Unruhe beim Onlineportal DerWesten.de

Wie der Pressedienst meedia.de berichtet, verlor der Internetauftritt der WAZ-Mediengruppe im Oktober letzten Jahres innerhalb eines Monats trotz Relaunch massiv an Nutzern. Zudem lässt der zweite wichtige Schritt des Relaunches, vom Verlag selbst „zum neuen Jahr“ angekündigt, weiterhin auf sich warten.

Überraschend kommt zu diesem Zeitpunkt die Nachricht, dass die für die Online-Aktivitäten zuständige WAZ NewMedia Personal abbauen will. Laut Angaben von Verlag und Kennern der Szene müsse man sich von einer einstelligen Zahl an Mitarbeitern trennen und befinde sich in Aufhebungsgesprächen. Hauptsächlich betroffen sein soll der technisch-kaufmännische Bereich.

„Der erneute Abbau von Personal bei der WAZ-Mediengruppe wirft viele Fragen auf“, erklärt der DJV-Landesvorsitzende Helmut Dahlmann. „Wer soll künftig die Arbeit der Kollegen übernehmen? Ist gar eine Verlagerung von Aufgaben auf Redakteure geplant? Schon jetzt arbeiten viele Kollegen am Limit. Für uns ist kein Personalkonzept erkennbar.“

Nach Angaben von Branchenkennern will sich WAZ NewMedia ausgerechnet von langjährigen Mitarbeitern trennen – und dies mitten im Relaunch-Prozess, der – besonders perfide – teilweise nur durch den Wochenend- und Nachteinsatz genau dieser Mitarbeiter ermöglicht wurde.

Heute gab es übrigens weitere Nachrichten aus der WAZ-Mediengruppe: Am morgigen Freitag, 20. Januar 2012, soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden, der Petra Grotkamp zur WAZ-Mehrheitsgesellschafterin macht, meldet das Manager Magazin.

12 Antworten zu “Unruhe beim Onlineportal DerWesten.de”

  1. politchaos sagt:

    Ich glaube derwesten hat nicht trotz, sondern wegen Relaunch massiv an Nutzer verloren. Ein solches Durcheinander von redaktionellem Text, Rubriken und Werbung ist unglaublich.

  2. […] das Protest- und Diskussionsblog “Medienmoral NRW” heute meldet, soll beim Onlineportal “DerWesten.de” Unruhe  herrschen. Grund seien zum einen […]

  3. neuerrekord sagt:

    Nach einer Pressemitteilung der WAZ-Mediengruppe hat der westen.de nach dem Relaunch einen neuen Besucher-Rekord erzielt, nach Verlagsangaben wurden im Januar 2012 11,2 Millionen Visits gezählt, Das seien 24 Prozent Zuwachs im Januar und derwesten.de damit das reichweitenstärkste regionale Nachrichtenportal in Nordrhein-Westfalen

  4. wulffaffaere sagt:

    @neuerrekord die Zahlen für derwesten.de relativieren sich, wenn man sieht wie die Wulff-Affäre auch alle andere Nachrichten-Sites bei den Klickzahlen gepusht hat
    http://kress.de/mail/tagesdienst/detail/beitrag/114534-ivw-klickzahlen-im-januar-2012-wulff-affaere-pusht-nachrichtenseiten.html

  5. brprotest sagt:

    Die Betriebsräte von WAZ. NRZ, Rundschau und Westfalenpost haben gegen die Kündigung von sieben Kollegen bei der WAZ New Media (WNM) protestiert. „Mit Unverständnis habe man diese Entscheidung zur Kenntnis genommen“, heisst es in einem Schreiben an die WNM Geschäftsführer Erik Peper und Oliver Multhaupt und den Chefredakteur Thomas Kloß.
    Der technische, optische und inhaltliche Relaunch des WAZ-Portals sei noch lange nicht abgeschlossen. Gerade die technischen Probleme erschweren den Kollegen in den Redaktionen immer wieder die tägliche Arbeit und längst nicht jeder interessierte Leser kommt jederzeit auf die gesuchte Seite. Weiter heißt es in dem Schreiben:
    Dass die Geschäftsführung ausgerechnet jetzt vier der sechs erfahrenen Kollegen der Technik-Abteilung für verzichtbar hält, ist angesichts der öffentlich propagierten „Online-Offensive“ überhaupt nicht nachvollziehbar. (…)
    Bis heute funktioniert die Technik nicht problemlos. Umso umverständlicher ist es, dass hauseigene Experten verschwinden und externe Dienstleiter ihre Aufgaben übernehmen sollen. Wir befürchten, dass es bei Ausfällen nun zu erheblichen Zeitverzögerungen und Mehraufwand bei der Behebung von Fehlern kommt.
    Noch nicht abgeschlossen ist auch die App-Entwicklung. Wer sie fortsetzen und die technische Umsetzung betreuen soll, ist uns ein Rätsel. Ebenso unklar ist uns, wie der geplante Marken-Relaunch für die vier Printtitel mit zwei verbleibenden Technikern reibungslos gelingen soll.
    Dass Sie zum Auftakt der „Online-Offensive“ auf erfahrene Sales-Kräfte, zum Start einer „Video-Offensive“ auf den einzigen Videoexperten der Online-Redaktion verzichten wollen, passt aus unserer Sicht auch nicht zusammen.
    Wir halten die angekündigten Maßnahmen für falsch. Der kurzfristige Spareffekt des geplanten Personalabbaus steht in keinem Verhältnis zu der Kompetenz, die dem Unternehmen verloren gehen würde.
    Die Kolleginnen und Kollegen – nicht nur in der Online-Redaktion – sind seit Eröffnung der Kündigungspläne zutiefst verunsichert. Wir haben die Sorge, dass weitere versierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berufliche Alternativen suchen und finden – was das Online-Projekt zusätzlich schwächen würde.
    Wir bitten Sie deshalb dringend, die angekündigten Personalentscheidungen noch einmal zu überprüfen. „Allein durch Sparen kann man keine Umsätze und Gewinne und daher auch keine unternehmerischen Erfolge erzielen“, erklärte kürzlich ein namhafter Kenner des Konzerns (gemeint ist Günther Grotkamp, der Ehemann der neuen Mehrheitseignerin Petra Grotkamp, der dies so in einem WAZ-Interview sagte, d.S.). Dieser Meinung sind auch wir (die Betriebsräte der Printredaktionen): Sparen sollte kein Selbstzweck sein.

  6. reaktion sagt:

    Das Antwortschreiben der WNM Geschäftsführer Peper und Multhaupt auf das Protestschreiben der Betriebsräte fällt recht schmallippig aus.
    So heisst es z.B.: „Wir haben diese schwere Entscheidung nach gründlicher Abwägung und sehr ungern getroffen. Der Abbau ist aber aus wirtschaftlichen Gründen notwendig und war nicht mehr zu vermeiden. Es ist sehr zu bedauern, daß zum Teil dabei auch langjährige Mitarbeiter betroffen sind. Jedes Einzelschicksal macht uns betroffen.
    Und mit jedem Mitarbeiter wird auch Know How verloren gehen.“ Immerhin: „Wir bemühen uns im Rahmen der Möglichkeiten, für jeden Betroffenen eine Alternative innerhalb der Unternehmensgruppe zu finden.“ Die WAZ New Media befinde sich seit langer Zeit in einer „deutlichen und über planmäßigen Verlustphase“. Sowohl inhaltliches Konzept als auch wirtschaftlicher Plan von „DerWesten“ seien nicht aufgegangen.
    Daher hätte auch wirtschaftlichen Kriterien (eigentlich) schon früher gehandelt werden müssen. Stattdessen hätte die Geschäftsführung versucht schneller zu wachsen und gleichzeitig an Sachkosten zu sparen. Die Erlösentwicklung der letzten Monate hätte aber leider eine immer größer werdende Planabweichung, so dass eine weitere Kostensenkung durch Personalabbau unvermeidlich war.

  7. […] Die Betriebsräte von WAZ. NRZ, Rundschau und Westfalenpost: haben gegen die Kündigung von sieben Kollegen bei der WAZ New Media (WNM) protestiert. “Mit Unverständnis habe man diese Entscheidung zur Kenntnis genommen”, heisst es in einem Schreiben an die WNM Geschäftsführer Erik Peper und Oliver Multhaupt und den Chefredakteur Thomas Kloß … medienmoral […]

  8. ExBerater sagt:

    Das Joint Venture mit der höchst zweifelhaften Firma EUROWEB wird alle Probleme im Verkauf und bei der Vermarktung von DER WESTEN beheben. Wenn erst einmal der Großteil der noch verbliebenen Werbekunden mit der „Referenzkunden-Masche“ verprellt worden sind, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wie lange das Portal DER WESTEN noch besteht. Unter dem Deckmantel des – noch – seriösen Namen WAZ sollen die höchst unseriösen Geschäfte der Firma EUROWEB betätigt werden. Mit den Geschäftsmethoden der EUROWEB werden wahrscheinlich auch noch großte Teile der treuen Werbekunden im Print-Bereich verprellt und zu den Wettbewerbern getrieben. Den verantwortlichen „Machern“ bei der WAZ ist offensichtlich nicht bewusst, mit welch zweifelhafter Firma eine Zusammenarbeit eingegangen worden ist. Wer sich selbst über die Firma EUROWEB ein Bild machen möchte, kann sich unter http://www.referenzkunden.info informieren…

  9. weissmalwas sagt:

    Guten Tag,

    habe gerade erst diesen blogbeitrag und die Kommentare komplett gelesen und kann meinem Vorkommentator nur beipflichten.
    Als ich vor einiger Zeit mal „euroweb“ bei google eingegeben habe, weil ein Freund Ärger mit denen hatte, kamen eigentlich nur unschöne Werbe- Abmahn- und ähnliche Themen als Treffer . . .

    was anderes:

    Lustig ist, dass jeder Mitarbeiter der WAZ beim Check von „derwesten“ auch die unsäglich penetrante Werbung ertragen muss.
    Allerdings – sozusagen als Tipp des Tages: Nutzt den firefox und installiert den Adblock Plus! Das kriegt man sogar beim Firmenrechner installiert – schon ist es aus mit der Werbung 😉

  10. unruhebeidumont sagt:

    Unruhe jetzt auch bei den Onlinern von M.Dumont Schauberg (MDS) in Köln,
    Während die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen gerade versuchen, die OnlineredakteurInnen in den Gültigkeitsbereich des Tarfivertrags zu bekommen, geht es bei MDS in Köln gerade genau in die andere Richtung:
    Dem Betriebsrat wurde heute mitgeteilt, dass demnächst alle digitalen redaktionellen Inhalte von Kölner Stadt-Anzeiger und Express von der Tochterfirma DuMont Net produziert werden. Die betroffenen MitarbeiterInnen sollen besitzstandswahrend in diese Firma wechseln. Was das genau bedeutet, wurde nicht gesagt, auch nicht, ob die Verträge der vielen Pauschalisten dort ebenso besitzstandswahrend mitgenommen werden können.

  11. unruhebeidumont2 sagt:

    Die Versetzung der Onliner in die nicht tarifgebundene Tochter ist nur ein Teil des Projektes „Schwarze Null“ das der MDS-Vorstand jetzt angeleiert hat. Danach soll es erstens eine MDS-Online GmbH geben, die noch DuMont Net heißt aber umbenannt werden soll. Und zweitens soll es erhebliche Personaleinsparungen im Online-Bereich durch eine Zentralisierung geben. Die Verträge für Neue und Pauschalisten sind unterirdisch, die Fest angestellten sollen kein Weihnachts- und Urlaubsgeld und keinen Zuschuß mehr zum Presseversorgungswerk bekommen, stattdessen ein niedriges Gehalt 2500 bis 3000 Euro plus eine sog. Zielvereinbarung, die sich an persönlichen und betrieblichen Ziele orientiert. Solche Verträge bekommen übrigens in Halle auch junge Printredakteure seit einiger Zeit. Die Arbeitszeit beträgt durchschnittlich 40 Stunden, Mehrarbeit ist mit dem Gehalt abgegolten. Alle Urheberrechte sollen komplett abgetreten werden – an das Unternehmen, den Konzern und auch an Dritte – natürlich ohne Kohle.