Geht die Deutsche Welle baden?

Die ohnehin reformgeprüften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Welle sind empört, gefrustet, besorgt, genervt: 18 Punkte hat die Direktion als angeblichen Rettungsring gegen die Finanznot entwickelt, hat ihnen den Titel „Konzentration und Wandel“ verpasst, will Multimedia stärken, den Hörfunk schwächen und erwartet von den Gewerkschaften Entgegenkommen, um das ganze Paket durchzusetzen. Personalabbau – bei Festen wie bei Freien – soll zwar sozialverträglich abgewickelt werden. Was das aber heißt, ist bisher völlig unklar.

18 Punkte, die organisatorisch alles auf den Kopf stellen werden, wenn die Pläne denn so durchgehen sollten. So soll künftig nicht mehr nach Mediengattung getrennt gearbeitet werden, so dass die Redaktionen für Fernsehen, Hörfunk und Online – also trimedial – arbeiten. Themen und Regionen sollen dann die Ressorts bestimmen.

Die beabsichtigte Konzentration auf Multimedia und Fernsehen zu Lasten des Radioprogramms wirft allerdings die Frage auf, ob die Deutsche Welle ihrem Programmauftrag dann überhaupt noch gerecht werden kann. Anders als bisher stehen jetzt sogar betriebsbedingte Kündigungen im Raum. Doch so einfach wäre das nicht, denn es gibt einen tariflich vereinbarten Rationalisierungsschutz. Allerdings möchte der Intendant diesen Schutz jetzt herunterhandeln. Gehen die Gewerkschaften nicht mit, soll es eben Freie und befristet Beschäftigte treffen.

Die Stimmung ist mies, die Unsicherheit über die Zukunft der Deutschen Welle groß. Nun müssen sich Rundfunk- und Verwaltungsrat mit den Reform-Vorschlägen befassen. Eine Stellungnahme der Bundesregierung zur DW-Aufgabenplanung ist seit Monaten überfällig. Gerade in der Politik, so beklagen viele DW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, mangelt es derzeit an Interesse. Da hilft wohl nur eine öffentliche Debatte darüber, welchen Auslandsrundfunk Deutschland eigentlich will und braucht. Sonst geht die Deutsche Welle baden.

11 Antworten zu “Geht die Deutsche Welle baden?”

  1. […] Medien II: Geht die Deutsche Welle baden?…Medienmoral NRW […]

  2. Ähmmm sagt:

    Formuliert doch mal eine Existenzberechtigung oder besser noch: Eine Idee für die Zukunft. Warum sollen euch Leute hören und das gesamte Restvolk Gebühren dafür bezahlen?
    Ich hab die Deutsche Welle zuletzt in den 60ern gehört.

  3. Kölnerin sagt:

    Nur um das klarzustellen: Die Deutsche Welle ist der Auslandssender (nicht zu verwechseln mit DeutschlandRadio bzw. Deutschlandfunk). Sie wird nicht aus Gebühren, sondern aus Steuermitteln des Bundes finanziert.
    Die Deutsche Welle soll Deutschland in der Welt präsentieren und die Verbreitung der deutschen Sprache fördern. Aber gerade in Ländern mit eingeschränkter Medienfreiheit hat die Welle wie andere Auslandssender die Aufgabe, Informationen in den jeweiligen Landesprachen zu verbreiten. Das verstehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – viele von ihnen Muttersprachler für die jeweilige Zeilregion – als ihre Hauptaufgabe.

  4. Deutsche Woge sagt:

    Das wird den Mitarbeitern der Welle nun gar nicht nicht gefallen: Doch der Sender ist ein Journalisten-Grab. Träge, behäbig – und im Zeitalter des www längst überflüssig.

    Die „Deutsche Woge“ ist kein „Medien-Tsunami“, eher ein dahin plätschernder Bach, dessen speisende Quelle die täglichen ARD-Sammelanmgeboten ist.

    So düpmelt die Welle arg beschaulich in Bonn daher, frsst Steuercent für Steuercent und hat sich längst selber überlebt. Das gilt sowohl für das Radio- als auch für das noch magere TV-Programm. Sinnvoller wäre es da schon, die Welle in den DLF zu integrieren, der immerhin mit eigenem Reporterstamm nach wie vor ein anspruchsvolles Programm zum wirklichen Zuhören produziert. Die Deutsche Welle als selbständiger Sender dagegen ist ein echtes Auslaufmodellm so bitter es für die Mitarbeiter auch sein mag. Der Sender hat sich überlebt, so wie einst der RIAS in Berlin!

  5. Afrique sagt:

    Liebe Deutsche Woge,
    leider kennen diejenigen, die über die DW diskutieren sehr oft nur die deutschsprachigen Angebote. Dabei gibt es noch 29 andere Sprachen, in denen die DW Radio, Online oder TV macht.
    Während sich alle deutschsprachigen Menschen in der Welt auch über die ARD-Sender oder das ZDF im Internet oder über Spiegel Online, die Süddeustche oder Faz.net informieren können, so sieht das für Sprachen wie Amharisch, Chinesisch, Kisuaheli, Indonesisch oder Portugiesisch ganz anders aus.
    Hier gehört zu DW oft mit anderen internationalen Anbietern wie die BBC oder die VoA zu den wenigen Quellen unabhängiger Informationen.
    Wenn Deutschland einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat haben möchte und als Stimme internationale gehört werden will, dann sollte sie sich auch einen ordentlich finanzierten Auslandssender leisten, finde ich.
    Nur zum Vergleich: Arte bekommt für einen (!) TV-Kanal in zwei Sprachen ca. 375 Millionen Euro an Gebühren und Steuern aus Deustchland und Frankreich. Die DW hat für 30 Sprachen nur 275 Mio. Euro Etat. Tendenz fallend, während Arte deutlich zulegt.
    Das zwigt wie chronisch unterfinanziert die DW ist.

  6. Weltoffen sagt:

    Die Deutsche Welle gerade in der Zeit des www ist die journalistische! mediale Visitenkarte Deutschlands http://bit.ly/h1iWv7.

  7. unbequem sagt:

    Während man für die angeblich so unverzichtbare „Vielfalt“ der Unterhaltungsangebote der Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten Jahr für Milliarden an Zwangsgeld verschleudert, reicht es für die Deutsche Welle nicht einmal aus Steuern.
    Armes Deutschland.
    Lieber die Leute träge und dumm im Fernsehsessel als eine gute Auslandspräsentation. So schafft man sich ab.

  8. Nocturno sagt:

    Ich habe Deutsche Welle sowohl in Shanghai als auch in Taiwan gelegentlich als Fernsehprogramm gesehen und fand es ziemlich gut: News zu Deutschland und zu aller Welt wechselten sich ab und die Berichterstattung war meiner Ansicht nach ausgewogen und für ein internationales Publikum verständlich. Besonders dass gelegentlich auch lokale und regionale Ereignisse in Deutschland gezeigt wurden, fand ich sehr sympathisch – abgesehen von München und Berlin hat Deutschland ja noch ein paar andere interessante Eckchen zu bieten.

    Habe von einer Frau, die hier in Taiwan in einer Radioredaktion arbeitet, gehört, dass die DW einige ihrer Taiwanmitarbeiter wegen Sparplänen schon entlassen hat – vorstellbar wäre es (obwohl eine kleine Internetrecherche meinerseits nach DW in Taiwan nichts zu Tage gebracht hat), schade wäre es auch.

  9. offenerbrief sagt:

    OFFENER BRIEF 17.10.2011

    Sehr geehrter Herr Bettermann,
    sehr geehrter Herr Lanz,
    sehr geehrter Herr Gramsch,

    mit Bestürzung haben wir aus dem Intranet erfahren müssen, dass Global 3000 in die Verantwortung der Programmdirektion Bonn überführt wird.

    Wir können nicht nachvollziehen, warum eine gut funktionierende Redaktionsstruktur ohne inhaltliche Not aufgebrochen wird. Die Mitarbeiter von „Global 3000“, „Made in Germany“, „Projekt Zukunft“ und der aktuellen Wirtschaftsberichterstattung bilden redaktionell eine Einheit.
    Das Magazin „Global 3000“ ist nicht nur personell, sondern besonders auch in seiner inhaltlichen Fokussierung Teil der Wirtschaftsredaktion in Berlin. Diese zeichnet sich aus durch Mitarbeiter, die extrem synergiebewusst und multifunktional arbeiten. Die flachen, klaren Strukturen sorgen für leichte Kommunikation, große Eigenverantwortung und schnelle Entscheidungen. Es gibt keine/n Redakteur/in oder Reporter/in, keine/n Producer/in oder Assistenten/Assistentin, die/der nicht schon in mehreren der Bereiche „Made in Germany“, „Projekt Zukunft“, „Global 3000“ oder „Wirtschaftsnachrichten“ gearbeitet hat, oft auch in unterschiedlichen Funktionen. Und es gibt bei uns keine/n Reporter/in oder Redakteur/in, die/der nicht schon im Vorfeld darüber nachdenkt, wie sie/er bei einer Global- oder Wirtschaftsreportage noch etwas für die anderen Magazine oder Nachrichten „mitbringen“ kann. Oft ergeben sich solche Möglichkeiten auch erst vor Ort – da reicht ein Anruf oder auch die eigene Risikobereitschaft, etwas mitzubringen, was nicht beauftragt war. Möglich ist dies durch die enge Verzahnung aller Teile der Wirtschaftsredaktion, das sendungsübergrei-fende Briefing der Autoren untereinander und die Kenntnis aller Funktionen und Bedürfnisse der jeweiligen Sendeflächen und RvDs.
    Diese sinnvollen Strukturen werden nun ohne Not zerschlagen.

    Wir bitten Sie, Ihre Entscheidung über die Zuordnung von „Global 3000“ noch einmal zu überdenken und auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen.
    Mit unserem Engagement, viel Kreativität, wenig Geld und großer Überzeugungskraft haben wir das Magazin „Global 3000“ – teilweise auch gegen Widerstände von Verantwortlichen – aufgebaut und zu einem mit internationalen Preisen vielfach ausgezeichneten Premium-Magazin gemacht.
    Setzen Sie dies bitte nicht aufs Spiel.

    Mit freundlichem Gruß

    Für die Wirtschaftsredaktion
    Elke Maywald, Vanessa Fischer, Elke Opielka, Christian Jaburg, Thomas Mandlmeier, Christoph Kober, Wolfgang Bernert, Andrea Wiese, Dr. Klaus Dartmann, Michael Wetzel, Dagmar Zindel, Grit Hofmann, Cornelia Borrmann, Andreas Neuhaus, Ranty Islam, Marion Hütter, Manuel Özcerkes, Dr. Maria Lesser, Christian Pricelius, Dan Hirschfeld, Claudia Laszczak, Sabrina Weber, Joachim Eggers, Kirsten Funck, Inga Sieg, Jürgen Schneider, Holger Trzeczak, Stephanie Wuest, Ariane Mohr, Hagen Tober, Anja Kimmig, Karl Harenbrock, Danijel Visevic, Dennis Baderschneider, Stefan Schlicker, Julia Henrichmann, Sonja Schock, Jan Pallokat, Miltiades Arsenopoulos, Wolf Gebhardt, Christine Meister, Bettina Thoma-Schade, Katja Losch, Melanie Marker, Donya Zahireddini, Carmen Meyer, Christina Schwarz, Axel Warnstedt, Alexa Meyer, Jana Wochnik, Frank Lukeit, Carmen Meyer, Klaus Esterluss, Ute Walter, Katharina Bahn, Katrin Slawinger, Marion Kappel, Brigitta Moll, Sascha Quaiser, Michael Altenhenne, Ana Plasencia, Michaela Küfner, Sandra Berndt, Kerstin Schweizer, Mabel Gundlach, Joana Gottschalk, Alex Reitinger, Claudia Morar,