WAZ-Mediengruppe wendet Vergütungsregeln für Freie an

Die dju in ver.di NRW hat mit der WAZ-Mediengruppe vereinbart, dass die gemeinsamen Vergütungsregeln für freie hauptamtliche Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen, die am 02. Februar 2010 in Kraft getreten sind, Anwendung finden.
Diese Vereinbarung gilt für die  Titel: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Westfälische Rundschau, Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung, Westfalenpost.
Die gemeinsamen Vergütungsregeln sind kein neuer Tarifvertrag.
Sie beruhen auf dem Urheberrecht (§ 36 UrhG) und bestimmen die
„angemessenen Vergütungen“ in der Tageszeitungsbranche in ganz Deutschland.
Neben den Honoraren für Textbeiträge sind u.a. auch die Bereiche
Auslagenersatz, Haftung und der Umfang der Rechtsübertragung geregelt. 
Die Hauptberuflichkeit muss gegenüber dem Verlag nachgewiesen werden.
Dies kann erfolgen durch einen von BDZV, VDZ, DJV, dju, Freelens oder VDS
ausgestellten Presseausweis und den Nachweis einer Versicherung nach dem KSV-Gesetz und/oder Bescheinigungen des Finanzamtes, aus denen hervorgeht, dass das
Haupteinkommen aus journalistischer Tätigkeit generiert wird.
Bei den gemeinsamen Vergütungsregeln handelt es sich um
individualrechtliche Ansprüche, die gegenüber der Chefredaktion der oben genannten Titel persönlich geltend gemacht werden müssen.
Ausführliche Informationen zu den Vergütungsregeln sind zu finden unter:
http://dju.verdi.de/freie_journalisten/vergutungsregeln
Für Nachfragen bitte wenden an: Jutta Klebon, jutta.klebon@verdi.de
ver.di NRW? Landesfachbereich Medien, Kunst und Industrie (FB 8),
Karlstr. 123-127, 40210 Düsseldorf, Telefon 02 11/6 18 24-332, Fax: 02
11/6 18 24-468, Mail: jutta.klebon@verdi.de

61 Antworten zu “WAZ-Mediengruppe wendet Vergütungsregeln für Freie an”

  1. […] Medien: WAZ-Mediengruppe wendet Vergütungsregeln für Freie an…Medienmoral NRW […]

  2. Medienmoral sagt:

    Liebe Kolleginnen,
    liebe Kollegen,

    die WAZ-Mediengruppe hat mit DJV-NRW und dju eine Vereinbarung zur Umsetzung der Gemeinsamen Vergütungsregelungen und darin pragmatische Regelungen zur Nachweispflicht getroffen. Das muss jetzt gemeinsam umgesetzt werden. dju in ver.di und DJV sind sich darüber einig, dass es darauf ankommen wird, Freien-Netzwerke zu schaffen, um als Gruppe Ansprüche gegenüber der Chefredaktion geltend zu machen, damit Einzelne nicht isoliert werden können. Daran arbeiten wir.

    Sollte es Probleme geben, bitte direkt an die Gewerkschaften wenden: anja.zimmer@djv-nrw.de und jutta.klebon@ver.di.de.

    Gemeinsam soll es bekanntlich besser gehen ;-))

    Beste Grüße von
    Medienmoral

  3. djv sagt:

    was heißt denn eigentlich, daß die dju diese Vereinbarung getroffen hat? Wo ist denn der djv geblieben?

  4. Ach! sagt:

    Das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Sind wir mal wieder so langsam?

  5. Klappe zu sagt:

    Letzte Äußerung ist mehr als vier Tager her. Warum macht ihr den Laden nicht dicht?

  6. PKinBerlin sagt:

    Die gemeinsamen Vergütungsregeln für hauptberuflich tätige Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen sichern den Freien verbindliche Honorarrahmen und regeln die Mehrfachverwertung ihrer Texte. Seit 1. Februar sind die Vergütungsregeln in Kraft, die vom Deutschen Journalisten-Verband und von der dju in ver.di in über sechsjährigen Verhandlungen mit den Zeitungsverlegern ausgehandelt wurden. Wie beide Journalistengewerkschaften seitdem feststellen müssen, bereitet die Umsetzung der Vergütungsregeln in der Praxis gelegentlich Probleme. Wie der Stand der Dinge ist, was DJV und dju in ver.di bei der Umsetzung der Vergütungsregeln tun wollen und wie die Freien davon profitieren, soll Thema einer gemeinsamen Pressekonferenz sein. Sie findet statt am

    Donnerstag, 30. September 2010, 12.00 Uhr
    Maritim proArte Hotel
    Friedrichstr. 151
    10117 Berlin
    Salon 6, 1. Etage

    Als Gesprächspartner stehen zur Verfügung:

    Michael Konken, DJV-Bundesvorsitzender
    Frank Werneke, stellvertretender Bundesvorsitzender ver.di

  7. ricarda sagt:

    laut taz vom 4.10.2010 hat sich auf dem Kongreß „Öffentlichkeit und Demokratie“ auch Konstantin Neven DuMont, Verlagserbe und Vorstand der gleichnamigen Zeitungsgruppe (u.a. Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Kölner Stadtanzeiger) zum Thema Vergütungsregeln geäußert. Er wolle sich engagieren, schreibt die taz, was die Bezahlung freier Mitarbeiter angeht, die bei Du Mont noch nicht nach den neuen verbindlichen Tarifen bezahlt werden sagte Neven DuMont in Berlin. „Da kenne ich mich nicht so aus, das ist ja Sache der Redaktionen. Aber ich werde mich erkundigen“.
    Na, prima, das ist ja schon mal was ….

  8. Tagelöhner sagt:

    Was ist mit den Pauschalisten? Die meisten, die regelmäßig und ausgebildet für die WAZ knechten, bekommen eine Tagespauschale. Und die wird nach wie vor vogelfrei gehandhabt.
    Ihr verhandelt – zumindest in NRW – für eine Splittergruppe. Die unzähligen meist nicht ausgebildeten Freien, die die Montags- und Dienstagsausgaben mit bestelltem Brechreiz füllen, oder die ausgebildeten Redakteure aus den Verschiebebahnhof Volo-Pool, die für hochwertigen Content sorgen, betrifft eure Abmachung überhaupt nicht.
    Das ist schlecht, denn wir die Festangestellten mittelfristig nahezu komplett ersetzen.
    Das sollte irgendwann mal auch die Betriebsräte und Gewerkschaften interessieren. Sonst gibt es bald keine Mehrheit mehr im Betrieb, für die der Betriebsrat zuständig ist.

  9. pausch sagt:

    Die waz kann vollmundig versprechen, die Vergütungsregelung für freie Journalisten einzuführen. DJV und dju fallen drauf rein, denn die Zahl der Freien, die per Einzelhonorar bezahlt werden, ist sehr gering. Die überwiegend große Zahl der Freien, die (Hunger)-Tagespauschalen erhalten, sind nicht erfaßt. Kennen die Journalistengewerkschaften die Situation vor Ort nicht? Allem Anschein nach nicht. Ein gewerkschaftliches Trauerspiel.

  10. […] Vergütungsregelung für freie Journalisten ein gewerkschaftliches Trauerspiel? Die waz kann vollmundig versprechen, die Vergütungsregelung für freie Journalisten einzuführen. DJV und dju fallen drauf rein, denn die Zahl der Freien, die per Einzelhonorar bezahlt werden, ist sehr gering. Die überwiegend große Zahl der Freien, die (Hunger)-Tagespauschalen erhalten, sind nicht erfaßt. Kennen die Journalistengewerkschaften die Situation vor Ort nicht? Allem Anschein nach nicht. Ein gewerkschaftliches Trauerspiel … medienmoral […]

  11. Anonymous sagt:

    „Das sollte irgendwann mal auch die Betriebsräte und Gewerkschaften interessieren. Sonst gibt es bald keine Mehrheit mehr im Betrieb, für die der Betriebsrat zuständig ist.“
    Mein Gott, seid froh, dass es noch einen Betrieb gibt…

  12. ewald sagt:

    an pausch: Der DJV und die dju sind auf gar nichts reingefallen, sie haben sich lediglich bemüht, eine Verbesserungder Honorare für hauptberufliche freie Journalisten herbeizuführen, das ist mit den Vergütungsregeln auch gelungen, jetzt geht es darum diese in der Praxias durchsetzen, und da sind die Freien auch selbst gefordert.
    Was die Hungerlöhne für Tagespauschalisten angeht: Dazu gehören immer zwei, einer der diese anbietet und einer der dafür arbeitet.
    Wenn es eine kollektive Verweigerungshaltung in der Journalistenschaft gäbe, für die Hungerlöhne zu arbeiten, sähen die Pauschalen ganz anders aus, trefft doch mal eine Vereinbarung: Unter xxx Euro Tgaessatz geht keiner mehr hin!

  13. DJV-NRW sagt:

    Es ist keineswegs so, dass die Medienhäusern überwiegend Pauschalisten beschäftigen: Es gibt durchaus welche, wo viele Freie nach Zeile bezahlt werden. Und wie @ewald schrieb, geht es bei den Vergütungsregeln darum, die Bedingungen für diese Tageszeitungsfreien zu verbessern. Wenn es tatsächlich praktisch keine Anspruchsberechtigten gäbe, hätten die Verleger nicht sechs Jahre lang versuchen müssen, die Sätze niedrig zu halten, ehe sie das Vertragswerk unterschreiben. Sie müssten nicht so lange mit ihrer Zustimmung zögern und sie müssten sich dann nicht allerlei überlegen, um die Freien möglichst zu entmutigen, ihre Ansprüche geltend zu machen (Stichwort Vereinzelung).

    Die Gemeinsamen Vergütungsregelungen beruhen auf dem Urheberrecht. Das erlaubt uns, für urheberrechtlich geschützte Leistungen, wie das Verfassen von Texten oder das Anfertigen von Bildern, angemessene Honorare zu verhandeln. Für andere Tätigkeiten, wie sie vielfach von Pauschalisten gemacht werden, gibt es keine Rechtsgrundlage, einen vergleichbaren Rechtsanspruch herauszuhandeln. Wenn jemand überwiegend schreibend tätig ist, können die Vergütungsregeln auch bei einer Tagespauschale eine Orientierung liefern. Wenn man seine durchschnittliche Tagesleistung kennt, kann man auf dieser Basis eine angemessene Pauschale errechnen.

    Auf der Veranstaltung für die WAZ-Freien am 18. Oktober (https://www.medienmoral-nrw.de/2010/10/waz-gruppe-nur-gemeinsam-sind-freie-stark/) wollen wir auch etwas zum Thema Pauschalisten sagen.

    Auch für andere Tätigkeiten lässt sich ein angemessener Tagessatz kalkulieren, der sicher weit über dem liegt, was die Tageszeitungen derzeit zahlen (Einzelheiten zu Berechnungsgrundlagen s.u. http://www.djv.de/fileadmin/DJV/Journalismus_praktisch/Arbeitsfelder/Arbeitsfelder_Freie/Infos/DJVWissen_2_2010.pdf). Natürlich reicht es nicht, einfach zu wissen, was meine Arbeit wert ist, um eine höheren Pauschale durchzusetzen. Aber dieses Wissen bietet zumindest eine andere Verhandlungsgrundlage. DJV-NRW bietet zum Thema „Geld und Arbeit richtig aushandeln“ regelmäßig Fortbildungen an. Wir informieren dazu demnächst wieder unter http://www.djv-seminare.de

  14. Eine(r) bei der WR sagt:

    Ich starte einfach mal den Versuch. Wenn wir wissen, was andere Pauschalist(inn)en bei den Titeln der WAZ verdienen, können sie uns nicht mehr so gut gegeneinander ausspielen.
    Ich bekomme 120 Euro pro Tag bei der WR – kein Geld für Krankheitstage oder gar Urlaubsfortzahlung. Voll ausgebildet. Schreiber(in).

  15. derbote sagt:

    Ab Januar werden die Löhne der Westfalenpost Zeitungsboten mit fadenscheinigen Argumenten massiv gekürzt. So heisst es zum Beispiel, das es Ungerecht ist, das manche Boten in der Stadt mit grosser Abodichte das gleiche Geld bekommen wie Leute im ländlichen Bereich. Das das Quatsch ist sieht man daran, das mein absolut ländlicher Bezirk (über 25km pro Nacht) eine Lohnkürzung von 80 Euro netto erfährt. Abopreise steigen Botenlöhne sinken. Liebe Leser unterstützt uns und beschwert Euch. Nach Abzug der Kilometerpauschale habe z.B ich einen Stundenlohn von 2,78 Euro !!! Westfalenpost, Nah an der Familie ! Soviel zum Thema Mindestlohn !
    Für mich ist das Dienst nach Vorschrift: Punkt 6 Uhr steckt die letzte Zeitung im Briefkasten. Aber keine Extrawünsche mehr, keine Extrawege mehr!

    Es ist mehr als peinlich, das ein solcher Konzern sich nicht schämt das letzte (und laut Stellenmarkt „wichtigste Glied“ zum Kunden) so abzuzocken. Hoffentlich kommt bald der Mindestlohn!!!

  16. Sauerei sagt:

    @derbote
    Schade, dass keine Zeitung eine Geschichte darüber schreibt.

  17. Zusteller sagt:

    @derbote
    Vorallem läuft dies alles im Dunkeln ab. Die Fakten werden keinem Leser bekannt. Die Zusteller haben eben keine Lobby. Für diese Geuppe wird der Aufschrei noch leiser sein als der am Jahresanfang für die Zusteller der WPS.
    Es geht dann nach dem Motto: Kommst du mit der Bezahlung für ein Revier nicht mehr zurecht, trag doch noch ein zweites.
    Ob mit diesen Maßnahmen die Zustellqualität erhalten bleibt, ist doch sehr fraglich.
    Die Zusteller könnten ja genauso Kundenfreundlich wie die WMG werden. Zustellung nur noch an sicher zu erreichende Röhren und Briefkästen, und nicht zu abgelegen Häusern die im Winter nur durch Fußmärsche von 10 min. (für eine Ztg.) zu erreichen sind.
    Ich frage mich ob Verdi von diesen Geschichten nicht mitbekommt. Denn es wurde schon nichts über die Kooperation mit den RN im Zustellbereich berichtet. (Hat nur an die 700 Zustellarbeitsplätze gekostet). Vieleicht könnte ja für ZUsteller auch ein eigener Blog eingerichtet werden. Dann würde möglicherweise aus mehr aus diesem Beeich bekannt.

  18. Hoffnungslos! sagt:

    @Zusteller: Verdi? Ist leider ein zahnloser Tiger geworden aus Mobilisierungsgründen und Geschehnissen seitens der Arbeitgeber, die die Belegschaft immer weiter auseinandertreiben. Oder warum glaubst, Du warum die WAZ Mediengruppe nunmehr aus zig Splitterfirmen besteht und die Mitarbeiter immer dann in eine andere Gesellschaft geschoben werden, wenn es ungemütlich und die Arbeitnehmerschaft frech wird.
    .
    Ein schlechtes Bild hat Verdi allerdings bei den Leserläden abgegeben, die erst schleichend und mit voller Wucht zum Ende des jahres platt gemacht wurden. Einen bestimmten Sekretär hat man dann doch mal vor dem WAZ-Verlagsgebäude mit einer einzigen und letztendlich kalt belächelten Aktion gesichtet, wo es längst zu spät war. Und der bestehende BR (vor allem der Vorsitz) hat bei allen Aktionen artig und ganz im Sinne des Unternehmers mitgemacht.
    .
    Und ihr Zusteller seit doch insofern arm dran, dass ihr noch nicht einmal organisiert und seid somit Spielball des Unternehmers. Jahrzehnte lange gute und zuverlässige Arbeit zählen nicht mehr. Du bist einzig und allein nur noch ein KOSTENFAKTOR der solange geduldet wird, wie er in das WAZsche Zahlenwerk passt. Wenn irgendeine Zustellerbude kommen würde und ein Angebot macht, für ein Budget á la KIK die Zeitungen auszutragen, dann rate mal, was man in Essen macht? Rrrichtig die schreiben Dir die Kündigung so schnell kannst Du nicht gucken. Zur Zeit wird wie der Teufel outgescourct. Die Hausboten sind schon von „draußen“, die Haustechnik- und Verwaltung wird folgen und auch der langjährige Essener Kantinenwirt ist ab Ende November Geschichte. Aber nicht wegen der offiziellen Lesart einer geplanten Selbstständigkiet im Gastrobereich, sondern…. dreimal darfst Du raten, warum der Pachtvertrag seitens der WAZ gekündigt wurde.
    .
    Fazit: Was unseren Bereich im Verlags- und Medienwesen angeht, ist gewerkschaftsmäßig leider Hopfen und Malz verloren und die vergiss einfach die „Busenfreundschaft“ zwischen Gewerkschaften und Sozialdemokratie. Die gibt trotz aller Lippenbekenntnisse nicht mehr! Wären wir in der metallverarbeitenden Industrie beschäftigt, hätten wir Sorgen jedenfalls nicht, da ist die Belegschaft bestens organisiert und die Führung top!

  19. Arno Tilsner sagt:

    @derbote
    .
    Ihr Diskussionsbeitrag hat in der gedruckten na dann… diese Resonanz gefunden:
    .
    „Ich komme noch einmal auf die 100 Watt-Mobilität von Fußgänger/innen und Radfahrer/innen zurück, die in der Stadt auf mindestens 50.000 Watt pro Auto-Mobilist/in trifft. Es sind höchst ungleiche Begegnungen im Kräfteverhältnis 1:500. Im Wissen darum schützt der Staat die Mehrheit der Schwächeren vor der ungezügelten Kraftausübung einer Minderheit von Stärkeren. Im Mittelpunkt dieser staatlichen Fürsorge steht die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h in geschlossenen Ortschaften.
    Ganz und gar ungleiche Bedingungen gibt es in der Gesellschaft auch auf anderen Ebenen. So tritt einer der größten westdeutschen Medienkonzerne mit einem Jahresumsatz von mehr als eineinhalb Milliarden Euro seinen Zeitungsausträgern gegenüber, die es möglicherweise nicht auf je fünfzehntausend Euro Jahreseinkommen bringen. Arbeitsleistung nehmender und dafür Einkommen gebender Verlag auf der einen Seite, Lebenszeit als Arbeitszeit gebende, dafür Einkommen nehmende Arbeitsfrauen und -männer auf der anderen Seite in einem Verhältnis 1:100.000. Man sollte meinen, dass der Staat bei diesem krassen Ungleichgewicht die Hand schützend über seine Arbeiter/innen hält.
    Er tut es nicht. Statt dessen öffnet die Politik den europäischen Staaten ihre Grenzen für den freien Warenverkehr, wozu man sich auch angewöhnt hat, die Ware Arbeitskraft zu zählen. Ja, Sie lesen es zwischen den Zeilen richtig: aus mir wird kein ‚friend of BWL‘. Im Gegenteil treibt mir die Beschäftigung von Menschen zu einem unanständig niedrigen Lohn zornige Worte aus der Feder. Nicht von ungefähr habe ich den westdeutschen Medienkonzern zum Beispiel genommen, der die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) heraus gibt. Die Geschäfte der WAZ führt seit 2002 Bodo Hombach, ein einflussreiches Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
    Aus dem Gedankengang folgt für mich: Wenn ein führendes Mitglied der SPD, das zudem ein Jahrzehnt als hauptberuflicher Gewerkschaftsfunktionär gearbeitet hat, es nicht fertig bringt, in einem wohlhabenden Großkonzern Billigstlöhne zu vermeiden, dann ist es allerhöchste Zeit für einen staatlich festgesetzten Mindestlohn.
    Lohndumping trifft nur scheinbar nur die Schwachen in einer Gesellschaft. Tatsächlich ist Lohndumping der frontale Angriff auf die Mittelschicht, die über höhere Steuern und Gebühren bei gleichzeitiger Einschränkung der Gemeinschaftsleistungen (geschlossene Jugendzentren, Büchereien, Schwimmbäder etc, etc.) Hilfszahlungen für Millionen unterbezahlte Billigstlöhner aufbringen muss. Diese Subvention von großen Unternehmen muss sich eine aufgeklärte Gesellschaft nicht bieten lassen. Indem sie ihre Schwachen gegen die moralfreie Willkür einer wirtschaftlichen Übermacht schützt, schützt sie sich sich selbst vor Erosion.“

  20. Lohndumping sagt:

    „Nach Abzug der Kilometerpauschale habe z.B ich einen Stundenlohn von 2,78 Euro !“
    .
    Wenn die Erkenntnis so weit gereift ist, dann gibt es überhaupt nur eine Konsequenz: Sofort aufhören! Es gibt absolut keinen vernünftigen Grund, für einen solchen Betrag seine Arbeitsleistung zur Verfügung zu stellen.
    .
    Mein Sohn hat sich auch einmal eine Weile als Austräger versucht, beim kostenlosen Wochendings. Nach der ersten „Lohn“-Zahlung hat er sofort aufgehört: „Papa, wenn ich irgendwo Rasen mähen gehe, bekomme ich mehr.“
    .
    Genau das ist der Punkt. Die Hungerlöhne, solche Ausbeuter (auch solche mit SPD-Parteibuch) zugestehen, sind überhaupt nur möglich, weil es immer noch Menschen gibt, die diese Sinnlosigkeiten mitmachen.

  21. Brennenderbaum sagt:

    Im Märkisch Kongo brennt deshalb der Vertriebsbaum. Aber das Hyper-Desk in Lödelscheid wird es schon hinrichten.

  22. Gnervt sagt:

    @Lohndumping:
    Das kann nur einer sagen, der auf das verdiente Geld nicht angewiesen ist. Lies doch mal Schriften aus den 20er Jahren. Das Lumpenproletariat kann nicht solidarisch handeln, weil es sich Solidarität nicht leisten kann…
    @brennenderbaum:
    Was soll der News-Desk in Lüdenscheid beim Vertrieb beeinflussen?
    @derbote:
    Mich würden genaue Zahlen interessieren. Ich habe als Schüler die WAZ ausgetragen und in den 80ern 15 Mark die Stunde verdient.

  23. Brennenderbaum sagt:

    >Was soll der News-Desk in Lüdenscheid beim Vertrieb beeinflussen?
    Kann er nicht. Man addierte nur deutlich bestehende Auflageneffekte (kann er) plus Vertriebsschwierigkeiten ergibt…

  24. Lohndumping sagt:

    @Gnervt „Das kann nur einer sagen, der auf das verdiente Geld nicht angewiesen ist.“
    .
    Das kann nur einer schreiben, dem nichts anderes einfällt als Zeitungszusteller und der nicht in der Lage ist, ab und zu bei http://jobboerse.arbeitsagentur.de zu suchen.
    .
    Jeder ist auf sein verdientes Geld angewiesen. Aber 2,78 Euro Stundenlohn sind unsinnig. Es gibt längst wieder genügend Stellen (auch für Helfer), die besser bezahlt werden.

  25. Lumpenproletarier sagt:

    „Das Lumpenproletariat kann nicht solidarisch handeln, weil es sich Solidarität nicht leisten kann…“
    __
    Aus welchem Film bist Du denn gesprungen?
    Ich bin Zusteller, aber deshalb schlafe ich noch lange nicht mit der Schnapsflasche im Arm unter der Brücke!

  26. ach ne sagt:

    Die Vergütungsregelungen sind so lange nichts wert bis ein Umrechnungsfaktor zu den Tagespauschalen gefunden wurde. Einzelhonorierungen sind bei deutschen Tageszeitungen eher die Ausnahme. Wenn die WAZ vollmundig erklärt man wolle die neuen Regelungen umsetzen, dann weiß sie genau, daß bei den gleichzeitigen massiven Honararkürzungen – die die Redaktiomsleiter vor Ort umsetzen müssen – es überhaupt nicht gehen kann. Denn schließlich können die Redaktionsleiter im Zweifelsfall „nicht mit Geld umgehen“. Alles nach dem Motto: Der Wille ist da, aber das Geld nicht!
    djv und dju laufen bei den Vergütungsregelungen Gefahr ins Leere zu laufen! Im übrigen: Die lange Verhandlungsdauer mit dem Verlegerverband bedeutet gar nichts – wenn man die Verhandlungstaktik dieser Organisation in den letzten Jahrzehnten kennt.

  27. Wenn der Honoiraretat nicht ausreicht... sagt:

    …dann müssen die Redakteurinnen undRedakteure eben mal selber nach draußen vor die Tür und am Wochenende ‚ran.
    Das geht heutzutage wirklich nicht mehr, dass die den ganzen lieben langen Tag Reaktionsschlaf halten und abends und am Wochenende mit’m Sekt- oder Whiskyglas in der Hand in den Bars herumhängen. Ts, ts, ts…

  28. Wiebke Westhues sagt:

    @Wenn der Honoiraretat nicht ausreicht…
    es wäre schon sinnvoll, die Situation in den Redaktion differenzierter zu betrachten. Pauschalweisheiten wie die oben gepostete galten vielleicht bis Ende der 1990er-Jahre in einigen Redaktionen. Persönlich habe ich zuletzt keine Redaktion kennen gelernt, in der das noch so ist.
    .
    Es ist nun wie in vielen Berufszweigen: Jeder Angestellte geht ans Limit und arbeitet für zwei oder drei Menschen. Ganz einfach, weil die Belastbarkeit des Einzelnen zum Wohle der Unternehmen bis ins Letzte ausgereizt wird.
    .
    Die Probleme liegen also an anderer Stelle. Natürlich betrifft das auch die Vergütungsregelungen für Freie. Und wenn ich das richtig sehe, dann sind die das Thema in diesem Thread.

  29. Wenn der Honoraretat nicht ausreicht... sagt:

    … sollte man dennoch (i.d.R. ab dem 14. Lebensjahr) in der Lage sein, Ironie zu erkennen.

  30. Wiebke Westhues sagt:

    @ Wenn der Honoraretat nicht ausreicht…
    na dann ist ja alles bestens. Bei dem, was in diesem Blog schon zu lesen war, hätte das auch gut ernst gemeint sein können. Siehe oben.

  31. Trennen sagt:

    @ Wenn der Honoraretat nicht ausreicht…
    …dann muss man sich halt von bestimmten Freien trennen. In Zeiten, in denen keiner mehr Luft hat, kann man ja nicht jeden gebrauchen, insbesondere die nicht, die wider besseres Wissen stänkern und keine gute Qualität liefern. Das gibt es nämlich auch zuhauf.

  32. Wiebke Westhues sagt:

    die besten Freien sind die Freien, die sich von selbst trennen. Bye Bye und viel Freude beim gegenseitigen Ego füttern. Für Euch geht es sowieso abwärts…

  33. Redaktor sagt:

    @Trennen
    Mir ist nicht ganz klar, was Sie genau meine mit „wider besseres Wissen stänkern“. Aber vom Alltag in einer stark dezimierten Redaktion haben Sie ganz offensichtlich, mit Verlaub, keinen blassen Schimmer.
    .
    Das Problem ist nämlich, zu den üblichen Mini-Honoraren überhaupt noch jemanden zu finden. Den Anspruch, dass dies auch noch solche Freie sein mögen, die gute Qualität liefern, kann man unter diesen Umständen getrost aufgeben.

  34. trennen sagt:

    @Redaktor
    Doch, ich arbeite und leide seit Jahren in einer der vielen unterbesetzten Redaktionen. Und ich kenne keine Redaktion, in der Redaktionsschlaf gehalten wird. Und sollte einer unserer Freien einmal so beleidigend und unfair werden, dann würde ich mich massiv dafür einsetzen, dass er nicht mehr beschäftigt wird. Warum wider besseren Wissens? Weil jeder Freie, der bei der WAZ zuarbeitet, genau weiß, wie besch* es in den Redaktionen aussieht. Davon abgesehen, halte ich die Honorare auch für zu niedrig.

  35. Arno Tilsner sagt:

    @Trennen
    Wenn der Honoraretat nicht ausreicht, kann man sich von Honorarschreiber/innen trennen, man kann auch den Etat erhöhen und sich von Unternehmerischen Experimenten trennen, die kontraproduktiv für den eigenen Verlag sind.
    .
    Beispiel für das Medienhaus Lensing-Wolff wo seit Jahren gekürzt, gekürzt und nochmal gekürzt wird. Gleichzeitig wurden und werden Woche für Woche Euro über Euros für die Unterhaltung dieses Feuchtgebietes ausgegeben.
    .
    http://www.nanu.de/?q=stories/cat/12

  36. Redaktor sagt:

    @trennen Zum „Redaktionsschlaf“ wurde weiter oben schon festgestellt, dass es ironisch gemeint war.
    (Übrigens: „Wider besseres Wissen“ war schon richtig formuliert. „Besseren Wissens“ wird gern genommen, ist aber falsch.)

  37. Lichtjahreentfernt sagt:

    Ich habe das auch erst nicht als Ironie verstanden. Es gibt Chefetagen, die meinen das so, sind aber leider Lichtjahre von der Wirklichkeit ganz unten entfernt. Darauf noch einen Sekt.

  38. claudia sagt:

    Hallo
    Nachdem mein nettolohn als zusteller nach 30 Jahren von 280 auf
    160 Euro gekürzt wurde habe ich von heute auf Morgen den Job geschmissen.
    6 Tage die Woche 3 uhr aufstehen keinen Feiertag scheiß Wetter und das für 160 Euro .
    Traurig das die alle machen dürfen was sie wollen.

  39. Zusteller sagt:

    Hallo claudia
    kannst Du mal angeben was gekürtz wurde.
    Stücklohn? Zusatzvergütung? KM-Geld?
    Wäre schon interessant zu wissen was noch auf uns Zusteller zukommt. Denn noch ist das nicht in allen Bereichen bekannt. Für viele wird die Überraschung noch kommen.

  40. DUFASSTESNICHT sagt:

    Hallo Claudia
    160 Euro pro Woche?, pro Monat?
    Wüsste gerne mehr über diese
    Vorgänge

  41. Fassungslos sagt:

    @DUFASSTESNICHT
    Du ziehst nicht ernsthaft in Betracht, dass ein Bote 160 Euro die WOCHE bekommt. Ihr Journalisten seid so weit weg von der Realität, dass es weh tut.

  42. 160 Euro sagt:

    Leute, da gehören mindestens zwei dazu:
    Einer, der sowas mit einem macht – und einer, der das mit sich machen lässt.

  43. schneeundeis sagt:

    @fassungslos
    Das hängt schon von der Größe und Menge der Reviere ab!

  44. olli sagt:

    wahnsinn

    Fahre als Zusteller ca. 10 Km
    am Tag
    habe für einen Monat
    1,40 Kilometergeld bekommen.
    Glaub ich schmeiß den Scheiß hin.

  45. Zusteller sagt:

    @olli

    Geh zu deiner TL, laß dir die Grundlage zu KM-Berechnung geben.
    Wieviel KM legen sie für dein Revier zu Grunde? Wieviel waren es vorher? Wie kommen sie auf die Differenz?
    Möglicherweise ist ja auch nur das Komma falsch gesetzt. 🙂
    Hat sich in deinem Revier sost noch was verändert? Leider schreiben die Zusteller immer nur welche Einbußen sie haben, aber nie etwas über Umstruktuierungen der Reviere oder wie sich die Einbußen zusammensetzen.
    Dies ist nämlich noch nicht in allen Logistikgebieten eingeführt. Wäre also für alle interessant was noch auf uns zukommt.

  46. olli sagt:

    Die Umstruktuierung hat mich 100 euro minus gekostet.

    150 euro netto von 280 vorher,bleiben noch.(im Monat)

    Ne ich hör nach über 30 jahren auf .150 Euro kann ich auch woanders verdienen ohne dafür 6 mal die Woche um 2 uhr 30 aufzustehen .

  47. Hodo Bombach sagt:

    @ olli „150 Euro kann ich auch woanders verdienen ohne dafür 6 mal die Woche um 2 uhr 30 aufzustehen!
    .
    Sie dienen als Zusteller doch einem höheren Zweck, nämlich unserem Qua-li-täts-jour-na-lis-mus! Medien sind Voraussetzung für die Teilhabe an der Öffentlichkeit. Dafür, dass wir Ihnen dies bieten, sollten Sie dankbar sein, statt auch noch Geld dafür zu fordern!

  48. Zusteller sagt:

    Sarkasmus ist ja nicht zu verachten, aber den Zustellern hilft er absolut nicht.

    Mal ohne Sarkasmus: hat sich schon mal einer der Qual- litätsjournalisten die Mühe gemacht die Arbeitsplätze zu zähen die die Optimierungswelle in der gesamten WMG gekostet hat? Bis jetzt hat doch jeder nur immer in seiner Gesallschaft gezählt.
    Die Zahl hätte für Betroffene anderer Firmen (Nokia, Opel usw.)
    wortgewaltige Artikel gebracht. Aber hier?

  49. Absteller sagt:

    „… den Zustellern hilft er absolut nicht.“
    Nö. Das einzige was hilft hat Olli schon geschrieben. Aufhören!