Bezahlung der freien Mitarbeiter abenteuerlich

Die Chefredakteure von Westfalenpost und Westfälische Rundschau, Bodo Zapp (rechts) und Malte Hinz diskutierten mit Bürgen, Gewerkschaftern, Betriebsräten über die zukünftige Zeitungslandschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis. Foto: Frank Biermann

Schwelm. Bei der Anhörung zur Mediensituation im Ennepe-Ruhr-Kreis gestern Abend (am 31. März) im vollbesetzten Sitzungssaal im Kreishaus in Schwelm wurde auch die Bezahlung der freien Mitarbeiter der vier Zeitungstitel der WAZ-Mediengruppe diskutiert. „Die Honorarsätze, zu denen wir freie Mitarbeiter beschäftigen, sind in der Tat abenteuerlich“, sagte der Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, Malte Hinz. „Wir werden zukünftig einmal über eine andere Verteilung der Honorarmittel nachdenken müssen“. Ganz ähnlich äußerte sich Bodo Zapp, der Chefredakteur der Westfalenpost. „Was wir zahlen, ist allenfalls ein Zubrot, von unseren Honoraren kann kein freier Mitarbeiter leben“.

Auf die Zuhörerfrage, was denn die Leser für den Erhalt der Zeitungsvielfalt in ihrer Heimat tun könnten, sagte der Medienwissenschaftler Horst Röper; „Meckern Sie so viel Sie können!!! Der Chor der Empörung muss noch viel lauter werden, damit ihn die Konzernleitung in Essen hört“. Der Konzentrationsprozess, den die WAZ-Mediengruppe jetzt eingeleitet habe, sei in der bundesrepublikanischen Pressegeschichte einmalig. fbi

Lese dazu auch: Qualität gefordert, angemessene Honorare verweigert


126 Antworten zu “Bezahlung der freien Mitarbeiter abenteuerlich”

  1. Medienmoral sagt:

    Heimat von Zeitung verlassen
    unter diesem Titel berichtet heute Boris Rosenkranz in der taz über die Gemeinschaftsredaktion von Westfalenpost und Westfälischer Rundschau im Ennepe-Süd-Kreis
    http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=fl&dig=2009%2F04%2F28%2Fa0114&cHash=44ead01a99
    oder
    http://tinyurl.com/djdy3a
    mit kollegialen Grüßen, medienmoral-nrw

  2. Dr. Faust sagt:

    Meine Güte haben sich heute die EN-Süd-Seiten von WP und WR vielleicht unterschieden-NÄMLICH GAR NICHT!!! Was wird den Lesern da eigentlich vorgegaukelt? Habe mir mal den Aufwand geleistet und die beiden Ausgaben gekauft. Es ist einfach nur mies, wie eine erste Ausgabe einer 08/15-Zeitung aus dem tiefsten Wladiwostock, unterschiedliche Schrifttypen aus den Hausschriften der WP und WR, Negativleisten mal WR, mal WP, die Vignetten von der WR, die E-Mail-Adresse der WR in der WP usw. Leute so geht das nicht, das ist Vera….. am Leser und Kunden!
    .
    Und es wird ja noch härter. Die Magie der Zeitung kann bei den krassen Redaktionsschließungen und dem Personalabbau nicht mehr stattfinden, das Lokale geht bei so einer jämmerlichen Darstellung völlig vor die Hunde. Aber nun kommt es: Es wurde ja an anderer Stelle schon einmal gewarnt; wenn bei den Redakteuren der Cut einmal so leicht gelingt, wie ein heißes Messer durch die Butter schneidet, dann sind die anderen Repressialien nicht mehr weit. Und so kommt es nun auch durch den fehlenden Widerstand bei uns Schreiberlingen. Durch die Aufsplittung der MSG in Medienberater (zu einzelnen Firmen bei mediensales@service) und den Damen in den Geschäftsstellen und Leserläden hat man die Arbeitnehmervertretung der MSG soweit geschwächt, dass man jetzt ganz verschärft vorgehen kann, wie man aus verschiedenen Richtung vernehmen konnte:
    .
    Die WAZ will sich demnach nur noch an 5 Stellen dem Leser in eigenen Leserläden präsentieren: Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Hagen, der Rest wird liquidiert. Das nennt man dann Dienst am Leser und Kunden, wow! Die Folgen sind verheerend, aber das scheint wirklich diesen Entscheidungsträgern egal zu sein. Die Anzeigenblättchen und die Konkurrenz hauen sich feixend auf die Schenkel. Es fehlen einem nur noch die Worte.

  3. bodo sagt:

    Ein Paar Türme, da alle rein – und fertig:

    In eine Turm der Service-Bereich (gerade wieder einen Ex-Leser getroffen, der gekündigt hat, weil er am Telefon niemanden mehr vor Ort erreicht und dafür auch noch zahlen muss).

    In den anderen die Redaktion, neudeutsch Desk genannt.
    Habe übrigens gehört, dass die Westfalenpost keine freiwilligen Schäfchen findet, die sich zur Schlachtbank dort führen lassen. Jetzt sollen die Mitarbeiter teils zwangsrekrutiert werden (Drohung: Alle Stellen werden dann ausgeschrieben…).

    So motiviert man seine Leser und Mitarbeiter :-((

  4. 1000 Fragezeichen sagt:

    Die Leser und Kunden lieben uns gerade mal wieder über alles…

    http://www.derwesten.de/nachrichten/2009/4/30/news-118476711/detail.html

    Musste wirklich nicht sein, wirklich widerlich! Wie eben BLÖD-Zeitung!

  5. Medienmoral sagt:

    über die aktuelle Entwicklungen rund um Essener Content Desk berichtet der kress report
    http://www.kress.de/cont/story.php?id=128008
    kommt gut in den Mai, medienmoral-nrw

  6. texter sagt:

    @medienmoral zu Kress: „Zum ‚Content Desk‘ gehört auch ein neues, sechsköpfiges Rechercheteam. Es untersteht direkt Chefredakteur Reitz und soll fortan die großen, investigativen Geschichten ranschaffen“, verbreitet der Kress-Report. Investigativer Journalismus unter WAZ-Reitz. Da kündigt sich offenbar eine völlig neue journalistische Qualität, sozusagen ein publizistischer Quantensprung an. Nach dem Online-Flop von derwesten darf man gespannt sein. Das wird die Zeitungskonkurrenz sicher richtig wachrütteln. Darf gefragt werden, nach welchen Kriterien das von Kress genannte Reitz’sche Führungspersonal am Content Desk ausgewählt worden ist?

  7. Betroffener sagt:

    Dieses Führungspersonal sind Arschkriecher!

  8. texter sagt:

    @Betroffener: Könnte man mit einem etwas moderateren Sprachgebrauch auch sagen, es handelt sich um eine Ansammlung von angepasstem Karrieristentum ?

  9. Blattspinat sagt:

    @Betroffener und texter
    Wie man’s auch dreht: Ihr habt beide Recht.

  10. Entbehrlich sagt:

    Nach 17 Jahren Abo das WAZ-Blatt gekündigt wg. Seiten- , Nachrichten- und Niveauverlust.
    .
    Stattdessen: Überregionale Qualitätszeitung ohne unterdrückte Nachrichten in Sachen WAZ , d.h. „Süddeutsche“. Lokale Neuigkeiten von Interesse aus dem Internet und aus der WDR-„Regionalzeit“, außerdem drei kostenlose Anzeigenblättchen pro Woche.
    .
    Also: Reicht völlig aus, WAZ-Billig-Blättchen ist entbehrlich.

  11. Abenteuerlich sagt:

    Die Honorare der freien Mitarbeiter wurden von den beiden Chefredakteure Malte Hinz ( WR ) und Bodo Zapp ( WP ) in der Anhörung zur Mediensituation in Schwelm am 31.3.2009 als „abenteuerlich“ bezeichnet. Und wörtlich hieß es damals: „Wir werden zukünftig über eine andere Verteilung der Honorarmittel nachdenken müssen“ sagten die beiden Herren wörtlich. Das hat nun die Spitze der WAZ-Mediengruppe getan. Ergebnis: Drastische Honorarkürzung!!!
    Von der neuen Firma MedienSales@Service – vom neuen Pruduktmanager ( einer von fünf regionalen PM ) – bekamen viele ( „liebe“ ) freie Mitarbeiter am 30. April 2009 zum Betr.“ Produktion von lokalen Sonderseiten mit lokalen Inhalten“ neue Honorarregelungen, die ab sofort zum 1. Mai 2009 gelten. Ergebnis: Drastische Honorarkürzungen unter dem Deckmatel „gerechter“. Ein Hohn!!!
    Wörtlich heißt es: „Auf Veranlassung der Hauptanzeigenleitung gibt es . . . und erstmals einheitliche ( ! ) Sätze pro Zeile, Foto und komplette Seiten bzw. Seitenstücke, nach denen die Tätigkeiten der Mitarbeiter entlohnt werden. Die bisherigen Unterschiede zwischen einzelnen Städten resultieren auf einer uralten Berechnungsgrundlage und hatten zur Folge, dass einige Mitarbeiter für die gleichen Leistungen weniger bezahlt bekamen als andere. Um das System gerechter und einfacher zu gestalten, kommt es nun zur Vereinheitlichung der Honorare.

    Zeilenhonorar einheitlich 23 Cent.

    Bildhonorar einheitlich 13.50 Euro.

    Seitenpreis ( TZ-Format ) maximal 160 Euro ( „all inklusive“ – Layout, Texte, Bilder und redaktionelle Freigabe ).
    Seitenpreis ( Tabloid-Format ) maximal 100 Euro.

    Jeweils im Preis enthalten ist das Abdruckrecht des erstellten Text- und Bildmaterials innerhalb der Tageszeitungs-Titel des Gesdamtkonzerns der WZ-Mediengruppe sowie der Verwendung durch die durch die jeweiligen Online-Portale.

    Das sind massive Kürzungen bis zu 40 v.H. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die vorherigen unterschiedlichen Honorare „ungerecht“ waren. Es wurde u.a. differenziert bezahlt, entsprechend des unterschiedlichen Arbeitsaufwandes, der unterschiedlichen Gegebenheiten. Jetzt geht’s nach der Rasenmähermethode, stark reduziertes Einheitshonorar. Verluste im Monat um die 500 Euro sind jetzt die Folge. Ganz abgesehen von der „sittenwidrigen“ Weiterverwendungsklausel, die bei anderen Verlage schon „gerichtsmäßig“ untersagt wurde.

    Das sind abenteuerliche Zustände. Das ist Ausbeutung der freien Journalisten in schlimmster Form. Was sagen die beiden Herren Malte Hinz und Bodo Zapp dazu? Sie werden zu diesem Honorarabenteuer schweigen, denn sie haben auf dem Honorarsektor nichts zu sagen.

  12. Getreten sagt:

    Jetzt will die WAZ noch von unseren mageren Honoraren, die „harzmäßig“ sind, erhebliche Abstriche machen. Unverschämt und skandalös. Die Begründung ist wirklich eine Lüge, von wegen gerechter. Vorher konnte man wenigstens noch den „Schwierigkeitsgrad“ geltend machen, den Zeitaufwand. Eigentlich müßten wir uns alle weigern unter diesen Konditionen weiter zu arbeiten.

  13. Freie! Kehrt der WAZ den Rücken zu! sagt:

    Liebe „Freie“,
    .
    verzichtet ab sofort darauf, für diese sittenwidrigen Hunger-Honorare auch nur einen Finger krumm zu machen.
    .
    Erstens bleibt euch nach Abzug eurer Kosten praktisch nichts mehr übrig. Rechnet nach: Selbst ein Aushilfsjob in der Döner-Bude wird besser bezahlt.
    Zweitens braucht ihr euch in dem Laden keinerlei Hoffnungen auf eine Festanstellung mehr zu machen, egal was euch irgendein Lokalchef weismachen will. Der zittert ja selbst davor, dass seine Redaktion die nächste ist, die dichtmachen muss.
    Drittens schadet es, so wie die WAZ ihr eigenes Ansehen demontiert hat – zum Beispiel mit Redakteuren, die aus dem Internet abkupfern müssen – eher eurer Reputation als dass es euch nützt. Jedenfalls dann, wenn ihr einmal bei seriösen Medien anfangen wollt.

  14. Zum K..... sagt:

    Wie sagte Sachsens letzter König? „Macht euern Dreck alleene!“

  15. texter sagt:

    Honorare für freie Mitarbeiter oder für freie Journalisten. Für letztere gibt es, wie alle wissen, feste Tarifvorgaben nach Auflagenstaffelung. Die sind einzufordern, notfalls auch einklagbar. Für freie Mitarbeiter gab es seit über 2 Jahrzehnten nicht nur nicht erhöhte, in verschiedenen Lokalredaktionen auch ungleiche Honorare und Pauschalen für einzelne Mitarbeiter, mit unterschiedlichen Sätzen, je nach Redaktion, die sich teils noch unter den o. g. Sätzen bewegt haben. Abenteuerlich.

  16. Nur noch peinlich sagt:

    @Abenteuerlich Wieso hat Malte Hinz zum Honorarabenteuer nichts zu sagen? In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Und es hat sich ja bekanntlich unser Ex-dju-Gewerkschaftsboss innerlich niiiiemals verändert. Nein, nein, innen, da ist er noch immer ganz der alte Malte. Einer, der der Verlagsführung tapfer und selbstlos die Stirn bietet. Malte steht voll auf der Seite der Arbeitnehmer, der Freien und der Gewerkschafter. Außen Chef, innen Kumpel. Man merkt es nur nicht mehr so…

  17. Getreten sagt:

    @texter. Einklagen? Das ist doch wohl ein Witz! Erstens gelten die Tarifvereinbarungen nur für die Unternehmen, die im Verlegerverband mit Tarifbindung sind – MedienSave@Service ist natürlich nicht drin – und zweitens klagst du nur einmal ein, dann bist du für immer draußen. Also verar . . . mich nicht. Die bisher geltenden Honorarsätze lagen alle über den neuen Sätzen. Sie waren nicht das Gelbe vom Ei und waren viel zu niedrig, aber sie waren von Standort zu Standort verhandelbar. Mit dem jetzigen „Honorar-Einheitsbrei“ senkt die WAZ-Mediengruppe im Schnitt kräftig und kassiert bei den Freien ab.
    @Nur noch peinlich. In welchem Wolkenkuckucksheim lebst du eigentlich? Klar, wie`s drinnen aussieht, geht niemanden etlwas an. Aber warum läßt Malte solche Sprüche in Schwelm ab, die eventuell Hoffnung wecken, und dann ist alles nur heiße Luft. Das hat mit Gewerkschaftler nichts zu tun. Eines steht fest: Die Chefredaktionen haben keinen Einfluß auf die Honorargestaltung. Sie bekommen ihren Etat vorgeschrieben, und der wurde für 2009 insgesamt für alle Titel massiv gesenkt. Frag doch mal nach!

  18. Wolkenkuckucksheim sagt:

    Vielleicht hätte ich etwas deutlicher drüberschreiben müssen „Vorsicht, Satire“ statt „Nur noch peinlich!“ Ernst war’s jedenfalls nicht gemeint.

  19. los sagt:

    Jetzt müßten die beiden Journalistengewerkschaften gegen die neuen WAZ-Honorarrichtlinien für Freie, vor allem gegen die beliebige kostenlose Weiterverwendung des geistigen Gutes klagen.

  20. Warum denn? sagt:

    @ los – Warum sollten denn die Gewerkschaften jetzt schreien? Das tun sie schon seit Jahren. Die Diskussion um die kalte Enteignung läuft doch schon lange. Aber das mitzukriegen, setzt voraus, das man sich auch mal über den Tellerrand informiert. Wo kommen denn die belächelten Honorarempfehlungen her? Wenn’s die nicht gäbe, wären die Honorare nicht erst jetzt im Keller.
    Die ganze Diskussionskette hier belegt für mich letztlich nur noch, wie wenig Widerstand bei der WAZ existiert. Das ist nämlich das eigentliche Problem. Die Arbeit sollen immer die anderen machen. Da wo man als RedakteurIn selbst am kleinen, mittleren oder auch großen Hebel sitzt, Freien auch mal halbwegs vernünftige Honorare geben könnte, da wird das Problem ausgesessen. Dann riskiert doch mal einen leeren Honorartopf! Das wäre ja schon mal eine Tat.
    Und dass Hinz die Unterbezahlung öffentlich zugegeben hat, finde ich gut. Endlich mal einer, der auch was dazu sagt. Zumindest ist der Kollege kein Feigling.

  21. Controller sagt:

    Wie stark werden nochmal die bescheidenen Bezüge der Herren Hombach und Nienhaus gekürzt?

  22. Alter Kollege sagt:

    @Warum denn? „Zumindest ist der Kollege kein Feigling.“
    Nö, das fällt ihm jetzt wohl auch nicht mehr schwer. Ich darf ‚mal kurz daran erinnern, dass Hinz selbst seinen überaus erstaunlichen Seitenwechsel damit begründete, dass er so die bevorstehende Schließung der WR verhindern wollte. Eines kann man deshalb als sicher annehmen: Egal, wie lange Hinz noch WR-Chef ist, er wird jedenfalls der letzte WR-Chef gewesen sein. Und wenn er geht, dann tut er das garantiert mit einer Abfindung, die sich gegenüber seinem Status als Lokalchef und BR-Vorsitzendem, den er noch vor kurzem hatte, vervielfacht haben dürfte. Da kann er jetzt leicht „mutig“ seine Meinung sagen – nach ihm die Sintflut. Mich als Beschäftigten macht der ungewöhnliche, auch noch in aller Öffentlichkeit zur Schau getragene „Mut“ unruhig. Diese merkwürdige Renitenz gegenüber der GGF könnte allzu leicht ein Hinweis auf das nahende Ende der WR, wenigstens als Zeitung mit eigener Chefredaktion, sein.

  23. Leerer Honorartopf sagt:

    „Dann riskiert doch mal einen leeren Honorartopf!“ Ja, und weiter? Dann isser leer, und die Freien kriegen erstmal keine Aufträge mehr. Tolle Lösung.

  24. Jutta Klebon sagt:

    Zu Abenteuerlich am 03.05.2009 um 11:33

    Nur zur Klarstellung:

    Die skandalösen Honorarsätze gelten nicht für die Freien, die für die WAZ New Media arbeiten sollen. Die festangestellten Fotografen der WAZ und NRZ werden in die WAZ New Media GmbH überführt und von dort aus werden dann die Titel beliefert. Der Einsatz von Freien wird ebenfalls von dort aus koordiniert und honoriert.

    Die „unterirdischen“ Honorare werden „angeboten“ von den regionalen Anzeigenbüros, die früher als einheitlicher Betrieb MSG aufgetreten sind und nun als MediaSales@Service auftreten. Es handelt sich um die Honorierung von Sonderveröffentlichungen, Anzeigensonderseiten und Kollektiven, die von der Anzeigenabteilung in Auftrag gegeben werden. Die Redaktionen der Tageszeitungen sind komplett außen vor und haben keinen Einfluss.

    Leider sind die Verhandlungen zu einer angemessenen Vergütung mit dem BDZV trotz jahrelanger Verhandlungen immer noch nicht abgeschlossen, was nicht an den Gewerkschaften liegt. Aber unabhängig davon hat jeder Urheber nach § 32 Urhebervertragsgesetz den Anspruch auf eine angemessene Vergütung und dies gilt selbstverständlich auch für Tochterunternehmen für Verlage. Und von angemessen kann bei diesen Honorarregelungen nun wirklich nicht die Rede sein.
    Was jetzt wieder ganz offensichtlich wird ist, dass nicht nur die Redaktionen von den Sparmaßnahmen betroffen sind, sondern alle in der WAZ-Gruppe beschäftigten ob Druckern, Zeitungsboten, Anzeigenvertreter oder kfm. Angestellte, Feste oder Freie. Bei den Freien geht es am einfachsten – kein Betriebsrat – kein Sozialplan. Freie in der freien Wildbahn, sie werden ja schließlich etatmäßig als „Sachkosten“ geführt und da kann man ja einsparen.

  25. Jetzt aber sagt:

    Bevor das eigentliche Thema hier ganz verschütt geht:
    Ich weiß von Pauschal-Tarifen pro Tag von
    60 bis 150 Euro bei den WAZ-Titeln. Für Gelernte.
    Weiß wer mehr – oder weniger?

  26. aucheinfreier sagt:

    100,- Euro pro Tag, was im Regelfall 9 Stunden, aber auch mal 14 Stunden sein können. Sonn- und Feiertage werden nicht extra honoriert.
    Damit meint der Verlag sämtliche Rechte innerhalb der Lokalredaktion erworben zu haben, d.h. ein Bild wird ohne weitere Nutzungsbezahlung so oft wie gebraucht genutzt.
    Zudem erwartet man das die Bilder selbsttätig in HUGO gestellt werden, zwischendurch Bildrecherche betrieben wird, die Bilder für die Produktion produziert und korrigiert werden, Fotomontagen anzufertigen sind … natürlich ohne Honorierung (inwieweit hier der Tatbestand der Scheinselbstständigkeit zum Tragen kommt sollte die LVA mal prüfen).

    Onlineverwertung ist stillschweigend natürlich ohne Honorierung mit drin (und dann auch egal für welche Redaktion), zumindest habe ich als Freier keine Möglichkeit die Onlineverwendung zu diesen Konditionen abzulehnen. Bilder die im HUGO sind scheinen dem Verlag zu gehören, für immer und ewig.
    Für eine Fotostrecke unter derWesten.de gibt es 20 EUR (RP-Online zahlt 60 EUR), allerdings muss man aufpassen das die Honorierung auch wirklich erfolgt. (Zudem stellt man z.B. 30 Bilder ins System die danach beliebig genutzt werden können)
    Bilder im Mantel werden extra honoriert (~17 EUR) was gegenüber z.B. der Rheinischen Post einem Drittel der Vergütung entspricht.

    Die Vergütung für Werbeseiten von MediaService entspricht dem was der Verlag auch bei seinen wöchentlichen Anzeigenblättern zahlt. Wenn es sich um ein Archivbild handelt mag das gerade noch ok sein, wenn man aber extra aufnehmen muss ist das ein Minusgeschäft.

    An Fahrtkosten gibt es großzügige 22 Cent + 7% Mwst = 23,54 Cent pro Kilometer, wer viel fahren muss kann die Differenz aus der großzügigen Tagespauschale bezahlen.

    Das man als Pauschalist bei dem Verlag natürlich keinen bezahlten Urlaub, noch andere Sonderleistungen die die Festen bekommen, erhält spricht für sich.

    Einen Werkvertrag, überhaupt etwas schriftliches gibt es nicht, was im Streitfall aber nicht unbedingt schlecht für den Fotografen sein muss…

  27. aucheinfreier sagt:

    @Jutta Klebon

    Die Strukturierung der Fotografen in Regionen, die ihre Weisungen und Aufträge seitens eines zentralen Desks erhalten, mag auf dem Papier eine schöne Idee sein, die bei vorausplanbaren Großevents klappt, bei gleichzeitiger lokaler Arbeit aber eher zu Chaos führt.

    Logischerweise müssten die Lokalredaktionen vorab ihren Bedarf an die Zentrale melden, die dann disponiert und entscheidet welcher der zeitgleichen Termine der wichtigste ist.

    Wehe dem da kommt dann ein unerwarteter Unfall oder sonst eine Katastrophe dazwischen. Der Lokalredakteur ruft dann in der zentralen Einsatzplanungsverwaltung an, meldet seinen Bedarf, und der Disponent sieht das z.B. in Dortmund ein „Springer“-Fotograf gerade Zeit hat um in Duisburg ein Foto zu machen… Dank der nicht vorhandenen Ausstattung mit Laptop und UMTS schickt der Fotograf, wenn er in seinem Stützpunkt zurück ist, ein Foto mit hübschen Bremsspuren auf leerer Straße ins HUGO…

  28. Freie sagt:

    Freie: Lasst euch mal von Jutta Klebon die Honorare als Vergleich darstellen, die beim WDR in den Regionalstudios gezahlt werden. Wer die liest, sieht bei den WAZ-Blättern keinen Freien mehr und Bewerberschlangen vor den WDR-Studios.

  29. bodo sagt:

    @Freie: Die kriegen ja auch unser aller Rundfunkgebühren …
    Damit kann man offenbar ganz anders wirtschaften…
    (… Eine Sauerei ist es bei der WAZ natürlich gleichwohl).

  30. Ehemaliger WR-Redakteur sagt:

    Gemessen an den Honoraren, die bei WR vor 30 Jahren gezahlt wurden, hat sich nicht wirklich viel geändert. Für Bilder wurden bis zu 30 DM gezahlt; die Tagespauschalen lagen betrugen bis zu 100 DM. Gemessen an der Inflationsrate war das damals deutlich mehr netto als heute jemals erzielt werden kann.

    Und das bitteschön bei der Westfälischen Rundschau, die sich schon damals im Dauer-Sparzwang befand.

    Übrigens: Redakteure, die selbst den Fotoapparat in die hand nahmen, weil es nicht in jeder Redaktion einen Fotografen gab, erhielten immerhin ein halbes Bild-Honorar…

  31. Ätzend sagt:

    Zwei Monate sind vergangen und die WR zahlt immer noch die gleichen Hungerlöhne an ihre Tagelöhner.
    Pfui.

  32. Caroline sagt:

    Die 160 Euro Seitenpauschale bei der WAZ-Beilagenredaktion bekommt man übrigens auch nur, wenn es sich dabei um 1/1-Redaktion handelt. Sobald Anzeigen auf der Seite sind reduziert sich der Betrag gleich noch erheblich. Und das für Text, Foto und Layout – mal ganz abgesehen von Fahrtkosten etc. Leider wird es immer verzweifelte Menschen geben, die für diesen Hungerlohn arbeiten werden. Das wird in den meisten Fällen keine gute Arbeit sein – aber darauf legt der WAZ-Konzern ja schon lange keinen Wert mehr. Hauptsache billig. Ich weiß von studierten Leuten, die für Tagespauschalen von weit unter 100 Euro bei den Anzeigenblättern der WAZ-Tochter WVW arbeiten, meist mehr als 8 Stunden am Tag, inkl. Kundenpflege, Terminkoordination, Büroarbeiten usw. – und diese Ausbeutung wird sogar noch als normal empfunden….

  33. Homhaus sagt:

    Ich weiß sogar von 40 Euro aktuell.

  34. Caroline sagt:

    … und interessieren tut es natürlich niemanden. Da weinen lieber die Festangestellten (zurecht – das stelle ich gar nicht in Frage) und fordern von den Freien Solidarität…

  35. FreierFotolieferant sagt:

    Die pompösen Honorare des WAZ FotoPool:

    seit dem 01.08.2009 übernimmt WAZ FotoPool auch die Honorare der von ihm beauftragten freien MitarbeiterInnen. Die Mitarbeiter werden ausschließlich gegen Rechnung und nicht mehr per Anstrich bezahlt.

    Bis auf Weiteres wird zu folgenden Honorarsätzen abgerechnet:
    Einzelbild: 23,00 €
    Halbtagespauschale (bis 4 Std.): 60,00 €
    Tagespauschale (bis 8 Std.): 115,00 €
    Genehmigungspflichtiger Satz für Einsätze >8 Std.: 125,00 €

    Bei mehr als drei eingekauften Bildern des selben Themas werden automatisch die Pauschalen von 60,00 € respektive 115,00 € bezahlt.

    Slight-Show werden bis auf Weiters für 25 € pro Slight-Show honoriert. Der entsprechende Mitarbeiter muss diese auf seiner Monatsrechnung aufführen.

    —————–
    Nicht nur das ein freier der Bilder zum Fotopool liefert jetzt auch noch selbst recherchieren soll wo die Bilder verwendet wurden, bei den großzügigen 23 EURO pro Bild (wahrscheinlich inklusive vollkommener Nutzungsrechtabtretung) darf ein Termin inklusive An- und Abfahrt, Nachbearbeitung und an den Fotopool senden allerhöchstens 20 Minuten dauern, ansonsten zahlt der Freie mehr oder weniger drauf.
    Interessanterweise liegen die 23 Euro noch unter den bisherigen 27 Euro für Bilder im Mantel.

  36. Medienmoral sagt:

    Drastische Honorareinbußen müssen jetzt auch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Westdeutschen Zeitung hinnehmen. Deren Artikel wurden in der Vergangenheit gelegentlich auch im Solinger Tageblatt (verkaufte Auflage 24.660 Ex.) abgedruckt. Das produziert nur einen eigenen Lokalteil und bezieht den Mantel von der Hauptredaktion der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf. Die beiden Titel bilden zusammen mit dem Remscheider Generalanzeiger die Arbeitsgemeinschaft Bergischer Zeitungen. Bislang wurde für diese Zweitverwertung ein Honorar in Höhe von 17,65 zzgl. Mwst. gezahlt. In der jüngsten Honorarabrechnung hat das Solinger Tageblatt die Honorarhöhe fast halbiert auf 8,95 Euro pro Artikel, ohne Vorankündigung. Für die Freien bei der WZ ist es schwierig auf diese krassen Dumpinghonorare zu reagieren. Untersagen sie die Weitergabe der Artikel an das Solinger Tageblatt, erhalten sie einen Hinweis, man sei vertraglich gebunden und müsse dann eben die Konsequenz ziehen, dem Freien weiter keine Aufträge zu erteilen. Dem Kommentar eines betroffenen Kollegen ist nichts mehr hinzuzufügen: „Die Zeitung ist ein sterbendes Medium. Verlagen fällt nichts anderes ein, als den Tod zu beschleunigen. Ohne freie Mitarbeiter gibt es nirgends mehr ein lebendiges Blatt, aber das scheint den so genannten Machern nicht einzuleuchten.“
    Mit freundlichen Grüßen, medienmoral-nrw.de

  37. photomic sagt:

    Ist das Thema schon auf dem Tisch gewesen, dass es ein Verfahren gegeben hat zwischen einem der WAZ-Erben und allen anderen? Dabei hat dieser Erbe darauf bestanden, dass – wie es der Wille von Verleger Erich Brost war – Einnahmen stets reinvestiert werden. Meines Wissens sind 520 Mio. Euro hereingekommen durch den Verkauf von RTL und unter den Erben aufgeteilt worden. Hätte man sich an den Willen des Gründers gehalten, gäbe es jetzt keine Lücke bei der WAZ und niemand müsste entlassen werden. Aber die Gierschlünde der Erben hat sowohl den Erblasser betrogen als auch die Mitarbeiter, die jetzt gekündigt werden. Das ganze hat dann auch noch ein Gericht in 2. Instanz bestätigt. Böse Zungen würden fragen, wie teuer das alles wohl gekommen ist.

  38. Alter Kollege sagt:

    @photomic
    Ich hatte das in einem anderen Beitrag https://www.medienmoral-nrw.de/2009/07/waz-gruppe-einheitsbrei-mit-individuellem-look/comment-page-2/#comment-10336 hier schon kurz erwähnt. Geklagt und leider verloren hat Ex-GGF Grotkamp; es ging um 400 Millionen Entnahme aus dem Verkauf der RTL-Anteile.
    .
    Geht man vom Sparziel der 30 Millionen p.a. aus, dann könnte man es rein rechnerisch tatsächlich so sehen, dass die nun entlassenen bzw. abgefundenen Mitarbeiter ohne dieses Abkassieren der Eigentümer mehr als 13 Jahre hätten weiter beschäftigt werden können. Jedenfalls wäre es sicher möglich gewesen, den (auf die Dauer unbestritten notwendigen) Personalabbau sozial verträglicher zu gestalten. Vermutlich hätte eine Besetzungssperre ausgereicht. Aber die Funke-Seite benötigte die Millionen offenbar sofort. Herr Grotkamp hat sich also sehr wohl dafür eingesetzt, dass der Wille Erich Brosts eingehalten wird. Es ist übrigens schade, dass dieser großartige Manager nicht mehr tätig ist – die vielen Fehler eines Hombach und neuerdings Nienhaus wären ihm und Herrn Schumann sicher nicht unterlaufen.
    .
    Mehr dazu z.B. unter:
    http://www.wuv.de/nachrichten/medien/guenter_grotkamp_verliert_waz_prozess

  39. Sauer sagt:

    Wenn das, was FreierFotolieferant schreibt, richtig ist, wird bei der WR immer noch wesentlich schlechter bezahlt. Trotz Gewerkschaftsboss an der Spitze.
    115 Euro Tagespauschale Minimum?
    Schön wär’s. Und weniger als acht Stunden arbeitet eh kein Pauschalist…

  40. Sauer sagt:

    Gilt übrigens bei der WR für Schreiber und Knipser.

  41. […] Medien-Krise: Drastische Honorareinbußen bei der Westdeutschen Zeitung … medienmoral […]

  42. Medienmoral sagt:

    Dass der Widerstand gegen Honorarkürzungen bei Freien auch erfolgreich sein kann, zeigt dieses Beispiel aus Berlin
    Liebe Kolleginnen,
    liebe Kollegen,
    gestern haben die Freien des Neuen Deutschland gemeinsam mit ver.di erreicht, dass die Kürzung des Zeilenhonorars zurückgenommen wird. Im Februar hatte das ND das Zeilenhonorar von 39 Cent auf 35 Cent gesenkt.
    Gestern von 8 bis 10.30 Uhr verteilten die Freien mit uns vor dem ND-Haus Flugblätter und Kuchen. Zahlreiche Redakteure, der Betriebsrat, aber auch der Chefredakteur und sein Stellvertreter informierten sich bei den Freien und zeigten Verständnis für den Unmut. Kurz vor Schluss unserer Aktion kam ND-Geschäftsführer Olaf Koppe und erklärte, zum 1. Oktober die Kürzung zurückzunehmen.
    Das ND berichtet heute selbst über die Aktion. Der Link steht auf unserer Internetseite sowie weitere Infos und Fotos von der Aktion:
    http://dju-berlinbb.verdi.de/

    Herzliche Grüße
    Silke Leuckfeld
    Mit freundlichen Grüßen, medienmoral-nrw.de

  43. FreierFotolieferant sagt:

    Und die folgende Mail (siehe unten) ging heute rund:
    – das bedeutet nun definitiv das sich alle Lokalredaktionen an den Fotos nach Lust und Laune bedienen können, und der Fotograf keine angemessene Honorierung hierfür bekommt.
    – Inwieweit abgebildete Personen allerdings einer Veröffentlichung außerhalb des eigentlichen Anlass zugestimmt haben, ist mir unklar – denn normalerweise frage ich die Person, ob sie mit einer Veröffentlichung in der Lokalen Zeitung einverstanden ist. Für frei verwendbare Fotos gab und gibt es ein Model-Release, das ich allerdings bisher bei keinem Foto im Hugo finden konnte.
    – Die Ankündigung das „Altmaterial“ in die neue Vermarktung zu transferieren sollte genau beobachtet werden. Denn es kann ja nicht sein das die AGB im nachhinein zu Ungunsten der freien Fotografen geändert werden. Ich bin schon gespannt welches großzügige Angebot pro Bild kommen wird.
    – Ein Problem ergibt sich bei dem Transfer der Fotos von Fotografen, Veranstaltern und sonstiger Bildlieferanten, die nicht zu den Pauschalisten gehören, in den Hugo. Die Bilder erscheinen danach im WAZFotoPool, was nicht stimmen kann.

    Nun die email:

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    in den vergangenen Tagen wurde häufig die Frage an uns herangetragen, welche Bilder im Lokalen frei genutzt werden können.
    Es gab den Wunsch nach einer „Positivliste“, dem wir gerne entsprechen.
    Frei benutzt werden kann natürlich das Material des WAZ FotoPools. Im HuGo Kanal „WAZ FotoPool“ finden Sie ab dieser Woche zuverlässig all die Bilder, die vom WAZ FotoPool erstellt wurden. Die endgültige Umstellung wird voraussichtlich am Ende der laufenden Woche abgeschlossen sein.
    Auch das Altmaterial wird in den nächsten Wochen schrittweise in den neuen Kanal überführt, so dass Sie in sehr absehbarer Zeit dort ein komplettes Angebot an Bildern finden, an dem eindeutige Abdruckrechte bestehen.
    Selbstverständlich finden Sie hier alle Bilder, die auf den von den Lokalredaktionen bestellten Terminen fotografiert worden sind, für all diese Bilder entfällt wie bekannt seit 1.8.09 der Anstrich.

  44. Hannes sagt:

    @FreierFotolieferant:
    Kannst Du mir als Außenstehendem erklären, was der letzte Absatz „Selbstverständlich finden Sie hier alle Bilder, die auf den von den Lokalredaktionen bestellten Terminen fotografiert worden sind, für all diese Bilder entfällt wie bekannt seit 1.8.09 der Anstrich.“ bedeutet?

    Heißt das, dass wenn freier Mitarbeiter Max Müller z. B. auf die Cranger Kirmes geschickt wird, er für die erst-veröffentlichten Fotos bezahlt wird (die im bestellten Artikel) diese danach dem Verlag nach Gutdünken unentgeltlich zur Verfügung stehen?

    Was ist, wenn Max Müller vom Termin XY drei Fotos zur Auswahl einreicht, mit den anderen beiden Bildern, die nicht veröffentlicht wurden, wenn nur eines genommen wird?

    Oder liege ich mit meinen Fragen völlig daneben?

  45. FreierFotolieferant sagt:

    @ Hannes

    Leider habe ich noch keine vertraglich formulierte Vereinbarung zwischen WAZNewMedia und einem freien Fotografen gesehen, daher kann ich auch nur vermuten das es folgendes bedeuten soll:

    Ein Fotograf hat den Termin Cranger Kirmes, er stellt z.B. 3 Aufnahmen ins System und hat damit alle seine Verwertungsrechte am Bild aufgegeben. Wird ein Bild gedruckt erhält er genausoviel wie beim Druck aller 3 Bilder, nämlich die Pauschale (und wenn die Kirmes sein einziger Termin war, dann beträgt die m.E. 60 EUR). Jetzt können alle WAZ Zeitungen die Bilder kostenlos nutzen, so oft sie wollen – der Fotograf bekommt keinen weiteren Cent zu sehen.
    Ein kleiner Lichtblick könnte sein das bisher von der Verwertung durch die Lokalredaktionen geschrieben wurde, und nicht von Fotos im Mantel.

    Besonders eklatant wird dies für den Fall das der Fotograf eine Fotostrecke unter derwesten.de macht und z.B. seine 30 besten Bilder einstellt. Hierfür bekommt er 25 EUR zusätzlich zur Pauschale! Spätere Nutzung der Fotos durch die WAZ/WP/WE/NRZ Zeitungen natürlich kostenfrei…

    Wenn man jetzt weiß das WNM plant als Fotoagentur auch für andere Zeitungen und Zeitschriften zu fungieren, wird es wirklich haarig.

    Wenn Du mich fragst ist die kleine Erhöhung der Tagespauschale mit verdammt vielen Verschlechterungen für freie Fotografen gespickt. Über kurz oder lang wird es dazu führen, dass der Fotograf nur noch ein Bild pro Termin abgibt, und dieses so auswählt dass es nur für den speziellen Artikel verwendbar ist. Es lohnt sich ja anscheinend nicht Bilder zu liefern die immer wieder gebraucht werden.

  46. Hannes sagt:

    @FreierFotolieferant:
    Danke für die Erklärung. Das liest sich nicht gut ;-( Die WAZ scheint damit im (weltweiten)Trend zu liegen:
    http://www.nytimes.com/2009/08/11/business/media/11photo.html?_r=1&ref=media

  47. FreierFotolieferant sagt:

    Eine Sache geht mir gerade durch den Kopf: „alle Bilder, die auf den von den Lokalredaktionen bestellten Terminen fotografiert worden sind“.
    Und was ist wenn der Fotograf zufällig an einem Unfall vorbeikommt und diesen fotografiert? Gibt es dann für das Bild die Einzelbildpauschale? Oder reicht es wenn die Lokalredaktion das Foto nachträglich auf die Bestell-Liste setzt?
    Und was bedeutet „alle Bilder“ ???

  48. Caroline sagt:

    Gerade gefunden – ich hoffe, das hat auch Auswirkungen auf die WAZ-Politik:
    Fotojournalisten gewinnen gegen Bauer

    Die Vereinbarung eines Pauschalhonorars, mit dem sämtliche Leistungen und Rechte abgegolten werden sollten, ist ebenso unzulässig wie die Bedingung, wonach mit dem Pauschalhonorar auch zukünftige verwandte Schutzrechte des Verlages und die Nutzung durch Dritte bezahlt sein sollten.

    Berlin – Der Deutsche Journalisten-Verband und die dju in ver.di haben vor dem Landgericht Hamburg eine Einstweilige Verfügung gegen die Heinrich Bauer Achat KG erwirkt. Nach dem Richterspruch vom 22. September sind wesentliche Regelungen in Bauer-Verträgen mit freien Fotojournalistinnen und -journalisten rechtswidrig. Dazu gehören vor allem die Honorarbedingungen, die der Verlag zu Lasten seiner Freien ersonnen hatte. Die Vereinbarung eines Pauschalhonorars, mit dem sämtliche Leistungen und Rechte abgegolten werden sollten, ist ebenso unzulässig wie die Bedingung, wonach mit dem Pauschalhonorar auch zukünftige verwandte Schutzrechte des Verlages und die Nutzung durch Dritte bezahlt sein sollten.

    […] Die vom Gericht monierten Bedingungen des Verlags waren weder redlich noch angemessen. Untersagt worden ist auch die Regelung, die die Verwendung der Fotos für werbliche Zwecke erlaubt. Schließlich hat das Gericht auch die vom Verlag verwendete Haftungsklausel für rechtswidrig erklärt. Danach sollten die Fotografen den Verlag auf dessen Anforderung von fast allen Kosten durch Dritte freistellen. (www.newsroom.de)
    Anmerkung Medienmoral: Diese Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

  49. FreierFotolieferant sagt:

    Tja, momentan verschickt WAZ New Media die Verträge an die freien Fotografen. Es handelt sich um Buy-out Verträge, bei denen noch obendrauf gesetzt wurde das das allumfassende Nutzungsrecht letztendlich auch für die Bilder existiert, die gar nicht ins System gestellt wurden.
    Wenn ich das was im Vertrag steht richtig verstanden habe, darf ich die von mir gefertigten Bilder nicht mal mehr für Eigenwerbung nutzen, sondern muss von WAZ New Media wahrscheinlich ein eingeschränktes Nutzungsrecht erwerben…

  50. Caroline sagt:

    Übrigens verkauft die WAZ Fotos aus dem WAZ-Fotopool für gutes Geld an andere Blätter – ohne das der Fotograf dafür etwas sieht, soweit ich informiert bin. Ist das wirklich noch von geltendem Recht abgedeckt? Das darf doch nicht!