Lokaloffensive der WAZ nur eine Mogelpackung?

Unerfreuliche Nachrichten aus dem Hause WAZ: Die Siegener Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau (WR) soll durch die Westfalenpost (WP) ersetzt werden. Wird die große Lokaloffensive gleich zu Beginn ad absurdum geführt?

Noch auf dem Gewerkschaftstag Ende April in Wuppertal hatte der DJV-NRW die neue „Lokale Offensive“ der vier NRW-Titel der WAZ-Gruppe grundsätzlich begrüßt, jedoch ausreichende Ressourcen angemahnt. Nun sieht es so aus, als würde gar nichts besser, sondern vieles noch verworrener, auch für die Mitarbeiter. Die Entscheidungen im Konzern scheinen weiterhin vorwiegend durch ein Spardiktat bestimmt zu sein – und dann wäre die Lokaloffensive eine reine Mogelpackung.

Beide Titel erscheinen in Siegen mit einem identischen Lokalteil. Er wird seit 2009 von der WR-Redaktion produziert. Bis vor kurzem sollte diese im Zuge der Lokaloffensive noch zwei dringend benötigte zusätzliche Redakteure erhalten. Dies scheint mit der jetzigen Entscheidung vom Tisch.

WR-Chefredakteur Malte Hinz bedauert das Aus: „Wir beenden damit ein außerordentlich erfolgreiches journalistisches Projekt“, erklärte er heute gegenüber dem DJV-NRW. In einem schwierigen Wettbewerbsumfeld habe man versucht, einen frischen und jüngeren Lokalteil zu machen. Die Chefredaktionen führen jetzt strategische Gründe für den Wechsel an, insbesondere solle das Verbreitungsgebiet der WP in Südwestfalen gestärkt werden. Aus guten Quellen hört man jedoch auch anderes: So soll durch die Übernahme eine Summe im sechsstelligen Bereich eingespart werden.

Angesichts der erfolgreichen redaktionellen Leistung ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar. Zumal die Zahl der WR-Abonnenten in Siegen um ein Vielfaches höher liegt als die der WP. Auch ihre Auflagenverluste fallen mit nur 0,6 Prozent deutlich besser aus. Nimmt die WAZ-Gruppe die Lokaloffensive wirklich ernst? Und droht hier nicht eine Marktbereinigung, auch wenn der Verlag dies dementiert?

155 Antworten zu “Lokaloffensive der WAZ nur eine Mogelpackung?”

  1. Freibier sagt:

    Es ist doch erstaunlich, dass manche Kollegen (?) in betriebswirtschaftlichen Fragen so unbeleckt sind. Oder schwer von Begriff.
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    Lieber Kollege „onnen“! Es geht beim kritisierten Vorgang nicht um die Frage „Paid-Content oder nicht“. Mir ist es völlig wurscht, was ein fremder Betrieb, in diesem Fall die WAZ NewMedia GmbH & Co. KG, mit seinen Veröffentlichungen anstellt, (und jetzt bitte laut lesen): SOLANGE EINZELBETRIEBLICH ABGERECHNET WIRD UND DIE ZWISCHENBETRIEBLICHEN MATERIALFLÜSSE NICHT ORDNUGSGEMÄSS VERRECHNET WERDEN.
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    Capisci? Oder ist das so schwierig? Betrieb A (Print) liefert an Betrieb B (Online) pausenlos Material (redaktionelle Leistungen), kriegt aber nichts dafür. Solange dies so ist und mit den redaktionellen Leistungen ein anderer Betrieb quersubventioniert wird, müssen nämlich reine Print-Redakteursgesellschaften wie z.B. ZVW GmbH & Co. KG in ihrem Betriebsergebnis beschissen dastehen! Und genau dies wurde und wird uns immer noch mit dem schönen Wort „rote Zahlen“ vorgehalten. Mit „onnen“ oder irgendwelchen „Apps“ hat das rein gar nichts zu tun. Und wenn mit diesen Apps in dem anderen Betrieb Gewinn erwirtschaftet werden sollte, dann ist die fehlende innerkonzernliche Verrechnung ein umso größeres Versäumnis, das die Einzelergebnisse der beteiligten GmbH & Co. KGs verfälscht.
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    Dass Nachrichtenredakteure laut Reitz im Internet unverblümt Copy&Paste-Journalismus betreiben („zitieren“), weil so dpa eingespart werden kann, die Gruppe aber diese kostenlos aus dem Netz gesaugten Leistungen ihrerseits verkaufen will, passt ins Gesamtbild eines äußerst merkwürdigen Verständnisses vom geistigen Eigentum anderer.
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    Herr, schmeiß‘ Hirn vom Himmel!

  2. Anonymous sagt:

    Völlig richtig, Freibier! Und solange derart schief gerechnet wird, dürfen sich die Herrschaften und ihre eilfertigen Online-Erfüllungsgehilfen nicht darüber wundern, dass sich die Begeisterung darüber, für eine andere GmbH u. Co KG mitzuarbeiten, stark in Grenzen hält!

  3. onnen sagt:

    Aus der Jubiläumsausgabe der Bild-Zeitung, letzte Seite, „Schlagzeilen, die Sie nie lesen werden“:
    „Zum 100. Geburtstag: Bild-Zeitung wird wieder auf Papier gedruckt“
    Mal drüber nachdenken.

  4. Anonymous sagt:

    Mal drüber nachdenken: Ja und? Begreifst Du es nicht? Niemand hat was gegen Internet, niemand hier ist vorsintflutlich-holzmedien-schreibmaschinen-verbohrt, niemand muss hier als Computer- oder Web2.0-Hasser diffamiert werden. Das ist einfach nur dümmlich.
    Es geht schlicht und einfach darum, dass die bei einem „Print“-Verlag angestellten Redakteure so behandelt werden, als ob sie nur für die Misserfolge bei Print verantwortlich wären (und dort für für die roten Zahlen), während sich die ach so „modernen“ Onliner mit Hilfe des von Print-Redakteuren kosten- und problemlos angelieferten redaktionellen Contents und einem Millionen-Start-Etat als die Repräsentanten der Zukunft präsentieren dürfen. Und das stinkt einfach. Und zum Kotzen ist es auch, jawohl.
    Das Problem wäre erst gelöst, wenn ehrlich und gemeinschaftlich in EINEM Betrieb gearbeitet würde, statt in unterschiedlich abgerechneten GmbH&Co. KGs. Das ist nun doch wirklich nicht soo schwer zu kapieren, „onner“?

  5. Freies Netz sagt:

    Die feuchten Verlegerträume, das freie Internet zur Gelddruckmaschine zu machen, sind doch seit Wochen ausgeträumt. Oder besser: Mit dem grandiosen Scheitern von „acta“ sind sie genau dahin gelegt: ad acta!
    Ihr kriegt es nicht!

  6. Wiebke Westhues sagt:

    @Freies Netz
    Es stimmt, das lange geplante ACTA wird wohl nicht kommen. Insgesamt kommentieren Sie mit diesem pauschalen Beitrag ein sehr komplexes Thema, das sehr differenziert betrachtet werden muss.
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    Im freien Netz sind nicht zuletzt Künstler betroffen, ihre Werke aus den Bereichen Musik und Film werden online illegal kopiert und verbreitet. Insofern können sehr viele Menschen, die kreativ arbeiten, jetzt und auch in Zukunft nicht mehr von ihrem Beruf leben. Ob diesen Künstlern das ACTA geholfen hätte, werden wir dann wohl nicht erfahren. Geholfen hätte es wohl in erster Linie den Konzernen in den Bereichen Medien und Entertainment.
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    Thema Presseverleger: Den „Sündenfall“ der Presseverleger sprechen Sie an. Diese dachten, sie könnten das Internet zur Gelddruckmaschine machen. In einem langen Prozess wurden in Deutschland tausende verdiente Mitarbeiter in die Wüste geschickt, mit jungen, dynamischen Kräften und neuen Endgeräten sollte weiterhin das große Geld gemacht werden. Diese Rechnung ging bekanntlich nicht auf.
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    Thema Verleger & ACTA: Das ACTA hätte die Presseverleger nur indirekt betroffen. Daher haben die großen Konzerne wie Axel Springer im Verbund mit kleineren Verlagshäusern lange an einem eigenen Modell zum Erhalt der eigenen Geschäftsmodelle gearbeitet. Mitte-Rechts, also die Bundesregierung aus Union und FDP, war nur zu gerne bereit, dieses so genannte Leistungsschutzrecht, kurz LRS, zu bewilligen. Es wird wohl bald umgesetzt werden, die Netzgemeinde verfolgt den Prozess sehr interessiert.
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    Von daher: Wenn Sie das Thema interessiert, dann finden Sie gehaltvolle Beiträge vor allem, indem Sie via Twitter regelmäßig nach dem Begriff LRS suchen, zudem bietet die Seite der IGEL, Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht, wichtige Informationen. Betroffen sind vom LRS nämlich vor allem die Journalisten, Redakteure, Blogger, Künstler, die von den Konzernen und Verlagen im Prozess der Gewinnoptimierung in eine ungewisse berufliche Selbständigkeit gedrängt worden sind.
    Sie sehen: Das Thema lässt sich nicht mit einem lustigen, pauschalen Spruch behandeln.
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    Lustig ist natürlich, dass die Jungen, Dynamischen vor Jahren noch Google & Co. als die großen Heilsbringer gefeiert haben und ihre eigene Karriere auf einem Wissensvorsprung gegenüber älteren, verdienten Mitarbeitern aufgebaut haben. Heute sehen die Verleger, dass diese Jungen, Dynamischen außer großen Worten nicht viel zu bieten haben. Sie haben es nicht anders verdient, da stimme ich Ihnen zu.

  7. Wiebke Westhues sagt:

    @Freies Netz:
    LRS = LSR 😉

  8. […] Medien – LRS = LSR? “Lustig ist natürlich, dass die Jungen, Dynamischen vor Jahren noch Google & Co. als die großen Heilsbringer gefeiert haben und ihre eigene Karriere auf einem Wissensvorsprung gegenüber älteren, verdienten Mitarbeitern aufgebaut haben”, so ein Kommentar bei … medienmoral […]

  9. Anonymous sagt:

    @vuwsverkauft
    So ist das. Die neue Unternehmenskultur unter der Alleinherrschaft des Herrn G. Da bläst ein eiskalter Wind durchs Haus. Jungs und Mädels, egal in welcher GmbH & Co. KG der großen Familie mit dem starken „Wir“-Gefühl ihr arbeitet: Zieht Euch warm an!

  10. aufstand sagt:

    eine neue episode vom „erfinder“ des journalismus

    http://www.taz.de/Chefredakteur-ueber-Zeitungsreform/!96233/

    wo der mann war, hat es fast überall geraucht.

    erschreckende parallelen zum westen, hier besonders zu einem titel… man kennt sich!

  11. Rauhe See sagt:

    „Sehr gern“ erinnert man sich an seine Episoden bei der Frankfurter Neuen Presse und bei der Mageburger Volkszeitung. Ein Mann, der „gut“ ankommt und „motiviert“…
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    Schlimm, dass er dieses kaputte Modell im Osten durchpeitschen darf. In spätestens zwei Jahren ist er weg und es sitzen sowieso Mediengestalter an den Tischen.
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    Was er dort versucht, ist im Westen bereits gescheitert. Hier hält man leider noch an den Scherben fest. Ja, man kennt sich!

  12. wazpackerklagen sagt:

    ein Bericht darüber in der Lokalzeit Duisburg von Fr. 29.6., ab der 14. Minute
    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2012/06/29/lokalzeit_duisburg.xml

  13. warumpiepstes sagt:

    warum piepst es denn eigentlich immer im Beitrag, wenn der Name der Firma genannt wird, bei dem die PVS-Beschäftigten quasi als Leiharbeiter beschäftigt waren? Kann mir das jemand sagen?

  14. darumpiepstes sagt:

    Angst der Kollegen vor abmahn-, unterlassungserklärungsverschickungs- und klagefreudigen Anwälten. Also: Bevor man sich eine blutige Nase holt, gibt man vorm Betreten der Redaktionsräume oder Studios die Courage lieber beim Pförtner ab. Nennt sich Journalismus.

  15. warumpiepstes sagt:

    @darumpiepstes. Dank Dir für den Erläuterungsversuch! Aber der mächtige WDR beschäftigt doch tüchtige Juristinnen und Juristen, da muss einem doch vor ein paar Winkeladvokaten nicht bange sein, oder?

  16. Graf Zahl sagt:

    Neue Kooperation gegen Mitgliederschwund und sinkende Abo-Zahlen:
    Wer bis zum 30.06. in die FDP eintritt, bekommt das Zwei-Jahres-Abo der WAZ gratis, App inklusive.
    Ist das nicht toll?
    Melden Sie sich noch heute, wir haben tolle Pläne für Ihre Zukunft!

  17. Trostlos sagt:

    Der Mann bringt es auf den Punkt:
    .
    http://www.horizont.net/aktuell/medien/pages/protected/show.php?id=108736&page=1&params=
    .
    Aber: die WAZ wird nicht daraus lernen, da sich die
    Führung und auch die Anzeigenleitung nicht davon
    verabschieden möchte, dass innerhalb des Hauses
    gegeneinander gearbeitet wird und dem Kunden
    im ungünstigsten Fall zugemutet wird, dass an zu 3 oder
    4 Stellen (Tageszeitung, Anzeigenblaetter, Radio, Crossmedia) vorstellig werden muss, um eine
    umfassende Medienkampagne und deren Beratung
    auf die Beine zu bekommen.
    .
    Das sollte -in welcher Form auch immer- unter einem Dach und
    einem Guss geschehen.
    .
    Das ist nicht die einzige Baustelle, auch journalistisch kocht jeder sein
    eigenes Süppchen. Man kämpft zwar heftigst gegen die ARD und deren Angebote, aber für den User ist es einfach genial, wenn man unter einer URL wie http://www.wdr.de sämtliche medialen Angebote erhält.

  18. nuernberg sagt:

    nun geht es auch in Nürnberg los, ich wusste bisher gar nicht, dass das Nürnberger Modell auch Pate gestanden haben soll, für das Geschäftsmodell der WAZ-Mediengruppe im Umgang mit Zukäufen von Regionalzeitungen. Im Ergebnis scheint es gleich zu enden. Redakteursstellen werden abgebaut
    http://www.newsroom.de/news/detail/734718

  19. alter sagt:

    Es war tatsächlich das Modell in Nürnberg, das Grotkamp für das Ruhrgebiet damals kopiert hat!

  20. Synergie sagt:

    Wie wunderbar! Seit heute sieht die WR endgültig so aus wie die WAZ. Es lebe die Synergie!

  21. Siegener Hütchenspiel sagt:

    Was nennt man WR, sieht aber jetzt aus wie die WAZ, dabei steckt bloß noch WP drin? Die „Siegener Rundschau“.

    Die Lokale Offensive gegen die letzten Leser ist jetzt dort in ihre heiße Phase getreten. Mit vier (!) Lokalredakteuren und einen im Sport, um brandaktuell aus acht Kommunen (u.a. einer Großstadt und zwei Mittelstädte) zu berichten. Immerhin: Einer aus der alten Mannschaft durfte bleiben, um wenigstens etwas Kontinuität zu signalisieren und den Kollegen zu helfen.
    Dennoch: Der hartnäckige Abonnent wird gleich zum Start mit echten Knüllern und besonderem Lokalkolorit überrascht. Etwa mit der bohrenden Frage: „Wie sieht das bei uns in der Region aus? Olympiade – ja oder nein?“, auf die es logischerweise keine vernünftige Antwort geben kann und also auch nicht gibt. Zur ersten Punktlandung der Neuankömmlinge mit einem Demografie-Bericht über den kleinsten Siegner Stadtteil empört sich ein Leserbrief: „Welcher frustrierte Mitarbeiter von Ihnen hat diesen Artikel verfasst? … Vielleicht sollten Sie einmal durch das ganze Dorf gehen und den Kontakt suchen, falls es Ihnen gelingt (mit einem Lächeln), um auch die schönen Seiten des Dorfes kennenzulernen.“ Ob Siegens kleinster Stadtteil bereits geschlossen abbestellt hat, wurde bislang noch nicht bekanntgegeben. Man will sich im Rahmen der Offensive erst die restlichen Noch-Abonnenten vorknöpfen…

  22. […] nehmen wir die “Westdeutsche Allgemeine”. Im Mai war auf dem gewerkschaftsnahen Blog “Medienmoral NRW” zu lesen, die angekündigte Lokaloffensive habe in Siegen gleich mal zur Stellenstreichung […]

  23. Anonymous sagt:

    @Hütchenspiel
    Soweit mir bekannt, sind zwei WR-Leute geblieben. Der Lokalchef ist jetzt ein WP-Mann. Mischmasch in Vollendung. Oder ist Siegen ein Versuchsballon für die ganz große Zusammenlegung? Niemand weiß hier, wozu das sonst überhaupt gut sein sollte.

  24. Peinlich sagt:

    Peinlicher Beitrag zum Thema „Euro-Rettung“. Ob im Seitenkopf WAZ oder BILD steht, das macht keinen Unterschied mehr:
    .
    http://www.derwesten.de/politik/euro-rettung-kann-deutschland-weitere-milliarden-kosten-id6933918.html

  25. Fischer sagt:

    Was hat man darunter zu verstehen, dass der neue stellvertretende WR-Chefredakteur die Redaktionen stärker miteinander vernetzen will?

  26. Impressum sagt:

    Wer das WR-Impressum von gestern und heute vergleicht, der ahnt, wohin der Hase läuft.

  27. Hase sagt:

    Und wohin?

  28. Kahlschlag sagt:

    Mit einem Schlag fünf bekannte Namen von Redakteurinnen und Redakteuren aus dem Impressum gestrichen. Dafür unter „Geschäftsführer“ einer mehr.
    In diesem Sinne: Mahlzeit!

  29. Impressum sagt:

    Die WR hat für die Mantel-Kosmetik („Branding“) nur noch ein Rumpf-Redaktiönchen, so sieht’s aus.

  30. Werch ein Illtum! sagt:

    Wenn ich das richtig sehe, dann sind einmal mehr sehr renommierte, bekannte und hochqualifizierte Journalisten gegangen (worden) – Leute, die meiner Zeitung über Jahre hinweg Profil und Gesicht gegeben haben, wie zum Beispiel die von mir sehr geschätzte Politik-Chefin. Und gleich fünf gute Journalisten auf einmal. Für eine Mantelredaktion ist das ein enormer geistiger Aderlass!
    Das Blatt-Profil ist damit jetzt endgültig weg. Was taugt eine Zeitung, um sich darin irgendwo zuhause fühlen zu können, wenn deren Schreiber und Macher so glatt und schnell austauschbar sind, dass man sich nicht einmal mehr deren Namen merken mag? Die Antwort kann sich jeder selbst geben.
    Nur die Verantwortlichen denken wohl darüber gar nicht nach. Für die besteht eine Zeitung nur aus Papier, bedruckt von teuren Maschinen. Die Menschen, die ihr doch das Gesicht geben müssen, spielen in deren Vorstellungswelt offenbar keine Rolle. Um mit Ernst Jandl zu sprechen: Werch ein Illtum!

  31. Wie im Märchen sagt:

    Es war einmal ein Chefredakteur. Der schrieb in einer blauen Heimatzeitung über die rüstigen Alten, die es zu ehren gilt.
    .
    Warum nur, fragen sich die Schlümpfe, ist eine alt gediente Sekretärin nicht mehr da?

  32. Impressum sagt:

    WR-Erfolge?

  33. Pfui! sagt:

    Der Staats- und Steuer finanzierte WDR hat heute die Gelegenheit wahrgenommen, die Tageszeitungen schlecht aussehen zu lassen. Zwar ist es legitim über sinkende Auflagenzahlen in Südwestfalen zu berichten, aber es hat Geschmäckle, wenn man sieht, mit welcher Intention und welchem Unterton das geschieht.
    .
    Dem Weniger im Print steht z.B. in der Reichweite ein Mehr im Online gegenüber, was natürlich verschwiegen wird. Im direkten Vergleich sähe der WDR mit seinen Zahlen deutlich schlechter aus. Vielleicht sollten die Tageszeitungen auch mal in dem Stil darüber berichten, dass ausschließlich Ur-Oma und Ur-Opa die Öffentlich-Rechtlichen schauen, die Zuschauerzahlen seit Jahren im freien Fall sind, Fernsehen nur noch eingeschaltet und nicht mehr tatsächlich geschaut wird, und dass dieses „hochwertige“ Programm durch eine beträchtliche, überteuerte Zwangsabgabe der Haushalte finanziert wird.
    .
    Spätestens wenn alle Haushalte 2013 zahlen müssen, fliegt diese Konstruktion den Öffentlichen-Rechtlichen ohnehin um die Ohren. Das ist auf Dauer nicht zu halten in der heutigen Medienwelt, im EU-Vergleich und bei dermaßen geringem Zuschauerinteresse.

  34. Pfui! sagt:

    Man sendet es auch im Fernsehen! Foul ist Foul, egal wie klein.

  35. Gar nicht pfui! sagt:

    @Pfui! Dass das „Mehr“ in Online die dramatischen Print-Verluste auch nur annähernd ausgleicht, ist vielleicht Bestandteil feuchter Verlegerträume. Nach dem Aufwachen dämmert denen aber dann schnell wieder die Erkenntnis, dass Online nach wie vor längst nicht genügend Einkünfte generiert.
    .
    Angenommen, Online würde die Verluste tatsächlich auffangen (was zu behaupten zurzeit schlicht grober Unfug ist), dann müssten eigentlich nicht noch mehr Redakteursstellen, wie in Siegen, gestrichen werden.
    .
    Und das ist der Punkt, an dem öffentlich-rechtliche Anstalten wie der WDR sehr wohl ein Recht haben, über die Rückgänge zu berichten: Die drastaischen Print-Verluste (wir sprechen von bis zu 5 Prozent im Quartal!) der WR-WP-Mischmaschausgaben sind nämlich keineswegs branchenüblich, ergo sind sie hausgemacht. Weil es dem regionalen Mitbewerber zudem bestens geht (praktisch keine Verluste), steht die Presse- und Meinungsvielfalt in der Region auf dem Spiel. Wenn das kein Anlass zur Berichterstattung ist!
    .
    Ein Foul ist das deshalb keinesfalls. Ich fand den Bericht, der übrigens von einer ehemaligen WR-Kollegin vorgetragen wurde, durchaus korrekt und angesichts der dramatischen Situation eher zurückhaltend. Es war nämlich sehr nobel, die Ursachen mit Internet und geändertem Leseverhalten zu erkären. Da hätte man durchaus deutlicher werden können, denn der Mitbewerber leidet irgendwie gar nicht unter Internet und geändertem Leseverhalten.
    .
    Außerdem: Wann sollen die WDR-Kollegen denn über die ganze Sch…., die hier in Südwestfalen abgeht, berichten? Wenn der Laden hier endgültig dicht ist?

  36. Pfui sagt:

    Ich schrieb von Reichweite, nicht von Einkünften! Man sollte die Materie schon verstehen.
    ,
    Ah, eine ehemalige WR-Kollegin. Studio Siegen. Alles klar. Danke für den Hinweis… Wirklich nobel…

  37. Was soll eigentlich sagt:

    an der Veröffentlichung von ohnehin öffentlich zugänglichen Daten wie den IVW-Meldungen ein „Foul“ sein? Berichten Zeitungen des WAZ-Konzerns nicht auch über die Vorgänge beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk – zum Beispiel über niedrige Einschaltquoten bei Gottschalks Vorabendsendung, oder anlässlich der Kündigung Claudia Ludwigs („Tiere suchen ein Zuhause“) ebenfalls über sinkende Einschaltquoten und geschwundene Marktanteile, und das sogar sehr ausführlich? (vgl: http://www.derwesten.de/kultur/fernsehen/wdr-kuendigt-moderatorin-von-tiere-suchen-ein-zuhause-id6389459.html).
    Und jetzt wird hemmungslos „Foul!“ gejault, wenn der WDR dasselbe tut? Mein Gott, ist das armselig!

  38. @Pfui sagt:

    „Ich schrieb von Reichweite, nicht von Einkünften!“
    .
    Die Einkünfte sind aber für den Fortbestand von Redaktionen und Arbeitsplätzen nun einmal entscheidend, Stichwort Einzelbetriebsabrechnung. Argument war bei allen Redaktionsschließungen und bei jedem Arbeitsplatzabbau stets die angeblich mangelnde wirtschaftliche Tragfähigkeit. Die Reichweiten bei Print einerseits und die bei Online andererseits sind angesichts unterschiedlicher Werbeeinnahmen völlig unterschiedlich zu bewerten. Und ein Verlag lebt letztlich nicht von Reichweiten, sondern von den Einnahmen. Wenn aber Großkunden – wie geschehen – einen Verlag auslisten, dann passt das sehr schnell nicht mehr. Wir wollen da nicht ins Detail gehen, das lässt sich alles nachlesen. Deshalb stimme ich Ihnen zu: Man sollte die Materie schon verstehen. Vielleicht arbeiten Sie sich da ‚doch noch etwas tiefer ein…

  39. hui sagt:

    war Nienhaus nicht auch für den Sparkurs?

  40. Vergleich sagt:

    Das ist faszinierend. Dass einer wie Nienhaus sich unangreifbar macht. Doch auch über den Mann wird die Zeit hinweggehen. Abwarten.

  41. trikokolores sagt:

    schnipp: Die WAZ-Gruppe tut das, was sie angeblich schon seit Monaten tut: Sie stärkt das Lokale. Den zurückliegenden Aderlass (ein Drittel weniger Redakteure) kann sie damit natürlich nicht wettmachen. Aber die Redakteure sollen nun in Schulungen lernen, dass Geschichten Nachricht, Einordnung, Erzählstil und Service brauchen. “Die WAZ erhebt den
    Standard des Tageszeitungsjournalismus zu dessen Zukunft”, mokiert sich Meedia.
    schnipp. Mehr muss man nicht sagen.

  42. Das war's sagt:

    … dass Geschichten Nachricht, Einordnung, Erzählstil und Service brauchen…“
    .
    Donnerwetter! Das wusste man bisher ja so nicht. Teufel aber daran – daran hat’s also gelegen. Es fehlten keine Redakteure, sondern die, die da waren, hatten einfach keine Ahnung vom Geschäft. Danke, liebe WAZ-GGF, für diese Erkenntnis!
    Naja, nachher ist man immer schlauer.
    .
    Gez.: Einer, der wohl über
    Jahrzehnte bei WAZens
    Lokaljournalismus ohne
    Nachricht, Einordnung,
    Erzählstil und Service
    betrieben hat.
    .
    So, und jetzt aber lieber wieder Musik…