Wer schürt hier Angst?

In einem offenen Brief hat der stellvertretende Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, Frank Fligge, dem DJV vorgeworfen, die Angst unter den Beschäftigten der WAZ-Mediengruppe zu schüren. Fligge, der in diesem Brief den Wechsel seiner Mitgliedschaft von DJV zu dju in ver.di mitteilte, nimmt den Bericht „Redaktionsschluss im Sauerland“ in der April-Ausgabe des journalist (Herausgeber DJV-Bundesverband) zum endgültigen Anlass für Schritt. Er schreibt u.a.:

“ […]Richtig ist, dass viele Beschäftigte der WAZ-Mediengruppe Angst haben – weil der DJV Angst mit solchen, ganz und gar unjournalistischen und tendenziell polemischen Berichten seit vielen Monaten immer wieder schürt. Was glauben Sie wohl, was ein solcher Artikel in der WR-Belegschaft anrichtet, die nach der schwierigsten Phase in der Geschichte dieser Zeitung allmählich wieder Vertrauen fasst und Sicherheit zurückgewinnt?! Vielleicht sollten Sie als Gewerkschafter sich auch darüber einmal Gedanken machen. Als stellvertretender Chefredakteur, der in den zurückliegenden 17 Monaten hart daran mitgearbeitet hat, dieser traditionsreichen Zeitung eine Zukunft zu eröffnen, habe ich nicht länger Lust, mir die zarten Erfolge von Gewerkschaftsdogmatikern kaputt machen zu lassen.[…]

„Diese Wertung ist menschlich verständlich, geht aber an der Sache vorbei“, so der Vorsitzende des DJV-Landesverbandes NRW, Helmut Dahlmann. Er erinnert an die Aussage des Vertreters der Beratungsfirma Schickler am 5. Dezember 2008 in der „Lichtburg“ in Essen, dass eine aus „rein betriebswirtschaftlicher Sicht nahe liegende Option“ gewesen sei, die Redaktion der Westfälischen Rundschau aufzugeben. Genau diese Aussage hätten noch viele Kolleginnen und Kollegen in den Ohren. Bis heute habe es keine „Entwarnung“ gegeben. „Im Gegenteil“, sagte DJV-Hauptgeschäftsführer Kajo Döhring: „Die Firma Schickler werkelt weiter im Hause. Und noch vor wenigen Wochen machte eine Mail der Personalabteilung die Runde, bei NRZ und Rundschau gebe es noch insgesamt 21 Stellen zu viel. Wer also schürt hier Angst?“

619 Antworten zu “Wer schürt hier Angst?”

  1. Arno Tilsner sagt:

    @Redaktor
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    Die Geschichte mit den Zeitungen des letzten Jahrhunderts ist durch. Das Ende der Zeitungen ist nicht das Ende aller Zeiten. Wenn Sie bei Gelegenheit einmal alexa.com aufrufen, dort http://www.stefan-niggemeier.de eingeben und anschließend unten die Trafic-Werte mit derwesten.de vergleichen, werden sie sehen, dass die Erarbeitung von Aufmerksamkeit für Inhalte möglich ist, ohne die Organisation eines Verlages oder Senders. Das meinte ich, als ich schrieb: “Diese Position müsst Ihr Euch erarbeiten, genauer gesagt erschreiben, noch genauer gesagt erargumentieren. Das könnt Ihr, weil es Euer Job ist”.
    .
    Ich frage deshalb noch einmal: wenn es möglich ist, warum geschieht es hier nicht?

  2. Anonymous sagt:

    Es geschieht ja. Es interessiert aber niemand von den den Herrschaften. Jedenfalls tun si so. Denn sonst müssten sie ja öffentlich Fehler zugeben. Es sind aber eigentlich keine Verleger mehr, sondern Politiker oder deren Seelenverwandte. Und die geben Fehler nicht zu. Niemals. Westerwelle ist ein schönes Beispiel. Volle Kraft voraus, immer auf den Eisberg zu. Scheißegal, was die anderen sagen – mein Kurs stimmt.

  3. Der Untergang sagt:

    Heute ist die Auslieferung der Zeitungen im Märkischen Kreis zusamengebrochen.
    Die Telefone standen nicht mehr still. Krankheitsstand der Boten angeblich bei einem Drittel.
    Sie haben offenbar die Zeichen der Zeit erkannt.
    Sie quittieren die Lohnkürzungen mit Verweigerung.
    Recht so.
    Vielleicht sollten wir auch alle mal gleichzeitig Grippe bekommen.

  4. hüttebrennt sagt:

    Jaaaa, so laaaaaangsam beginnt es da oben zu dämmern, dass etwas mit den Boten nicht stimmt. Noch wird aber (zu viel) nur über Glatteis und gebrochenen Gliedmaßen fabuliert. Es taut ja. Schau’n mer mal, ob’s wirklich der Winter war.

  5. WAZ des Tages sagt:

    @Quittung:
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    Das ist ein klares Signal hinsichtlich der Relevanz des Themas Regionalzeitung für große Kunden. Gegen diesen Bedeutungsverlust im regionalen und lokalen Nahraum wäre nur mit viel Kreativität und Herzblut anzukommen. Wie es darum bestellt ist, wissen wir.
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    Die Ansage von Aldi ist unmissverständlich. Regionalzeitungen, die unter eine gewisse Relevanzschwelle fallen, werden nicht mehr gebucht. Betriebswirtschaftlich ist das ein Hammer für die WAZ, machen doch Schweinebauchanzeigen im Moment den Löwenanteil der verbliebenen Großbuchungen aus.
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    Die abschüssige Bahn wird steiler.

  6. Medienmoral sagt:

    @ Elend
    Wir haben dazu schon eine Meldung verfasst:
    https://www.medienmoral-nrw.de/2011/01/kommt-die-wp-nun-doch-an-den-desk/

  7. Schade, sagt:

    dass den Aldi-Managern die Geheimnisse des wunderbaren Qualitätsjournalismus verschlossen geblieben sind.

  8. Neues Deutschland sagt:

    Soll Aldi doch bei den „Anzeigenblättchen“ werben. Die haben mittlerweile mehr Redakteure und kommen überall hin. Außerdem wird die WAZ doch schon länger von den Anzeigern am Kacken gehalten. Aber das alles nur „noch“. Es geht auch nicht mehr lange gut, wenn hier ebenfalls der Rationalisierungswahn der Nadelstreifennieten verwirklicht wird.

  9. Arno Tilsner sagt:

    @Aldi
    .
    Von nahe der holländischen Grenze höre ich gerade von einer jungen Familie (drei Kinder in 15 Monaten zur Welt gebracht), dass Mama und Papa sich ein iPhone geleistet haben. Darauf u.A. das Aldi-App, so wie der cloudmäßig selbst synchronisierende Einkaufszettel. So läuft der Hase.

  10. Redaktor sagt:

    @ Aldi @Arno
    Sicher ist, dass für diesen Zweck die Anzeigenblätter den Tageszeitungen den Rang abgelaufen haben, und dass dort, wo die Auflagen der Tageszeitungen vor allem in Konkurrenz zu einer Erstzeitung unter eine gewisse Schwelle sinken, die auflagenschwächeren Blätter künftig wohl gnadenlos ausgelistet werden. Was Aldi kann, können Rewe, Lidl, Netto und Co. ebenso. Ein übler Schlag ins Kontor.
    Ob aber bei diesen Entscheidungen Apples Spy-Phone bereits eine nennenswerte Rolle spielt, darf bezweifelt werden. Vielleicht macht sich das in ein paar Jahren bemerkbar. Vielleicht geht aber auch den etwas intelligenteren Geistern diese weitreichende Preisgabe ihrer Privatspäre zu weit. In meinem Bekanntenkreis sind einige Leute, die sich ausgezeichnet mit solchen Entwicklungen auskennen und bestimmt eher technikbegeistert sind. Denen käme aber genau deshalb dieses Ding niemals in die Jackentasche.

  11. Arno Tilsner sagt:

    @ dieses Ding in der Jackentasche
    .
    14 Jahre verfolgen wir die Dinger auf Schritt und Tritt. Im Nachhinein kann man aus Druckersicht sagen: gut, dass Microsoft in dem Sektor nichts auf die Reihe gebracht hat. Die freie Position greift sich jetzt Google. Smartphones werden Massenmarkt. Aus werblicher Sicht greifen Verleger mit Anzeigenblättern ihre eigenen Tageszeitungen an. Vor der Hand bleibt der Umsatz im Haus aber nur so lange, bis der Handel seinen Informationsfluss papierlos(er) organisiert. Geschwächte Tageszeitungen, schwache Anzeigenblätter, am Besten noch derWesten kostenlos oben drauf. Könnte man glatt auf die Idee kommen, dass 100.000 Zeitungs-Abos tatsächlich unglaublich wertvoll sind.

  12. Tatort heute: Unbedingt ansehen! sagt:

    „Tatort“, heute 20:15 Uhr, Im Ersten:
    Unternehmensberater Moll wird von einem Verlagshochhaus gestürzt. Ballauf und Schenk ermitteln.
    http://www.daserste.de/programm/tvtipp.asp?datum=09.01.2011
    .
    Kids, Don’t try this at home!

  13. Watt is los sagt:

    Der Tatort im Ersten war den Essenern online und im print keine Zeile wert. Kein Wunder, ging es darin doch um Schickler-Typen, die eine Kölner Tageszeitung durchoptimieren sollten. Tote blieben auf der Strecke, dafür kamen die Profitgeier durch. Ein Schelm, wer da an Lafrenz und Co dachte. Obwohl: Die Feindschaft zwischen den beiden Geschäftsführern… – wer da an N. und H. dachte, lag vielleicht nicht falsch.

  14. Bedrückend sagt:

    nah an der Realität war dieser Tatort! Ob Drehbuchautorin Dagmar Gabler bei ihrer Recherche hin und wieder hier mitgelesen hat?

  15. ausgeknipster-zusteller sagt:

    Der Waz Verlag richtet seine Printmedien selbst hin.
    Die Zeitungen sind eine einzige Katastrophe.
    Bildunterschriften stehen mit dem abgebildeten Photo nicht im Zusammenhang.
    Artikel wiederholen sich.
    Die Kunden stehen morgens vor der Tür und sprachen mich an.

    Es verging doch in den vergangen 18 Monaten nicht ein Tag wo ich nicht mit falsch abgelegten Zeitungspaketen zu kämpfen hatte.

    Die Abos gingen massiv zurück.
    Proben habe ich immer und immer wieder bei den gleichen Schnorrern zugestellt.
    Am vergangenen Montag die Erlösung:
    Der WAZ Verlag gibt die Logistik für das Siegerland und zahlreiche Nachbargebiete aus der Hand.
    Das seit Monaten geschürte Gerücht: ihr solltet euch besser bei Vorländers bewerben Die WAZ schmeißt euch sowieso alle raus
    bewahrheitete sich also.
    Vielen Dank !! Den Kundenwunsch mit Füssen getreten und die Ausrichtung des Unternehmens auf das Gewinnbringende Onlinegeschäft führte zu einem massivem Aborückgang der nun auf dem Rücken der schwächsten ausgetragen wird.
    Ich frage mich manchmal was dieser konzeptlose Haufen überhaupt unternehmen will um die angeschlagene WAZ Gruppe in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen.
    Manche kostenlose Werbezeitung hat ein schöneres Layout und um längen bessere Artikel im Programm.
    Einziger Trost…Eure Unfähigkeit wir über kurz oder lang dazu führen das auch Ihr auf der Strasse steht.Euch tut das nur nicht so weh da Ihr die Taschen randvoll habt…