Krautscheid besorgt um Pressevielfalt
Auch die Landesregierung beobachte die Entwicklung in der Zeitungslandschaft mit Sorge. Das machte Andreas Krautscheid, Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in NRW, heute (Donnerstag, 27. 11. 2008) im Gespräch mit dem DJV-NRW deutlich.
Fast zwei Stunden lang tauschte sich der Minister mit dem Landesvorsitzenden Helmut Dahlmann, Stellvertreter Volkmar Kah und Landesgeschäftsführer Kajo Döhring über die aktuellen Entwicklungen in der Branche aus. Krautscheid sagte dabei zu, auch zukünftig mit der Gewerkschaft in engem Kontakt bleiben zu wollen.
Bereits konkret vereinbart ist ein weiteres Gespräch zu verschiedenen anderen Themen wie der Novelle des Landesmediengesetzes, die heute aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei der WAZ nicht behandelt werden konnten.
So langsam kommt die Politik, auch die Lokalpolitik, wohl dahinter, was Hombach, Nienhaus & Co und die renditigen Gesellschafter(innen) da anrichten wollen: Massenentlassungen & Redaktionsschließungen, noch mehr Ein-Zeitungs-Städte & Meinungsmonopole.
In Mülheim hat jetzt der erste Stadtrat an der Ruhr eine Protest-Resolution verfasst, nachlesbar unter Soli-Grüße.
Ich hoffe, auch andere Stadtparlamente sorgen sich bald öffentlich um ihre Lokalredaktionen.
Das kann doch wohl nicht wahr sein! So einen Riehmen von 13 Zeilen über eine Zwei-Stunden-Diskussion mit Minister Krautscheid! Nur Thema WAZ-Massenentlassung, für andere Dinge keine Zeit mehr. Wie schön. Und der Minister und seine Regierung beobachten die Zeitungslandschaft sogar mit Sorge. Da sind wir, um deren Arbeitsplätze es geht, wirklich ergriffen.
Diese Meldung hätte ich auch kalt geschrieben ohne dabei gewesen zu sein, dafür hätte sogar kein Gespräch stattzufinden brauchen. Eine ministerielle PR-Meldung hätte doch genügt.
Mein lieber DJV NRW, ich fühle mich verar . . . Das ist also Informationspolitik, Kommunikation einer
Journalistengewerkschaft?
Oder kommt noch etwas mit inhaltlicher Tiefe? Oder hat der Medienminister vielleicht darum „gebeten“, dass sein Gespräch „vertraulich“ ist, nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken darf?
Lieber DJV NRW, Butter bei die Fische! Schweigen gilt als „Ja“. So wird´s doch gemacht, oder? Da erinnere ich mich doch an die WAZ-Geschäftsführung. . .
Es wäre wünschenswert, wenn die DJV-Gesprächsteilnehmer zu diesem Thema Stellung beziehen . Die Frage ist zu ernst, als dass sie unbeantwortet bleibt. Es stimmt schon was „Pressefreiheit“ schreibt: Schweigen gilt als Eingeständnis, daß man sich zur „Vertraulichkeit“ entschlossen hat. Hier steht die Glaubwürdigkeit, das Vertrauen zur DJV-Gewerkschaft NRW auf dem Spiel.
Werte Pressefreiheit,
liebes Katzenklo,
offen gestanden erschreckt mich das wachsende Misstrauen untereinander in diesem Blog doch sehr. So spielen wir bestimmten Leuten in Essen nur in die Hände. Sei’s drum.
Zur Sache: Der DJV-NRW führt im Interesse seiner Mitglieder regelmäßig Informations- und Hintergrundgespräche insbesondere auch mit der Politik. Diese Gespräche dienen dazu, unsere Botschaften zu vermitteln, aber auch die ehrliche Einschätzung anderer Akteure zu bekommen. Dass Vertraulichkeit zur Natur solcher Gespräche gehört, brauche ich Journalisten an dieser Stelle sicher nicht zu erklären.
Deswegen kann dieser Blogeintrag nicht mehr sein als die PR-Mitteilung, dass ein Gespräch stattgefunden hat. Klar hätten wir uns dann die Mitteilung auch klemmen können – und das in „normalen Zeiten“ vielleicht auch getan. Derzeit fanden und finden wir aber allein das Signal wichtig, dass die Situation bei der WAZ auch seitens der Landespolitik kritisch betrachtet wird.
Zumal wir feststellen (müssen) dass andere Medienpolitiker derzeit „wenig Zeit“ für Gespräche zu diesem Thema haben, Terminanfragen auch schon mal vier Wochen liegen bleiben und Termine dann weitere drei Wochen nach hinten verlegt werden sollen… Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Volkmar Kah
stv. Landesvorsitzender
Wie formulierte Landesvorsitzender Dahlmann an anderer Stelle: Vertraulichkeit mag zwischen Betriebrat und Verlagsleitung angebracht sein, aber nicht für uns als Gewerkschaft . . .. Als stv. Ladesvoritzender, sehr geehrte Herr Kah, sollten Sie doch genau wissen, wann Sie sich auf Vertraulichkeit als Journalist einlassen, wann Sie als Gewerkschaftler für die Mitglieder agieren. Diese Vertraulichkeit kann schnell zur Kumpanei ausarten, ausgedeutet werden; mancher Journalist fühlt sich auch am Bart gekitzelt, dass man mit ihm spricht.
Mit dem Medienminister von NRW in der „WAZ-Situation“ zwei Stunden vertraulich als Gewerkschaftsvize zu parlieren, ist eine völlige Fehleinschätzung. Hier wurde die Gewerkschaftslinie verlassen, um nicht stärkere Worte zu benutzen. Die DJV-Mitglieder haben ein Recht davon zu wissen, was der sogenannte Fachminister ( Landesregierung ) von einer Massenentlassung bei der WAZ hält. Was er vom Abbau der Pressevielfalt im Ruhrgebiet hält. Und das nach Schließung zahlreicher Redaktionen in letzter Zeit.
Ich gehe davon aus, dass der Wissensstand des NRW-Ministers in Sachen WAZ auch nicht über das hinaus geht, was der DJV in Erfahrung gebracht hat ( eher weniger ). Und dann Vertraulichkeit? Im übrigen steht die Landesregierung beim Abbau von Arbeitsplätzen in NRW ohnehin in der Pflicht zu handeln. Und dann Vertraulichkeit? Im übrigen sollte jeder Journalist /Gewerkschaftler mit einer großen Portion Skepsis „ausgerüstet“ sein, wenn es darum geht mit Politikern vertraulich umzugehen, denn meist haben sie zwei Gesichter.
Mit der Ankündigung dieses Gesprächs sind auch bei den DJV-Mitgliedern/WAZ-Beschäftigten Erwartungen geweckt worden, da die Landesregierung bisher nach wochenlanger öffentlicher Diskussion, zum „WAZ-Kahlschlag“ geschwiegen hat. Das ist Skandal! Das hätte sie bei ähnlicher Situation in einer anderen Branche nie getan. Haben Sie sich nie gefragt warum, Herr Kah? Wie blauäugig sind Sie eigentlich?
Da hat der DJV NRW die Gelegenheit „aus erster Hand“, aus verantwortlicher politischer Sicht etwas zu den skandalösen Vorgängen mit voraussichtlichen Massenentlassungen bei der WAZ-Mediengruppe zu erfahren ( oder auch nicht ) und dann vereinbart man Vertraulichkeit. Unfaßbar!!!
Wenn über andere Dinge vertraulich geplauscht werden soll, bitteschön. Aber doch nicht über den größten Presseskandal der Nachkriegsgeschichte in NRW. Wie konnte man dem Vertreter der Landesregierung so auf den Leim gehen? Ich will die Frage nicht stellen, Herr Kah, ob sie den DJV-Mitgliedern und WAZ-Beschäftigten aus dem Ministergespräch etwas verheimlichen. Ich hoffe nicht.
Hat sich der Herr Medienminister eigentlich bei der öffentlichen aktuellen Anhörung im Landtag zur Situation der Medien in NRW geäußert? Und vor allem wie? Ist die DJV-Gewerkschaft NRW auch gehört worden? Oder wollte man sie nicht? Wird das auch vertraulich zurückgehalten? Nur so am Rande.
Als stv. Landesvorsitzender, Herr Kah, sollten Sie künftig näher an den DJV-Mitgliedern und für sie da sein. Es sind außerdem ( wissenshunrige ) Journalisten und Journalistinnen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Denken Sie einmal in der vorweihnachtlichen Zeit darüber nach, wem Sie als Journalist und Gewerkschaftler in dieser Extremsituation von WAZ-Journalisten mehr verpflichtet sind, den DJV-Mitgliedern und kurz vor der Entlassung stehenden WAZ-Redakteuren oder einem Politiker. Denken Sie um, Herr Kah!
Ich kann zu ihrem Blogbeitrag nur sagen: Hätten Sie bloß geschwiegen!