Die Angst geht wieder um im Haus Lensing-Wolff

Als Lambert Lensing-Wolff am 19. Januar 2007 die komplette Redaktionsmannschaft der Münsterschen Zeitung von jetzt auf gleich vor die Tür setzte, um sie durch Jüngere zu ersetzen, handelte er sich bundesweiten Protest und öffentliche Schmach ein. Jetzt will der Dortmunder Verleger (Ruhr Nachrichten) offenbar seinen Laden wieder ummodeln – und bedient sich der subtileren Art. Wie jetzt bekannt wurde, sind schon vor Wochen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Medienhaus Lensing Einzelgespräche geführt worden oder werden noch geführt. Das Kalkül: Wer uns lieb ist, kann bleiben, wer älter und zu teuer ist, kann gehen. Neueinstieg nicht ausgeschlossen, mit anderen Verträgen zu anderen Konditionen. Wenn man wieder lieb ist. Angst und Unsicherheit schüren, mürbe machen, ja keine Kollegialität oder gar Solidarität aufkommen lassen… Die Angst geht um in Dortmund und im Münsterland.

185 Antworten zu “Die Angst geht wieder um im Haus Lensing-Wolff”

  1. Unfug sagt:

    @Dora „Für die breite Masse gibt es das Internet erst seit gut zehn Jahren“ … Dementsprechend (auch durch Verschulden der Verleger etc) hatten die Lokalredaktionen es vorher auch nie auf dem Schirm und nun müssen Strukturen dazu geschaffen werden.“
    .
    Unfug und sachlich falsch.
    1. „Internet“ gibt es als Angebot der Verlage schon viele Jahe länger als die Newsdesks. Deshalb hatten es die Lokalredaktionen vorher sehr wohl auf dem Schirm. Und deshalb müssen müssen auch nicht „nun“ erst Strukturen (in Form von Newsdesks) dafür geschaffen werden.
    2. Internetangebote können sehr gut ohne Newsdesks erstellt und bedient werden. Um redaktionellen Content zu integrieren, sind in erster Linie Web-Content-Management-Systeme und ein entsprechender Workflow innerhalb der Redaktionssysteme erforderlich. Das bedingt aber nicht das Vorhandensein von Newsdesks. Wichtig sind vielmehr eigene Internet-Redaktionen, die dann auch für User-generierten Content verantwortlich sind (Diskussionen, Moderation).

  2. Tremonia sagt:

    “… Internet erst seit gut zehn Jahren”.
    Dora, hör‘ auf! Spiegel Online gibt es seit 1994, „Die Welt“ ist seit 1995 online, die RP seit 1996.

  3. Hans S. sagt:

    „Wir befinden uns hier nicht auf Wikipedia, sondern in einer Diskussion“.
    Und da darf man ruhig schlampig formulieren, damit es irgendwie in den Kram passt. Na klar. Wir müssen Dich dann aber auch nicht mehr ernst nehmen.

  4. Brisko sagt:

    es wundert mich ein wenig, dass W&V erst jetzt über den Start der neuen Immobilienbeilage Immomia aus dem Hause Lensing-Wolff (Ruuhrnachrichten/ Münstersche zeitung) berichtet, der Start war ja schon am 27. Juli, wenn ich mich nicht irre, interessant die Information, dass allein die Werbekampagne für das neue Produkt einen Betrag im „deutlich sechsstelligen Bereich“ gekostet hat, da wird also noch mal Geld in die Hand genommen
    http://www.wuv.de/nachrichten/medien/lensing_hilft_bei_immobiliensuche

  5. ichliebees sagt:

    McLensing produziert weiterhin Qualitäts-Desk-Ware am Stück:
    .
    http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article8843908/Zerbrochener-Blumenkuebel-ist-der-neue-Star-im-Web.html
    .
    So wird’s gemacht: Nachrichten, die innerhalb einer kleinen Kommune interessieren, via Twitter unbedingt in die weite Welt pusten, wo sie den Sack Reis verdrängen. Dann erntet man auch Hohn und Spott. Da sieht man einer mehr die Vorteile der crossmedialen Newsdeks beim Lensing, tschuldigung der Regio-MS oder DO-Desks.

  6. Dora sagt:

    Es gibt auch schon Apps für das iPad heutzutage von führenden Medienhäusern, trotzdem wird momentan noch keiner von einer massenhaften Nutzung sprechen. 2000 war nur jeder achter Deutscher überhaupt online, letztes Jahr surfte schon fast jeder zweiter Deutscher täglich durch das Web.

    Das Internet kann je nach Nutzung Massenmedium sein, muss es aber nicht. Das ist ebenfalls Konsens.

    Eine Medienexpertin bin ich sicherlich nicht und habe ich auch mit keiner Silbe behauptet.

    Ansonsten setze ich in Diskussionen darauf, dass der Diskussionspartner an einer sachlichen Diskussion interessiert ist. Da das aber nicht allgemeiner Konsens zu sein scheint, ziehe ich mich nun zurück. Es ist sowieso eigentlich viel zu riskant hier mitzudiskutieren, wenn man an seinen Job hängt.

    Wenn die Blogbetreiber Lust und Zeit haben, würde ich übrigens mal an Ihrer Stelle die IP-Adressen auswerten hier im Beitrag, ich glaube, das könnte wirklich interessant werden.

  7. Unfug sagt:

    „Wenn die Blogbetreiber Lust und Zeit haben, würde ich übrigens mal an Ihrer Stelle die IP-Adressen auswerten hier im Beitrag, ich glaube, das könnte wirklich interessant werden.“
    .
    Mein Gott, bei soviel Ahnungslosigkeit bleibt einem wirklich die Spucke weg.

  8. Tor sagt:

    „war nur jeder achter Deutscher … surfte schon fast jeder zweiter Deutscher … viel zu riskant hier mitzudiskutieren … wenn man an seinen Job hängt … an Ihrer Stelle…“
    .
    Vor allem sollte man nicht derart viele Fehler fabrizieren, wenn man an seinen Job hängt 😉
    .
    Die IP-Adressen sind bestimmt interessant. Meine ist im Moment 194.154.227.109 (Slowakei) – nee, halt, jetzt lautet sie 203.174.87.18 (Singapur). Viel Spaß damit.
    Für alle, die sich jetzt wundern, und natürlich für unsere glorreiche „Internet-Expertin“ Dora: https://www.foebud.org/datenschutz-buergerrechte/vorratsdatenspeicherung/privacydongle/index.
    .
    Aber selbst ohne Tor: Schon mal etwas von dynamischer Adressierung gehört, Dora?

  9. Job und Syntax sagt:

    „Eine Medienexpertin bin ich sicherlich nicht und habe ich auch mit keiner Silbe behauptet.“
    .
    Schreibexpertin wohl auch nicht.

  10. Meinungen_respektieren sagt:

    Ich verstehe nicht, warum man sich hier als Einzelperson persönlichen Angriffen aus allen Ecken erwehren muss, nur weil man sich erlaubt, eine andere Meinung zu haben als die meisten
    Dauer-Kommentierer.

    .

    Und nein, ich bin nicht „Dora“ und auch nicht zwangsläufig ihrer oder seiner Meinung.

    .

    Aber man sollte hier schon diskutieren und seine Meinung sagen dürfen, ohne angegriffen zu werden – selbst wenn diese Meinung nicht den hier üblichen negativen Unterton hat.

  11. Kollege sagt:

    Meinungen sollten respektiert werden, richtig. Es sollten aber auch Sachverhalte richtig wiedergegeben und nicht frisiert werden, weil sie dann besser zur Meinung passen. Das ist hier beim Aspekt Internet leider sehr deutlich geschehen, um ihn zur Voraussetzung des umstritteten Newsdesks aufzubauen.
    .
    Nicht über eine andere Meinung, sondern in erster Linie über die permanente Klitterung der Fakten haben sich hier Kolleginnen und Kollegen geärgert. Zu Recht.

  12. Medien2010 sagt:

    Es ist beschämend für den Journalismus wenn man in den vergangenen Wochen sieht, welche abstrusen Wellen die „Geschichte“ mit dem umgeworfenen Blumentopf geschlagen hat. Das DER SPIEGEL jetzt in der letzten Ausgabe auch noch hergeht und den Newsdesk-Chef dazu befragt und der ganz staatsmännisch seinen Salmon dazu gibt und allen Ernstes behauptet, dass das doch bitteschön ins Blatt gehörte ist einfach nur frech. Um Eure Blätter zu füllen, fahrt rum und recherchiert ordentlich. In jeder Stadt wird es genug Fälle geben wo seitens der Kommunen das Geld nur so verplempert wird aber andererseits gejammert wird, wie pleite sie doch sind. Oder nehmt immer wieder Kik ins Visier, was ihr aber wahrscheinlich von der Verlagsleitung nicht dürft, weil dieser Mensch ganzseitige Anzeigen in Euren Blättern schaltet.

  13. ochtrop sagt:

    Vor allem hat er nicht gemerkt, dass die RN wegen dieser Top-Story nur veräppelt werden.

  14. Westfale sagt:

    Offenbar gab es schon die ersten Kündigungen im Hause Lensing-Wolf. Was das Perfide ist: In den vergangenen Jahren hat der Verlag die einzelnen Lokal-Blätter in kleine Verlage zerlegt. Dadurch umgeht man die Sozialauswahl und in vielen Fällen auch die Abfindung. Zumindest muss man für die Abfindung vor Gericht ziehen. Sonst gibt es gar nichts. Ich frage mich nur, wie ein Verlag mit solch einer Billig-Strategie überleben kann. Ich glaube es nicht.

  15. ochtrop sagt:

    Na, gar nicht. Erst werden sie in Münster vor die Hunde gehen und danach kauft Hombachs Nachfolger den Rest in Dortmund auf, nachdem die Rundschau entsorgt worden ist.

  16. Besserwessi sagt:

    @Medien2010
    Sermon, nicht Salmon hat er staatsmännisch dazugegeben. Beim Sermon handelt es sich um Verkündigung einer Glaubensweisheit, bei Salmon im günstigen Falle um Forellen oder Lachse, im ungünstigen um Bakterien. Und das mit den Bakterien wollen wir dem Kollegen Newsdesk-Chef doch noch nicht unterstellen…
    SCNR

  17. Heimspiel sagt:

    Beim „Heimspiel“, der beliebten Lokalsportbeilage für die Kreise Münster und Warendorf der Münsterschen Zeitung (MZ), wird es zu einem „nicht unerheblichen Einschnitt kommen … der auch ein bisschen weh tut“, wie Herausgeber Andreas Teipel im Vorwort der heutigen Ausgabe schreibt. Statt 40 mal im Jahr, wie bislang, soll „Heimspiel“ zukünftig nur noch 10 mal im Jahr als gedruckte Beilage der MZ erscheinen. Es werde eine Umgewichtung vom gedruckten Heft hin zur Internetseite heimspiel-online.de geben. Sicher ein herber Verlust für alle am Lokalsport interessierten Münsteraner, die sich online auch schon über http://echo-muenster.de/ und die Internetseiten der beiden Lokalzeitungen über das lokale Sportgeschehen informieren können…

  18. Bote sagt:

    Im Stellenteil der Münsterschen Zeitung (und vermutlich auch der Ruhrnachrichten) findet sich heute eine Stellenanzeige, in der das Medienhaus Lensing zur Verstärkung des Bereichs Logistik/ Zustellung einen Projektmanager (m/w) sucht. Natürlich zunächst befristet auf zwei Jahre. Zu dessen (oder deren) Aufgaben soll es gehören, zukunftsfähige Entlohnungsmodelle im Bereich Zustellung zu entwickeln. Da hätte ich gleich einen Vorschlag parat, einfach den Lohn pro verteiltem Exemplar um zehn oder noch besser 20 Prozent anheben, für die Menschen, die sich mitten in der Nacht aus dem Bett quälen, um uns bei Wind und Wetter die Zeitung zu bringen

  19. Realist sagt:

    @Bote
    Wahrscheinlich wird es genau umgekehrt laufen.

  20. Uru sagt:

    @Bote

    Naja, die verdienen immerhin noch mehr als die Volos.

  21. Bote sagt:

    @Uru
    Das kann eigentlich nicht sein, laut derzeit geltendem Tarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteuren an Tageszeitungen müsste ein Volontär im 1. Ausbildungsjahr wenn er älter als 22 Jahre ist 1.755 Eurp verdienen und 2. Ausbildungsjahr 2.034 Euro. Ich kenne keinen Boten, der so viel Geld verdient

  22. Geschmacklos sagt:

    Nach dem Geschmack von LW wäre es doch bestimmt, den jetzigen Vertrieb ohne Vorwarnung über Nacht zu entlassen. Die Arbeiten könnten dann freie Handelsvertreter übernehmen und die Boten bekämen nur noch Geld pro korrekt ausgelieferter Zeitung, also Abzüge für Fehlwürfe, keinen Urlaub und kein Krankengeld. Ach, aber nein, das wäre bestimmt immer noch nicht innovativ genug…

  23. Wiebke Westhues sagt:

    @ochtrop: „erst werden sie in Münster vor die Hunde gehen und danach kauft Hombachs Nachfolger….“

    So oder ähnlich wird es kommen. Es ist allgemein bekannt, dass LL nur widerwillig aus den USA nach Deutschland gekommen ist, um sein Erbe anzutreten.

    Wenn er mit seinen neoliberalen Adlaten und den „Jungen, Dynamischen“ das Erbe an die Wand gefahren hat, dann kann er endlich verkaufen und die Rückreise antreten.

  24. Uru sagt:

    @Bote

    Lensing-Volos werden nicht nach Tarif bezahlt. Mehrere 100 Euro drunter.

  25. Unterirdischer sagt:

    @Uru
    Nach meinen Recherchen sind´s 950 Euro Differenz.

  26. Geschmacklos sagt:

    Ach, dann stimmt das gar nicht, dass die Volos vorher auch die Zeitungen austragen müssen…?

  27. Bote sagt:

    @uru mehrere hundert Euros drunter! da bleibt einem ja die Spucke weg, wie weit soll sich denn die Lohnspirale in den journalistischen Berufen noch nach unten drehen?

  28. Hahaha sagt:

    @Bote
    Geld selber mitbringen.

  29. Bote sagt:

    @hahaha. ja ja Humor ist, wenn man trotzdem lacht, aber wenn das das Ende vom Lied ist, dass wir alle kollektiv im Nichtstun verharren und tatenlos zugucken, wie sich unsere Arbeitswelt wieder in ein frühkapitalistische Arbeitswelt verwandelt, wo wir gedacht haben, die wäre für immer überwunden, dann gute Nacht Freunde, dann sind die Arbeitnehmer nur noch willfährige Objekte der Arbeitgeber, die einseitig die Bedingungen der Erwerbsarbeit diktieren, ungebremst, ohne irgendeine Form von kollektiver Gegenwehr, da wird flexibilisiert, dass die Heide wackelt, Personal nach Belieben hin- und verschoben, eingestellt, ausgelutscht und wieder weggeschickt. Begriffe wie humane Arbeitsbedingungen, Sozialpartnerschaft. Mitbestimmung oder Tariftreue sind da doch längst Relikte aus einer schon lange vergessenen Zeit

  30. Brisko sagt:

    Das Medienhaus Lensing scheint den gleichen Fehler machen zu wollen, wie ihn auch schon die WAZ-Mediengruppe gemacht hat. Bei den Ruhrnachrichten sollen offensichtlich sämtliche Geschäftsstellen bis zum Ende diesen Jahren schließen, die Leser sollen sich dann an das verlagseigene Callcenter WestCall mit ihren Anliegen wenden. Mit den Mitarbeitern der Geschäftsstellen wurden schon oder werden noch Personalgespräche geführt. Für die Schließung der Geschäftsstellen, der wieder einen weiteren gefährlichen Verlust lokaler Nähe der Tageszeitung bedeutet, soll einmal mehr der bekannte „Zwang“ zur Kostenreduzierung angeführt worden sein

  31. Betschwester sagt:

    Eine Schließung der Geschäftsstellen wäre doch nur konsequent. Die Braut muss hübsch gemacht werden.

    Kompetenz raus, billig rein – dieses Ziel wird seit Jahren erfolgreich verfolgt. Starke Kollegen werden gegangen – gerade erst im Doppelpack in der Dortmunder Lokalredaktion. Zurück bleiben die schwachen, willfährigen Festangestellten und ein stetig steigender Pool an Unternehmern, die sich für 10 Euro brutto die Stunde prostituieren. Mit Qualität hat das schon lange nichts mehr zu tun. Ist aber auch nicht die Maßgabe.

    Kein Wunder also, dass sich gerade von den Ruhr Nachrichten immer mehr Leser abwenden. Noch nicht einmal, weil man Zeitung nicht mehr für haltenswert hält. Eher weil immer mehr es tatsächlich nicht mehr mit sich vereinbaren können, solch ein System durch ein monatliches Abonnement zu unterstützen. Hier haben die Redaktionsschließungen in Gladbeck und Bottrop (2006) sowie in Münster der Redaktionsaustausch (2007) dazu beigetragen, dass andere Medien der Öffentlichkeit zumindest ein bisschen davon nahe bringen konnten, was hinter den Mauern der RN vor sich geht.

  32. Unternehmer sagt:

    Prostituieren? Quatsch. Ich verteile denselben kalten Kaffee für durchschnittlich 20 Euronen pro Termin an drei bis fünf Billigheimer. Dann stimmt’s wieder.

  33. Redaktor sagt:

    @ Betschwester „Kompetenz raus, billig rein – dieses Ziel wird seit Jahren erfolgreich verfolgt.“
    .
    Erfolgreich geht anders. Seht euch mal die IVW-Zahlen von Blättern an, wo eine sattsam bekannte Unternehmensberatung riet, „Synergien“ zu nutzen und erfahrene, aber, weil ältere, teure Kollegen en Gros hinaus-abfinden ließ. Der Leser – von dem es ja nach wie vor nur recht diffuse Vorstellungen in Redakteurs- und Verlegerköpfen gibt – scheint eben doch zu bemerken, was da hinter den Kulissen seiner Zeitung abgezogen wird. Und irgendwann bestellt er ab, wenn ihm gnadenlos dumme Fehler, oberflächlich redigierte PR-Texte und Artikel auf Schülerzeitungsniveau auf den Keks gehen.
    Es nützt eben überhaupt nichts, gebetsmühlenartig vom Qualitätsjournalismus zu predigen und den Redaktionen gleichzeitig jegliche dafür notwendige Grundlage zu entziehen. Auch wenn man den Qualitätsabbau unter Schaumgebirgen wie „wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen in einer kleinen, aber schlagkräftigen Redaktion blablabla…“ zu verbergen sucht. Dieses dümmliche Politikergeschwafel muss selbst einen mit nur mäßiger Intelligenz austatteten Leser ankotzen, wenn er gleichzeitig bemerkt, dass seine Zeitung schon wieder dünner geworden ist.

  34. Redaktor sagt:

    … ausgestatteten Leser…
    Sorry

  35. Tom sagt:

    „Menschenverachtend“ ist ein Wort, das ich in diesem Blog sehr häufig lese. Es ist absolut zutreffend für das, was sich seit der Geschäftsübernahme von L Junior in diesem Verlag abspielt.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Aus diesem Anlass möchte ich aus einem Gespräch zwischen Herrn L Junior und mir zitieren, das während meiner letzten Volo-Schulung im Juni 2002 in einem Tagungsraum der Druckerei in Dortmund-Dorstfeld stattgefunden hat.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Herr L Junior war damals kurze Zeit am Steuer und erklärte den versammelten Volontären aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland, wie schlecht es in der (damals ersten) Zeitungskrise aussieht und warum er keine Redakteure mehr einstellen könne.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Anmerkung: Zu den versammelten Volontären gehörten wie ich selbst einige, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zehn Jahren für seinen Verlag arbeiteten und während ihres Studiums lange vor dem Volontariat Verantwortung als Redakteure in Vertretung der Angestellten übernommen hatten, um sich so auf ihre spätere Tätigkeit vorzubereiten und um so ihre eigene Ausbildung zu finanzieren.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    In der beschriebenen Runde von mindestens zwanzig Volontären herrschte zunächst betroffenes, teilweise ungläubiges Schweigen.
    Also fragte ich Herrn L Junior, ob ihm eigentlich klar sei, was das alles für Menschen bedeutet, die seit ihrer Schulzeit auf das Berufsziel „Redakteur“ hingearbeitet haben. Und fragte ihn zudem, was er diesen Menschen nun für ihre berufliche Zukunft empfehle.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Die Antwort von Herrn L Junior war kurz und kühl: „Mit dem Begriff `Redakteur`kann ich nichts anfangen. Mit dem Begriff `Journalist`schon.“
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Danach war ich in diesem kurzen Gespräch auch sprachlos. Das Wort „menschenverachtend“ kannte ich damals schon, die Bedeutung des Begriffs „Neoliberalismus“ habe ich im Laufe der Jahre wie viele andere Menschen schmerzvoll erfahren müssen.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Ich selbst war damals 29 Jahre alt, bin ohne es zu merken schwer depressiv geworden und weiß heute sehr gut, was es heißt „den Verstand zu verlieren“. Im Jahr 2010 kann ich als gesunder Mensch zurückblicken und den vielen Menschen danken, die mich unterstützt haben.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    An dieser Stelle möchte ich auf die Worte von Herrn L Junior zurückkommen: Wundert sich in dieser virtuellen Runde eigentlich nur ein Mensch darüber, wie diese Zeitung heute aussieht? Eine Zeitung, die offensichtlich auch ohne Redakteure auskommen kann?
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Ich habe hier alles geschrieben, was für mich hier zu schreiben ist. „Menschenverachtend“ ist das einzig treffende Wort, das auf die Unternehmensführung und Lebenseinstellung von Herrn L Junior zutrifft. […] ist sicher ein passendes Substantiv, welches seine Medienkompetenz beschreibt.
    xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
    Um meine persönliche Geschichte geht es in diesem Beitrag nicht. Das ist Vergangenheit. Mir persönlich ist auch klar, dass Herr L Junior eine schwere Aufgabe übernommen hat. Er hätte sogar keinen schlechteren Zeitpunkt für seinen Amtsantritt wählen können. Trotzdem zieht sich ein roter Faden durch seine Unternehmensführung. Der rote Faden einen menschenverachtenden, neoliberalen Personalpolitik. Nur, wie das bei einer Tageszeitung so ist: Das Ergebnis gibt es an sechs Tagen in der Woche in gedruckter Form. Und ein Printprodukt ohne Redakteure ist ein Trauerspiel, für das kein denkender Mensch Geld zahlt.

  36. Tom sagt:

    Korrektur: Der rote Faden einer menschenverachtenden, neoliberalen Personalpolitik.

  37. Anonym sagt:

    Ich war über 30 Jahre an verantwortlicher Stelle bei den RN! Und:es waren (bis auf die letzten) schöne Jahre… Heute bin ich froh, unter diesem Jung-Verleger und den Chefredakteuren (wie viele von diesen Spezies braucht so eine kleine Tageszeitung?) nicht mehr arbeiten zu müssen. Einen dieser Chefs traf ich vor einiger Zeit auf dem Ostenhellweg. Wie´s mir gehe? Antwort: Seit ich Sie und sie nicht mehr zu grüssen brauche: GUT!

  38. Redaktor sagt:

    Offen gesagt kann ich so manchen Beitrag hier nicht so recht nachvollziehen. Und es ist gerade der letzte Kommentar, der mir aus der Seele spricht. Denn mir, der ich 25 Jahre bei einer anderen Zeitung tätig gewesen bin, geht es ebenso: Seit ich diesen und jenen nicht mehr zu grüßen brauche…
    Also, was soll noch das ganze Gewinsel? Die Spar-Verleger schaffen sich auf Dauer selbst ab (schön, was einem der Sarrazin jetzt so in den Mund legt), denn dem vordergründigen Effekt folgt der langfristige Abstieg des jeweiligen Blattes. Alles schon x-mal hier geschrieben worden und auch nachweislich richtig.
    Aber: Muss ich diese Reise mitmachen? Bin ich gezwungen, nur in einem Protestblog meinem Ärger Luft zu machen und sonst, mich immer schön wegduckend, mir das ganze Fiasko anzutun, Tag für Tag?
    Nö, muss ich nicht. […]
    All‘ das muss ich nicht. Denn ich habe nur dieses eine Leben. Es ist mir zu wertvoll, um es mir von neureichen, neoliberalen und letztlich doch asozialen Typen versauen zu lassen. um mit Angst um den Arbeitsplatz abends ins Bett zu gehen und morgens wieder aufzustehen.
    Jeder, ohne Ausnahme, kann auch etwas anderes machen. Andere Zeitung, anderes Medium, Pressebüro, PR, vielleicht sogar einen ganz anderen Beruf. „Etwas Besseres als den Tod findest du überall“, sagte der Esel. Eben.

  39. Tom sagt:

    Ja, da stimme ich dir zu. Das Leben ist zu schön und zu kurz, um es in einem Umfeld wie dem hier kommentierten zu verbringen. Das bringt uns allen nur schlechte Vibrations…
    Für die jüngeren Berufskollegen wie mich und natürlich auch für die von uns geschätzten älteren, bei denen wir viel gelernt haben, gilt es, neue berufliche Wege zu finden. Es gibt viele, auf denen wir uns kreativ betätigen können. Ich wünsche Euch schöne Jahre nach diesen schlimmen Zeiten!

  40. wunsch und wirklichkeit sagt:

    Interview mit Anneliese Brost: … dass Zeitungen kein normales Wirtschaftsprodukt, sondern etwas ganz besonders Verantwortungsvolles sind. … Profitgier, die heute leider allzu modisch ist, treibt uns nicht um. Wer gierig ist, darf kein Mediengeschäft haben. Der Mensch, ob Leser oder Schreiber, ist im Mittelpunkt.

  41. Interview? sagt:

    Für jede Meldung gibt’s ’ne Autorenzeile oder es wird ein Kürzel druntergesetzt. Doch, wer das Interview mit Frau Brost geführt und aufgeschrieben hat, erfährt man nicht. Merkwürdig.
    Und: Hat einer den Zeppelin gesehen? Mit Riesen-Leuchtschrift: Bodo Hombach gratuliert Anneliese Brost zum 90. Doll, ne?

  42. Keine Zeit sagt:

    Hat jemand das „Zeit“-Dossier über Bodo H. gelesen? Wer es versäumt hat, hat nichts versäumt.

  43. Medienmoral sagt:

    Wer das Dossier über den „Strippenzieher“ Bodo trotzdem noch lesen möchte, findet es inklusive einiger Kommentare hier:

    http://www.zeit.de/2010/36/DOS-Bodo-Hombach

  44. Fisch sagt:

    „Der Heilbutt ist ein Wesen, das Hombach imponiert.“
    .
    Und die „Zeit“ ist eine Zeitung, die ich jetzt abbestellt habe.

  45. WAZ des Tages sagt:

    Dieses ZEIT-Stück sollte man allen WAZ-Lesern, deren Zeitung täglich schlechter wird, und allen Noch- und Nicht-mehr-Redakteuren zur Lektüre empfehlen. Sie alle zahlen die 500 Öre für den Fischer und den ganzen anderen Pazifik-Wellness-Koch-Premium-Hütten-Quatsch.
    #
    Es ist einerseits schon erstaunlich, wie sehr sich der ZEIT-Kollege durch einen simplen Kanada-Flug korrumpieren ließ – andererseits ist eben durch die merkwürdige Ehrfurcht des Journalisten vor dem Lebensstil Hombachs eine schöne Wahrheit abgebildet worden: Die Wahrheit eines Parvenüs, der sich kein Stück für das interessiert, was er täglich vor sich her trägt und dessen ganzer Auftritt im krassen Gegensatz zu seinen Predigten steht. Kein Maß, kaum Geist, kein Anstand.
    #
    Insofern fand ich den Text doch irgendwie erhellend.

  46. Redaktor sagt:

    @ WAZ des Tages
    Oh, oh. Ich hatte weiter oben das Wort „Parvenü“ verwendet, ganz allgemein und ohne Bezug zu irgendeiner real existenten Person (ich wüsste selbstverständlich auch nicht, zu welcher).
    Wurde hier trotzdem zensiert – warum auch immer…

  47. Gedanken eines Lesers sagt:

    [Aus Pietätsgründen habe ich meinen Beitrag aus einer anderen Rubrik hier hin kopiert, bitte nicht wundern.]

    Schlimmer noch als das reine, nun völlig ungebremste “Weitermachen” der WAZ-Geschäftsführung finde ich die Tatsache, dass in den letzten 14 Tagen zwei Artikel über Frau Brost in der WAZ erschienen sind.

    Man beachte: Der erste war ein Interview von Potthoff mit Brost, welches durchsetzt war von Phrasen, in denen Brost deutlich macht, dass sie uneingeschränkt(!) hinter allen Massnahmen der Geschäftsführung und vor allem Bodo Hombachs steht.

    Jetzt der Artikel vom Reitz(-Wolf um beim Thema zu bleiben), der ebenfalls wie das Interview durchsetzt ist mit sog. O-Tönen (aber wer prüft das schon) von Frau Brost, die ebenfalls uneingeschränkt hinter den Reitzschen Massnahmen gestanden habe.

    Nu`ist die gute alte Dame leider verstorben und ich frage mich, ob sie überhaupt in der Lage gewesen ist, das Interview mit Potthoff bei völliger Geistesgegenwart noch gegenzulesen geschweige denn zu geben?

    Aus meiner Sicht haben die Wölfe hier schnell noch versucht, sich den schnell öffentlich gemachten Segen der Dame zu sichern, um sich damit für jetzt und immer auf ihr Vertrauen berufen zu können…

    Wie seht ihr das?

  48. mann-o-mann sagt:

    mann-o-mann, nach allem was zu hören ist, nimmt der Dortmunder Zeitungsverleger Lambert Lensing-Wolff ja einen ganzen schönen Batzen Geld in die Hand, um sich möglichst zackig von seinen Alt-Redakteuren im Kreis Steinfurt zu trennen, die noch in Anlehnung an der Tarifvertrag bezahlt wurden. Lohnfortzahlungen über Monate, Abfindungen, da kommt unterm Strich ein ganz schönes Sümmchen zusammen, das auch ein reicher Mann nicht eben aus der Portokasse begleichen kann. Da kann man den betroffenen Kolleginnen und Kollegen nur ein gutes Verhandlungsgeschick und eine gute Beratung wünschen