Schicklers Trick

Ohne zu fragen, ohne zu zahlen hat die Schickler-Gruppe einen Bericht aus dem DJV-Mitgliedermagazin JOURNAL für die Eigendarstellung im Internet benutzt. Dieser Verstoß gegen das Urheberrecht bestätigt Zweifel des DJV und der dju in ver.di an der Qualifikation der Hamburger Beraterfirma. Die selbsterklärten Medienexperten um Firmenchef Rolf-Dieter Lafrenz beraten derzeit die WAZ-Mediengruppe im Ruhrgebiet bei ihrem Personal-Kahlschlag, dem 330 Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen. Nur: Wer berät die Schickler-Gruppe bei ihrer Selbstdarstellung, bei der sie sich über Urheberrechte und den guten journalistischen Ton hinwegsetzt?

Kurzerhand hatten die Hamburger Berater den Artikel „Buh-Mann mit Einfluss“ über ihre Arbeit unter ihrem Logo online gestellt, obwohl Autor Werner Hinse exklusiv für die Dezember -Ausgabe des JOURNAL recherchiert und geschrieben hatte. Eine Erlaubnis des DJV gab es ebenso wenig, wie eine Honorarzahlung von Schickler.

Für die Gewerkschaften stellt sich erneut die Frage: Wie schaffen es die Hamburger mit ihrer „umsetzungsorientierten Beratung“, einen Medienkonzern wie die WAZ bei der Neuausrichtung zu unterstützen, wenn sie selbst die Grundlagen der Arbeit in dieser Branche offenbar nicht beherrschen?. Die Unternehmensberatung hat den Bericht inzwischen von ihrer Internetseite genommen, nachdem der DJV-NRW die Schickler-Gruppe darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie sich mit fremden Federn schmückt.

Honorar und Unterlassungserklärung stehen noch aus. Die JOURNAL-Redaktion und der DJV warten darauf.

10 Antworten zu “Schicklers Trick”

  1. Schick sagt:

    Wie heißt es so schön in der Schickler-Selbstdarstellung im Internet: „Wir handeln auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitern“. Ich habe nur Augenwischerei erlebt. Von journalistischer Kompetenz keine Spur, von Qualitätssteigerung im Zeitungsgeschäft keine Ahnung. Von Wurschdelei verstehen die Schiklers um so mehr.
    „Unseren Beratern brauchen Sie auch nicht erst Ihr Geschäft erklären“, heißt es weiter in der Selbstdarstellung. Der Fa. Schickler muß man aber noch das Urheberrecht erklären. Sollte es aber nur ein „Versehen“ gewesen sein, kann es nur ein inkompetenter Mitarbeiter verbockt haben.

  2. Konrad D. sagt:

    “Unseren Beratern brauchen Sie auch nicht erst Ihr Geschäft erklären”
    Hätte korrekt schon mal heißen müssen „…zu erklären…“ Mit dem Deutschen hapert es also auch?

  3. Kopfschüttler sagt:

    „Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“ Stimmt – haben wir mal in der Schule gelernt. Ist aber, soviel zur Kenntnis der deutschen Grammatik, heute nicht mehr nötig. Das „zu“ kann entfallen. Von wegen hapern…

  4. Ostroplog sagt:

    Abgesehen davon, dass es sicherlich kein Skandal ist, den Ihr hier zu konstruieren versucht – den Artikel auf der Schickler-Seite gibt’s übrigens hier: http://www.schickler.de/deutsch/dieGruppe/Publikationen/2008/Dokumente/2008-12-08_DJV_Schickler_Buhmann_mit_Einfluss.pdf

  5. westi sagt:

    Donnerwetter, da ist dem DJV aber mal wieder eine Enthüllung gelungen. Ich sinke auf die Knie vor Bewunderung. Man sollte diesen Knüller mal beim „Wächterpreis der Tagespresse“ einreichen.

  6. Osti sagt:

    Na ja, in der WAZ oder auf DerWesten stand’s wieder mal nicht, wie mit Autorenrechten umgegangen wird. Typisch… ;o)

  7. The Observer sagt:

    @westi:
    Wer spricht denn von einer Enthüllung? Aber auch mit Ironie kannst Du nicht wegreden, dass eine Beraterfirma, die sich selbst Medinkompetenz auf die Fahnen schreibt, die Basics kennen sollte…

  8. lokalesicht sagt:

    Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, als dass die Schickler Boys selbst hier an dieser Stelle mitposten und versuchen die Sache ins Lächerliche zu ziehen. Sicherlich ist das kein Skandal. Aber es zeigt exemplarisch, wie wenig hinter Schickler steckt.
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    Ich würde mir persönlich wünschen, wenn Verdi und DJV mal mehr sammeln würden, damit anderen Verlagen das Schick-Sal erspart bleibt. Fakt ist jedenfalls, dass Schickler keine einzige Lokalredaktion der WAZ besucht hat, an keiner Stelle den Dialog mit lokalen Redakteuren gesucht hat, aber natürlich weiß, wie es künftig laufen soll.
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    Die Schicklers mögen Ahnung von Zahlungen haben, allerdings wählen sie relativ willkürliche Benchmarks und haben nicht den Hauch eines Gespürs für Regionalzeitungen.

  9. frau.bella sagt:

    Schickler schlägt in die gleiche Kerbe wie alle anderen Unternehmensberatungen. Man erwartet von ihnen Vorschläge für Mitarbeiterabbau und diese werden gewissenlos erfüllt. Ich kenne einen ehemaligen Unternehmensberater sehr gut. Als ich ihm einmal vorhielt, dass solche Leute in den Betrieben nicht gut gelitten wären, antwortete er, dass das ihm egal sei. Solange er die Sympathie derer hätte, die ihn gut bezahlen. Nur das wäre wichtig. Ich weiss noch genau, es war noch zu DM-Zeiten. Da hatte diese Unternehmensberatung so viel Geld verdient, dass sie es aus steuerlichen Gründen irgendwie unter die Leute bringen musste. Man machte dann mal eben einen mehrtätigen Ausflug zum Autorennen nach Monaco als Dienstreise. „Leider“ musste man mit 6 Personen in einem Speiselokal eine Rechnung von nur 10.000 DM bezahlen. Es blieb noch so viel Geld übrig, man wusste nicht wohin damit. Die haben Nächte durchgefeiert aufgrund der Tatsache, hunderte von Arbeitsplätzen vernichtet zu haben und daran gut verdient zu haben. Das sind Tatsachen!

  10. Widerstand sagt:

    Wußtet Ihr, dass die Schickler Boys die WAZ in Sachen Personal beraten und für die WAZ als Headhunter unterwegs sind? Das heißt doppelt kassieren – Honorar für Entlassungsempfehlungen und Honorar für Einstellungsempfehlungen – das nenne ich ein tolles Konzept…