DJV geißelt konzeptlosen Kahlschlag im Ruhrgebiet
Der DJV hat die Pläne der WAZ-Geschäftsleitung für einen weiteren Abbau von Redakteursstellen und zur Schließung von Außenredaktionen als konzeptlosen Kahlschlag der gewachsenen Zeitungslandschaft im Ruhrgebiet und als verantwortungslose Vernichtung journalistischer Arbeitsplätze bezeichnet. „Es ist weder mit der Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen noch mit der sozialen Verantwortung des Arbeitgebers vereinbar, dass das WAZ-Management ohne eine erkennbare Zukunftsstrategie für die nordrhein-westfälischen WAZ-Titel Arbeitsplätze abbaut, ohne den Journalistinnen und Journalisten Alternativen zu bieten“, erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. „Stellenstreichungen ohne Gesamtkonzeption für die Zeitungen stellen nicht die Weichen für den richtigen Weg aus der angeblichen Krise der Blätter.“
In diesen Tagen war bekannt geworden, dass sich die Zahl der abzubauenden Stellen bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, der Westfalenpost, der Westfälischen Rundschau und der Neuen Rhein-/Neuen Ruhr-Zeitung um weitere 70 auf 330 erhöhen soll. Um dieses Ziel zu erreichen, will die WAZ-Geschäftsleitung dem Vernehmen nach mehrere Lokalredaktionen in so genannten Randbereichen des Verbreitungsgebiets komplett schließen.
„Die WAZ-Geschäftsleitung gesteht mit der Ausweitung der Kahlschlagpolitik ihr eigenes verlegerisches Versagen ein“, stellte Konken fest. Der WAZ-Chef sei erst vor wenigen Wochen Gerüchten über einen Rückzug der WAZ-Gruppe aus Randregionen mit dem Argument entgegen getreten, ein solcher Schritt sei verlegerisches Versagen. „Statt die Angst unter den Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze weiter nach oben zu treiben, sollte das WAZ-Management endlich ein Zukunftskonzept für die Mediengruppe auf den Tisch legen“, forderte Konken.
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Hendrik Zörner
Bei Rückfragen: Tel. 030/72 62 79 20, Fax 030/726 27 92 13 Sie finden unsere Pressemitteilung auch unter www.djv.de
WAZ-Mediengruppe täuscht die Öffentlichkeit
Offen und transparent wollte die WAZ-Mediengruppe die Öffentlichkeit und die Belegschaft über die Umstrukturierung ihrer vier Zeitungstitel in NRW informieren. Nachdem jetzt bekannt geworden ist, dass noch einmal 70 Stellen mehr als die bisher angekündigten 260 Stellen wegfallen sollen und noch mehr Redaktionen schließen sollen, stellt die dju in ver.di NRW fest: „Die Öffentlichkeit, die Belegschaft und die Gewerkschaften müssen sich durch diese Informationspolitik der Geschäftsführung hinters Licht geführt fühlen. Inzwischen kann man ja nicht mal mehr sicher sein, ob mit den nun verkündeten 330 Stellen wirklich das Ende der Fahnenstange erreicht ist, oder ob es noch zu weiteren Personalentlassungen nicht nur im redaktionellen, sondern auch im kaufmännischen und im Druckbereich kommt.“
Am Freitag haben in Herne, aufgerufen von ver.di und DGB, achtzig Menschen vor der WAZ-Geschäftsstelle in Herne demonstriert, weil sie um die Existenz der WAZ-Redaktionen in Herne und Wanne-Eickel bangen. „Wir brauchen noch viele Hernes“, sagt Dr. Frank Biermann, der Landesvorsitzende der Deutschen Journalisten-Union (dju) in ver.di NRW.
Das Thema Presse- und Meinungsvielfalt gehe nicht nur die Journalisten und deren Gewerkschaften an, sondern alle Menschen, die Kirchen, die Wohlfahrtsverbände, Arbeitsloseninitiativen, die Parteien, alle Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte sind aufgefordert sich wie in Herne für den Erhalt der Zeitungsredaktionen in ihren Städten einzusetzen. „Nur ein breites Bündnis für den Erhalt der Pressevielfalt in NRW kann die WAZ-Mediengruppe davon abbringen, die rigorosen Sparpläne bei der WAZ, bei der NRZ, bei der Westfalenpost und bei der Westfälischen Rundschau umzusetzen“.
Wir könnten ja noch einmal „Soli-Kerzen“ anzünden! Das war doch eine echt heiße Nummer. Ein paar müssten bestimmt noch da sein. Das kommt bestimmt noch einmal ganz gut, so als spektakuläre gewerkschaftlich-betriebsrätliche Gemeinschaftsaktion kurz vor dem endgültigen Aus…
Kollegen Redakteurinnen und Redakteure hört das Jammern auf. Kämpfernaturen sind jetzt geforder! Aber alle gemeinsam. Kein Arbeitsplatz ist sicher!!!
Die WAZ hat kein verlegerisches Zukunftskonzept, weil sie sich offenbar als einen Teil der Papierverarbeitenden Industrie betrachtet. Ansonsten würde sie gerade in der jetzigen Lage erst einmal ein Moratorium verkünden bevor sie jeden Tag neue Anpassungen beschließt, die am Ende jedes verlegerische Geschäftsmodell ruinieren werden. Selbst wenn aber der WAZ ökonomisch das Wasser bis zum Hals stehen sollte, was so nicht zu erkennen ist, müsste sie in dieser historischen Krise eines wissen: Man kann gar nicht so schnell sparen wie einem die Erlöse um die Ohren fliegen. Das kann ich versichern … . Wenn die WAZ also die Branchenspezifischen Probleme lösen will, muss sie den Druck aus dem Kessel nehmen. Ansonsten droht ihr die Perspektive nach der Krise als ein belangloser verlegerischer Torso der Papierverarbeitenden Industrie zu enden. Denn eines ist auch klar: Eine Altpapierprämie des Staates beim Erwerb der aktuellen Ausgabe einer Tageszeitung wird es nicht geben … . Eher eine Debatte über die Frage, ob das privatwirtschaftliche Verlagsmodell nicht doch ein Relikt aus einer Zeit ist, als dieses Modell die publizistische Vielfalt noch sicherstellen konnte. Obwohl es schon früher bisweilen an dieser Aussage Zweifel gegeben hat.
Die WAZ sollte ihre Strategie noch einmal überdenken. Ganz ernsthaft.
Was passiert mit den Mitarbeitern der zwei WAZ-Lokalredaktionen in Herne?
Hallo ver.di-Mitglied, da bist Du ja! Schön,dass wir noch einmal von Dir hören, so kurz vor dem großen Finale! Wo warst Du eigentlich, als wir alle vor der Lichtburg standen und überlegten, ob man nicht mit einer Reihe von langen Betriebsversammlungen in Folge etwas Druck hätte ausüben können? Als alle wütend und noch nicht so mürbe und von der Realität überrant waren? Damals, als es noch nicht zu spät war?
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Ah, ich weiß, Du hast bestimmt den Wechsel eures Bosses auf die andere Seite mit vorbereitet. Na, das hat denn ja auch gut funktioniert. Seitdem sind übrigens viele Wochen ohne Aktionen vergangen, seitdem ist dummerweise noch ein beachtlicher Haufen Leser zusätzlich von der Fahne gegangen, seitdem ist auch die Zahl derer, die Widerstand leisten könnten, kräftig geschrumpft. Seitdem hat in der Öffentlichkeit noch immer niemand geschnallt, was beio der WAZ eigentlich abgeht. Naja, schön, dass wir noch einmal darüber gesprochen haben. Jetzt, wo wir doch bald Vollzug melden können. Dann hat das Jammern in der Tat ein Ende.
Könnt ihr überhaupt in die Öffentlichkeit gehen? In keinem der im Ruhrgebiet und Sauerland erscheinenden Titel steht etwas zu den Sparmassnahmen und den Stellenabbau inkl. Beschneidung der Pressevielfalt. Wenn euch eure restlichen Leser und ggf. Abonnenten unterstützen sollen müssten diese auch informiert werden.
Die normalen Leser sehen doch nur dünner werdende Zeitungen, die Geschäftsstellen werden geschlossen und zusammengelegt, ein Treffpunkt in den Städten vor dem dortigen Schaufenster fällt weg, Möglichkeit Bücher aus dem Lesershop vor Ort anzusehen, anstatt Blind zu kaufen, äh zu bestellen.
Dazu der Ansprechpartner vor Ort fehlt – eine 0180er-Nummer rufe ich nicht an! Das ist kein Service. Demnächst fehlen dann auch noch Redakteure und Fotografen oder zimendest eine/r von beiden auf Veranstaltungen. Oder eben diese wenn Zeitungstitel der WAZ selber (Mit-) Veranstalter – Sommeraktionen, Sylvesterlauf, Seifenkistenrennen usw. – in der Region waren.
Zur offenkundigen konzeptlosigkeit passt ja auch das hin und her mit Warstein. Mal ja, mal vielleicht, jetzt nein. Doch wie sollen die als letzte Bastion in unserem Kreis Soest noch existieren? Ohne Soest. Ohne möhnesee. Ohne einen entsprechenden Anzeigenmarkt, der auch was auf die Habenseite bringt? Ist doch auch nur eine Frage der Zeit, bis auch dort der Rotstift zuschlägt…
@Merlin: Dies hier ist unsere Öffentlichkeit. In den Zeitungen können wir nicht informieren über das, was im Hause passiert, weil die uns nicht gehören. Dieses Blog hier gehört uns Gewerkschaftern, hier haben wir ein freies Wort. In den Zeitungen, die uns nicht gehören, haben wir das nicht.
@tippse Das ist keine Erläuterung, das ist ein Armutszeugnis. Du sagst hier nicht weniger, als dass Du Selbstzensur betreibst, indem Du Nachrichten unterdrückst (wenn beispielsweise, wie mehrfach geschehen, in Zeitungen der WMG nicht über die Resolutionen und Solidaritätsadressen aus den Stadträten berichtet wird.)
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Es gibt bis heute keinerlei verlags- oder chefredaktionelle Anweisung, über das Thema in der Zeitung nicht zu berichten. Das Unterdrücken der entsprechenden Nachrichten geschieht ausschließlich in vorauseilendem Gehorsam. Völlig irre ist dabei, dass das, was Du (und andere) nicht zu berichten wagst, längst online auf DerWesten nachzulesen ist. Frau Borchert und ihre Crew hatten nämlich (und das ist denen hoch anzurechnen) keineswegs die Probleme, die Du hier wie ein ehernes Gesetz vorschützt. Wie kannst Du, wie sollen wir alle unseren Lesern diese abstruse Diskrepanz erklären?
@tippse: O. K. – Mich wundert es jedoch das die Geschäftsführung den Gerüchten bzw. auch Meldungen in anderen – nicht der WAZ-gehörenden – Medien , entsprechende Beiträge entgegensetzt oder die Leserschaft informiert, die auch nicht blind ist. Unternehmen mit vielen Betriebsversammlungen in kurzer Zeit und totschweigen des Themas im eigenen Umfeld machen neugierig.
P. S. Lest mal Bettlektüre mit einem Interview eurer CR Frau Borchert, Artikel v. 18.02.2009 in Spiegel-Online:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,608408,00.html
Merlin
– der auch keine Stellen herbeizaubern kann –
Soester Anzeiger und die Lippstädter Zeitung „Der Patriot“ berichten heute auf ihrer Mantelseite Menschen und Medien: WAZ schrumpft – PRESSE Zeitungsgruppe streicht 330 Stellen in NRW!
@tippse. Ja dann tue doch Gerd N. einmal den Gefallen 🙂 Mal gucken, was dann passiert…….. Wenn es Ärger gibt, kannst Du Dich darauf berufen, das Frau Borchert und DERWESTEN das j auch dürfen! Viel Glück!
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Auch die WPler in Werl, Soest, Siegen und EN-Süd können ja mal zum Wochenende etwas Ausführlicheres für dieLeser bringen, die Ippener sind in Soest, wie von Verdi.Mitglied angeführt, ja nun vorgeprescht! Ist irgendwie traurig, aber unsere Leser müssen es jetzt mal auch von uns erfahren, was Sache ist.
Es stimmt nicht, dass es keine Nachrichtenzensur von oben gibt. CR Reitz und Kumpane haben schon mehrfach Druck ausgeübt, nicht über die Situation bei der WAZ zu berichten… Ist zumindest zu vernehmen. Und da vor Ort viele eingeschüchtert sind, lassen sie es auch noch mit sich machen… Grausames Verständnis von freiem Journalismus!
@gerd n.
Leider bist Du da falsch informiert. Es gibt eine solche Reitz-Anweisung, die Klümper den Lokalchefs aufs Auge gedrückt hat.
Ganz ladylike überlasse ich Gerd N. in dieser wichtigen Aufklärungsstory den Vortritt und alle Exklusivrechte. Schöne Wochenend-Story… 😉
Ihr wollt streiken? Druck ausüben? Ja wie denn? Wenn man das hier so liest, dann schafft ihr es ja noch nicht einmal ansatzweise, gegen die Zensur und gegen die Schere im Kopf anzugehen! Was tut ihr also, wenn euch die CR sagt: Ihr dürft aber nicht streiken, sonst werden wir böse? Eben.
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Bleiben also tatsächlich nur die bewährten Soli-Kerzen. Wir können ja eventuell noch ein Lied dazu singen. „Dust in the wind“ oder so.
Ich habe gehört, dass die NRZ-Lokalredaktion in Essen, also im Kerngebiet der WAZ-Gruppe eingestampft werden soll – von 12 auf 4 Mitarbeiter runter mit einem gebrandeten Lokalteil der WAZ – stimmt das Gerücht, wenn ja, werden die Leser darüber informiert?
An Sisyphos: Mein Boss ist auch dein Boss (Hombach u. Co.). Gewerkschaften bestehen aus Mitgliedern und die müssen handeln! Malte ist EIGENVERANTWORTLICH – er muss jeden Tag in den Spiegel schauen – nicht ich!!!
@thadeus: Es stimmt. Ich hatte schon vor einigen Tagen darüber geschieben. Die Leser werden hier in diesem Blog darüber informiert. Sonst nirgendwo. 🙁
@Micha: Nun warte es doch mal ab…
@tippse @Neues von Mahlzeit („CR Reitz und Kumpane haben schon mehrfach Druck ausgeübt, nicht über die Situation bei der WAZ zu berichten… Ist zumindest zu vernehmen“)
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Es ist auch besonders peinlich, dass bisher nicht einmal in diesem Blog etwas über die Zensur-Dienstanweisungen bei der WAZ zu lesen war. Geht denn die Angst der Journis so weit, dass sie eine solchen Skandal sogar hier verschweigen?
Die Angst der Redakteure ist ein Thema, der zweifelhafte Journalismus der WAZ ein anderes.
Herr Rüttgers ist in den USA bei GM – ein seit vielen Wochen geplanter Termin, der Zufall spielt Rüttgers in die Hände und beschert ihm seinen GM-Smalltalk am 18. Februar. Knapp eine Stunde (!!!) darf er mit dem GM-Chef plaudern, um nichts zu erfahren, jedenfalls nichts, was Opel-Optmismus rechtfertigen würde.
Der Chefredakteur der WAZ, Herr Reitz, darf Herrn Rüttgers begleiten und berichtet – BlaBlaBla!
Auf dem Flug hat er wohl neben Politprofessor Korte (Berater von Rüttgers und Honorarschreiber bei der WAZ) gesessen. Jedenfalls berichtete Reitz begeistert über die Korte-Visionen zum Web 2.0 – BlaBlaBla! Das hätten der Duisburger Professor und der Essener Chefredakteur auch daheim beplaudern können.
Als Leser habe ich kein Interesse, mich weiter vom Rüttgers-Reitz-Duo einseifen zu lassen. Einer Zeitung, deren Chefredakteur die kritische Distanz zu denen verloren hat, über die sie zu berichten hat, ist verzichtbar.
Außerdem: Mein Leben – ich bin ein ganz normaler Familenvater – findet in der WAZ nicht mehr statt. Warum soll ich sie noch lesen?
@ rob
Es ist nicht leicht, in diesem Blog den Überblick zu behalten. Deshalb nur der Hinweis: Natürlich wurde hier schon vor Wochen und mehrfach darüber geschrieben, dass es diese „Schreibverbote“ seitens der Chefredaktion(en) gibt.
@tippse: Das erklärt warum nirgends in den Titeln der WAZ etwas steht, aber Lokalradios und Wochemagazine berichten. Im Spiegel findet sich auch ein Interview mit eurer Frau Borchert.
Gruß Merlin
– auch ver.di Mitglied –
@manfred burg
Leider ist das so, Herr Burg, dass die Lokalausgaben mit einem Geseife überzogen werden, das das normale Leben nicht mehr spiegelt. Reitz und seinem Erfüllungsgehilfen Klümper sei Dank…
Lifestyle, Blabla, Upper-Middelclass und Yuppie-Gedöne sowie dünne und dümmliche Polit-Soße sind gang und gäbe. Allerdings: Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen im Mantel und im Lokalen, die wissen, was Leser wollen. Entsprechend lesernah sieht die Ausgabe aus, wenn Reitz mal nicht am Newsdesk rumsalbadert (durchregiert) und Klümper die Lokalchefs von oben runter nicht drangsaliert.
Die hohlen Reitz-Phrasen wie themengetriebener Bürgerjournalismus und dergleichen mehr sind eh nicht zu leisten bei dem geplanten Stellen- und Qualitätsabbau…..
Das wissen auch die Entscheider in der Verlagsleitung. Nur lassen sie dem Blender freien Lauf, um sich – und die Redaktionen der WAZ – bei denkenden Menschen lächerlich zu machen.
Wenn euch eure restlichen Leser und ggf. Abonnenten unterstützen sollen müssten diese auch informiert werden.
Die normalen Leser sehen doch nur dünner werdende Zeitungen
Genau so sieht es aus. In der Presse lese ich eigentlich nichts davon.
Aber der Haupteil der Kündigungen bezieht sich auf die immer geringere werdende Stadtteilseiten.
Ich glaube das die meisten Abonnenten was von Ihren Stadtteilen lesen wollen. Dieses Argument wird jedenfalls bei den meisten Kündigungen von Abo’s genannt.
Merlin: Dies hier ist unsere Öffentlichkeit. In den Zeitungen können wir nicht informieren über das, was im Hause passiert, weil die uns nicht gehören. Dieses Blog hier gehört uns Gewerkschaftern, hier haben wir ein freies Wort. In den Zeitungen, die uns nicht gehören, haben wir das nicht.
Da sollten Gewerkschaften aber noch andere Möglichkeiten haben. Man muß natürlich auch wollen. Und Sorry, kein Angriff auf Gewerkschaften. Aber ich vermisse den Kampfeswillen. Und nun bitte kein kKommentar bezgl. Zeiten haben sich geändert oder so.
Gemini: Könnte es vielleicht auch zum guten Teil daran liegen, dass ihr euch in den Redaktionen einfach nicht genügend solidarisch verhaltet und Reitz und Klümper deshalb eine solche Macht über euch ausüben können? Wenn ihr alle geschlossen „Nein“ sagen würdet, wäre das doch bestimmt anders. Die können ja wohl kaum 900 Leute auf einmal rauswerfen und mit 0 Redakteuren Zeitung machen.
Solidarität in der Redaktion???
Leider gibt es im WAZ-Großraum viele Kolleginnen und Kollegen, die kein Problem damit haben, zum Beispiel Kreativität und Recherche durchs Surfen im Internet zu ersetzen. Aus drei oder vier gefundenen Texten dann einen eigenen zu machen, sichert die Autorenzeile in der Zeitung, ein Fleißkärtchen vom Chefredakteur und stärkt die Zuversicht, zu den Auserwählten zu gehören, die der große Herr und Meister in seinen Contentdesk berufen wird.
Von solchen Kolleginnen und Kollegen ist keine Bereitschaft zu erwarten, sich auch nur im Ansatz kritisch mit den Konzepten von Reitz und Klümper zu beschäftigen.
Es sind diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns durch ihr loyales Verhalten groß gemacht haben. Wenn wir in absehbarer Zeit die Umstellung unseres gesamten medialen Engagements ins Ausland abgeschlossen haben, werden wir diese loyalen Mitarbeierinnen und Mitarbeiter deshalb bevorzugt behandeln.
Sie dürfen sich um Stellen am neuen Content-Desk in Hanoi bewerben. Journalistische Fähigkeiten sind nicht erforderlich. Einzige Bedingungen sind perfekte Kenntnisse der vietnamesischen Sprache in Wort und Schrift und die Bereitschaft, den Wohnsitz in Hanoi zu nehmen.
Danke, Großraum, für deine Einblicke in denselben.
Da stellt sich mir zum guten Schluss nur diese Frage: Könnt Ihr mit solchen „Kollegen“ im Genick wirklich einen Streik durchziehen? Wie würde Atze Schröder sagen? „Ja nee, ist klar…“
Leichter könnt ihr euren Chefs die „Sozial“-Auswahl wohl kaum noch machen. Leider.
Zum Thema „Sozialauswahl“ möge sich niemand Illusionen machen. Wenn es – und so sieht es aus – zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, muss natürlich im Einvernehmen mit dem Betriebsrat ein Sozialplan aufgestellt werden, aber: Einen Teil der Mitarbeiter (nach geltender Rechtssprechung nicht mehr als 10 bis maximal 15% der Belegschaft) kann das Unternehmen unabhängig von den Sozialpunkten für „unverzichtbar“ erklären. Diese Mitarbeiter sucht nicht der Betriebsrat aus, sondern… – natürlich der große Herr und Meister, der alle Kolleginnen und Kollegen bitten wird, sich zahlreich um die Stellen im Contentdesk zu bewerben. Man darf sich auf eine formal korrekte Ausschreibung freuen, auf einen perfekten Fake.
All das ist völlig legal und treibt natürlich schon heute einen mächtigen Keil in die Belegschaft, weil jeder Kollege und jede Kollegin die Erwartungshaltung kennt; weil jede(r) weiß, dass die Chance, als Feigenblatt noch geduldet zu werden, nur minimal sein wird.
Die Moral von der Geschichte? Sie hat keine.
Ich stehe den Konzepten kritisch gegenüber. Nur bin ich gezwungen, die Klappe zu halten, muss die Faust in der Tasche ballen. Ihr könnt mich feige nennen. Doch ich habe Familie, bin auf meinen Arbeitsplatz dringend angewiesen. Über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Redakteure an Tageszeitungen gebe ich mich keinen Illusionen hin. Also werde ich auch, wenn ihr streikt, drinnen bleiben. Und wieder die Faust in der Tasche machen.
An Faust in der Tasche: Du könntest dich auch krank melden oder Urlaub eingereicht haben. Nur so als Tipp! Dies wäre nicht nur die Faust in der Tasche – sondern aktive Unterstützung! Wenn wir übrigens alle nichts tun wollen, dürfen wir dem BR und den Gewerkschaften später keine Vorwürfe machen!!! Da müssen wir uns über das Ergebnis nicht wundern! Wer sagt dir übrigens, dass du mit dem Verhalten deinen Arbeitsplätz behältst? Ich habe übrigens auch Familie und ein Haus gebaut! Auch für mich ist der Arbeitsmarkt nicht besser!
Und hier ist noch jemand mit Familie und Haus und Schulden auf der Bank. Und jemand mit dem festen Willen, nicht unterzugehen. Es ist bei allen Kündigungen, egal wo, immer so gewesen: Die grauen Duckmäuser und Klappehalter gehen zuerst, weil von ihnen am wenigsten Widerstand erwartet wird. Warum soll man sich bei Entlassungen dieser Dimension mit Leuten anlegen, die schon von vornherein für einen Arbeitsgerichtsprozess gut sind?
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Also, deine Furcht kann ich verstehen, aber die Faust in der Tasche nutzt uns gar nichts. Sie rettet dich auch nicht. Du wirst nur den Rest deines journalistischen Lebens nicht mehr aufrecht in den Spiegel schauen können. Du fällst uns in den Rücken und stellst dich auf eine Ebene mit den freudigen dpa-Klauern und Internet-Umschreibern. Denk‘ mal drüber nach.
@Großraum: Genau das steht zu befürchten. Und wen wird er wohl nehmen? Doch wohl zuerst diejenigen, die er sich nach und nach selbst herangeholt hat. Stichwort: RP-Blase. Da ist das Kontingent der „Unverzichtbaren“ schon ganz gut gefüllt. Dazu noch ein paar „Ja, Herr Reitz, selbstverständlich, Herr Reitz, machen wir, Herr Reitz, geht klar, Herr Reitz“-Nachdemmundredner, und dann ist auch schon Schluss. Für den Rest gelten dann die Sozialpunkte.
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Deshalb: Keine betriebsbedingten Kündigungen. Allein schon deshalb, weil die Zahl der guten Journalisten dadurch unverhältnismäßig abnimmt. Das muss zu schaffen sein.
@ tippse Natürlich muss jeder selbst entscheiden.
Aufhebungsvertrag im Februar: Faktor 1,6
Aufhebungsvertrag später: Faktor 1,0
Vergleich im Arbeitsgerichtsprozess: i.d.R. Faktor 0,5
@Carola: So ist es. Wer sich Altersteilzeit oder Stellenreduzierung leisten will und kann, sollte es diese Woche noch regeln. Es ist auch ein Zeichen von Solidarität. Niemand darf in Altersteilzeit/Stellenreduzierung gedrängt werden, sollte sich aber überlegen, wer wohl als erster dran ist, wenn vielleicht nicht nach Sozialplan gekündigt wird. FALLS gekündigt wird.