Lokaloffensive der WAZ nur eine Mogelpackung?
Unerfreuliche Nachrichten aus dem Hause WAZ: Die Siegener Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau (WR) soll durch die Westfalenpost (WP) ersetzt werden. Wird die große Lokaloffensive gleich zu Beginn ad absurdum geführt?
Noch auf dem Gewerkschaftstag Ende April in Wuppertal hatte der DJV-NRW die neue „Lokale Offensive“ der vier NRW-Titel der WAZ-Gruppe grundsätzlich begrüßt, jedoch ausreichende Ressourcen angemahnt. Nun sieht es so aus, als würde gar nichts besser, sondern vieles noch verworrener, auch für die Mitarbeiter. Die Entscheidungen im Konzern scheinen weiterhin vorwiegend durch ein Spardiktat bestimmt zu sein – und dann wäre die Lokaloffensive eine reine Mogelpackung.
Beide Titel erscheinen in Siegen mit einem identischen Lokalteil. Er wird seit 2009 von der WR-Redaktion produziert. Bis vor kurzem sollte diese im Zuge der Lokaloffensive noch zwei dringend benötigte zusätzliche Redakteure erhalten. Dies scheint mit der jetzigen Entscheidung vom Tisch.
WR-Chefredakteur Malte Hinz bedauert das Aus: „Wir beenden damit ein außerordentlich erfolgreiches journalistisches Projekt“, erklärte er heute gegenüber dem DJV-NRW. In einem schwierigen Wettbewerbsumfeld habe man versucht, einen frischen und jüngeren Lokalteil zu machen. Die Chefredaktionen führen jetzt strategische Gründe für den Wechsel an, insbesondere solle das Verbreitungsgebiet der WP in Südwestfalen gestärkt werden. Aus guten Quellen hört man jedoch auch anderes: So soll durch die Übernahme eine Summe im sechsstelligen Bereich eingespart werden.
Angesichts der erfolgreichen redaktionellen Leistung ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar. Zumal die Zahl der WR-Abonnenten in Siegen um ein Vielfaches höher liegt als die der WP. Auch ihre Auflagenverluste fallen mit nur 0,6 Prozent deutlich besser aus. Nimmt die WAZ-Gruppe die Lokaloffensive wirklich ernst? Und droht hier nicht eine Marktbereinigung, auch wenn der Verlag dies dementiert?
Es ist albern bei Herrn Braun Wortklauberei zu betreiben. Ja, er hat den Satz gesagt. Ja, man kann den sezieren. Ja, man kann sich darüber lustig machen.
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Aber er hat auch andere Sätze gesagt, die man unterschreiben kann und die endlich in die richtige Richtung gehen. Dafür könnte man ihn mal loben. Ich tue es hiermit. Es mangelt hier und da leider nur an der Umsetzung. Das ist momentan noch nicht seine unmittelbare Schuld.
der einen einzigen unverschämten Satz sagt, hat fast immer auch noch andere Sätze gesagt. Eine Unverschämtheit beibt’s trotzdem.
Das hat nichts mit Wortklauberei zu tun. Vielmehr zeigt sich in diesem Fall nur der wahre Charakter der „lokalen Offensive“: Vorwürfe statt Verstärkung.
und doch ist dieser Satz, wenn nicht unter Alkohol formuliert, schon bemerkenswert, zumal für die, die sich aus der WAZ verabschiedet haben, ohne die höheren Weihen des Journalismus erlebt zu haben.
Trikokolores, You just made my day!
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Mir fehlen diese höheren Weihen ja leider auch. Man muss das wohl erst einmal miterlebt habe: Diese Chuzpe, mit der ein halbseitiger PR-Jubelbericht über eine sexistische Kaufhaus-Anzeigenkampagne mit einem BvB-Spielerweibchen einschließlich Repros der Original-Werbeplakate und allen Werbesprüchen dem geneigten Leser unkritisch unter die erstaunte Nase gerieben wird. Früher wäre bei uns für so etwas in der 11-Uhr-Konferenz mindestens ein Aschenbecher quer durch den Raum geflogen. Zu Recht, sagt dem älteren Ehemaligen die vage Erinnerung an Ziffer 7 des Pressekodex. Heute ist das also “Nachricht, Einordnung, Erzählstil und Service”. Ist mir schlecht.
Andererseits: Wie ich Dir neulich schon sagte, entfernt man sich innerlich immer mehr von DIESEM Journalismus. Das hat mit dem, was wir ‘mal gelernt und ausgeübt haben, nichts mehr zu tun. Und eines darf sich der CR, der solchen Mist verantwortet, ins Tagebuch schreiben: Der bei fünfprozentigen Quartalsverlusten deutlich sichtbare Niedergang der ganzen Chose kommt mit Ansage. Auch zu Recht.
… die, die lesen können und wollen, verabschieden sich als Abonnenten, und die, die nicht lesen können oder wollen, die bekommt man so erst recht nicht.
Tschüss Zeitung, willkommen schöne neue Welt. Tschüss, WAZ, verkauf doch einfach Kohlköpfe oder gebrannte Mandeln. Vielleicht klappt das.