WAZ-Gruppe vor Eigentümerwechsel?

Für die WAZ-Gruppe könnte ein Eigentümerwechsel anstehen. Wie das in WAZ-Themen gewöhnlich sehr gut unterrichtete manager-magazin (mm) meldet und die WAZ-Gruppe mittlerweilie bestätigt hat, will Petra Grotkamp, Tochter des WAZ-Mitgründers Jakob Funke und Ehefrau des langjährigen Verlagschefs Günther Grotkamp, ihre Anteile aufstocken.

Danach hat sie den Gesellschaftern der Brost-Holding angeboten, deren 50-Prozent-Anteil für  einen Betrag von 500 Millionen Euro zu übernehmen. Das Geschäft soll laut mm möglichst in den nächsten vier bis acht Wochen abgewickelt werden.

Sollte die Übernahme klappen, würde dies die schwierigien Besitzverhältnisse in dem Medienhaus glattziehen. Die WAZ-Gruppe gehört zu jeweils 50 Prozent den Familienstämmen Brost und Funke, den Nachfahren der Gründer Erich Brost und Jakob Funke. Erschwert durch die Vorgaben im Gesellschaftervertrag, hatte der – zeitweilig auch vor Gericht ausgetragene – Streit zwischen den Eigentümern in der Vergangenheit jahrelang die Entwicklungen der Gruppe behindert.

Zuletzt hatte es innerhalb des Funke-Familienstamms Ärger zwischen den Famlien Holthoff und Grotkamp gegeben, als im Juni zuvor geheim gehaltene Verträge bekannt wurden, die die Funke-Tochter Gisela Holthoff und ihr Adoptivsohn Stephan Holthoff-Pförtner mit der Brost-Witwe geschlossen hatten (siehe diese Meldung). Sowohl Anneliese Brost als auch Gisela Holthoff sind zwischenzeitlich verstorben. Auch um die Erbfolge von Gisela Holthoff ist in den vergangenen Wochen Streit entbrannt. Das manager magazin berichtete, dass der Grotkamp-Stamm Feststellungsklage einreichen wolle, falls Holthoff-Pförtner die Rechtsnachfolge seiner Mutter antreten wolle.

Ziel des jetzigen Übernahmeangebots von Petra Grotkamp ist nach Aussage ihres Anwalts Dr. Andreas Urban,  „klare Gesellschafterstrukturen zu schaffen und sicherzustellen, dass die WAZ-Mediengruppe auch künftig als Familienunternehmen Erfolg haben kann“. Seine Mandantin habe das Kaufangebot „vor den Hintergrund ihrer Verantwortung für die WAZ-Mediengruppe“ unterbreitet. Ihr Wunsch sei, das fortzuführen, was ihr Vater Jakob Funke gemeinsam mit Erich Brost aufgebaut habe. Sie sei der „tiefen Überzeugung, dass Printmedien auch in Zukunft erfolgreich sein werden, wenn sie sich den Gegebenheiten der Zeit anpassen“. Sie sehe ihr Angebot als klares Bekenntnis zu WAZ-Mediegruppe und als Signal an die Leser und Mitarbeiter in allen Regionen des Verbreitungsgebietes, dass „die Zukunft der Gruppe langfristig gesichert ist“.

Mit den drei Enkeln von Erich Brost hat Petra Grotkamp ihrem Anwalt zufolge bereits Einigkeit über „wesentliche Bedingungen des Erwerbs“ erzielt. Allerdings liegt die Entscheidung beim Testamentsvollstrecker der Brost-Enkel, dem Anwalt Dr. Peter Heinemann. Dieser hat dem Verlag zufolge erklärt, er wolle „das alles gründlich prüfen und die testamentarische Verfügung des Erblassers und die Interessen der Enkel abwägen“.

Falls seine Prüfung positiv ausfällt und zum Verkauf führt, würden die Verhältnisse in der WAZ-Gruppe komplett neu justiert. Vor allem könnte man wohl auf die Doppelspitze in der Geschäftsführung verzichten, mit der die Familienstämme ihre Interessen gewahrt hatten. Spekuliert wird, dass Geschäftsführer Bodo Hombach, der die Brost-Seite vertritt, entbehrlich würde. Die Funke-Seite wird seit 2008 durch Geschäftsführer Christian Nienhaus vertreten. Er könnte möglicherweise Verstärkung von anderer Seite bekommen. Genannt wird hier der Name von Manfred Braun, der neben dem Zeitschriftenbereich kürzlich das Verlagsgeschäft in NRW übernommen hat.

164 Antworten zu “WAZ-Gruppe vor Eigentümerwechsel?”

  1. Peinlich sagt:

    Mann oh Mann, wie kann man zum 85. Geburtstag
    ungestraft so einen Mist verzapfen? Aber es ist logisch,
    dass jemand, der von aussen kommt und
    die WAZ nur zur Selbstdarstellung nutzt, nicht das nötige
    Fingerspitzengefühl für ein Jubilars-Portrait mitbringt. Es ist nur
    zu hoffen, dass mit dem heutigen Verkauf eine CR-Neubesetzung
    einher geht.

  2. Allerdings sagt:

    Wohl wahr, selten so einen anmaßenden Mist
    gelesen, was der bisherigen Lebensleistung von Günther
    Grotkamp in keinster Weise gerecht wird. Es ist
    eher beschämend, was aus der ehemals stolzen Zeitung
    WAZ in den letzten 5 Jahren geworden ist.

  3. Oh Vater sagt:

    @peinlich Etliche Sätze hätte mir mein Volovater um die Ohren geschlagen. Ganz abgesehen, dass etliche Dinge nicht nur „verdreht“, sondern einfach falsch sind. Dieser Artikel ist genauso peinlich wie vor einiger Zeit der Erguß vom stellvertretenden Cefredakteur über die neue Broststiftung.

  4. Unterschrift sagt:

    Stimmt es, dass am gestrigen Freitag der „Grotkamp-Vertrag“ unterschrieben wurde wie es das Manager-Magazin behauptet?

  5. kurzvorabschluß sagt:

    Montag vormittag soll alles unterschrieben sein, will Hans-Peter Siebenhaar vom Handelsblatl wissen
    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/waz-verkauf-steht-kurz-vor-abschluss/6097232.html

  6. perfekt? sagt:

    Steffen Grimberg sagt in der taz schon Bye, bye, Bodo Hombach
    http://www.taz.de/WAZ-bernahme/!86224/

  7. esistvollbracht sagt:

    mit einer heute um 20.57 verbreiteten Mitteilung konnte Paul Binder, der Sprecher der WAZ-Mediengruppe verkünden:
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    liebe Kolleginnen und Kollegen,
    die Verträge über den Kauf des Brost-Anteils durch WAZ-Gesellschafterin Petra Grotkamp sind unterzeichnet.

  8. bodomachtdenwegfrei sagt:

    mit der Verbreitung der Nachricht, dass die Verträge über den Kauf des Brost-Anteils durch die WAZ-Gesellschafterin Petra Grotkamp unterzeichnet sind, hat Bodo Hombach sämtliche Geschäftsführungsmandate niedergelegt. Er wird die WAZ-Mediengruppe aber weiterhin im Initiativkreis Ruhr repräsentieren und beratend zur Verfügung stehen, nach zehn „publizistisch und wirtschaftlich“ erfolgreichen Jahren.
    Hier seine Erklärung im Wortlaut
    „Weg frei für eine neue WAZ-Ära“
    ESSEN, 23.01.2012
    „Es ist seit Langem einvernehmlich vereinbart und wird jetzt
    vollzogen: Mit dem Verkauf der Brost-Anteile an der WAZ
    Mediengruppe werde ich, als der von der Brost-Seite bestell-
    te Geschäftsführer, meine Geschäftsführungsmandate nie-
    derlegen.
    Ich kann auf eine zehnjährige Tätigkeit zurückblicken, die
    wirtschaftlich und publizistisch erfolgreich war. Denen, mit
    denen ich dabei zusammenarbeiten durfte, habe ich zu dan-
    ken.
    Die neuen Eigentümerfamilien Grotkamp, Schubries und
    Holthoff-Pförtner haben mich gebeten, die WAZ Mediengrup-
    pe weiterhin im Initiativkreis Ruhr zu repräsentieren und zu
    vertreten. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass ich bera-
    tend zur Verfügung stehe.
    Von Anfang an habe ich den Verkauf der WAZ-Anteile der
    Brost-Erben an Frau Grotkamp als richtig erachtet. In der
    jetzigen Neuordnung der Gesellschafterverhältnisse sehe ich
    eine große Chance für eine neue WAZ-Ära in einer im Um-
    bruch befindlichen Medienlandschaft.

    Ich freue mich darüber, dass Gesellschafter die Mehrheit
    übernehmen, die in der Tradition der WAZ Mediengruppe
    stehend sich den neuen Herausforderungen stellen. Ich wer-
    de der WAZ Mediengruppe weiterhin freundschaftlich ver-
    bunden bleiben.“

    Bodo Hombach

  9. Anonymous sagt:

    „Ich werde der WAZ Mediengruppe weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben.“
    .
    Bitte nicht. Es reicht. Wirklich.

  10. Herr Wendig sagt:

    @bodomachtdenwegfrei:

    Toll und beeindruckend die Erklärung des Herrn Hombach – und wie beweglich sich dieser Herr Wendig beschreibt: Er hat den Verkauf an Frau Grotkamp tatsächlich „von Anfang an … als richtig erachtet“. Was für ein weitsichtiger unternehmerischer Blick! Wo war da „von Anfang an“?

    Zu einer solchen Erklärung darf – hallooh – bei einem so außergewöhnlich herausragenden Habitus, nicht fehlen, wo Lobhudelei von betroffenen Gruppe-Beschäftigten nicht zu erwarten steht, sich bei diesem bedeutsamen Akt auch gleich kräftig auf die eigene Schulter zu klopfen: „Ich kann auf eine zehnjährige Tätigkeit zurückblicken, die wirtschaftlich und publizistisch erfolgreich war.“ Na sowas, rundum eine einzige Erfolgsgeschichte. Apropos Publizistik: War Herr Hombach – und wo bitte – bei der WAZ-Gruppe auch publizistisch tätig?

    Wirtschaftlich dürfte er allemal erfolgreich gewesen sein, wenn er sich seine eigenen Kontoauszüge ansieht. Mit wieviel Millionen Abfindung wird sein vertraglich geregeltes Ausscheiden bei der WAZ gepflastert sein, um ihm auf seinem weiteren Lebensweg in eine pseudo-wissenschaftliche Laufbahn ein – hoffentlich – genauso erfolgreiches Wirkungsfeld zu ermöglichen? Auch fürderhin alles, alles Gute!