Wer schürt hier Angst?
In einem offenen Brief hat der stellvertretende Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, Frank Fligge, dem DJV vorgeworfen, die Angst unter den Beschäftigten der WAZ-Mediengruppe zu schüren. Fligge, der in diesem Brief den Wechsel seiner Mitgliedschaft von DJV zu dju in ver.di mitteilte, nimmt den Bericht „Redaktionsschluss im Sauerland“ in der April-Ausgabe des journalist (Herausgeber DJV-Bundesverband) zum endgültigen Anlass für Schritt. Er schreibt u.a.:
“ […]Richtig ist, dass viele Beschäftigte der WAZ-Mediengruppe Angst haben – weil der DJV Angst mit solchen, ganz und gar unjournalistischen und tendenziell polemischen Berichten seit vielen Monaten immer wieder schürt. Was glauben Sie wohl, was ein solcher Artikel in der WR-Belegschaft anrichtet, die nach der schwierigsten Phase in der Geschichte dieser Zeitung allmählich wieder Vertrauen fasst und Sicherheit zurückgewinnt?! Vielleicht sollten Sie als Gewerkschafter sich auch darüber einmal Gedanken machen. Als stellvertretender Chefredakteur, der in den zurückliegenden 17 Monaten hart daran mitgearbeitet hat, dieser traditionsreichen Zeitung eine Zukunft zu eröffnen, habe ich nicht länger Lust, mir die zarten Erfolge von Gewerkschaftsdogmatikern kaputt machen zu lassen.[…]
„Diese Wertung ist menschlich verständlich, geht aber an der Sache vorbei“, so der Vorsitzende des DJV-Landesverbandes NRW, Helmut Dahlmann. Er erinnert an die Aussage des Vertreters der Beratungsfirma Schickler am 5. Dezember 2008 in der „Lichtburg“ in Essen, dass eine aus „rein betriebswirtschaftlicher Sicht nahe liegende Option“ gewesen sei, die Redaktion der Westfälischen Rundschau aufzugeben. Genau diese Aussage hätten noch viele Kolleginnen und Kollegen in den Ohren. Bis heute habe es keine „Entwarnung“ gegeben. „Im Gegenteil“, sagte DJV-Hauptgeschäftsführer Kajo Döhring: „Die Firma Schickler werkelt weiter im Hause. Und noch vor wenigen Wochen machte eine Mail der Personalabteilung die Runde, bei NRZ und Rundschau gebe es noch insgesamt 21 Stellen zu viel. Wer also schürt hier Angst?“
9 Wer am Geld hängt, bekommt nie genug davon. Wer Reichtum liebt, will immer noch mehr. Auch hier gilt: Alles vergeblich! 10 Je reicher jemand wird, desto mehr Leute wollen von seinem Reichtum leben. Welchen Nutzen hat er am Ende davon? Nur das Nachsehen. 11 Wer hart arbeitet, schläft gut, ob er viel oder wenig gegessen hat. Der reiche Faulenzer dagegen wälzt sich schlaflos im Bett, weil ihn der Magen drückt. 12 Noch eine böse Sache habe ich beobachtet: dass einer, der seinen Reichtum ängstlich hütet, dennoch ins Elend gerät. 13 Ein einziges schlechtes Geschäft und schon ist alles verloren! Wenn der Mann einen Sohn hat, kann er ihm nichts mehr vererben.
14 Und überhaupt: Nackt, wie der Mensch auf die Welt gekommen ist, muss er wieder von ihr gehen. Von allem, was er hier angehäuft hat, kann er nicht einmal eine Hand voll mitnehmen. (Prediger, Kap. 5, 9-14)
Ersteres gilt nur fürs Anzeigenblättchen. Vorerst.
(Quelle: dju)
Der Märkische Kreis geht
2011 ganz an Ippen
Lüdenscheid. Seit 1987 gibt die
WAZ-Mediengruppe unter dem Dach
der Westdeutschen Verlags- und
Werbegesellschaft (WVW) das Anzeigenblatt
„wap” für den südlichen
Märkischen Kreis heraus. Wie jetzt
bekannt und bestätigt wurde, will
die WVW die Produktion des Anzeigers
zum 27. Januar 2011 einstellen.
Mit der Schließung der Redaktion
überlässt die WAZ das
bestehende Anzeigengeschäft dem
Mitbewerber. Seit Oktober 2010
konnte „derBote” aus dem Ippen-
Verlag (vertreten in MK durch den
Märkischen Zeitungsverlag) sein Angebot
im Anzeigenbereich bereits
aufstocken. Neben einer wöchentlich
erscheinenden Ausgabe, wird ein zusätzliches
Blatt (vornehmlich mit
Agenturmeldungen im redaktionellen
Teil aufgestockt) sonntags verteilt.
Gegenwärtig produzieren noch ein
Redakteur, ein Pauschalist sowie
zehn freie Mitarbeiter das Blatt, das
mit einer Auflage von 90.200 Exemplaren
wöchentlich donnerstags erscheint.
Zuletzt verkauften die Anzeigenberater
der Westfälischen
Rundschau in Lüdenscheid gleichermaßen
Werbefläche aus dem Tageszeitungs-
und Wochenanzeiger-Segment.
Ein eigener Berater für die
wap wurde bereits eingespart.
WAZ-Logistik Hagen
Kostensenkung bei
den Boten
Hagen. Aus gut informierten Kreisen
wird berichtet, dass Unternehmensberatungen
den Auftrag haben, im
gesamten WAZ-Logistikbereich, der
in 13 Regionalgesellschaften aufgeteilt
ist, die Kosten um 25 bis 30
Prozent zu senken. Der Stücklohn
pro verteilter Zeitung soll von jetzt
1,85 Euro im Monat auf sieben Cent
am Tag inklusive Beilagenlohn und
Nachtzuschlag gesenkt werden. Dem
entsprechende „Änderungskündigungen”
mit neuen Stücklöhnen wurden
den Boten bereits zugesandt. Die
neuen Arbeitsverträge für die Zusteller
beeinhalten nicht nur eine Ausweitung
des Tätigkeitsbereichs der
Boten, nach dem der Bote zusätzlich
neben seinem Stammrevier im Bedarfsfall
weitere Reviere übernehmen
muss, sondern auch noch einen
Passus, der in der bewegten WAZUnternehmensgeschichte
wohl einmalig
ist. Für den Fall einer Erkrankung
soll der Zusteller möglichst
selber eine Ersatzkraft vorschlagen.
Nach Informationen des Betriebsrats
der WAZ-Logistik in Hagen-Bathey
stehen derzeit die Jobs der Oberboten
auf der Kippe. Deren Jobs könnten
durch die Einführung eines GPSSystems
überwiegend wegfallen,
über das die bis 12 Uhr eingehenden
Reklamationen abgewickelt werden.
Bislang hatten die Oberboten Reklamationen
der Abonnenten noch bis
15 Uhr nachgeliefert. Da sich der Arbeitgeber
mit seiner Personalplanung
weitgehend in Schweigen hüllt, weiß
derzeit keiner der 33 Oberboten, ob
er von einer Kündigung betroffen
sein wird oder ihm ein Aufhebungsvertrag
angeboten wird. Den vom Arbeitgeber
vorgeschlagenen 55 prozentigen
Lohnverzicht (bei
gleichzeitig verringerter Wochenarbeitszeit)
zum Arbeitsplatzerhalt
lehnt der Betriebsrat ab. Viele Oberboten,
die oft schon Jahre lang für
das Unternehmen arbeiten, würden
dann nach den Berechnungen des
Betriebsrats mit Bruttolöhnen von
nur noch 540 Euro zu Hartz-IV-Aufstockern.
@elend:
Ist das erbärmlich. Wo leben wir eigentlich? Wieviel lassen wir uns noch gefallen? Wollen wir irgendwann wie in Rumänien, Asien oder Südamerika leben?
Solange wir uns noch wehren können, sollten wir das auch tun.
[…] Winterdienst: WAZ-Zusteller auf Schleuderkurs (DerWesten) – Die WAZ lobt ihre Zusteller – und kürzt ihnen scheinbar gleichzeitig die Bezüge mehr als deutlich… […]
[…] Zeitungboten: auf Schleuderkurs bejubelt und bedauert … medienmoral […]
@Ex-Bote „Wo leben wir eigentlich?“
.
Wir leben in eine freien Land. Es steht also hierzulande jedem frei, in ständiger Angst um den möglichen Verlust seiner gierig zusammengerafften irdischen Güter leben zu müssen.
@Freies Land
Vielleicht bin ich ja ein wenig schwer von Begriff und verstehe den humoristischen Ansatz nicht. Denn bei den Niederen in der Gruppe geht es trotz Arbeitsplatz mittlerweile nur noch um den Erhalt einer menschenwürdigen Existenz. Trotz menschenverachtender Personalpolitik von oben. Da sitzt man gierig mit breiten Armen vor dem gedeckten Tisch und bekommt den Hals nicht voll. Vielleicht sollte man sich bzgl. versch. sozialkratischer Kommentare auch mal an die eigene Nase fassen. Und ich hör immer noch Feuerstein: Wir Alle Zusammen! Pah!
…meinst du d e n Feuerstein?
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Feuerstein
@ man fragt sich auch
–
Es ist doch ganz einfach: „Leave it, love it or change it!” Niemand zwingt Dich, unter menschenunwürdigen Bedingungen und / oder für einen Hungerlohn zu arbeiten, der, wie hier mehrfach angedeutet wurde, längst unter Hartz-IV-Niveau liegt. Es gibt Alternativen, denn es gibt längst wieder besser bezahlte Jobs. Guckst Du hier: http://jobboerse.arbeitsagentur.de/vamJB/startseite.html?kgr=as&aa=1&m=1
.
Ansonsten giilt jedenfalls für mich, dass ich mein (relativ bescheidenes, aber ruhiges) Leben auf keinen Fall mit dem irgendwelcher Raffkes tauschen möchte, an denen ständig die Angst um ihr Vermögen, nicht selten auch die um ihr Leben nagt. Wer gezwungen ist, sich einzumauern, sich mit Leibwächtern bis aufs Klo zu umgeben und in gepanzerten Limousinen durch die Welt zu karriolen, der hat genau das bekommen, was er in seiner Raffgier verdient: eine bedauernswerte Existenz.
herbert feuerstein beim 50sten in der gruga. der war genial wie gewohnt.
@Freies Land
Du hast ja so recht, vor allem mit dem 2. Absatz.
@Freies Land:
Gib doch bei der Arbeitsagentur mal 53-jähriger Zeitungsbote ein.
Dummschwätzer. Die meisten hier. Salonbolschewiken, die tagsüber in ner warmen Redaktion sitzen und daüber fabulieren, was der kleine Mann tun sollte oder müsste.
Es ist doch ganz einfach? Vielleicht treffen wir uns ja mal bei der Arbeitsagentur…
Na ja, ich bin 56 Jahre alt und habe einen Job über die Arbeitsagentur erhalten. Allerdings nicht mehr als Zeitungsbote, sondern im Lager einer größeren Firma.
Man sollte sich halt einfach fragen, ob man noch zu irgend etwas anderem fähig ist als Zeitungen auszutragen. Falls nein, so sollte das dennoch kein Grund sein, hier beleidigend zu werden.
Ich wünsche Dir ein Frohes Fest und im neuen Jahr neue Erkenntnisse.
einen, der nicht einmal mehr mitkriegt, daß man bei der Jobbörse gar kein Alter eingeben muß und der alle in Bausch und Bogen beleidigt und dem nix einfällt im Leben außer Zeitungsbote, den muß man auch nicht mehr ernst nehmen. Übrigens: allein für Dortmund gibts in der Jobbörse über 200 offene Stellen für Helfer und geringfügig Beschäftigte. Gewünschter Arbeitsbeginn ist fast immer sofort. Also: Wer will, der kann auch.
–
@Ex-Bote: Dann bleib du doch Ex-Zeitungsbote und heul weiter.
Liebe Leute,
es bringt so gar nichts, sich gegenseitig zu beschimpfen. Bitte kehrt zu einem zivilisierten Ton und zu einer konstruktiven Diskussion zurück.
Mit vorweihnachtlichen Grüßen
Medienmoral
@Medienmoral
Völlig richtig! Eines allerdings sollten Leute wie Ex-Bote bedenken: Mit einer derart resignativen Haltung wird sich niemals etwas ändern – weder in der persönlichen Situation noch in der allgemeinen Lage der Beschäftigten. Niemand sollte sich von unseren so genannten „Leistungsträgern“ aussaugen lassen, nur weil er bereits 53 Jahre alt ist. Es gibt genügend Alternativen. Das zu schreiben ist keine Beleidigung, sondern sollte Mut machen.
Das Schlimme daran ist, daß etliche Kollegen diesen Laden immer noch als „IHRE“ waz sehen und gar nicht gehen möchten. Wenn man evtl. seit der Schule mit dabei ist, fällt es bestimmt auch nicht leicht, einen Teil seiner Identität einfach so abzulegen. Die Angst vor Veränderung liegt wohl auch in der Natur des Menschen. Und so einfach, wie beschrieben, ist es wahrlich nicht, mal eben was Neues zu finden. Aber das ist „denen da oben“ nicht bewußt bzw scheißegal.
Trotzdem frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr.
@ man fragt sich auch „Aber das ist “denen da oben” nicht bewußt bzw scheißegal.“
.
Ich befürchte, dass es noch schlimmer ist: Die Herrschaften wissen es ganz genau. Sie wissen, dass gerade langjährig Beschäftigte ihr Leben stark mit „ihrem“ Betrieb verknüpft haben. Sie wissen darum, wie schwer es ist, sich nach 20 Jahren und mehr davon zu trennen. Und sie nutzen diese Verbundenheit, die eigentlich etwas Gutes sein sollte, gnadenlos aus. So werden die Schrauben immer enger zugedreht. Da wird das letzte bißchen Anstand über Bord geworfen. Vielen Kolleginnen und Kollegen, die über den Sozialplan auschieden, um einer betriebsbedingten Kündigung zuvorzukommen, wurde zum Abschied nicht einmal die Hand gedrückt – nach 20, 25, 30 Jahren im Betrieb einfach unwürdig.
Aber es passt zum allgemein um sich greifenden Neoliberalismus und zügellosen Kapitalismus, der den Profit über den Menschen stellt und sich von unternehmerischer Verantwortung für das Gemeinwesen und vom Geist der sozialen Marktwirtschaft immer weiter entfernt.
.
Trotz alledem: Ein schönes Weihnachtsfest!
@Redaktor: Volltreffer.
http://www.sueddeutsche.de/politik/medienrecht-in-deutschland-und-ungarn-angst-vor-der-wahrheit-1.1039626
[…] Journalist, Dein Arbeitgeber: und was er von Dir hält, erklärt der “Redaktor” bei … medienmoral […]
@Redaktor
Zur mangelnden Wertschätzug gehört auch, dass die Chefredaktion nicht mal frohe Weihnachten wünscht.
Es ist unglaublich, wieviele Soziallegastheniker sich in diesem „unserem“ Laden gegenseitig den Steigbügel halten. Aber nach dem Grundsatz des Schweinezyklus 🙂 kommen auch wieder andere Zeiten.
Verlagsmanager Beermann verlässt die WAZ-Mediengruppe schon wieder, angeblich auf eigenen Wunsch
http://www.horizont.net/aktuell/leute/pages/protected/Manager-Markus-Beermann-verlaesst-WAZ-Gruppe-zum-Jahresende_97126.html
Kontinuität sieht anders aus. Auf den Posten würde eigentlich ein richtiger Kracher gehören, der von Verlagsgeschäftsführung und der Zukunftsausrichtung der Printmedien richtig etwas versteht.
.
Den Kracher wird es aber nicht geben, weil er sonst der GGF zu sehr auf den Füßen stehen würde und vieles hinterfragen würde.
.
Also läuft es -hochprozentig- wieder auf eine eingekaufte Springer-Lösung hinaus, Herr Nienhaus kennt sicherlich einen geeigneten Kandidaten, der die Verlagsgeschäftsführung souverän verwaltet und nicht unbequem wird.
Also mir hat die Chefredaktion Frohe Weihnachten gewünscht, wenn ich mich nicht irre, dann sogar in einer Rundmail an alle.
http://www.turi2.de/2010/12/29/heute2-bdzv-erwartet-2011-plus-anzeigengeschaeft-10271586/
Schlechte Nachrichten zwischen den Jahren: Bei der WAZ-Logistik in Hagen-Bathey werden zukünftig von aktuell 33 Oberboten nur noch 9 Oberboten „gebraucht“ für die Nachlieferungstouren über Tag.
Die verbliebenen Stellen sollen keine Vollzeitjob mehr sein, sondern werden mit Stundenverträgen von 3 Std. bis 6 Std. abgegolten.
Einige der Betroffenen sind Mitglieder oder Ersatzmitglieder im Betriebsrat und genießen daher besonderen Kündigungsschutz.
Die übrigen haben, so das großzügige Angebot der Geschäftsführung, die Möglichkeit mit einem Abwicklungsvertrag
auszuscheiden. Als Abfindung wird der halbe Monatslohn X Dienstjahre gerechnet. Wer sich bis zum 04.01.2011 meldet
bekommt auf diese Summe noch eine sogenannte Turboprämie von 20%.
[…] Schlechte Nachrichten für die Zeitungsboten: Bei der WAZ-Logistik in Hagen-Bathey werden zukünftig von aktuell 33 Oberboten nur noch 9 Oberboten “gebraucht” für die Nachlieferungstouren über Tag. Die verbliebenen Stellen sollen keine Vollzeitjob mehr sein, sondern werden mit Stundenverträgen von 3 Std. bis 6 Std. abgegolten … medienmoral […]
Schön auch die Lobartikel bei derwesten.de (z.B. Moers) über die unermüdlichen Zusteller. Ich wüßte gerne mal, wie lange kritische Kommentare von Betroffenen da erhalten bleiben.
http://www.presseportal.de/pm/6755/1742290/w_v_werben_und_verkaufen
@Zuversicht
Hoffentlich schaffen die paar übergebliebenen Mitarbeiter dann noch das gesteigerte Arbeitsaufkommen. Die sind jetzt schon an der Grenze des Zumutbaren, bzw. darüber hinaus, was Arbeitsdruck und Arbeitszeiten betrifft.
http://carta.info/36869/verlegerforderung-leistungsschutzrecht-ja-habt-ihr-denn-ueberhaupt-keinen-stolz/
Der Kommentar zu dem Boten-Artikel mit Verweis auf medienmoral war bei derwesten.de schneller wieder gelöscht als eingestellt. Dieser war weder beleidigend noch diskriminierend, ebenfalls nicht „off topic“. Wie dort durch die Zensoren mit Meinungs- und Informationsfreiheit umgesprungen wird, ist demokratischen Verhältnissen unwürdig und spiegelt das Verständnis des Chefs wider. Eigentlich sollten Journalisten Mißstände und Widersprüche aufdecken und nicht versuchen sie wegzulöschen. Doch wir singen das hohe Lied auf die Freiheit, aber nur solange diese uns nicht schadet.
@ Neues Deutschland
Ich bin keiner von Euch, deshalb kann ich es nicht mit Euch machen für Euch sowieso nicht. Dass Zeitungen an die Wand gefahren werden, weil die Steuermänner es in der aktuellen Situation nicht besser verstehen, finde ich für die politische Kultur im Land eine Katastrophe. Deshalb schreibe ich hier mit. Wenn ich zu viel schreibe, meldet sich die Medienmoral und sagt: „Immer mit der Ruhe“. Ja, Kollege, so ist das bei der Gewerkschaft. Euer Problem: Ihr habt eine zu geringe Schlagzahl. Ihr seit die Schreiber. Warum macht Ihr nix draus? Das ist ein Jammerbrett hier. Wenn Ihr Euch auch nur ansatzweise organisieren würdet, dann stünden hier morgens, mittags, abends und um Mitternacht Themen und Thesen, die Euren Vormann Bodo Hombach nachdenklich machen würden. So liest er jeden Tag: alles ok bei der Gewerkschaft, wir können den Riemen noch etwas enger schnallen. Mit etwas Organisation stünden nicht nur Themen und Thesen hier, sondern es würden auch prominente Führer der Arbeiterbewegung hier erscheinen, wenn es unter Euch noch welche gibt, die Lust haben und die Fähigkeit besitzen, eine Arbeiterbewegung zu führen. Ja, führen und bewegen, nicht zuschauen und jammern, wie man von derwesten.de zensiert wird. Nur wenn die Arbeitende Mitte einer Gesellschaft die selbstbestimmte Demokratie verteidigt, wird es für sie diese Gesellschaftsform geben. Abkassierer können besser mit einer scharfen Trennung in viele Arme und wenig Reiche mit gelenkter Demokratie.
Es ist nicht geordnet und strukturiert, aber es gibt in diesem Blog sehr viele Themen und Thesen dazu wie es besser und erfolgreicher ginge. Ich denke da nur an die Beiträge zur unsinnigen Desk-Struktur. Für Hombach wird mitgelesen, das hat sich gezeigt. Zumindest die Chefredaktionen lesen mit, auch wenn sie es leugnen und sich intern ärgern.
.
Ein Problem im Hause sind die zahllos eingeführten Unter-, Ober- und Mittelgeschäftsführer, die nicht am großen Ganzen mit einer Strategie arbeiten, sondern in einem doch undurchsichtigen Geflecht eher für sich wursteln. Siehe Abteilung Vertrieb. Da werden jetzt Kosten gesenkt, es wird aber nicht daran gedacht, dass damit Abos vor die Wand gefahren werden. Für Abos ist ja irgendeine andere Abteilung für verantwortlich, im Zweifel die Redaktion.
.
Oder die Abteilung Call-Center. So etwas gibt es in anderen Unternehmen mehr oder weniger erträglich auch. Nur sollte die Wartezeit im Rahmen bleiben…
.
Und ganz oben gucken Zwei auf das Treiben und glauben, was Meister Powerpoint und Strahleweiß ihnen prognostiziert.
@falsch
„Für Hombach wird mitgelesen“, ja, glaube ich sofort. Irgendein Vorstandassistent, der Euch dann bei der nächsten Gelegenheit die Kürzungen oder Mehrbelastungen rein reicht, liest hier, was Ihr zu sagen habt. Nach oben gibt er dann die Zusammenfassung weiter: Alles im grünen Bereich. Important werdet Ihr, wenn Bodo nicht auf seinen Assistenten warten will, weil es ihn ganz persönlich interessiert, was Ihr zu sagen habt. Diese Position müsst Ihr Euch erarbeiten, genauer gesagt erschreiben, noch genauer gesagt erargumentieren. Das könnt Ihr, weil es Euer Job ist. Warum tut Ihr es dann nicht? Wie sagte es dieses Gewerkschaftstheater im letzten Jahrhundert: „Wenn Arbeiter etwas unternehmen, müssen Unternehmer arbeiten.“ Guck mal, habe ich mir gemerkt, obwohl es eine halbe Ewigkeit her ist.
DerWesten hat sein Kulturblog Westropolis beerdigt – ein Nachruf:
http://www.revierflaneur.de/2011/01/04/westropolis-%E2%80%93-ein-epilog-ii/
http://www.journalist.de/aktuelles/meldungen/waz-studie-gewagte-thesen.html
Ohhh, Westropolis war doch die Demokratisierung der Kulturberichterstattung!!! Schlimm… …wieviel Millionen Lyssa da verbrannt hat!
Einfach mal löschen. Da sieht man, was die Top-Entscheider der WAZ-Gruppe wirklich von Kultur halten.
@katiekreisch
Sie glauben doch nicht, dass Westropolis Millionen gekostet hat? Lächerlich.
Die aktuelle Situation in Vertrieb, Logistik und Kundenbetreuung ist katastrophal. Seit Wochen wird den Lesern erklärt: Draußen liegt Schnee. Was wunderst du dich, dass die Zeitung nicht ankommt? Die Kunden warten stundenlang in Warteschleifen und bekommen ihre (!) Zeitung dann immer noch nicht. Das ist erbärmlich. Wieviele so genannte Qualitätsoffensiven benötigt man eigentlich, um diesen Schaden für die Zeitungen wieder gutzumachen?
@katiestill
Nein, Westropolis allein nicht, aber der ganze andere Mist, der unnötig war und nicht funktioniert hat. Das letzte Sahnehäubchen waren Flip-Kameras, die nie zum Einsatz gekommen sind. Und war der Westen der Wurf? Nö, nix hat es gebracht. Und selbst wenn Westropolis allein nur ein paar Tausender für ein paar Blogger-Kolleginnen gekostet hätte – da wird die Kohle sinnlos verbrannt und bei den Boten wird sie eingespart. Seeeeehr kluge Art der Unternehmensführung!
@katiekreisch
Statt zu gucken, wo wirklich Millionen verplempert wurden, spielen Sie Lohnsklaven gegeneinander aus. Die da oben lachen darüber.
@katiestill
Beim Westen sind Millionen verplempert worden. Du kannst die Liste gern um weitere verlustreiche Entscheidungen ergänzen.
@Kkatiekreisch „Du kannst die Liste gern um weitere verlustreiche Entscheidungen ergänzen“
Done.
.
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/wir-werden-uns-nicht-ausrauben-lassen/
.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1246436/
Wenn das Kerngeschäft eines Verlages der Verkauf von Abos für gedruckte Tageszeitungen ist, dann müssen die gedruckten Tageszeitungen und die Menschen, die sie aboniert haben im Mittelpunkt der geschäftlichen Aufmerksamkeit stehen. Auf abseitigen Feldern kann nicht so viel gewonnen werden, wie durch Abo Abgänge verloren werden kann. Selbst wenn die Abo Zahlen rückläufig sind, muss die Aufmerksamkeit auf die Stabilisierung der Abo Zahlen gerichtet werden. Wer an einer Unternehmensspitze diesen kaufmännischen Grundsatz nicht verstanden hat oder nicht danach handeln kann, gehört nicht an diese Position.
@Arno Tilsner
„Diese Position müsst Ihr Euch erarbeiten, genauer gesagt erschreiben, noch genauer gesagt erargumentieren. Das könnt Ihr, weil es Euer Job ist“
und: “Wenn Arbeiter etwas unternehmen, müssen Unternehmer arbeiten.”
–
Jaja, Mann der Arbeit, aufgewacht, und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will… Hätte Herwegh gesagt. Aber das ist schon eine Weile her. Leider.
.
Heutiges Beispiel aus einer Region, in der einst 18 Redakteure in drei Lokalredaktionen Lokalteile für zwei Zeitungen aus demselben Verlagshaus machten: Dort wo einst diese insgesamt 18 arbeiteten, sind es jetzt dank der Synergieeffekte und weiteren Spargedöns nur noch sechs. Sechs hauptberufliche Kollegen, die aus einer Großstadt und sieben (!) weiteren Städten berichten sollen. Zwei davon machen den Sport. Einer hat sowieso nur eine Dreiviertelstelle. Bleiben vier übrig für das Lokale. Wenn dort in einem knappen halben Jahr noch ein weiterer Kollege in Altersteilzeit geht, bleiben fürs Lokale nur noch drei übrig. Ersatz gibt’s nämlich nicht. Drei Redakteure für die Berichterstattung aus acht Kommunen! Und weil bei fünfen natürlich dauernd einer im Urlaub ist, bleiben dann praktisch nur noch zwei, die aus diesen acht Kommunen berichten sollen, für zwei Zeitungen! Weiß der Himmel, wie die das machen sollen. Die einstige Vollredaktion existiert seit Anfang Januar nicht mehr; die Planung kommt vom Newsdesk, 60 Kilometer weit entfernt. Vieles machen Freelancer, für wenig Geld und ohne aufzumucken.
.
Wenn Arbeiter etwas unternehmen und so weiter, und alle Räder stehen still? Georg Herwegh würde nur noch leise weinen! Und der Unternehmer lacht sich derweil abwechselnd in jedes seiner vielen Fäustchen. Und predigt den neuen Qualitätsjournalismus…
Müssen nur zwei Redakteure die Grippe haben, schon steht das Rädchen still. Dann guckt auch das Desk dumm, weil keiner mehr genug Brauchbares aufs Fliesband wirft.