Schock: Mendener Zeitung macht dicht
Völlig überraschend erreichte heute Vormittag die Belegschaft der Mendener Zeitung die Nachricht vom Aus ihrer Zeitung zum 31. März. Betroffen sind insgesamt etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die zwei Wochenblätter sollen eingestellt werden. Begründet wird die Schließung mit erheblichen finanziellen Verlusten in den vergangenen Jahren im Anzeigengeschäft.
Die Belegschaft reagierte geschockt: Ihre Zeitung – vor 150 Jahren gegründet – kann eine sehr gute Auflagensteigerung aufweisen (jetzt um die 7.000 Exemplare) im Gegensatz zur Westfalenpost (WAZ-Gruppe), die mit dem Rückzug alleinige Zeitung in dem Gebiet wird.
„Wieder ein schwarzer Tag für die Medienvielfalt in NRW“, sagt Helmut Dahlmann, Landesvorsitzender des DJV-NRW. Alle Beschäftigen der Mendener Zeitung (Jahn-Verlag, Soest, Verleger Dirk Ippen) sollen alternative Arbeitsplätze innerhalb der Gruppe Märkischer Zeitungsverlag erhalten. Auch zwei Volontäre sollen ihre Ausbildung beenden können. Für die nächsten Tage sind Gespräche mit der Belegschaft angekündigt.
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Jetzt geht das Reinemachen also richtig los – der eine verlässt Menden, der andere – Wetten, dass???? – den Märkischen Südkreis. Willkommen im Einheitsbrei. Und wie war das noch mit Dortmund?
Das ist eine traurige Nachricht.
Ich bin mir sicher, dass auch alle WP-Kollegen in Menden so denken werden. In diesem Fall zählen nur die Mitarbeiter und kein Konkurrenzdenken. Anders als damals im Kreis Soest, als sich manche (!) Ippen-Kollegen (wohl voreilig) innerlich gefreut haben, als die WP dicht gemacht worden ist – und bis heute nicht an Konsequenzen geglaubt haben.
Absprachen mit Ippen? Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Die Unterstellung bzgl. der (schadenfrohen) Ippen-Kollegen im Kreis Soest ist falsch und unfair. Denn bei dem Protestmarsch in Soest waren wohl fast mehr Ippen-Redakteure als WP-Leute aus dem Kreis Soest vertreten. Eine Entschuldigung bzw. Richtigstellung wäre angebracht. Ich sage dies als hauptberuflicher Journalist und freier Mitarbeiter beider Titel.
Die Gebietsbereinigung Ippen-Gruppe und WAZ-Konzern bzgl. Kreis Soest (Werl) und Märkischer Kreis (Menden) scheint System zu haben.
Mein Bedauern gilt den Kollegen und anderen Mitarbeitern.
Gruß aus Wickede
und alles Gute
ad
Die Twitterwelt reagiert rasch. Unter http://twitter.com/Mendener sammeln sich schon Unterstützer eines Bürgerblogs, das der WAZ Paroli bieten will.
Wieder ein schwarzer Tag für die Medienlandschaft. Mein Mitgefühl gilt den Machern dieser Zeitung, die sich für ihr Ideal eingesetzt haben.
[…] Schock: Mendener Zeitung macht dicht … medienmoral […]
Für jene, die es immer noch nicht gemerkt haben:
Wir sind alle nur Figuren auf einem großen Spielbrett.
Das hat alles nix mit Leistung, Auflage oder Qualität zu tun.
Das ist eher wie Monopoly. Wenn alle Straßen vergeben sind, beginnt das Tauschen, Verkaufen, Handeln.
Hat man alle Straßen einer Farbe, verdient man mehr Geld, als wenn der Gegner noch eine Straße besitzt.
Und wir?
Keiner protestiert, keiner streikt, keiner berichtet darüber.
Es ist beeindruckend, wie es die Eigentümer geschafft haben, durch die Nicht-Entlassung der potenziellen Meinungsmacher öffentliche Kritik zu unterbinden.
Was wäre wohl passiert, wenn sie die Redakteure genau so wie die Zeitungsboten und Geschäftsstellenmitarbeiter behandelt hätten?
Inzwischen hat @Mendener auch noch ein adhoc Blog eingerichtet und sucht Mitstreiter: http://mendener.posterous.com/
Wie offensichtlich: Tausche Soest gegen Menden…
@Dunker
Es hat hier und da Häme gegeben und das war nicht fair. Außerdem ist es kurz gedacht…
[…] Medien: Mendener Zeitung macht dicht…Medienmoral NRW […]
Erst kürzlich war die Mendener Zeitung übrigens noch ausgezeichnet worden: http://www.sihk.de/servicemarken/presse/Anlagen/sww/SIHK_11_2009.pdf
Weiß denn schon jemand, wohin die Kollegen geschickt werden? So viel ist von Ippen nicht in der Nähe…
[…] Schock: Mendener Zeitung macht dicht […]
Wenn der Schock vorbei ist, sollte doch wohl die Frage geklärt werde, was die beiden Journalistengewerkschaften tun. Was sie bisher getan haben.
@idrev
Was sollen sie denn tun? Außer den betroffenen Kolleginnen und Kollegen beratend zur Seite stehen.
Das ist – wieder einmal – eine unternehmerische Entscheidung bei der die Herren Schöningh und Co niemanden zu fragen brauchen.
Klar, können die DJV und dju wieder Demos organisieren – zu denen im Zweifel dann wieder keiner der betroffenen Kollegen kommt. Oder Podien veranstalten auf denen sich Vereine und Politik dann ausweinen….
Und was bringt das am Ende?
Nach vier Tagen „Schock“ eine gute Frage.
@Gewerkschafter
Mit der Einstellung, sag ich dir nur eins:
Geh sterben.
Und nimm die beiden überflüsigen Organisationen gleich mit.
@(Noch) mit dabei
geht hier zur Abwechselung mal wieder das große Gewerkschaftsbashing los? Wie ungemein einfallsreich und wie ungemein aufbauend für die meist ehrenamtlich arbeitenden Journalistengewerkschafter! päh, geh mich doch vonne Füsse!
Nun ja, streiken möchte man nicht so gern, das macht einen schlechten Eindruck bei der Gechäftsführung. Der Geschäftsführung sonstwie auf die Füße treten oder überhaupt aufmüpfig werden, macht auch einen schlechten Eindruck bei der Geschäftsführung. Da halten wir besser zurück, ducken uns unter unsere Schreibtische und sehen zu, dass wir dort irgendwie die Ausgabe für morgen fertig bekommen.
Also: Wer also außer diesen komischen Gewerkschaften sollte es denn sonst ‚raushauen? Und wenn die das nicht alleine schaffen, dann ist das eben ärgerlich. Schließlich zahle ich meine Beiträge. Von unterm Schreibtisch.
idrev
Falsche Frage: Die Gewerkschaften können allenfalls die Kollegen informieren, sich mit ihnen solidarisieren. Das Kapital indes halten die Verleger bzw. Verlagsmanager in den Händen. Weder djv noch aber ver.di können die Mendener Zeitung wieder beleben.
Und ganz ehrlich: Von Solidaritätsbekundungen wie von Müntefering beim Kahlschlag der WAZ bekommt kein Kollege einen neuen Arbeitsplatz.
Die Dinge müssen v o r diesen Entscheidungen angegangen werden, denn es wird nicht bei der Einstellung der Mendener Zeitung bleiben. Da werden noch viele Blätter folgen.
Womöglich wird irgendwann dazu auch die Westfälische Rundschau gehören. Ihre Tage, so fürchte ich, sind längst gezählt. Der frühe Redaktionstermin in Lünen etc. , die Büroschließung im Siegerland, das alles ist ein kleiner Tod – bis zum völligen Organversagen. Also Kollegen, wachsam sein, denn besser ist es allemal v o r den Entscheidungen zu reagieren. Sind die erst einmal gefallen, kann man laut wehklagen; bewirkt wird dann aber meist (leider!!!!) ganz seltennoch etwas. Wichtig für die Kollegen derMendener Zeitung ist, dass sie in einer anderen redaktion weiter beschäftigt werden. Auch wenn das schon bitter genug ist.
http://www.blog-cj.de/blog/?p=3003
@ EX-WR-Redakteur: Wachsam sein? Fast alles, was bisher geschah, waren doch Schläge mit Ansage. Wer stand denn auf, als das Fiasko in der Lichtburg angekündigt wurde? Praktisch niemand. Und so wird es auch bleiben – bis zum endgültigen Aus der Zeitung, des Mediums. Der JakBlogger (vgl. den Lesetipp) hat leider in vielen Punkten Recht – auch wenn es mir schwer fällt, das zuzugeben.
Fatal ist eigentlich nur, dass es eine Menge Kolleginnen und Kollegen gibt, die den Kopf jetzt umso tiefer in den Sand stecken. Vierte Gewalt auch durch Zeitungs-Lokaljournalismus? Das war früher. Ich lese inzwischen nicht einmal mehr „meine“ alte Zeitung. Sie ist mir zu belanglos geworden.
Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass, je mehr Verleger- und Geschäftsführerbekentnisse zur Zukunft der Zeitung und zum Qualitätsjournalismus im Printbereich auf den Markt geworfen werden, die Überlebenschanchen des Mediums umso stärker sinken. Fast ist’s wie in der Politik: Wenn Kanzler oder Kanzlerin die überragende Fähigkeit des Ministers lauthals betonen, ist dessen Rücktritt nicht mehr fern. Und es soll ja Politiker an führender Stelle in Medienkonzernen geben…
http://www.indiskretionehrensache.de/2010/03/medienkonzerne-2008/
Genau wie ihr schreibt ist es,den Oberen schert unserer Schick-
sal ein scheissdreck.Da ja leider nur jeder für sich ist,so können
die Zecken machen was sie wollen.Den Zusammenhalt aller ist
leider nicht gegeben und das wissen die genau.Deshalb können
einzelene und die Gewerkschaften nicht viel erreichen,da sie keine
starke Basis haben,leider…Es muß allen nur noch dreckiger gehen
bis etwas passiert.Tja dann auf in den Niedergang!!!
“Der deutliche Rückgang des Konzernjahresergebnisses von + 199,9 Mio. € auf – 11,1 Mio. € ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass dem im Vorjahr realisierten hohen Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf einer Beteiligung im Geschäftjahr kein Äquivalent gegenüber stand.”
Ist aber kein Problem, denn:
„Die Gesamtbezüge der Mitglieder der Gruppengeschäftsführung einschließlich der Wahrnehmung ihrer Aufgaben in Tochterunternehmen betragen 3,0 Mio. Euro.“ Also: Einfach die beiden Herren einsparen, und nach vier Jahren ist die Kohle wieder drin.
Die Lokalzeitung stirbt langsam aber sicher aus. Zumindest schaufeln Menschen wie Bodo Hombach und Daniel Schöningh fleißig am Grab.
Der Leser ist dabei der Dumme: Redakteursstellen werden gestrichen, der Umfang wird gekürzt, Qualität bleibt auf der Strecke, der Abopreis steigt. Und die Herren Chefredakteure lassen sich zu Marionetten degradieren, die fleißig mit ackern.
Das wird sich rächen, meine Herren – versprochen.
Schade, das die Mendener Zeitung eingestellt wird.
„Zumindest schaufeln Menschen wie Bodo Hombach und Daniel Schöningh fleißig am Grab.“
Gute Güte – was für eine verquere Gleichung. Schöningh hat zumindest mal nicht hunderte von Redakteursstellen platt gemacht.
B.
für all diejenigen, die nicht wissen wer Daniel Schönigh ist, das ist der Neffe vom Verleger Dirk Ippen, der Teile des Verlagsimperiums seines Onkels managt
Spannend, wie hier noch die Schandtaten des Ippen-Konzerns gegen die angeblichen Missetaten der WAZ-Gruppe aufgerechnet werden.
Kommen wir mal zu den Fakten: Wer den Unfug glaubt, der zum Begräbnis der Mendener Zeitung von Herrn Schöningh gesagt wurde, der darf getrost seinen Presseausweis abgeben.
Natürlich ist es nicht so, dass die traurige Geschäftsentwicklung den Tod der zu kleinen MZ bedingt hat. 6000 Abonnenten seien zu wenig und die Anzeigenentwicklung…
Denn in Wildeshausen bei Bremen betreibt der Ippen-Konzern immerhin einen Titel, der nur knapp 2400 Abonennten hat. Es ist die Wildeshauser Zeitung, die ebenso zum Ippen-Konzern gehört, der eine Auflage von einer Million (sic!) Zeitungen deutschlandweit unter seinem Dach vereint. Wer mehr wissen soll, sollte Horst Röper vom Formatt-Institut in Dortmund fragen.
Also hätte die Ippen-Gruppe spielend die kleine MZ tragen können, wenn es dort so schlecht stünde, wie behauptet wird. Hat mal jemand die tatsächlichen Zahlen recherchiert?
Folglich ist so klar wie eine frisch geputzte Brille, dass es natürlich ein Tausch-Geschäft Soest/Werl gegen Menden zwischen WAZ und Ippen gegeben hat. Nachdem eine gewisse Schamfrist eingehalten wurde, Soest/Werl sind im vergangenen Sommer eingestellt worden, kommt jetzt „völlig überraschend“ die Mendener Zeitung in die Papiertonne der Mediengeschichte.
Und tatsächlich: Es haben nicht wenige Redakteure der Ippen-Zeitungen im Kreis Soest genau hier in diesem Forum seinerzeit, als es um die Schließung von Soest/Werl ging, das schadenfrohe Lied von der besseren Zeitung gesungen, die sich am Markt durchgesetzt habe.
Leider wird das Spiel weiter gespielt. Und jeder, der sich als Gewinner sieht und nicht in der Chefetage von Ippen oder WAZ sitzt, freut sich zu früh…
Dann warten wir mal, wie der Wettbewerb zwischen Westfälische Rundschau und dem Hellweger Anzeiger ausgehen wird.
Der frühe Redaktionsschluß analog zu Lünen -Mitbewerber sind dort die Ruhrnachten- lässt mich die Nachtigall traben hören….
Offenbar geht Bodo, der mit dem Abbruch-Presslufthammer, nach der bewährten Masche vor: Mache ein Produkt – in diesem Fall die Westfälische Rundschau – so unattraktiv wie nur irgend geht und es wird zum sicheren Ladenhüter.
Kauft diesen keiner mehr, wird das Produkt – in diesem Fall immer noch die Westfälische Runmdschau – eingestellt. So wie es Schickler von Beginn an wollte. Nur dann muß sich die Geschäftsleitung nicht auf Schickler berufen; sondern ich höre Bodo schon barmen: „Leider wurde das Premiumprodukt von den Menschennicht mehr angenommen.“
Fazit: Die Tage der Westfälischen Rundschau – sie sind gezählt. Wer das Ende dieser Zeitung, die namhafte Journalisten hervorgebracht hat und stets besser als die WAZ war, erhalten möchte, muß jetzt handeln. Es könnte sonst wahrlich zu spät sein. Im Siegerland sind`s bis zum endgültigen Abschied wohl nur noch ein paar Glasen…..
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=fl&dig=2010%2F03%2F05%2Fa0034&cHash=a837a69c9c
http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wenn-der-regierungssprecher-anruft/
Warum schreibt hier eigentlich jeder nur mit Nickname? Journalisten sollten doch mit offenem Visier kämpfen und deutlich Ihre Meinung sagen. (Jedenfalls sofert dies nicht direkt Ihren Verleger betrifft …)
@Andreas Dunker
Weil nicht jeder genug Atem, Geld und Nerven hat, um privat einen Klagemarathon wg. Geschäftsschädigung, Beleidigung, übler Nachrede usw. durchzustehen? Weil es fast immer auch den eigenen Arbeitsplatz betreffen würde?
@ Ex-WR-Redakteur Richtig. Und es können Wetten abgeschlossen werden:
100:1 darauf, dass ZVW GmbH & Co. KG in absehbarer Zeit schließt und die Marke „Westfälische Rundschau“ abgibt. Die WR erscheint danach in ihrem alten Verbreitungsgebiet ohne eigene Redaktionen nur noch als Fake-Titel einer Voll-WAZ, mit Lokalteilen von WP oder WAZ. Und im Siegerland einigt(e?) man sich unter der Hand mit der Siegener Zeitung (die übrigens, nebenbei gesagt, zurzeit steigende (!) Auflagenzahlen verbucht, analog zu den desaströsen Verlusten der WR dort).
Im Siegerland wurde außerdem sowieso schon der Traditionsname „Westfälische Rundschau“ im Handstreich über Bord geworfen und versuchsweise durch den vergleichsweise lächerlichen Namen „Siegener Rundschau“ ersetzt.
@Andreas Dunker:
Anonymus hat Recht. Was soll es bringen, wenn sich die Poster hier entblößen. Dann wird es nur unsachlich und gefährlich. Die Häme von 2009 war wirklich fehl am Platze. Die Einschläge kommen näher. Auch für die vermeintlichen Gewinner der Gebietsbereinigung damals. Jetzt lachen die anderen, aber auch sie lachen nicht zuletzt…
@Wetten dass?
Auch Sie haben, leider, Recht. Die WR wird sterben, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Alles ist vorbereitet. Von der Geburt bis zum Leichenbegängnis – nichts als Bedrängnis. Die WR war mal eine Spitzenzeitung. Da wollte man als junger Journalist gerne hin. Leider vorbei. Und sie hätte eine Chance gehabt. Voll unterstützt von Vertriebs- und Anzeigenprofis, voll unterstützt von der Führung in Essen – hütet Euch vor Konzernen.
@Ex-WR-Redakteur + Beobachter an der Haar
Ihr habt wohl leider recht. Die WR scheint den Bach runterzugehen.
Hallo Zusammen!
Zum Thema Schließung der MZ:
Als völlig Unwissende, aber stark Betroffene, würde ich gerne wissen, ob nicht so eine kleine Lokal-Zeitung wie die MZ sich wieder selbstständig vermarkten könnte. Gibt es die Möglichkeit sich bei einer Druckerei einzukaufen, bzw. was ist nötig, um sich loszulösen von so einem großen Verlag, wie der Jahnverlag. Was kann man tun, um die die MZ zu retten?
Lilly
Nach Bekanntwerden der Schließungspläne der Mendener Zeitung hat sich der Landrat des Märkischen Kreises Thomas Gemke in einem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Redaktion und Vertrieb gewandt.
Darin schreibt er:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Bedauern habe ich von der zum 31. März 2010 beabsichtigten Schließung der Mendener Zeitung erfahren. Wieder einmal wird im Märkischen Kreis ein traditionsreicher Zeitungstitel vom Markt genommen. Die von Ihrer Verlagsleitung angegebenen wirtschaftlichen Gründe für diesen sowohl für Sie als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für die Stadt Menden einschneidenden Schritt kann ich nicht nachvollziehen.
Ich verkenne nicht, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Medienbranche in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sind. Gleichwohl ist mir bekannt, dass die Zahl der Abonnenten der Mendener Zeitung vor allem zuletzt zugenommen hat. Dies ist eine Bestätigung Ihrer engagierten redaktionellen und vertrieblichen Arbeit in der
drittgrößten Stadt des Kreises. Umso schwerer muss es Sie treffen, dass ausgerechnet jetzt, und zudem noch wenige Wochen vor dem 150-jährigen Jubiläum der Mendener Zeitung, deren Erscheinen eingestellt werden soll.
Als Balver Bürger, als Politiker sowie als Landrat des Märkischen
Kreises war mir die Berichterstattung, Kommentierung und kritische publizistische Begleitung durch Ihre Redaktion und deren engagierte Redakteurinnen und Redakteure wichtig. Dabei haben Sie sich immer Ihrer Stadt, aber auch dem Märkischen Kreis und der Region verbunden gezeigt.
Mit der Einstellung der Mendener Zeitung geht wieder ein Stück
Pressevielfalt im Kreis verloren.
Ich weiß, dass Sie Ihren Beruf nicht nur als Job, sondern als Berufung empfinden. Dieses Engagement und die journalistische Kompetenz, mit der Sie Ihren gesellschaftlichen Auftrag erfüllt haben, war jeder Ausgabe der Mendener Zeitung anzumerken. Für diesen Einsatz danke ich Ihnen als Landrat des Märkischen Kreises auch im Namen von Kreistag und Verwaltung.
Für Ihren weiteren beruflichen Werdegang wünsche ich Ihnen alles Gute, Zufriedenheit in der neuen Aufgabe und Gottes Segen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Gemke
Landrat
Für alle (Ex-)Kollegen, die sich „für ihren weiteren beruflichen Werdegang“ nicht ausschließlich auf göttlichen Segen verlassen wollen, empfiehlt sich der schnellstmögliche Absprung vom sinkenden Schiff. Der Markt wird großforstig abgeholzt und stückchenweise per von langer Hand geplanter Absprache untereinander verscherbelt. Jetzt wird auch klar, wieso der HA in Unna so gnadenlos auf dem Rücken seiner Mitarbeiter durch inzwischen 13-14-Stundentage das Letzte aus seiner geknechten Mannschaft […] und gleichzeitig inzwischen keinen Grund mehr braucht, um kritische/teure/betriebsratsgründende (!) Kollegen fristlos vor die Tür zu schmeißen. Ansturm zum letzten Gefecht, um der geschrumpften WR-Truppe (die dank fürsorglichem Betriebsrat NICHT bis 23 Uhr noch aktuell Texte produzieren muss/darf) den Todesstoß zu versetzen. Der HA-Juniorverleger H.C-Haarmann spielt in derselben Liga wie Ippen-Neffe Schöningh oder Lambert Lensing-Wolff.
Seht zu, dass ihr wegkommt.
Meine Fresse, wo sind wir eigentlich mittlerweile hingekommen bzw. hingetrieben worden. Das wichtigste Kapital der Fa., engagierte und qualifizierte Mitarbeiter (und das auf ALLEN Ebenen) ist mittlerweile sowas von demotiviert, daß der ganze Laden nur noch eine notdürftig funktionierende leere Hülle ohne Leben ist. „Seht zu, daß ihr wegkommt“ ist leider die Kernaussage, die die Stimmung der Kollegen querbeet trifft. Es war wirklich mal was Besonderes, bei der WAZ zu arbeiten. Mittlerweile komme ich mir vor wie einem schlechten Film, wenn ich durch die Flure laufe oder draußen unterwegs bin und mich mit Kollegen unterhalte (natürlich ohne daß Vorgesetzte dabei sind, dann kann man ja sofort die Jacke anziehen und gehen). Mann, stinkt der Fisch vom Kopf her! Und daß keiner da ist, der dazwischenhaut, ist das allerschlimmste.
@anhängsel
Nicht zu vergessen: Es waren garantiert nicht die schlechtesten Leute, die zuerst gingen.
Nö logisch, die besten sind längst überall weg, rausgefrustet worden oder rausgemobbt oder angewidert in die Flucht geschlagen oder wie auch immer, das sieht man den Lokalblättern ja auch an. Kannste gleich das Anzeigenblatt lesen und zahlst nix dafür. Es gab ja mal eine Zeit (ich erinnere mich dumpf), da man guten Journalismus noch mit kritischem Nachhaken und In-die-Tiefe-Gehen und Mitdenken gleichsetzte. Wer heute kritisch mitdenkt, riskiert Abmahnung und Kündigung, im besten Fall Dauerfrust. Ich denke, jeder muss selbst entscheiden, ob er sich sowas bloß für die (vergleichweise fette) Kohle dauerhaft antun will. Mit den Lokalblättern wird´s ohnehin zumindest absehbar weiter bergab gehen, bis irgendwann (vielleicht) ein Revival kommt.
Wiederum O-Ton eines gewissen Jungverlegers; „Ich habe stapelweise Bewerbungen liegen.“ Und wer für die rausgeekelten Besten kommt, ist völlig unerheblich, da ja derzeit großflächig Konkurrenzen wegrationalisiert werden. Der Leser hat da keine Wahl mehr. Der kann nur noch selbst Anzeigenblatt lesen.
Wie wahr: Viele gute und qualifizierte Leute sind gegangen. Viele angepasste Existenzialisten, die im Gefolge des Personalabbaus ihre Aufstiegschance auf der Karriereleiter (ohne Sprossen) in der zentralen Redaktion und den Restredaktionen witterten, sind geblieben und bevölkern die verbliebenen Redaktionsplätze. Wer erwartet bei solcher Entwicklung noch Qualitätsjournalismus. Der ist höchstens noch die Ausnahme.
es gibt schon underdog-revoluzzerpläne, in kahlgeschlagenen städten underdog-blätter herauszugeben. an qualifiziertem personal mangelt´s ja nicht!!
@exkonkurrenz
Bitte klären Sie mich auf: Wer oder was sind underdog-revoluzzer? Und was sind underdog-blätter? Sind das Blätter VON oder Blätter FÜR underdogs? Falls beides: Gibt es das nicht schon seit 1952?
Heute und morgen sind ja Betreibsratswahlen bei der WAZ-Mediengruppe. Gibt es hier im Blog von „medienmoral“ die Ergebnisse? Das sollte unbedingt sein, damit nicht wieder Vermutungen, Gerüchte oder Unwahrheiten kolpoltiert werden.
@wahl
Das ist eine gute Idee, dann wissen die Kollegen am Niederrehin genauso Bescheid wie die im „Osten“.
Über 50, gläubig verwurzelt .
Lokal interessierte Leser hängen an ihrer Zeitung berichtet der kressexpress
http://kress.de/mail/tagesdienst/detail/beitrag/103051-ueber-50-glaeubig-verwurzelt-lokal-interessierte-leser-haengen-an-ihrer-zeitung.html