Journalistenschule Ruhr sagt Volontariate ab

Die innerhalb der WAZ-Mediengruppe für die Aus- und Weiterbildung zuständige Journalistenschule Ruhr GmbH (JSR) halbiert im kommenden Jahr die Zahl der Volontariate für die vier NRW-Zeitungstitel. Lediglich die im Januar 2009 einsteigenden Volontärinnen und Volontäre treten auch an. Die jungen Kolleginnen und Kollegen haben rechtsgültige Verträge und werden u.a. an dem gerade fertig gestellten JSR-Newsdesk mit sechs Arbeitsplätzen für die crossmedialen Anforderungen der Zukunft trainieren.
Die für den Juli 2009 vorgesehenen weiteren 15 Plätze entfallen vermutlich ersatzlos, im besten Fall bleibt es bei acht Volontariaten für die vier Titel. Dazu laufen noch Gespräche. Für 2010 ist derzeit alles offen. Die Betreuung der ebenfalls in der JSR ausgebildeten Volos aus der Zeitungsgruppe Thüringen, der Braunschweiger Zeitung, aus den Zeitschriften der Gruppe und „DerWesten“ bleibt unberührt.

Diese Auswirkung der Sparvorgaben der Geschäftsleitung reduziert die JSR in bedenklichem Umfang. Noch im Sommer gehegte weitergehende Pläne, die JSR zu einer Akademie mit deutlich breiterem Angebot auszubauen, sind jetzt nur noch Makulatur.

(Der Beitrag wurde am 24.11. 2008 um 11.18 Uhr aktualisiert)

18 Antworten zu “Journalistenschule Ruhr sagt Volontariate ab”

  1. Hans Lassmann sagt:

    Na prima, Herr Hombach und Herr Nienhaus, nicht nur die Ausbildung bleibt auf der Strecke – und damit trägt die Gruppengeschäftsführung dazu bei, den historisch guten Ruf der WAZ-Ausbildung zu torpedieren.
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    Nein: Den Redaktionen werden dadurch hochmotivierte und engagierte Arbeitskräfte, die leider immer wieder als Redakteurs-Vertretungen eingeplant werden, gestrichen.
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    Und die Überalterung der Redaktionen geht mit dieser Entscheidung weiter. Keine Ausbildung, keine Übernahmen, kein frisches Blut mehr in den Redaktionen. Dabei haben wir schon kein vernünftiges Personalkonzept und erst recht keine durchmischte Altersstruktur. Es gibt Redaktionsteams, die sind überaltert.
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    Wie wollen Hombach und Nienhaus mit einem künftig reduzierten Team jenseits des 40er-Durchschnittsalters noch junge Leser erreichen. Vielleicht mit einer speziellen Jugendredaktion mit zentralem Content-Youth-Desk? Vielleicht unter Leitung der in teuren Privatschulen ausgebildeten Kinder des Chefredakteurs Reitz?
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    Hier wird erneut Porzellan, hier wird die Basis für die Zeitung von Morgen zerschlagen – und das ohne wirkliche Not. Denn von einer „wirtschaftlichen Katastrophe“ – wie Hombach und Nienhaus an Müntefering schrieben, scheint die WAZ ja angesichts geplanter Zukäufe im dreistelligen Millionenbereich weit entfernt zu sein.
    Mahlzeit.

  2. zeilenschinder sagt:

    Sich vom eigenen Nachwuchs abzuschneiden heißt, auf Kreativität, frischen Wind, junge Energien, neue Sichtweisen und interessante Menschen zu verzichten, die für Redaktionen eine Bereicherung (und das noch für – zu – wenig Geld) darstellen. Volontäre von heute sind die Garanten für die Qualitätszeitungen von morgen.
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    Man sollte selbst dann ausbilden, wenn die Übernahme fraglich ist. JSR-Volontariate haben bundesweit einen guten Ruf, viele junge Kolleg(inn)en kommen nach dem Abschluss wenn nicht im Konzern dann ggf. auch anderswo, z.B. in Pressestellen, unter. Die wissen nämlich, wie gut unsere Ausbildung ist und wie wichtig es ist, Leute zu beschäftigen, die „die andere Seite des Schreibtischs“ ebenfalls gut kennen.
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    Ein neuer, großer Fehler des Konzerns. Wer denkt sich eigentlich so etwas aus?

  3. tagelöhner sagt:

    Dass soll doch nur weiter Druck auf den Kessel machen: Der angedrohte Sozialplan, der ja von unten in derAltersstruktur wegschneiden dürfte, soll glaubhafter werden. So – und nun machen wir noch ein wenig Druck auf die alten Säcke in doch total überalterten und unflexiblen Lokalredaktionen, damit die selbst vor lauter Selbstaufgabe in den Sack hauen. Und dann ist es nicht mehr weit zu der Elends-Argumentationskette, die der Dortmunder Lensing-W. damals in Münster die KollegInnen öffentlich vorgeführt hat. Passt mal, wer da von wem gelernt hat. Wer schreibt denn da in Essen das Regiebuch für diese üble Erpressungskampagne gegen die KollegInnen? Die Volos bzw. Leiharbeiter in spe kommen da auf jeden Fall gerade recht.

  4. Dülp sagt:

    Großartig. Die Volontäre wurden beim WAZ-Konzern bisher sowieso schon mit einem Gehalt abgespeist, das gerade mal die Fahrtkosten zu den Ausbildungsredaktionen irgendwo im Sauerland gedeckt hat. Das war auch nur deshalb möglich, weil die Journalistenschule outgesourced wurde und deshalb nicht der üblichen Tarifbindung unterlag. Ich dachte bislang, dass es unter anderem auch darum ging, Billigstkräfte für die Lokalredaktionen zu stellen – die Volos waren zum Großteil Kräfte, die schon jahrelang als Freelancer für die Zeitungen gearbeitet hatten. Keine Ahnung, was dieser Move für einen strategischen Sinn hat. An den Kosten kann es eigentlich nicht liegen, außer man findet mittlerweile genug Idioten die für lau Artikel schreiben.

  5. Bruder Jakob sagt:

    Wer aus den eigenen Reihen ein Volontariat bei der WAZ-Mediengruppe erhält, hat sich meist etliche Jahre als Freier abgerackert, um dann deutlich unter Tarif (anders als etwa die Kollegen aus Braunschweig, die dieselben Kurse an der JSR belegen, ihrem Verlag aber noch den vollen Tariflohn wert sind) bezahlt zu werden. Jetzt aber den Leuten, die in diesem Jahr das Assessmentcenter erfolgreich absolviert haben uns sich ihres Volontariats sicher sein konnten, kurz vor der bBginn der Ausbildung abzusagen, ist eine echte Gemeinheit: Die Bewerbungsfristen für de meisten Volontariate 2009 sind längst gelaufen. Die jungen Kollegen verlieren hier ein ganzes, wichtiges Jahr.

  6. Wut-Schnaub-Ärger sagt:

    Jetzt reicht es!
    So viel Dummheit und Kurzsichtigkeit in der Führungsetage darf es nicht geben.

  7. Hans Plagwitz sagt:

    @ W-S-Ä: Darf es nicht – gibt es aber!

  8. Klaus Müller sagt:

    Das ist mit Abstand das dümmste, was ich je in diesem Laden gehört habe. Und ich habe schon viel dummes Zeugs gehört. Von Hombach, Reitz, Nienhaus und all den anderen.

  9. bloggi sagt:

    Und für diese strategischen Fehlleistungen kriegen die jedes Jahr Millionen reingeschoben.

  10. ausgeREITZt sagt:

    Das verstehen Uli „Ich finde mich total geil, wenn ich im Presseclub war“ R. und Co. also unter „Steigerung der Qualität“ …

    Uli, ab in den Gully!!!

  11. Blattspinat sagt:

    an „ausgereitzt“
    Das hat Ex-WR-Chefredakteur Schrotthofer vermutlich bitter büßen müssen: dass er zeitweilig öfter im Presseclub war als Reitz und dort auch noch eine bessere Figur gemacht hat. So etwas erträgt einer wie Reitz nicht.

  12. magenbitter sagt:

    @Blattspinat

    Genauso ist es! Herr R. ist so etwas von selbstherrlich, dass es eklig ist. Er barbiert ja auch ein Drittel seiner Belegschaft kalt-lächelnd übers Messer, nur damit er in die Geschäftsführung aufsteigen kann.

  13. Stinksauer sagt:

    Wusste man im Juni eigentlich nichts von der ach so desaströsen Finanzlage als man einem Haufen junger Leute ein Volontariat versprochen hat? Wenn hier einer gehen sollte, dann bestimmt keine ambitionierten Schreiber, die wirklich die Zeitung besser machen wollten.
    Vielmehr sollte sich vielleicht ein Hr. Hombach und seine Camarilla aus dem Staube machen. Was eigentlich haben die seit 2002 mit der WAZ-Gruppe gemacht, außer sie vor die Wand zu fahren? Wo ist denn das ganze Geld hin, dass nun hektisch herbeigespart werden soll? Um irgendwelche Balkanblätter zu kaufen, dafür ist ja genügend Kohle da…

  14. Blattspinat sagt:

    an Stinksauer
    Wenn die Balkanblätter Gewinn machen, ist das ja erst einmal in Ordnung. Nur: Dann sollte jetzt auch ein wenig Quersubventionierung fürs Revier drin sein, denn ohne die früheren Revier-Gewinne hätten sie auf dem Balkan nichts kaufen können.
    Man möchte lieber nicht wissen, wie armselig balkanische Redakteuere in WAZ-Diensten vergütet werden.
    Dass Hombach & Co. die Biege machen, dürfte doch Illusion sein.

  15. Blattspinat sagt:

    Freudscher Verschreiber „Redakteuere“. Genau so sehen es diese Herrschaften: Redakteure sind ihnen zu teuer.

  16. zahlen sagt:

    @ stinksauer Zitat: Wusste man im Juni eigentlich nichts von der ach so desaströsen Finanzlage als man einem Haufen junger Leute ein Volontariat versprochen hat?
    Da muss man sehen, dass bis einschl. Juni Hombach und Co. noch unkontrolliert arbeiten konnten. Alle Zahlen wurden schön gerechnet, die Folgekosten der eigenen Beschlüsse aus dem Bereich des Desasters in die Kategorie „Investition in die Zukunft“ manipuliert, es wurden teure Leute gefeuert und geheuert (Gricksch, Piepelow usw.), es wurden alte Seilschaften aus SPD/SPÖ-Zeiten mit Posten belohnt und Balkan-Connections durch überhöhte Verträge zementiert, es wurden mit Gazetta Rheinskaja, Mediathek und derwesten.de Millionen verbrannt, man gab dem WAZ-CR Narrenfreiheit für Wahnsinnsentscheidungen (z.B. Schließung der Lokalausgaben im Kreis Recklinghausen) – dies alles nahezu unkontrolliert bis einschl. Juni. Einzelne wie Reitz profitierten unmittelbar, zum Beispiel durch Sonderregelungen wie „zur Abrechnung der Spesen von Herrn Reitz reicht die Unterschrift eines Geschäftsführers“.
    Zum 1. Juli kam dann Herr Nienhaus ins Haus und hat sich Kapitel für Kapitel durch die Zahlen gearbeitet. Deshalb die böse Überraschung im September, deshalb nun die hektischen Aktionen – deshalb nun der Handlungsbedarf.
    Der ist unbestritten, aber ganz oben auf die Agenda gehören Beschlüsse, die dafür sorgen, dass sich Leute wie Hombach und Reitz nicht als Sanierer aufspielen können. Diese Leute haben jede Glaubwürdigkeit verloren.

  17. […] Jahrgangs haben einen festen Platz in ihren Redaktionen gefunden, und das trotz der allgemein und im besonderen schwierigen Lage. Damit der Nachwuchs auch künftig bestens gerüstet ins Berufsleben geht, führen […]

  18. Rheinländerin sagt:

    Ich habe bis gerade eben überlegt, ob ich mich für die WAZ Volos 2010 bewerben will. Bin bisher nicht im Revier unterwegs gewesen, hab mich daher ein bisschen über die WAZ informieren wollen. Was hier steht, ist ja wirklich erschreckend… da bleibe ich lieber dem Ruhrgebiet fern… zumindest was die WAZ angeht.