Bezahlung der freien Mitarbeiter abenteuerlich

Die Chefredakteure von Westfalenpost und Westfälische Rundschau, Bodo Zapp (rechts) und Malte Hinz diskutierten mit Bürgen, Gewerkschaftern, Betriebsräten über die zukünftige Zeitungslandschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis. Foto: Frank Biermann

Schwelm. Bei der Anhörung zur Mediensituation im Ennepe-Ruhr-Kreis gestern Abend (am 31. März) im vollbesetzten Sitzungssaal im Kreishaus in Schwelm wurde auch die Bezahlung der freien Mitarbeiter der vier Zeitungstitel der WAZ-Mediengruppe diskutiert. „Die Honorarsätze, zu denen wir freie Mitarbeiter beschäftigen, sind in der Tat abenteuerlich“, sagte der Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, Malte Hinz. „Wir werden zukünftig einmal über eine andere Verteilung der Honorarmittel nachdenken müssen“. Ganz ähnlich äußerte sich Bodo Zapp, der Chefredakteur der Westfalenpost. „Was wir zahlen, ist allenfalls ein Zubrot, von unseren Honoraren kann kein freier Mitarbeiter leben“.

Auf die Zuhörerfrage, was denn die Leser für den Erhalt der Zeitungsvielfalt in ihrer Heimat tun könnten, sagte der Medienwissenschaftler Horst Röper; „Meckern Sie so viel Sie können!!! Der Chor der Empörung muss noch viel lauter werden, damit ihn die Konzernleitung in Essen hört“. Der Konzentrationsprozess, den die WAZ-Mediengruppe jetzt eingeleitet habe, sei in der bundesrepublikanischen Pressegeschichte einmalig. fbi

Lese dazu auch: Qualität gefordert, angemessene Honorare verweigert


126 Antworten zu “Bezahlung der freien Mitarbeiter abenteuerlich”

  1. Freier Fotograf sagt:

    @Freier Fotolieferant
    Nicht alles gefallen lassen! Die gefährlichen Passagen auffällig aus dem Vertrag herausstreichen, und nur dann unterschreiben. Noch besser: Fotos zu eigenen AGB verkaufen. Wenn sie es nicht wollen, dann lassen sie es eben. Dann verkaue‘ Deine Fotos eben an andere Kunden. Wir sind doch keine Sklaven.

  2. FreierFotolieferant sagt:

    @Caroline

    Ob sie das dürfen? Solange keiner klagt wird es weiter gemacht.
    Wenn man den Vertrag unterschreibt dann dürfen sie das, so oft und lange sie wollen – und das schöne dabei ist: Der WAZ Fotopool bietet gnädigerweise in dem Vertrag die Möglichkeit vorher mit Ihnen über Beteidigung zu verhandeln (allerdings auch nur bei Verkauf an Dritte !!!! Natürlich unter Abzug sämtlicher Eigenkosten von WAZ NewMedia – was da wohl noch übrigbleibt…

    Natürlich muss sich der Fotograf auch um die Persönlichkeitsrechte der Aufgenommenen kümmern. Schließlich will WAZ NewMedia allumfassend vermarkten.

    Anscheinend muss der Fotograf sich nun auch noch mit einem Model-Release absichern. Ich kann mir die Reaktion schon vorstellen, wenn ich Passanten für ein Featurefoto bitte mit aufs Foto zu kommen, nachdem ich Ihnen erklärt habe, das sie zu meiner Sicherheit einen Vertrag unterschreiben müssen und mir die Erlaubnis, dieses Bild nicht für eine der nächsten Lokalausgabe, sondern für jedwede Verwendung, Überall und zeitlich unbegrenzt, zu geben.

    Für 23,50 Eur bei einem Einzelbild (andere lokale Zeitungen zahlen 30,00-60,00 EUR für die einmalige Verwendung) kann ich mich schon mal nach einem Job umschauen, um das „Hobby Zeitungsfotograf“ zu finanzieren – WAZ NewMedia finanziert es auf jeden Fall nicht.

  3. Die Verträge der WAZ NewMedia gehen aus Sicht des DJV viel zu weit. Um das weitere Vorgehen zu besprechen, laden wir deshalb zu einem Treffen ein:
    am Freitag, 11. Dezember 2009, 19.00 h auf der Zeche Unser Fritz in Herne.
    Wer kommen mag, ist herzlich eingeladen. Das gilt auch für Fotografen, die nicht Mitglied im DJV sind. Bei Fragen bitte Mail an zentrale@djv-nrw.de.

  4. FreierFotolieferant sagt:

    An all die Freien des WAZ Imperiums: Wartet mit dem unterschreiben! Noch ist nicht das letzte Wort gesprochen, denn der Vertrag ist in vielen Bereichen mehr als fragwürdig.

  5. Doofer Leser sagt:

    Und wenn die Fotografen eine eigene Agentur gründen?

  6. FreierFotolieferant sagt:

    @doofer Leser

    Das wäre durchaus eine Idee. Zumindest wären die Fotografen in dieser „Agentur“ genauso viel oder wenig eine Fotoagentur wie waz fotopool.
    Im Gegensatz zu wirklichen Fotoagenturen gibt es bei waz Fotopool anscheinend keine Möglichkeit Kunde zu werden – es ist nur ein Konstrukt um die bisher per Gericht verbotenen Buyout-Klauseln zu umgehen.
    Letztlich ist waz fotopool eine reine Bildbeschaffungs-GmbH, die nicht frei anbietet, sondern Aufträge der waz Zeitungen abarbeitet. Soweit ich weiß, ist seitens fotopool auch nicht geplant z.B. Mitarbeiter für die Aufbereitung der Bilder einzustellen, damit „Kunden“ diese besser finden.
    Es gibt auch nicht die in anderen Fotoagenturen übliche Selektion der eingehenden Bilder – all das würde ja Geld kosten.
    In diesem Firmen-Konstrukt geht es letztlich darum die sonst üblichen Einzelbildhonorare für die 4 beteiligten Zeitungen WP, waz, WE und nrz zu umgehen.
    Wobei noch hinzukommt das waz fotopool anscheinend nicht mal über eine eigene Infrastruktur der Bildverwaltung verfügt. An dem Bildsystem HUGO hat sich nichts geändert – da frage ich mich natürlich wie diese Fotoagentur jemals vermarkten will?

  7. Hannah sagt:

    schön, dass der WAZ Fotopool mit der Ruhr 2010 kooperiert und denen die ganzen WAZ-Bildern kostenlos zur Verfügung stellt, aber wo bleiben die Rechte der freien Fotografinnen und Fotografen? Die gucken mal wieder in die Röhre…. quietsch!!
    http://www.derwesten.de/kultur/ruhr2010/WAZ-Fotopool-kooperiert-mit-Ruhr-2010-id2273063.html

  8. calli sagt:

    Warum stehen unter den Bildern jetzt keine Hinweise von Fotopool mehr. Gibt es da mal wieder rechtliche Probleme? Es stehen nur noch die Namen der Fotografen dort.

  9. Ex-WR-Redakteur sagt:

    Stimmt, Hannah.

    Es gebietet schonder Anstand, vorher mit den „Freien“ darüber zu sprechen. Esist einfach erbärmlich zu sehen, wie das Management dieses Konzerns denkt. Auf der Strecke bleiben die Mitarbeiter,durch deren Einsatz erst solche „tollen“ Angebote möglich werden.

  10. Silke sagt:

    Es tut sich was, Kolleginnen und Kollegen! Noch nicht bei den Bildhonoraren, da sollen mit den neuen Vereinbarungen, die vom WAZ Foto Pool verteilt werden, gerade wieder ernüchternde Fakten geschaffen werden, wohl aber bei den Texthonoraren für hauptberufliche freie Mitarbeiter an Tageszeitungen
    Mehr über diesen kleinen Hoffnungsschimmer, der auch erst noch materielle Realität werden muss, findet ihr hier
    http://mmm.verdi.de/archiv/2009/12/titelthema-23-journalistentag/keine-unendliche-geschichte
    macht es gut, Silke

  11. FreierFotolieferant sagt:

    @Hannah.
    Dank für den Hinweis auf die Kooperation des Fotopool mit Ruhr.2010.
    Es ist immer wieder schön zu erfahren wie gut unsere Bilder sind, und das man diese zum Nulltarif verschenkt.
    Ich frage mich aber wieso der Fotopool nicht noch eine Rubrik Musicpool gründet und die mp3-Dateien dann dem Volk schenkt. Damit ließen sich schlagartig die Klickzahlen auf derwesten.de potenzieren.

  12. FreierFotolieferant sagt:

    Wie lautet es so schön in den Verträgen des fotopool für die Freien:

    Nach vorheriger Absprache kann es eine Honorierung für Bildverwendung durch Dritte geben, dies aber unter Abzug der Kosten des WAZ Fotopools (nicht wörtlich, sondern inhaltlich geschrieben).

    Frage an Herr Multhaup: Ich befürchte das da ein Minus bei raus kommt, wenn die Einnahmeseite bei 0 Euro liegt. Wieviel muss ich jetzt bezahlen wenn dummerweise eines meiner Fotos durch die ruhr2010 genutzt wird?

  13. Beobachter sagt:

    @Silke:
    ich brauch keinen Hoffnungsschimmer. Ich brauch Geld.
    Was soll das den Pauschalisten bringen? Werden die WAZ-Titel ihre Leute jetzt endlich besser bezahlen? Ab wann? Machen alle Titel mit?
    Ich schätze, dass die wenigsten „arbeitnehmerähnlichen Freien“ bei den WAZ-Titeln Zeilenhonorar bekommen.

  14. FreierFotolieferant sagt:

    @Silke
    Schön zu erfahren das man sich darauf geeinigt hat die Festlegung der Fotohonorare auf den Sankt-Nimmerleinstag zu legen. Bis dahin haben die Verlage ihre Strukturen so umgestellt das es keine freien Verlagsfotografen mehr gibt. Das waz fotopool Konstrukt geht genau in diese Richtung. Mit der Konsequenz für den Fotografen das er für eine „Pseudo-Agentur“ arbeitet, bei der der Tarifvertrag obsolvent ist.
    Frage: Wie kann man das Interesse der Verleger an einer schnellen Einigung auf hohen Niveau steigern? Vielleicht wäre eine Anfrage bei der BfA hinsichtlich der Abgrenzung „arbeitnehmerähnliche“ Freien und Scheinselbstständige hilfreich?

    Es wird Zeit das die Freien ein Zeichen setzen. Wie wäre es mit ein paar Tagen gemeinsamer anderweitiger Beschäftigung?

  15. Beobachter sagt:

    FreierFotolieferant:
    die letzten sieben Tage im April und die ersten 7 Tage im Mai = 14 Tage ohne freie Mitarbeiter und Pauschalisten – das wäre doch mal ne Maßnahme. Für alle finanziell tragbar und dennoch 14 Tage am Stück Arbeitsniederlegung.

  16. Beobachter sagt:

    Ach so. Fast vergessen:
    Danke für das Weihnachts- und Urlaubsgeld und die Lohnfortzahlung, als ich vor Weihnachten krank war….
    Ironiemodus aus.

  17. Silke sagt:

    @FreierFotolieferant
    sorry, dass ich mich erst melde, aber ich habe über die Festtage einfach mal den Computer gar nicht erst angemacht, bei einem Glas Rotwein ein paar Kerzen beim Brennen zugeschaut, I cried for you von Katie Melua gehört, mir meine Gedanken gemacht über all das, was war und über das was noch kommen könnte, und das würde ich am liebsten immer noch machen, aber irgendwann habe ich dann angefangen das Geld zu zählen, was ich in den letzten Jahren zurücklegen konnte und das ich nach guter alter Familientradition in einem Schuhkarton der Marke Salaman… aufbewahre mit einem hübschen Lurchi-Heftchen drin, you remember?
    Aber nun zum weniger besinnlicher Teil: Die Vergütungsregeln für Fotos sind nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben worden, sie sollen vielmehr im Laufe des nächsten Jahres vereinbart werden.
    Tja, ansonsten ist das natürlich immer interessant, wenn die Werktätigen auf dem Wege einer kollektiven Arbeitsverweigerung den Abnehmern ihrer Produkte, also in Eurem Falle dem WAZ FotoPool klar machen, dass sie nicht mehr bereit seid, für den Preis weiter für ihn zu arbeiten! Freie Mitarbeiter und Pauschalisten aller WAZ-Blätter vereinigt Euch. Und vielleicht kommt auch noch Gunter Gabriel vorbei und singt diesen Song „Hey Boß, ich brauch mehr Geld“. Der Beobachter hat ja auch schon einen Termin genannt. Die letzten 7 Tage im April- und die ersten 7 Tage im Mai, hört sich doch gut an für ein Praktikum in kollektiver Selbsthilfe, oder?
    Ich mach jetzt erstmal wieder ne Kerze an und höre noch mal I cried for you von Katie Melua, für so was ist sie ja da, die Zeit zwischen den Jahren, Eure Silke
    http://www.youtube.com/watch?v=ftZAZWLrWKo

  18. FreierFotolieferant sagt:

    @Silke
    Ich habe über Weihnachten auch in der alten CD Kiste gewühlt, und bin auf „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“ und „Ich will Spaß“ gestoßen. Wäre doch schön wenn wir Freien mit Spaß das Bruttosozialprodukt steigern.
    Zum Termin letzte Woche April, erste Mai Woche. Bei einem Termin sollten wir eine Zeit wählen in der viel los ist, [ironie an] das die WAZ Medien ausführlich über Maikundgebungen berichten (dürfen) scheint mir inzwischen eher unwahrscheinlich [ironie aus].
    Trotz alledem einen guten Rutsch in nächste Jahrzehnt, und Silke für dich ein besonderer Wunsch der in Erfüllung gehen möge: Ich wünsche dir einen Karton für Overknee Highheels, der prall gefüllt ist 😉

  19. umsetzenjetzt sagt:

    hauptberufliche freien Journalistinnen und Journalisten an deutschen Tageszeitungen haben seit dem 1.2.2010 einen Rechtsanspruch auf eine angemessene Bezahlung ihrer Texte.
    Mehr dazu hier:
    http://mmm.verdi.de/archiv/2010/01-02/print/jetzt-geht-es-ans-umsetzen
    und hier
    http://dju.verdi.de/freie_journalisten/vergutungsregeln
    und Fragen und Antworten
    http://www.djv.de/Aktuelle-News.2905+M56c958ba9b5.0.html

  20. Zuschauer sagt:

    Habe mitbekommen, dass zumindest bei der WR die Honorare für die „festen Freien“ hochgesetzt wurden. 120 Euro pro Tag soll nun Standard sein?!?
    Weiß wer mehr?

  21. djuinverdi sagt:

    Warum denn so billig wir Freien?

    Am 02. August 2010 ab 19.00 Uhr informieren Jutta Klebon und Norbert Szepan von der Gewerkschaft ver.di zu den neuen gemeinsamen Vergütungsregelungen für Freie Hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen.
    Diese Informationsveranstaltung findet statt

    am 02.08.2010
    um 19.00 Uhr
    im ver.di Haus Dortmund, Sitzungssaal A/B (2. Etage)

    Am 01.02.2010 sind nach mehrjährigen Verhandlungen mit dem BDZV die o.g. Vergütungsregelungen vereinbart worden. Bisher gibt es allerdings nur spärliche Rückmeldungen über eine erfolgreiche Umsetzung der verbindlich vereinbarten Vergütungen. Über die Höhe der Vergütung und über die Durchsetzungsmöglichkeiten soll an diesem Abend informiert werden.
    Alle Interessierten sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen..

  22. djuinverdi sagt:

    Warum so billig, Teuerste(r)?
    Warum verkaufen sich freie Journalisten viel zu preiswert an die
    Tageszeitungen?
    Infoabend zum Thema Vergütungsregeln für hauptberufliche Journalisten am 25. August 2010 im ver.di-Haus Dortmund

    Seit einigen Monaten gibt es die von der dju in verdi und vom DJV auf der einen Seite und dem Zeitungsverlegerverband auf der anderen Seite vertraglich vereinbarten Vergütungsregeln für hauptberuflich tätige Journalisten. Nur: Kaum jemand unter den Freien wagt sich aus der Deckung und macht seine
    ihm zustehenden Rechte geltend. Viele haben Angst nach der Meldung nicht mehr weiter beschäftigt zu werden. Andere zweifeln an ihrem Status, wer ist denn hauptberuflich Journalist?
    Die Verlage jedenfalls haben offenbar kein Interesse an der Einführung der von ihrem eigenen Verband ausgehandelten einheitlichen Honorarsätze. Aber wir:
    Die dju in NRW und der dju Bezirk Westliches Westfalen möchten das Problem weiter diskutieren. Hilft Solidarität weiter? Oder die Öffentlichkeit, die erfahren sollte, unter welchen erbärmlichen Bedingungen sich freie Journalisten immer noch verdingen müssen? Sollten Meinungs-Multiplikatoren aus gesellschaft-
    lich-relevanten Bereichen informiert werden? Und die Leser?
    Wir treffen uns am Mittwoch, 25. August, um 19.30 Uhr im verdi-Haus in Dort-mund, Königswall 36 (gegenüber dem Hauptbahnhof).
    Eingeladen sind alle freiberuflich tätigen Journalisten, Betriebsräte aber auch alle anderen Festangestellten. Das Thema Vergütungsregeln geht uns schließlich alle an.

    Kontakt: Norbert Szepan, ver.di Dortmund, Königswall 36, 44137 Dortmund Tel: 0231/913000-69, Fax: 0231/913000-95

  23. […] Warum so billig, Teuerste(r)?: Aus welchen Gründen verkaufen sich freie Journalisten viel zu preiswert an die Tageszeitungen? Infoabend zum Thema Vergütungsregeln für hauptberufliche Journalisten am 25. August 2010 im ver.di-Haus Dortmund … medienmoral […]