Ernst-verhaltene Stimmung in der Betriebsversammlung

Der Schwebezustand für die Redakteurinnen und Redakteure der vier WAZ-Zeitungen in NRW hält an: Für die rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zur gemeinsamen Betriebsversammlung in die „Lichtburg“ nach Essen gekommen waren, blieben am Ende viele Fragen unbeantwortet. Allerdings hatte wohl auch niemand klare Antworten erwartet. Die Geschäftsführer Bodo Hombach und Christian Nienhaus hatten sich nämlich schon vorher „abgekündigt“. Kajo Döhring, Geschäftsführer des DJV-NRW: „Sie haben gekniffen.“
Beobachter bezeichneten die allgemeine Stimmung als ernst-verhalten. Allerdings: Chefredakteur Ulrich Reitz rei(t)zte zu Buh-Rufen, als er von Entlassungen sprach und als er behauptete, es sei „ungerecht“, wenn im Ausland verdientes Geld die Verluste der NRW-Zeitungstitel ausgleichen müsste. Da hatten Teilnehmer noch die Aussagen der ehemaligen Geschäftsführer Erich Schuhmann und Günter Grotkamp im Gedächtnis: Die Investitionen in Südosteuropa waren von beiden seinerzeit ausdrücklich damit begründet worden, die Arbeitsplätze in den heimischen Zeitungsredaktionen zu sichern.
Sicher ist eins: Das war nicht die letzte Betriebsversammlung zum Thema Sparpaket. Der ganze Bereich Lokalredaktionen steht noch aus. Über deren künftige Strukturen will die Geschäftsführung die Betriebsräte am 2. Dezember informieren.

456 Antworten zu “Ernst-verhaltene Stimmung in der Betriebsversammlung”

  1. Was soll das? sagt:

    @Hans Lassmann: Konken war gut? Soso. Dieser peinliche Funktionär mit seiner Karriere im öffentlichen Dienst hat doch überhaupt keine Ahnung von wirtschaftlichen Zwängen. Sinkende Auflagen interessieren solche Leute nicht, das Geld kommt ja aus der Steckdose. Beim DJV hat er Millionen verbrannt. Gut, dass es schon lange nicht mehr mein Geld ist.
    @Porschekiller: Blogger wie Sie zählen an sich nicht zu meinen Freunden. Aber hier darf ich Ihnen aus der Innensicht sagen, dass Sie auf der richtigen Spur sind, wenn Sie die peinliche Selbstbeweihräucherung und Larmoyanz vieler Redakteure geißeln.

  2. Ulf J. Froitzheim sagt:

    Liebe Kollegen,

    wisst Ihr, was ich nicht ganz begreife? Dass hier einige offenbar wirklich überrascht waren davon, dass UIrich Reitz sich quasi depenbrockig verhält. Die Traditionsvokabel „Chefredakteur“ ist bei Zeitungen einer gewissen Verbreitung doch längst zum folkloristischen Relikt geworden, zu einem euphemistischen Etikett für einen Manager, der mit oder ohne formellen Geschäftsführer-Status dafür sorgen muss, dass für die Eigentümer die Kasse stimmt. Dafür wird er bezahlt, für nix sonst.

    Wenn es noch ein paar Zeitungsverlage gibt, deren Inhaber sich den Luxus leisten, einen bekennenden Publizisten das Blatt leiten zu lassen und ihm dabei journalistische Freiheiten zu lassen, ist das wunderschön. So etwas für den Normalzustand im 21. Jahrhundert zu halten, ist allerdings nichts als eine Flucht vor der Wirklichkeit.

    Bei manchen Magazinverlagen reduziert sich die Funktion des Chefredakteurs darauf, vor potenziellen Anzeigenkunden das redaktionelle Umfeld der Inserate im Kontext der Allensbacher Werbeträgeranalyse zu powerpointpräsentieren, weil der Anzeigenmensch das nicht glaubhaft rüberbrächte. Für Fachzeitschriften-Chefredakteure ist es nicht ungewöhnlich, dass man ihnen nur ein bescheidenes Grundgehalt bietet – plus „Erfolgsbeteiligung“, die von den Gewinnen des Hefts abhängt.

    Ein guter Journalist (Reporter, Redakteur, Kommentator, Blattmacher) zu sein, qualifiziert jemanden nach heute geltenden Maßstäben nicht für eine „Chefredakteurs“position, im Gegenteil. Da sind völlig andere Fähigkeiten gefragt. Leidlich lesbar und nicht allzu sachunkundig schreiben zu können, ist lediglich eine erwünschte Zusatzqualifikation. Wichtiger ist, vor „Entscheidern“ mit blendender Rhetorik daherreden und die „Marke“ (den TItel) dem Publikum verkaufen zu können.

    Wer noch Illusionen hegt hinsichtlich des Chefs als Primus inter pares der Redaktion, hat vermutlich nie einer Chefredakteursrunde auf dem Podium eines Medientage-„Gipfels“ gelauscht. Spätestens bei so einem Schaulaufen der Keeses, Reitzs und Vorkötters wird einem klar, dass die mentale Distanz dieser Führungskräfte zum normalen Redakteur mindestens so groß sein muss wie die zwischen einem Telekom-Vorstand zu einer Callcenter-Teilzeitkraft.

  3. NixNutz sagt:

    Falscher Film? (Jedem das Seine)

    @Malte
    For a few dollars more (Für ein paar Dollar mehr)
    @Bodo
    The Godfather (Der Pate)
    @Christian
    Le Samourai (Der eiskalte Engel)
    @Mahlzeit
    The Thing – Das Ding aus einer anderen Welt
    @Schickler
    Once upon a time in the west… (Spiel mir das Lied vom Tod)
    @Belegschaft
    The Silence of the lambs (Das Schweigen der Lämmer)
    @WMG
    Titanic

    Fernsehen für Fortgeschrittene: (Wir haben euch durchschaut!)

    @Gewissenlose Kapitalisten ohne Moral
    Aufstand der Tiere (1954) und Animal Farm (1999)
    1984
    Moderne Zeiten

    Filmfeste für Fans: (Wir geben niemals auf, kämpfen immer
    weiter und enthüllen!)

    @Alle Aufrechten und Unbeugsamen mit Anstand und Ehre
    Die Verurteilten
    Braveheart
    Der mit dem Wolf tanzt

    Gladiator
    12 Uhr mittags
    Stirb langsam
    Fight Club
    Der Soldat James Ryan

    The Untouchables (Die Unbestechlichen, 1987)
    All the President`s Men (Die Unbestechlichen, 1976)

    Wir sind die WAZ – GEGEN DIE WAZ-AXT – Nix tun nützt nix.

  4. Peter Lemberg sagt:

    Wer ist eigentlich „Z“? Der soll aus Mülheim stammen und eine Art Kaputtmacher sein.

  5. fiftyruhr sagt:

    „Z“ … ist das nicht so ein zwangsgestoppter Aufklärungsfilm?

  6. […] man das nicht tut, hat anscheinend schon “Waz”-Chefredakteur Ulrich Reitz demonstriert. Besorgte Redakteure mit “Mahlzeit” zu einer Betriebsversammlung zu begrüßen, strahlt schon eine bemerkenswerte Ich-nehm-die-Sache-hier-nicht-ernst-Haltung […]