hintergründe und die aktuelle Situation der Tageszeitungsbranche in NRW erläutern und mit ihnen das weitere Vorgehen beraten.
Der dju-Bundesvorstand wird in der gleichen März-Sitzung aus seiner Mitte eine/n Nachfolger/in für das Amt des Bundesvorsitzenden bis zur nächsten Wahl auf einer dju-Bundeskonferenz 2011 bestimmen.
Das mußte so kommen, denn die Interessenskonflikte bei diesen beiden Positionen sind nicht nur zu groß, sondern unüberbrückbar. Alle Beteuerungen von Malte Hinz diese Zweigleisigkeit zu bewältigen, waren doch nur vorgeschoben. Das war schlichtweg blauäugig. Wer diesen WAZ-Verlag kennt, wußte, dass dieser Schritt kommen mußte. Die GGF hätte nie zugelassen, sich auf Dauer eine derartige „Gewerkschaftslaus“ in den WAZ-Pelz zu setzen.
@achjeh: blauäugig ist auch ein schöner Euphemismus für kaltschnäuzig. Die Schamfrist noch mit vollmundigen Beteuerungen verstreichen lassen und sich dann auf die Seite mit den trockenen Schafen schlagen. Tut mir ernsthaft Leid für diejenigen, die ihm bis dahin vertraut haben. Aber bekanntlich kommt ja erst das Fressen und dann die Moral.
Achja, da sind sie doch gleich vorneweg: die selbstgerechten Besserwisser und Wichtigtuer, die Verächtlichmacher und Zyniker, die nicht in der Lage sind, den Vorgang um den Rücktritt sachlich zu kommentieren.
@wizzard: Jede Wette, Du kommst nicht aus nrw und mit dju oder djv kannst du schon deshalb nichts am Hut haben, weil ein so destruktiver Geist, wie Du ihn hier hinterlässest, mit ernsthafter Auseinandersetzung unter Berufskollegen nicht mehr die Spur zu tun hat.
Du hast nur vergessen zu hinterlassen, wo Du selber die Erkenntnis gewonnen hast, dass „erst das Fressen und dann die Moral kommt“. Wie war das bei Dir?
Weitere solcher peinlichen Kommentierungen und Charakterisierungen sollten uns in diesem Blog wirklich erspart bleiben, wenn es noch einen Rest an Solidarverständnis unter Berufskollegen gibt.
Der Schritt von Malte ist richtig!
Der Rücktritt von Malte Hinz war mehr als überfällig.
Eine wirklich integre Persönlichkeit hätte zeitgleich mit der Ernennung zum Chefredakteur seine Demission als dju-Vorsitzender erklärt, um jedweden Ruch von Interessenkonflikt zu vermeiden.
Oder aber – soviel zum Thema „Solidarverständnis unter Berufskollegen“ – auf den gewiss recht lukrativen Chefredakteurs-Posten verzichtet.
Und wenn er bei der WR eine auch nur halb so schlechte Zeitung verantwortet wie das unsägliche dju-Blättchen namens „M“, dann sehen wir ihn spätestens Weihnachten auf der Straße stehen.
Dass dieser Spagat nicht funktionieren, man nicht zwei so unterschiedlichen Herren dienen kann, war von Beginn an klar. Malte wäre als dju-Vorsitzender sicher gern nach Soest gekommen. Als WR-Chefredakteur kann er sich das „ohne Risiko“ nicht erlauben. Seine Einschätzung, beide Positionen besetzen zu können, war eine „Alibi-Erklärung“.
@achja: Du hast recht, auch Berlin ist eine schöne Stadt. Dort lebte auch ein gewisser Herr Brecht, dessen einfache aber sehr wahren Worte ich hier zitiert habe. Man muss doch nicht alles selbst erlebt haben, um einfachste Zusammenhänge auch als solche zu erkennen. Es sei denn, man möchte lieber die Augen verschliessen. Und wenn das schon destruktiv sein soll, bin ich ein weiteres Mal von den Gewerkschaften desillusioniert. Mach Dir doch einfach mal die Freude und vergleiche nur die hier veröffentlichten Aussagen des Noch-Vorsitzenden zum Thema Chefredakteur UND Vorsitzender. Neben aller Polemik nennst Du aber das wichtige Wort vom Solidarverständnis. Wo ist das eigentlich in der ganzen Debatte um die unsäglichen Pläne und Personalien geblieben?
Die Beiträge von achja und verdi zeigen mir einmal mehr, warum ich bald aus Verdi austreten werde. Gewerkschaften sind doch auch nur eine Art Partei. Da wird genauso verlogen argumentiert und genauso verlogen um Pöstchen geschachert. Und es gibt ja nicht nur Malte Hinz. Auch in der ein oder anderen kleinen WAZ-
Zeitung gibt es welche, die nach vorn die Chefredaktion kritisieren und uns Mantelkollegen laut zu Protest aufrufen und derselben dann nach hinten den Popo sanft streicheln, um den Weg für ihre Karriere zu glätten…
@aufgewacht: Du kannst jederzeit in jeder Gewerkschaft einen ehrenamtlichen Posten haben, das will nämlich kaum jemand machen. Da heißt es oft einmal gewählt – immer gewählt. Die meisten Kolleginnen und Kollegen machen deshalb auch keinen K-Sprung mehr in den Betrieben. Malte ist da eine Ausnahme – wobei ich persönlich den Posten abgelehnt hätte. Dies muss aber jeder für sich entscheiden. In eine Partei würde ich nie eintreten, ich wüsste schon gar nicht in welche! Da wäre das kleinste Übel für mich noch groß genug! Gewerkschaften machen auch Politik, aber ich hoffe immer im Sinn der Arbeitnehmer. Derzeitig entwickelt sich die Gesellschaft rückwärts – wir geben eine Errungenschaft nach der anderen auf. Wenn es so weiter läuft können wir von vorne beginnen!
@ver.di-Mitglied
Du hast mich falsch verstanden, es geht nicht um ehrenamtliche Pöstchen. Es geht um Doppelzüngler, die vorn gewerkschaftlich tun und hinten an ihrer hauptberuflichen Karriere basteln. Prominentestes Beispiel: Hansen. Aber das gibt es neben Hinz auch ein paar Formate kleiner. Betriebsrat = Ende der Karriere? Mitnichten. Das hängt ganz allein davon ab, wie man sich im stillen Kämmerlern Chefredaktion und Verlagsleitung gegenüber verhält. Weiteres möchte ich nicht unterstellen…
@aufgewacht: Einen kleinen und doch großen Unterschied gibt es: Hansen war hauptamtlicher Gewerkschaftsvorsitzender und ist jetzt Personalchef und Verhandlungsführer der Deutschen Bahn AG. Malte Hinz war ehrenamtlicher Vorsitzender der dju und ist jetzt Chefredakteur der WR. Was ich nicht bewerten möchte. Er muss jeden Tag in den Spiegel schauen und sich fragen: „Bin ich das noch!“ Dies war mein letzter Kommentar dazu.
Die Stelle muss diskutiert werden. Dazu gibt es auch ein Meetingaufruf per Kleinanzeige unter http://nrw.markt.de unter
http://www.markt.de/Gemeinschaft/Vereine,%20Soziales/categoryId,1405000000/suche.htm
Die dju hat inzwischen einen Nachfolger für Malte Hinz gefunden. Der dju-Bundesvorstand wählte heute, am 24. März, Ulrich Janßen (53), zum neuen Vorsitzenden. Janßen ist gelernter Sportredakteur und freigestellter Betriebsratsvorsitzender der Oldenburger Nordwest-Zeitung.
Er hatte auch schon auf der Demo in Soest für die dju gesprochen.
http://www.kress.de/cont/home.php?tag=2009-03-24&rss=1#127393
mit freundlichen Grüßen, medienmoral-nrw
[…] Ulrich Janßen wird Nachfolger von Malte Hinz. Dieser hatte vier Monate nach seiner Berufung zum Chefredakteur der “Westfälischen Rundschau“ sein Amt als dju-Bundesvorsitzender zum 24. März niedergelegt. (siehe medienmoral) […]
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