Betriebsversammlung im Saal Deutschland

Essen. Am Mittwoch, 30. September, wird es in der Gruga-Halle Essen, Messe-Centrum Süd, im Saal Deutschland um 11 Uhr wieder eine Betriebsversammlung für die verbliebenen etwa 600 Redakteurinnen und Redakteure der vier NRW-Zeitungstitel der WAZ-Mediengruppe geben. Auf ihr soll, so die begründete Vermutung der Betriebsräte, von Gruppengeschäftsführer Bodo Hombach verkündet werden, dass die Sparmaßnahmen und die größten personellen Einschnitte in der Geschichte der WAZ-Gruppe ohne betriebsbedingte Kündigungen vollzogen werden. Wie dies die Betriebsräte immer gefordert haben.

Thema sollen auch die „sozialen Fragen“ sein, die trotz des Verzichts auf Kündigungen, bei vielen Betroffenen „tiefe Spuren“ hinterlassen haben, wie die Betriebsräte in ihrer Einladung schreiben. Die Arbeit der Redaktionen habe sich durch die Einrichtung der „Tische“ (also Content-, News-, und Regio Desks) erheblich verändert. Ausgaben wurden aufgegeben, die gruppeninterne Konkurrenz vor Ort zumeist eingestellt. Die Betriebsräte fordern deshalb ein Monitoring, das die neuen Strukturen begleitet und ihre Arbeitsbelastungen sowie ihre Erfolge und Mißerfolge kontrolliert. Außerdem soll mit den Kolleginnen und Kollegen über die neue Redaktionstechnik „Eidos“ und die Einführung von Flip-(Video-) Kameras in den Lokalredaktionen gesprochen werden.

Im Anschluss an die Betriebsversammlung wird es um 14.30 Uhr eine gemeinsame Pressekonferenz der Geschäftsführung der WAZ-Mediengruppe und der Betriebsräte geben.

14 Antworten zu “Betriebsversammlung im Saal Deutschland”

  1. sowisozuspät sagt:

    Ja, bei den RedakteurInnen konnte auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden… Das hätte ja vielleicht durch die Medien gehen können und der gute Ruf hätte auf dem Spiel gestanden. Wir, das „überflüssige“ LeserLaden- und Geschäftsstellenpersonal, hat gestern die Kündigung überreicht bekommen…

  2. Medienmoral sagt:

    Die Pressekonferenz wurde gerade vorverlegt – auf 14 Uhr, wie die Pressestelle der WAZ-Medengruppe wissen lässt.

  3. fiftyruhr sagt:

    Gemeinsame Pressekonferenz von Geschäftsleitung und Betriebsräten? Nun ja, ich rege mich nicht mehr auf …
    Übrigens bin ich nun sehr gespannt auf die gemeinsamen Pressekonferenzen der Geschäftsleitung mit den anderen Betriebsräten innerhalb der großen WAZ-Gruppe, in deren Bereichen tatsächlich Kündigungen rausgeschickt wurden/werden.

    P.S.: Die Betriebsversammlung ist nicht in der Grugahalle, sondern in der Messe (Eingang Süd).

  4. Wiggi sagt:

    @fiftyruhr: Immer noch besser als die alleinige Sichtweise der Geschäftsleitung. Brauchst Dich also nicht künstlich aufzuregen.

    @sowiesozuspät: Die Kündigungen bei den Geschäftsstellenmitarbeitern sind natürlich sehr bedauerlich. Allerdings soll der zuständige Betriebsrat auch sehr unglücklich reagiert haben und ohne Beratung mit Sachverständigen oder anderen Betriebsräten im Haus den Sozialplan unterzeichnet haben.
    Insofern wurden die Redaktionsgesellschaften vielleicht einfach besser vertreten, wobei allerdings auch die Ausgangssituation auch eine andere war.
    Jetzt darf man gespannt sein, wie sich der BR der WAZ KG schlägt. Der war ja in der Vergangenheit für einige Querelen gut…

  5. fiftyruhr sagt:

    @ wiggi
    a) Die Betriebsräte hätten auch allein zu einer Pressekonferenz einladen können, um dieses Ziel zu erreichen. Das ist eine Frage von Stil und Positionierung. Übrigens, „künstlich“ habe ich mich bisher nur ab und zu mal in Betriebsratsverhandlungen aufgeregt, wenn’s denn was bringen sollte. Ansonsten pflege ich mich immer echt aufzuregen.
    b) Entweder der Arbeitgeber will kündigen oder er will es nicht. Das ist seine Entscheidung, das hat zunächst einmal recht wenig mit Betriebsratsgeschick zu tun; und die Drohgebärden sind stets nur Verhandlungstaktik. Auszuschließen ist ja nie was. Bemerkenswert ist es in jedem Fall, dass der Arbeitgeber WAZ-Gruppe diese Unterschiede macht: Journalisten möglichst nicht feuern, andere schon.

  6. […] Kündigungen vollzogen werden. Wie dies die Betriebsräte immer gefordert haben …” alles lesen bei medienmoral Tags »   medienmoral, WAZ-Krise « Trackback: […]

  7. Tacheles reden!!! sagt:

    Wenn heute nicht deutlich zur Sprache kommt, dass die neuen Strukturen mit Desks und die Vernachlässigung der Lokalredaktionen massiv Qualität kostet, dabei den verbliebenen Kollegen vor Ort eine erhebliche Mehrbelastung bringt, wann dann noch? Die Betriebsräte sind gefordert, mal endlich den Kuschelkurs zu verlassen. Was lokal passiert, ist keinem Abonnenten mehr zu erklären, ohne dass er zur Kündigung greift.

    Zwei Kollegen vor Ort sollen acht Seitenstücke mit Qualitätsjournalismus füllen. Ist doch lachhaft…

    Betriebsräte, haut endlich mal dazwischen!!!

  8. flying kangaroo sagt:

    Die Betriebsräte von MSG und früher ZVG waren immer schon arbeitgeberergebene Schnarchnasen !!

  9. Tach sagt:

    @Tacheles
    Der Qualitätsverlust in den Tageszeitungen wurde in der Betriebsversammlung der vier WAZ-Titel deutlich angesprochen, sowohl von den Betriebsräten als auch von den übrigen Anwesenden. Überstunden en masse,
    vielzuviel „Verwaltungsaufwand“ bei den Desk , keine Zeit mehr für vernünftige Recherche, Krankheitsfälle, die bei „normalem“ Arbeitsfluss nie vorgekommen wären, Arbeitsübernahme aus den nicht mehr vorhandenden Geschäftsstellen. „Wenn wir Redakteure diese Leserbeschwichtigungen nicht vornehmen würden, hätten wir noch viel mehr Abbestellungen“. Die Unterbesetzung der Redaktionen wird sich noch mehr verschärfen – so eine Kollegin – wenn die nicht mehr in der Statstik befindlichen Redakteure gehen, die noch einige Monate arbeiten müssen bis ihre Aufhebungsverträge greifen. Die Auslaufmodelle sozusagen. Davon gibt es in jeder Redaktion welche.
    Es war ansonsten eine „Konsensveranstaltung“, Hombach ergab sich in ruhigem oft nichtssagenden Aussagen und Ton, und auch Chefredakteur Reitz schien Kreide geschluckt zu haben. Seine wichtige Mitteilung: Die Redaktion Recklinghausen bleibt bestehen, mit einer Rumpfmannschaft von acht Redakteuren. Das wurde den betroffenen Kollegen heute morgen mitgeteilt. Reitz zeigte sich übrigens erstaunt, dass ein Redakteur, der bisher in Düsseldorf arbeitete und auch wohnte jetzt in Essen eine hervorragende Ruhrgbietsseite macht. Welch´ Vorstellung hat der Mann von einem Redakteur! Meinte er sich vielleicht selber?

  10. sowisozuspät sagt:

    Sag ich doch. es liest sich in der heutigen Ausgabe viel besser: „Keine Kündigungen bei WAZ-Zeitungen“.

    Lässt es der freie Journalismus nicht zu, den Bericht mit einem kleinen Satz zu ergänzen: „In anderen Verlagsteilen ist es bereits zu betriebsbedingen Kündigungen gekommen“? Unsere Leser können Redaktionen und Verlag sowiso nicht trennen.

  11. Wiggi sagt:

    Der Auftritt von Volli Dörken auf der Betriebsversammlung war mehr als peinlich. War die Lobrede auf die Heimatzeitung eine kabarettistische Einlage oder etwa ernst gemeint?

    Weiß das jemand?

  12. Erik Ode sagt:

    @wiggi
    Ich fürchte, er hat es ernst gemeint.
    Vielleicht stimmt es ja auch.
    Vielleicht solte es aber auch nur positive Aufbruchstimmung erzeugen…..
    Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass die WP’ler besser mit ihrem CR klarkommen als die WAZ’ler oder die WR’ler. Unserer kümmert sich ja sowieso eher ums TV als um die Zeitung.
    Aber unterm Strich bin ich schon enttäuscht: Die Versammlung war doch – bis auf die sachliche Kritik von Barbara an den neuen Arbeitsbedingungen – ne Werbewahlveranstaltung für die Betriebsräte.
    Und von wegen Monitoring: Was anderes ist es denn, als ne neue Form von Arbeitsüberwachung und Druckerzeugung. Wer arbeitet wie viel, welche MAKs funktionieren, welche Redaktionen und Desks funktionieren nicht.
    Hombach wird kein Interesse daran haben, Personal einzustellen, sondern wird dort wo es nicht Refa-mäßig rundläuft und keine Quantität (!) erzeugt wird, Personal austauschen (versetzen, wegschieben). Monitoring – dann aber bitte mit BR-Gegenkontrolle.

  13. Was sagt:

    Und über die Auflagenzahlen, die Abonnmentsverluste kein Wort. Niemand fragte auch danach.

  14. betriebsarm sagt:

    @Wiggi
    Im Haus schämen sich die meisten Kollegen für den Auftritt. Und ein paar träumen mit ihm davon, dass der Mantel auch auch nach Zapps Ruhestand erhalten bleibt…