WR-Redaktion wird abgewickelt
[Aktualisierte Fassung] Aus der Mitarbeiterversammlung der Westfälischen Rundschau heraus wurde am Vormittag bekannt, dass die Redaktion der Westfälischen Rundschau abgewickelt wird. Betroffen sind 120 Redakteurinnen und Redakteure, hinzu kommen Pauschlisten sowei freie Journalistinnen und Journalisten, die ihren Auftraggeber verlieren. Der Arbeitsplatzabbau soll so sozialverträglich wie möglich erfolgen, verspricht die Geschäftsleitung in einer Pressmitteilung, die einige Stunden später online gestellt wurde. Begründet wird der Schritt, der als „Sanierung“ des Titels verkauft wird, mit langjährigen Verlusten in Millionenhöhe.
Der WAZ-Pressemitteilung zufolge werden Mantelthemen künftig komplett vom Content-Desk der WAZ-Gruppe in Essen geliefert. Die lokale Berichterstattung kommt dagegen von anderen Zeitungen – vorwiegend aus Konkurrenzverlagen. Für Wetter/Herdecke und Ennepe-Süd übernimmt künftig die Westfalenpost, die in Wetter und Schwelm eine Lokalredaktion aufbauen soll. Die WR-Ausgaben in Dortmund, Lünen und Schwerte werden ab Februar mit lokalen Inhalten der Ruhr Nachrichten (Verlag Lensing-Wolff) beliefert.Im Verbreitungsgebiet Unna und Kamen kommen die Lokalteile vom Hellweger Anzeiger (Verlag Rubens) zum Zuge. Im Märkischen Kreis übernimmt der Märkische Zeitungsverlag die Zulieferung.
Die Maßnahmen, die sowohl DJV-NRW als auch verdi in ersten Pressemitteilungen verurteilt haben, kamen für die Beschäftigten überraschend: Selbst der Betriebsrat der WR erfuhr erst kurz vor der heutigen Versammlung in Hagen, was genau die Geschäftsführung entschieden hat.
Und auch die Mitgesellschafterin, die SPD-Medienholding ddvg, die über die Westfälische Verlagsgesellschaft (WVG) 13,1 Prozent der Anteile an der Zeitungsverlag Westfalen KG (ZVW) hält, wurde nach eigenen Angaben von den geschaffenen Tatsachen überrascht: Man sei zwar Ende November 2012 „sehr rudimentär“ über geplante Einschnitte bei der WR informiert worden, habe dazu aber trotz mehrfacher Nachfragen keine näheren Informationen erhalten, schreibt die ddvg in einer Pressemitteilung. Auf einer Gesellschafterversammlung am 27. Dezember 2012 habe man „ausdrücklich gegen einen Beschlussvorschlag der WAZ gestimmt, der der Geschäftsführung der WAZ freie Hand gegen geben sollte“.
Die ddvg pocht darauf, dass die von der WAZ ergriffenen Maßnahmen „den Kern der Westfälischen Rundschau berühren“ und dass diese ihrer Zustimmung bedurft hätten. Gesellschaftsrechtlich sei eine äußerst schwierige Situation entstanden, das Vertrauensverhältnis zum Mehrheitsgesellschafter sei zerrüttet. Die ddvg will rechtlich prüfen, wie sie mit der Situation umgeht.
Pressemitteilungen:
DJV-NRW entsetzt über Kahlschlag bei WAZ-Gruppe
ver.di kritisiert Schließung der WR-Redaktion als fragwürdig und nicht nachvollziehbar
Es berichten bereits:
Meedia: http://meedia.de/print/westfaelische-rundschau-zeitung-ohne-redaktion/2013/01/15.html
Zu den Lieferverträgen ist zu sagen, dass die sicher befristet bzw. zu bestimmten Zeitpunkten kündbar sind und ergo irgendwann neu verhandelt werden können. (Einseitig unkündbare, unbefristete Verträge pflegen eigentlich nur deutsche Länder mit den Kirchen zu schließen, nennt sich Konkordat, kostet über Jahrhunderte hinweg unnötig viel Kohle und ist deshalb ziemlich bescheuert.)
Wenn der Lieferant also nach Auslaufen bzw. Kündigung seine Vormachtstellung ausnutzt und einfach nicht verlängert, ist sofort Schluss mit dem Zombie-Blättchen. So einfach ist das.
@Ex-WRler
Tja, wenn’s so einfach wäre, hätten sie sich in der Tat einen kapitalen Bock geschossen.
http://meedia.de/print/sparhammer-beim-weser-kurier/2013/04/24.html?utm_campaign=NEWSLETTER_MITTAG&utm_source=newsletter&utm_medium=email
Erläuterung: Die SPD-Unternehmensholding ddvg hält über die Westfälische Verlagsgesellschaft (WVG) 13,1 % der Anteile an der Zeitungsverlag Westfalen KG (ZVW), die die Westfälische Rundschau herausgibt.
@Elinor Albert, wenn hier eine kleine Korrektur erlaubt ist, richtig müsste es heissen: hielt über die …. 13,1 % Anteile, denn die Anteile hat die SPD ja inzwischen verkauft
http://blogs.faz.net/medienwirtschaft/2013/03/25/spd-verkauft-anteil-an-westfalischer-rundschau-162/
Dank gebührt Franz M. für diese überfällige Klarstellung. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern …
in memoriam:
https://www.medienmoral-nrw.de/2009/08/abo-einbruch-einheitsbrei/comment-page-3/#comment-15126
das hat die Redaktion aber auch nicht gerettet
http://www.derwesten.de/region/westfalen/eine-ganze-handvoll-oscars-fuer-die-wr-id7307834.html
Und hier hat ein erfolgreicher WRler offenbar den […] an die Wand gekriegt:
http://www.bz-berlin.de/service/flughafen-berlin-brandenburg/ber-streit-um-neuen-kommunikations-chef-article1677164.html
Schrotthofer hat’s doch nicht geschafft: abgeschossen wegen Unfähigkeit. Es gibt offenbar doch noch eine Art Gerechtigkeit:
http://prreport.de/home/aktuell/news-public/article/6927-schrotthofer-faellt-beim-ber-aufsichtsrat-durch/
http://mmm.verdi.de/medien-wirtschaft/03-2013/beerdigung-journalistischer-ansprueche
in einem dreiseitigen Dossier befasst sich die aktuelle Ausgabe der „Zeit“ mit der Westfälischen Rundschau und ihren Ex-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und fragt nach, was aus ihnen und ihrer Zeitung geworden ist
Für „Zeit“-Verhältnisse ist das ein erbärmlich schwaches Dossier.
Begründung?
…interessiert die WR eigentlich noch?!
Und hier noch ein kleiner Beitrag aus der Rubrik: Es gibt noch ein (journalistisches) Leben nach dem Ende der WR-Redaktion: Nach dem Aus für die Redaktion der Westfälischen Rundschau in Dortmund möchten Andreas Winkelsträter (AWi) der 20 Jahre lang als Redakteur für die Westfälische Rundschau über Konzerte, Shows und Veranstaltungen berichtet hat, und Fenja Volkmann und Uwe Meyer, die früher frei für die WR gearbeitet haben, über die vielen Töne berichten, die es in Dortmund und im Revier zu hören gibt. Über Laute, leise, schrille und Zwischentöne informieren sie
auf http://www.tongebiet.de Dort gibt’s ab sofort zu lesen, was gut zu hören ist.
Dort finden sich Interviews, CD-Tipps, Vorberichte auf Konzerte und Veranstaltungen, aber auch Rezensionen. Bands aus Dortmund möchten sie vorstellen und über deren Aktivitäten berichten.
Und sie laden andere Autorinnen und Autoren dazu ein, sich an Diskussionen über die Rezensionen, über Platten-Tipps oder Porträts zu beteiligen.
Der Schwerpunkt liegt in Dortmund. Doch sie wollen auch hören, welche Töne in der Region angeschlagen werden und über den Tellerrand blicken auf interessante Konzerte oder Veranstaltungen in NRW. Soweit ihre eigene Ansage.
Hoffentlich rechnet sich die ganze Geschichte auch….
der Kollegin und den Kollegen jedenfalls alles Gute!
schön, wenn es beruflich bergauf geht!
http://www.newsroom.de/news/detail/$IWBNEOIQJPNR/lars_reckermann_neuer_chefredakteur_schwbische_post_-_torsten_droop_nachfolger_bei_westflische_rundschau
http://www.107.7radiohagen.de/hagen/lokalnachrichten/lokalnachrichten/archive/2013/11/27/article/andreas-reitmajer-wird-neuer-fraktionsgeschaeftsfuehrer-der-hagener-spd.html
Karlheinz Stannies hat für das DJV NRW Journal recherchiert , was aus der geschassten WR-Belegschaft geworden ist
http://www.djv-nrw.de/startseite/unser-plus/journal/2013/journal-613/serie-feste-freie-wr.html
@einjahrdanach
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Danke für diesen Beitrag, Herr Stannies.
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Berichte wie dieser sind viel viel wichtiger als das eifrige Geschwurbel des Newsroom, der darüber berichtet, wie sich die Funke, Lensing, Haarmann & Co. auf Kosten dieser Leute die Taschen voll machen, mit dem Kooperationspartner Springer-Verlag an ihrer Seite.
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Wen interessiert das noch, wer braucht das noch? Den Verlegern geht es besser als jemals zuvor, mit dem Paket aus Online & Print werden sie neue Vermögen anhäufen.
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Sind das unsere Vorbilder? Werden wir jemals davon profitieren? Nein. Das alles geschieht auf unsere Kosten. Der Ürük hat dann nichts Besseres zu tun, als im Zusammenhang mit dem Hellweger und der Rundschau von einem „Coup“ zu schreiben. Es ist ganz einfach Gewinnoptimierung und eine gewaltige Verar… – mehr nicht.
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Aus meiner Sicht sind Seiten wie diese relevant:
http://www.tongebiet.de/
http://www.rundblick-unna.de/
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Neue Kraft schöpfen, durch die Arbeit, die uns Freude macht. Auch wenn es hart ist, weil zunächst nur bezahltes – oder nicht bezahltes – Hobby. Aber: Daraus kann mehr werden. Mehr Kontakte, Mehr Aufträge, Mehr Freude. Neue Aufgaben.
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Vergesst den Newsroom-Quatsch, vergesst die Verleger.
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Kopf hoch! Und alles Gute für 2014!
[…] Danke für diesen Beitrag Herr Stannies: “Berichte wie dieser sind viel viel wichtiger als das eifrige Geschwurbel des Newsroom, der darüber berichtet, wie sich die Funke, Lensing, Haarmann & Co. auf Kosten dieser Leute die Taschen voll machen, mit dem Kooperationspartner Springer-Verlag an ihrer Seite” … medienmoral […]
http://absprung.wordpress.com/2014/01/15/jahrestag/
http://www.revierpassagen.de/22807/ein-jahr-nach-schliesung-der-rundschau-redaktion-die-folgen-schmerzen-noch/20140115_2138
ein sehr differenzierter auch in die Zukunft schauender Beitrag von Michael Westerhoff aus dem WDR5-Medienmagazin „Texte, Bilder Tüne“
http://www.wdr5.de/sendungen/toenetextebilder/geisterzeitungwr100.html
http://www.djv-nrw.de/startseite/info/aktuell/online-meldungen/details/article/3780.html
Das wird bestimmt eine ausgewogen-spannende Veranstaltung, wie doch der Blick in die Gästeliste zeigt… Kleiner Tipp an DGB, Kreishandwerkerschaft und Co: Zeitungen muss man nicht nur mögen, sondern auch kaufen. Dann werden sie auch nicht dicht gemacht.
Das NDR-Medienmagazin Zapp berichtet heute abend ab 23.20 Uhr über dieses Thema
Aus und weiter – Ex-Redakteure der Westfälischen Rundschau
Umschülerin, Magazinmacher, Kneipenbesitzer? Vor einem Jahr verloren 120 Redakteure der Westfälischen Rundschau ihren Job. ZAPP fragt nach, was aus ihnen geworden ist.
Umschüler, Magazinmacher, Wirt? Was wurde aus den WR-Redakteuren, die vor gut einem Jahr von einem Tag auf den anderen in Job verloren haben, dieser Frage ist das NDR-Medienmagazin Zapp nachgegangen
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/zeitungen_zeitschriften/westfaelischerundschau107.html
die taz berichtet sehr kundig über das einjährige Jubiläum der Zombiezeitung „Westfälische Rundschau“. In dem Text kommt auch der nach wie vor WR-Chefredakteur Malte Hinz zu Wort, oder auch nicht, je nachdem, wie man will…
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=fl&dig=2014/02/01/a0085&cHash=46ebd1370ddf0d644d7fcde5e114f027
Ein Beitrag einer Lokalredaktion, die es schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gibt, hat gestern noch einen Preis gewonnen. Florian Riesewieck bekam für seinen Bericht „Die Pillen spielen mit“, veröffentlicht in der Westfälischen Rundschau in Schwerte, den mit 3000 Euro dotierten 1. Preis in der Kategorie Print des Journalistenpreises der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, der alle zwei Jahre verliehen wird
http://www.akwl.de/presseinfo.php?id=81&pid=265&p=hslj0jamoisvjtirv4m3o1ibm0