Westfalen-Blatt: Schnelle Aufklärung gefordert

Steht die Zeitungslandschaft in Ost-Westfalen-Lippe vor einem großen Umbruch? Das Bundeskartellamt hat eine Übernahme der Bielefelder C.W. Busse Holding GmbH (u.a. Westfalen-Blatt) durch die Aschendorff Medien GmbH mit Sitz in Münster (u.a. Westfälische Nachrichten) freigegeben. Noch im Sommer war lediglich von einer Finanzbeteiligung die Rede. Im Interesse der betroffenen Journalisten ist schnelle Aufklärung dieses Widerspruchs gefordert.

Am 3. Januar 2012 hat das Bundeskartellamt seine bereits am 30. September getroffene Entscheidung überraschend im Internet veröffentlicht. Danach plane die Aschendorff Medien „den Erwerb der alleinigen Kontrolle über die C.W. Busse Holding in zwei Schritten“. Schritt eins, der Erwerb eines 24,9-Prozent-Anteils an der Busse-Holding im Juli letzten Jahres, dürfte damit abgeschlossen sein. Schritt zwei ist nicht näher beschrieben – und bleibt daher Spekulation.

Der Geschäftsführer des Westfalen-Blatt, Michael Best, hat dem DJV-NRW am 5. Januar 2012 versichert, dass die Familie Busse an der Holding und der Westfalen-Blatt-Gruppe nach wie vor die Mehrheit habe und dass dies auch so bleiben solle. Von der Aschendorff Medien GmbH liegt bisher keine Stellungnahme vor.

Zweifel bleiben: So titelt die Online-Ausgabe des Mindener Tageblatts heute „Wechselt Bielefelder Westfalen-Blatt endgültig den Besitzer?“ Eine Frage, die nicht nur wegen der Formulierungen in der Veröffentlichung des Kartellamts nahe liegt. Auch in anderen Bundesländern gab es in der jüngeren Vergangenheit wieder Verschiebungen im Markt der Regionalzeitungen. So kauften beispielsweise Madsack in Niedersachen und die Augsburger Allgemeine in Bayern vor kurzem andere Titel zu.

Das Mindener Tageblatt und die Neue Westfälische, die beide über die Kartellamtsentscheidung berichteten, halten zudem das Erschließen von „Synergiepotenzialen“ in den Bereichen Redaktion, Anzeigenvermarktung, Druck und Vertrieb für möglich. Erfahrungsgemäß sind Übernahmen häufig mit personellen Einsparungen und anderen Nachteilen für die Arbeitnehmer verbunden. Sollte Aschendorff die vollständige Kontrolle über die Busse Holding anstreben, von der das Bundeskartellamt spricht, könnte dies die Medienvielfalt in Ostwestfalen empfindlich beschneiden.

Das Bundeskartellamt vertritt in seinem Bericht hingegen die Auffassung, dass „der geplante Zusammenschluss keine Verstärkung der in einigen räumlichen Märkten bestehenden marktbeherrschenden Stellungen der Verlage erwarten“ lasse. Die Behörde erklärt dies u.a. wie folgt: „Die Verbreitungsgebiete der Westfälischen Nachrichten und des Westfalen-Blatt grenzen lediglich in einem kleinen Gebiet aneinander und weisen keine Überschneidungen auf.“

10 Antworten zu “Westfalen-Blatt: Schnelle Aufklärung gefordert”

  1. Ostwestfale sagt:

    Vorsicht! Natürlich schreiben „Neue Westfälische“ und „Mindener Tageblatt“ genüsslich über mögliche Verschiebungen und heizen Spekulationen damit an – beide sind schließlich die schärfsten Konkurrenten im Verbreitungsgebiet.

  2. […] Übernahme Westfalen-Blatt: Schnelle Aufklärung gefordert … medienmoral […]

  3. Mehnert sagt:

    Und wer ist nun GF beim Westfalen-Blatt? Der bisherige GF des Druckzentrums Aschendorff in Münster, sein Nachfolger ist übrigens Gerr Dust von der WAZ.

  4. vorgeschmack sagt:

    einen gewissen Vorgeschmack, auf das was ihnen nach einer 100% Übernahme durch den münsteraner Verlag Aschendorff blühen könnte, könnten die Mitarbeiter des Westfalen-Blatts bekommen, wenn sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe von Aschendorff intern, der Hauszeitschrift des Verlages werfen. Da berichtet der Betiebsrat in seiner Rubrik über sogenannte Entgeltanpassungen für 2013. Da ist dann zu lesen: „Da wir aber wie bekannt nicht tarifgebunden (außer Aschendorff Medien) sind, obliegt es einzig und allein nur dem Ermessen der Geschäftsleitung, das zum 30.9. 2013 ablaufende, sicherlich schwierige Geschäftsjahr zu bewerten und zu entscheiden, ob es überhaupt zu einer Entgeltanpassung kommt“. Tja, wenn Tarifverträge nicht mehr gelten, und durch andere offenbar vom Betriebsergebnis abhängende Vereinbarungen ersetzt wurden, dann können Belegschaft und Betriebsrat nur noch „hoffen“, dass eine prozentuale Steigerung kommt. Aber mehr eben auch nicht, der Rest ist ja ins Belieben der Geschäftsleitung gestellt. Vor allem die Kolleginnen und Kollegen aus dem Aschendorff Druckzentrum „hoffen darauf“, schreibt der BR-Vorsitzende. In den letzten fünf Jahren hätten diese nur insgesamt 1,2 % und eine Einmalzahlung von 300 Euro erhalten und damit maßgeblich zum Erfolg des „Fit for the future“ beigetragen“. Na herzlichen Glückwunsch!

  5. realitischbetrachtet sagt:

    ich bin ein inzwischen pensionierter Zusteller der Westfälischen Nachrichten und bekomme als solcher immer noch die Hauszeitschrift zugestellt, wer sich das Vorwort der beiden Dr. Hüffer-Cousins in der letzten Ausgabe durchliest, der kann den Beschäftigten nur wenig Hoffnung machen, dass eine Entgeltanpassung ins Haus steht. Die schreiben nämlich da: „Dieses erste Halbjahr hat unternehmerisch gesprochen zu Beginn nicht wirklich Freude gemacht“. Und weiter: „Insbesondere bei den lokalen Geschäftsanzeigen und dem Stellenmarkt sind erhebliche Rückgänge zu verzeichnen“. Na, vielleicht läufts ja im 2. Halbjahr besser…

  6. nunmallangsamhier sagt:

    nun aber langsam hier, es ist ja nicht so, dass die Geschäftsführung nichts für die Belegschaft tun würde, die beiden Firmenchefs laden doch z.B. zum 14. September zu einem Betriebsfest ein, das im Zeichen des Festjahres „250 Jahre Druckzentrum Aschendorff“ stehen soll, und da sind sogar alle Pensionäre eingeladen. Da wird es bestimmt an nichts mangeln. Und im August gab es als dickes Dankeschön für die Zusteller einen feinen, unterhaltsamen Nachmittag in der Freilichtbühne Tecklenburg mit dem „Schuh des Manitu“ von Bully Herbig. Da ist doch eigentlich für so billige Diskussionen wie über Entgeltanpassungen gar kein Platz, oder? Denn wie heißt es immer so schön bei Aschendorffs: Erfolg durch Zusammenhalt!

  7. Hausdruckereizu sagt:

    wie der letzten Ausgabe von Aschendorff intern zu unternehmen ist, wurde zum 1.2.2014 die Hausdruckerei geschlossen, Die Akzidenzdrucksachen des Medienhauses sollen zukünftig von externen Anbietern erledigt werden. Die Bekanntgabe des Entschlusses der Geschäftsleitung auf einer Abteilungsversammlung sei für die vier dort arbeitenden Kollegen „ein Schock“ gewesen, berichtet der Aschendorff Betriebsrat, denn die Arbeitsplätze hätten durch betriebsbedingte Kündigungen auf dem Spiel gestanden. Für drei der vier betroffenen Kollegen sei inzwischen aber ein anderer Arbeitsplatz im Unternehmen gefunden worden.